Laufschuhe 19 Modelle für alle Läufer

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Den idealen Laufschuh für jeden gibt es nicht. Es kommt immer au­f die Fuß­ana­tomie des Läufers an. Wir haben 19 Schuhe in drei Kategorien getestet. Billigschuhe hinken hinterher.

Wer gewinnt den Wettlauf um den besten Laufschuh? In den Laboren der großen Sportartikelhersteller tüfteln hochqualifizierte Wissenschaftler, wie sie Profis und Freizeitsportlern zu noch besse­ren Schuhen verhelfen können. Dreh- und Angelpunkt ihrer Bemühungen ist der Fuß – dieses komplexe Naturwunder mit 26 Knochen, 31 Gelenken, vielen Muskeln, Sehnen und Nerven sowie rund 600 Schweißdrüsen pro Quadratzentimeter.

Doch jeder Fuß ist anders, sodass es den idealen Laufschuh für alle nicht geben kann. Ob Platt-, Senk-, Spreiz-, Knick- oder Hohlfuß – die Fehlstellung bedingt den Laufstil, und den gilt es bei der Auswahl des Schuhs zu berücksichtigen. Dabei kommt es vor allem auf Stoßdämpfung und Stützfunktion an. Schuhe, die die starke Belastung des Rückfußes beschränken und eine gute Dämpfung bieten, senken mit hoher Wahrscheinlichkeit die Gefahr von Verletzungen beim Laufen, belegen wissenschaftliche Studien.

Der Handel bietet verschiedene Schuhtypen an. Neutrallaufschuhe, auch Cushionschuhe genannt, sind für Läufer gedacht, die keine oder kaum Fußfehlstellungen oder sonstige orthopädische Probleme haben. Eine besondere Rolle für die Auswahl des Schuhs spielt die Pronation. Damit ist das leichte Einknicken des Fußes nach innen gemeint. Eine normale Pronation im unteren Sprunggelenk bewirkt eine natürliche Dämpfung, wobei die Ferse nur leicht nach innen knickt. Bei einer Überpronation hinge­gen knickt der Fuß so stark ein, dass Sehnen, Gelenke und Bänder stark beansprucht werden. Das hat nicht nur für den Fuß negative Auswirkungen, sondern kann auch zu Knie- und Hüftschmerzen führen. Für Überpronierer sind Stabilitätsschuhe und solche mit Bewegungskontrolle empfehlenswert. Das Laufen über den Außenrand des Fußes, das wesentlich seltener vorkommt, nennt man Supination.

Adidas und Asics am beliebtesten

Wir haben 19 aktuelle Herrenlaufschuhe getestet: jeweils 6 Stabilitäts- und Neutrallaufschuhe sowie 7 preiswerte bis billige Modelle. Zunächst mussten sie ihre Qualität auf der Laufstrecke beweisen. 20 erfahrene Läufer, davon je 10 Überpronierer und Neutralläufer, wurden auf eine fünf Kilometer lange Teststrecke geschickt, und zwar mit jedem Schuh der Auswahl, also insgesamt 380-mal. Im Prüfinstitut erhielten die Testläufer die Schuhe nach dem Zufallsprinzip und füllten nach dem Rundkurs einen Fragebogen aus. Am Ende des Lauftests wählte jeder seine drei Lieblingsmodelle aus und die drei Unbeliebtesten.

Sieger des Testmarathons wurden sowohl bei den Stabilitäts- als auch bei den Neutrallaufschuhen die Modelle von Adidas und Asics. Bis auf Reebok schlugen sich auch die anderen Markenschuhe gut.

Billigschuhe weit abgeschlagen

Weit abgeschlagen in der Gunst der Läufer landeten dagegen viele Billigtreter. Mithalten konnten hier nur die preiswerten Schuhe von Adidas und Deichmann für 50 und 40 Euro. Wenig Freude hatten die Tester am Joggingschuh von Reno und an den besonders billigen Aktionsschuhen von Aldi und Lidl. Hier drückte im wahrsten Sinne der Schuh, und manche Tester klagten nach den Läufen über Knie- und andere Schmerzen.

Aber auch bei den Spitzenreitern gab es kleine Mängel. So monierten die Testläufer bei den Adidas-Modellen die schwache Fixierung der Schnürsenkel, die oft nur mit einem Doppelknoten hielten. Auch gibt es mitunter Beschwerden über Druckstellen. Dicke Nähte im Bereich der Schnürung, beispielsweise bei Reebok und Nike, können Druckschmerzen auf dem Fußrücken verursachen. Dass es dort auch ohne Naht geht, zeigt der Asics Gel-Nimbus.

Labormessungen ergänzen Lauftest

Das subjektive Urteil der Tester ist allein aber noch nicht aussagekräftig. So nehmen die Läufer beispielsweise die Pronation nicht wahr, Unterschiede zwischen Stabilitäts- und Neutralschuhen registrierten sie kaum. Deshalb führen wir im Anschluss an den Lauftest umfangreiche biomechani­sche Untersuchungen im Labor durch.

Außerdem beurteilen zwei Experten die orthopädischen Eigenschaften. Im Biomechanik-Labor wurden bei den Läufern winzige Drucksensoren an der Fußsohle, Beschleunigungsmesser am Schienbein und elektronische Winkelmesser an der Fersenkappe des Schuhs befestigt. Damit liefen sie über eine Messplattform, auf der die biomechanischen Parameter bei einer konstanten Laufgeschwindigkeit gemessen wurden. Die ermittelten Werte erlauben Rückschlüsse darauf, wie stark die Schuhe harte Stöße dämpfen, wie der Fuß gestützt wird und wie sich der Druck über die Fußfläche verteilt. Jeder Schuh durchlief insgesamt 100 Messdurchgänge.

Der Schuh muss zum Fuß passen

Da die Anforderungen an Stützfunktion und Stoßdämpfung individuell sehr verschieden sind, haben wir auf eine Bewertung verzichtet und geben stattdessen die jeweilige Ausprägung an. Die Ergebnisse bestätigen weitgehend die Zuordnung der Schuhe durch die Hersteller. So haben fast alle Stabilitätslaufschuhe eine ausgeprägte Pronationskontrolle. Nur der Reebok Premier Trinity fällt hier aus der Reihe. Er gehört eher in die Gruppe der Neutrallaufschuhe, die meist eine stärkere Stoßdämpfung bieten und etwas weniger stützen.

Die Haltbarkeit der Schuhe wurde mit anerkannten Dauertests geprüft. Dabei ging es zum einen um die Scheuerbeständigkeit von Fersenfutter und Einlegesohle, zum anderen um die Biegefestigkeit der Sohlen. Nach Abschluss der Prüfungen sahen nicht nur viele Billigschuhe lädiert aus, sondern auch die Schuhe der Nobelmarke Asics. Fersenfutter und Einlegesohle waren bei beiden Testmodellen deutlich angescheuert, und die Sohlen zeigten nach 30 000 Biegungen tiefe Risse. Bei einem Schuh unter 30 Euro könnte man das hinnehmen, abgesehen davon, ob ein solcher Kauf überhaupt sinnvoll ist; bei einem Modell über 100 Euro verwundert es aber.

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Profilbild Stiftung_Warentest am 02.07.2015 um 09:08 Uhr
Laufschuhe in test 08/2015

@DaciaLogan: In der kommenden test Ausgabe 08/2015 werden wir sowohl über Laufschuhe (Neutral- und Stabilitätslaufschuh), wie auch über die über die Schuhersteller berichten. (MK)

HotFirefly am 01.07.2015 um 22:01 Uhr
Nach 6 Jahren - bitte einen neuen Test

Die getesteten Laufschuhe gibt es in der Regel als Auslaufmodelle noch 2 Jahre "später" - jedoch nicht mehr nach ganzen 6 Jahren. Deshalb: Bitte um einen aktuellen Test! Danke.