Entgegen den Empfehlungen der Reiseveranstalter lohnt es sich oft, kurzfristig zu buchen. Wir haben die Preise von 112 Pauschalreisen verglichen.
Sie liegen an einem feinen weißen Karibikstrand, auf dem türkisfarbenen Wasser tanzen die Sonnenstrahlen, ausladende Palmen spenden ein wenig Schatten. Sie glauben, alles richtig gemacht zu haben. Bis zu dem Moment, in dem sie von ihrem Strandnachbar eher beiläufig erfahren, dass er für haargenau die gleiche Reise 575 Euro pro Person weniger bezahlt hat als sie. Das kann die Urlaubsfreude empfindlich trüben. Denn sie buchten die Reise, wie es die Veranstalter empfehlen, Monate im Voraus. Und dann das: Auf den letzten Drücker wurde der Trip 30 Prozent billiger. Dieser fiktive Fall hätte sich tatsächlich ereignen können. Und zwar im exklusiven Resort Dreams La Romana in Bayahibe im Süden der Dominikanischen Republik. Bei unserem Preisvergleich kosteten 14 Tage im Juni mit Flug ab Düsseldorf und all-inclusive 1 904 Euro pro Person – bei Buchung der Reise im Januar. Im Mai, genau 14 Tage vor dem Start, wurden für die gleiche Reise dagegen nur noch 1 329 Euro verlangt.
Früh buchen oder lieber auf die Last-Minute-Schnäppchen warten? So lautet jedes Jahr die Frage bei der Urlaubsplanung. Wenn es nach den Veranstaltern ginge, bringt der Urlauber seine Sommerferien frühzeitig unter Dach und Fach. Das verwundert nicht, denn die Anbieter wollen Planungssicherheit haben und über die Anzahlungen Geld in die Kasse bekommen.
Doch nützt das, was für die Reiseveranstalter gut ist, auch den Verbrauchern? Zweifel sind angebracht. Denn wie schon vor vier Jahren (siehe „Pauschalreisen“ aus test 8/07) ergibt unser Preisvergleich abermals mehr Vorteile für die Last-Minute- als für die Frühbucher. Wir haben für 112 Pauschalreisen in acht Zielgebiete – jeweils zwei Wochen im Doppelzimmer, Start Anfang Juni ab Düsseldorf, Verpflegung variabel – zweimal die Preise ermittelt: einmal im Januar und einmal im Mai, genau 14 Tage vor Abflug.
Fernreisen kurzfristig deutlich billiger
Das Ergebnis stimmt weitgehend mit dem unseres letzten Preisvergleichs überein. Unterschiede ergeben sich vor allem aufgrund der besonderen politischen Lage in Nordafrika in diesem Jahr:
- Bei rund der Hälfte der überprüften Reisen war der Last-Minute-Preis günstiger als der Frühbucherpreis.
- Nur jeweils ein Viertel der Reisen kostete auf den letzten Drücker mehr oder war zu diesem Zeitpunkt ausgebucht.
- Bei rund einem Drittel der Reisen in die Türkei, nach Spanien und Bulgarien waren die im Januar ermittelten Frühbucherpreise etwas billiger als die Spätbucherpreise, häufig aber nur um 5 bis 10 Prozent.
- Bei Fernreisen nach Kuba und in die Dominikanische Republik lohnt es sich fast immer, spät zu buchen. Jede vierte Reise war hier auf den letzten Drücker sogar über 20 Prozent billiger.
Last Minute mehr Schnäppchen
Bei Last-Minute-Reisen gewähren die Reiseveranstalter häufig deutlich höhere Preisabschläge als bei günstigen Frühbucherangeboten. In unserer Stichprobe waren rund 16 Prozent der spät gebuchten Reisen mindestens 15 Prozent billiger, bei den Frühbucherreisen nur 3,6 Prozent.
In fünf von acht Zielgebieten gibt es mehr Kurzfristangebote, die billiger sind als die gleichen, fünf Monate früher georderten Reisen (siehe Infografik): in der Dominikanischen Republik, in Kuba, Ägypten, Griechenland und Tunesien.
Selbst bei etwa jeder dritten Reise nach Spanien, Bulgarien und in die Türkei lohnte es sich, mit der Buchung zu warten. Und für die teureren oder ausgebuchten Angebote gab es fast immer preisgünstige Alternativen. Dass viele Hotels für den ausgewählten Termin Anfang Juni ausgebucht waren oder die Last-Minute-Reise etwas teurer war, dürfte in diesem Jahr vor allem auf die besondere politische Situation in Nordafrika zurückzuführen sein.
Türkei beliebtes Ausweichziel
Denn die klassischen Sonnenziele Ägypten und Tunesien fielen aufgrund der revolutionären Umbrüche ab Februar 2011 als Reiseländer praktisch aus. Viele Urlauber steuerten nach Spanien oder in die Türkei um. Die starke Nachfrage in diese Länder ließ die Preise steigen. Das beliebteste Ausweichziel war wohl die Türkei. Die Hälfte der 20 überprüften Reisen war hier auf die letzte Minute nicht mehr buchbar, und fünf Reisen kosteten mehr als im Januar.
Griechenland günstig
Griechenland, selbst krisengeschüttelt, hat offenbar weniger von der Nordafrikakrise profitiert. Jedenfalls waren in unserer Stichprobe rund drei Viertel der Hellas-Reisen kurzfristig billiger zu haben, und zwar bis zu 15 Prozent. Es gab aber auch drei Reisen, die im Januar günstiger waren, allerdings nicht viel billiger.
Weniger Flüge nach Nordafrika
Etwas verworren stellt sich die Situation für Ägypten und Tunesien dar. Auch wenn sich der Tourismus im Juni in beiden Ländern langsam zu erholen begann, ist das Angebot durchwachsen. Zwar locken viele Hotels mit günstigen Preisen, das Flugangebot ist aber beschränkt. Die meisten Airlines haben ihre Flugpläne um fast die Hälfte zusammengestrichen. Das erklärt vielleicht die teilweise deutlich teureren Last-Minute-Angebote, vor allem nach Tunesien. Andererseits gibt es jede Menge äußerst günstige Reisen in diese Länder, vor allem kurzfristig. Wer sich bei der Suche ein wenig Zeit nimmt, kann hier interessante Schnäppchen finden.
Wir haben die Preise ausschließlich im Internet verglichen: zum einen bei den großen Reiseveranstaltern Tui, Thomas Cook, Alltours und zum anderen bei Reiseportalen, die Reisen aller Veranstalter verkaufen – Expedia, weg.de, ab-in-den-urlaub.de, onlineweg.de und holidaycheck.de.
Egal ob Internet oder Reisebüro
Die Onlinereisebüros bieten den großen Vorteil, hier die Preise von nahezu allen Anbietern eines Hotels vergleichen zu können. Dabei sieht man auch, dass sich die Preise von Tag zu Tag beträchtlich ändern können. Diejenigen, die nicht auf einen bestimmten Termin festgelegt sind, können so eine Menge Geld sparen. Wer im Internet nicht selbst vergleichen will, ist im Reisebüro genauso gut aufgehoben. Auch da gibt es Preisvergleichssysteme, die die günstigsten Reisen herausfischen.
Wann er bucht, entscheidet der Kunde selbst. Manche kommen ums frühe Buchen nicht herum, etwa Familien mit schulpflichtigen Kindern. Damit die Urlaubsfreude nicht leidet, sollten sie Mitreisende eher nicht nach dem Reisepreis fragen. Oder sie sind flexibel und suchen auch nach einem Last-Minute-Schnäppchen.
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