
Eugene Fama, geboren 1939 in Boston, Massachusetts, lehrt seit vielen Jahren an der Universität von Chicago. Er sagt, die Märkte seien effizient, Informationen würden schnell und rational verarbeitet.
Forschung für alle: Die Einsichten der Nobelpreisträger Eugene Fama und Robert Shiller helfen nicht nur Profis – jeder Anleger kann sie nutzen.
Da standen die Münder offen: Drei Preisträger für ein Fach, darunter zwei, deren Thesen sich widersprechen. So viel Aufregung um den Wirtschaftsnobelpreis war selten. Und selten berührten die Erkenntnisse der Preisträger so unmittelbar die Geldanlage ganz normaler Leute.
Der eine Preisträger, Eugene Fama von der Universität in Chicago, hat die sogenannte Effizienzmarkthypothese begründet. Salopp zusammengefasst bedeutet sie: „Der Markt hat immer recht.“ Fama sagt, Informationen über die Lage der Unternehmen würden rational verarbeitet und spiegelten sich umgehend in den Kursen ihrer Aktien wider.

Robert Shiller, geboren 1946 in Detroit, lehrt seit 1982 in Yale. Er wies nach, dass die Entwicklung von Aktienkursen nicht auf rein rationalen Überlegungen basierte.
Der andere Preisträger, Robert Shiller von der Yale University, New Haven, hat indessen herausgefunden, dass Kursbewegungen von Aktien nicht rein rational begründet werden können. Vielmehr komme es zu irrationalen Übertreibungen an den Märkten. Shiller hatte vor den Preisübertreibungen an der Technologiebörse und am US-Immobilienmarkt gewarnt, jeweils bevor die Marktpreise implodierten.
Der Dritte im Bunde der diesjährigen Preisträger, Lars Peter Hansen, hat vor allem die methodischen Grundlagen gelegt, mit deren Hilfe man Fragen, wie Shiller sie gestellt hat, empirisch untersuchen kann.
Der Markt als Ganzes

Lars Peter Hansen, geboren 1952 in Champaign, Illinois, ist Professor in Chicago. Er hat methodische Grundlagen entwickelt, mit denen sich wichtige ökonomische Fragen empirisch untersuchen lassen.
Eugene Fama gilt als der geistige Vater der Indexfonds, mit denen Anleger auf die Entwicklung eines Marktindex setzen. Klar: Wenn es nicht möglich ist, dauerhaft den Markt zu schlagen, liegt es nahe, gleich den ganzen Markt zu kaufen.
Stockpicking – das gezielte Heraussuchen vielversprechender Titel – kann sich nach Famas Theorie nicht lohnen. Denn unterbewertete Aktien, deren wahren Wert der Markt falsch einschätzt, gibt es danach nicht. Kein Investor kann mehr wissen als ein anderer, weil alles Wichtige, was über eine Firma bekannt wird, sich sofort im Preis ihrer Aktie niederschlägt.
Beispiel deutscher Aktienindex Dax: Anleger, die deutsche Aktien kaufen wollen, können gezielt auf Einzelwerte setzen, weil sie sich von ihnen eine besonders gute Entwicklung versprechen. Das kann zwar gut ausgehen, doch in der Regel werden sie besser damit fahren, wenn sie den Dax als Ganzes kaufen. Mit einem Indexfonds oder einem ETF funktioniert das mit wenig Geld.
ETF ist die Abkürzung für Exchange Traded Funds, börsengehandelte Fonds. Profis investieren schon eine geraume Zeit in ETF. Mittlerweile werden diese Fonds auch bei privaten Anlegern immer beliebter – was unter anderem daran liegt, dass sie günstig und sehr bequem zu handhaben sind.
Rational oder irrational
Fama beschrieb Details seiner späteren Effizienzmarkthypothese bereits in jungen Jahren, zum Beispiel 1965 in der Abhandlung „Random Walks in Stock Market Pri-ces“, deutsch: Zufallsbewegungen in Aktienkursen.
Ein paar hundert Kilometer östlich von Chicago, in New Haven, entwickelte einige Jahre danach ein junger Forscher Zweifel an der Idee effizienter Märkte. Das war Robert Shiller. Er konnte seine Zweifel belegen und veröffentlichte 1981 in der renommierten Zeitschrift „American Economic Review“ einen vielbeachteten Aufsatz. Er schrieb, dass Aktienkurse viel stärker schwankten, als es die Veränderungen der künftigen Dividendenzahlungen erwarten ließen. Wenn aber nicht allein die Gewinnerwartungen eines Unternehmens dessen Aktienkurs beeinflussten, dann musste es noch etwas anderes geben, etwas, das nicht rational war, die Angst und die Gier der Anleger etwa.
Von Angst und Gier
Shiller ist der Ansicht, dass die Anleger sich bei ihren Entscheidungen oft von Gefühlen leiten lassen. Sie ließen sich zum Beispiel dazu verlocken, das Verhalten anderer nachzuahmen. Erst wollen alle dabei sein beim dicken Reibach, und wenn der Markt dann dreht und die Kurse fallen, bewegt sich die gesamte Herde in die andere Richtung und verkauft, was das Zeug hält.
Gier und Angst sind nur zwei von vielen Verhaltensweisen, die Entscheidungen der Anleger beeinflussen. Eine typische Falle, in die nicht nur private Anleger laufen, ist zum Beispiel die besondere Liebe zum heimischen Aktienmarkt. Der ist vertrauter, aber doch riskanter als der breiter aufgestellte Weltmarkt. Oder die Selbstüberschätzung. Wer es ein paar Mal gut getroffen hat bei der Auswahl von Wertpapieren, fühlt sich stark. Kein Gedanke daran, dass es auch mal schiefgehen könnte. Das erhöht die Gefahr von Enttäuschungen.
Ein weiterer häufiger Fehler ergibt sich aus dem Widerwillen, sich eine falsche Entscheidung einzugestehen: Viele Anleger halten lange an Verlustbringern fest, in der Hoffnung, es würde schon wieder werden.
Das Problem der Blasen bleibt
Auch wenn Fama und Shiller sich teilweise widersprechen – an den Schlussfolgerungen aus Famas Hypothese herrscht kein Zweifel: Indexfonds sind für viele Anleger eine gute und vernünftige Art, in Fonds zu investieren. Denn dass es nur schwer gelingt, dauerhaft den Markt zu schlagen, ist inzwischen unstrittig. Nur wenige aktiv gemanagte Fonds zum Beispiel schneiden über längere Zeit hinweg besser ab als ihr Vergleichsindex.
Über das Problem der irrationalen Übertreibungen helfen Indexfonds aber nicht hinweg. Kommt es an den Märkten zu Spekulationsblasen, folgen Anleger mit Indexinvestments dem teils heftigen Auf und Ab zwangsläufig im selben Maß. Um diese Schwankungen abzumildern, ist es zum einen wichtig, langfristig anzulegen – über viele Jahre. Zum anderen sollten Anleger ihr Geld passend auf riskante und sichere Anlagen verteilen.