Laminat Klarer Testsieg für Classen

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Wenn Fußbodenbelag einfach verlegbar, strapazierfähig und preiswert sein soll, wählen viele Laminat. Doch elektrisierende Nebenwirkungen sind möglich.

Im Dienst der Stiftung Warentest „eine gewischt bekommen“, das passiert unseren Prüfern zum Glück selten. Doch bei diesem Test stellten wir eine elektrisierende Wirkung fest – quasi „auf Schritt und Tritt“. Es ging um die Frage, ob man sich beim Begehen von Laminatböden so stark elektrostatisch aufladen kann, dass „der Funke überspringt“ – zum Beispiel beim leichten Berühren einer anderen Person.

In einem klimatisierten Raum verlegten wir bei geringer Luftfeuchtigkeit nachein­ander jeweils zwei Quadratmeter Laminat auf Trittschalldämmung und Kunststofffolie. Nach einer Akklimatisierungsphase schritt unser Prüfer dann zur Tat und wanderte eine Minute lang auf Gummisohlen mit gleichmäßigen Schritten – vor und zurück – über die Testfläche.

Kleine Wege, große Wirkung

In seiner Hand hielt er eine Metallsonde. Das angeschlossene Messsystem registrierte in vielen Fällen eine erstaunliche elektrostatische Aufladung. Die relativ wenigen Schritte auf den Laminatfußböden reichten aus, um den Prüfer mit einigen Tausend Volt aufzuladen. Spitzenwerte von mehr als 10 000 Volt waren keine Seltenheit. Ursache: Kleinste elektrisch geladene Teilchen, die Elektronen, gehen von der Laminatdeckschicht auf den Prüfer über.

Ungefährlich, aber unangenehm

Wenn der Prüfer dann zum Beispiel eine Türklinke anfasste, entlud sich die Spannung schlagartig. Das ist nicht gefährlich, weil hier nur geringe Ströme fließen. Viele Menschen empfinden es aber als schmerzhaft oder zumindest als unangenehm, „eine gewischt“ zu bekommen. Und empfindliche elektroni­sche Bauteile können durch hohe Spannungen mitunter sogar beschädigt werden.

Besonders ärgerlich: Die Laminate Egger Emotion und HDM Premium Plus Klick sollen laut Verpackung „antistatisch“ sein, sind es aber nicht. Andererseits beweist das Laminat Classen Style Feinpore, dass sich die Probleme technisch lösen lassen. Doch erstaunlicherweise ist die Antistatikwirkung bei ihm gar nicht deklariert.

Eine geringe Luftfeuchtigkeit, also zu trockene Luft, ist in vielen Wohnungen vor allem im Winter ein Problem: Die von draußen in das Haus strömende Kaltluft enthält wenig Wasser. Wird sie erwärmt, sinkt die relative Luftfeuchtigkeit auf ein Minimum – erst recht in der Nähe einer Heizung. Zwar lässt sich die Raumluft zum Beispiel mithilfe von Pflanzen anfeuchten, doch der Nutzen solcher Maßnahmen ist begrenzt. Außerdem kann eine zu reichliche Luftbefeuchtung an kalten Wänden zu Feuchte- und Schimmelproblemen führen.

Tipp: Wenn in Ihrer Wohnung die Luftfeuchtigkeit tagelang weit unter 50 Prozent liegt, sollten Sie ein als „antistatisch“ deklariertes Laminat wählen. Dann haben Sie gute Chancen, dass sich derartige Probleme von vornherein vermeiden lassen. Recht günstige Antistatik-Eigenschaften hat auch Fertigparkett mit einer natürlichen (geölten) Holzoberfläche.

Durchweg erfreulich sind die Ergebnisse der Schadstoffemissionsmessungen. Die Mengen flüchtiger organischer Stoffe und insbesondere von Formaldehyd lagen so niedrig, dass wir meist die Bestnote „sehr gut“ vergeben konnten. Auch beim Verlegen konnten die meisten Laminate punkten. Die Prüfer kamen mit den Klickverbindungen gut zurecht und erzielten recht ansehnliche Verlegeergebnisse.

Tipp: Wichtig für den Erfolg ist die richtige Vorbereitung des Untergrundes. Er muss vor allem eben sein. Sorgen Sie deshalb bei Bedarf zunächst mit Fließ-Estrich oder Verlegeplatten für eine ebene, solide Basis. Eine Dampfsperrfolie schützt vor Feuchtigkeit. Beachten Sie die Anbieterhinweise.

Mit Schmirgelpapier traktiert

Eine entscheidende Frage ist, ob der schöne Anblick der makellosen Laminatfläche auch lange hält. Wie groß sind die Risiken durch alltägliche Belastungen? Der Glanzeffekt zum Beispiel kann unter vielen kleinen Kratzern leiden, was den Boden unansehnlich macht. Wir haben die Empfindlichkeit der Oberflächen mit Diamantnadel und rauen Schwämmen geprüft. Überra­schen­der­weise waren die preisgünsti­gen Laminate von Kronotex und Hellweg sowie Decofloor-Clic in puncto Kratzfestigkeit die besten, während mehrere relativ teure Produkte dabei eher mäßig abschnitten.

Tiefer ins Material ging die Prüfung der Abriebfestigkeit. Dabei traktierten wir die dünnen transparenten Kunststoffoberflächen so lange mit Schmirgelpapier, bis das darunter liegende Dekorpa­pier – quasi ein Foto eines Holzbodens – erste Schäden zeigte. Dank harter Oberflächen waren hier mehrere Laminate „sehr gut“.

Mit unterschiedlicher Wucht auf das Laminat treffende Stahlkugeln geben nicht nur Auskunft über die Härte der Oberfläche, sondern vor allem auch über die Widerstandskraft der darunterliegenden gepressten Faserplatte. Nur Decofloor-Clic erzielte hier die Bestnote.

Klickverbindungen im Härtetest

Und nicht zu vergessen: die praktischen Klickverbindungen. Halten sie auf Dauer fest zusammen, auch bei wechselnder Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit? Machen ihnen Stuhlrollen und andere punktförmige Belastungen nichts aus oder doch viel zu schaffen? Hier zeigten sich große Unterschiede zwischen den Laminaten. Die besten überstanden die Prozedur völlig unbeschadet, andere hatten Risse und Oberflächenschäden.

Tipp: Je schwerer die Bewohner und je intensiver sie ihre Drehstühle nutzen, desto wichtiger ist eine stabile Klickverbindung. Wählen Sie dann auch eine dünne Trittschalldämmung mit hoher Materialdichte (Kork oder relativ schwere PUR-Matten) – oder Laminat mit integrierter Trittschalldämmung. Entfernen Sie alte Teppiche vorher.

Für Leisetreter

Die harte Oberfläche und der kompakte Kern des Laminats sind dafür verantwortlich, dass es Schall gut überträgt. Im eigenen und im Interesse der Nachbarn ist eine Schalldämmung als Lärmschutz unverzichtbar. Bevor Laminat verlegt werden kann, muss man deshalb zuerst eine Lage zum Beispiel aus Kork, Rippenpappe oder PE-Schaum ausrollen.

Viele Anbieter verkaufen Laminat auch mit einer integrierten Trittschalldämmung, die auf der Rückseite aufgeklebt ist. Wir wollten wissen, wie effektiv diese Produkte im Vergleich zu einer separat verlegten Trittschalldämmung den Lärm im Raum vermindern. Das Ergebnis: Es lohnt sich in der Tat, diese etwas teureren Laminatvarianten zu kaufen (siehe Tabelle „Vergleichsprüfung“). Am besten funktionierte der Schallschutz beim Laminat von Meister.

Tipp: Lassen Sie sich durch die Mehrkosten für die integrierte Dämmung nicht abschrecken. Neben dem besseren Lärmschutz profitieren Sie auch von weniger Aufwand beim Verlegen.

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Profilbild Stiftung_Warentest am 07.01.2022 um 12:00 Uhr
Testwunsch Vinylböden

@torsten1005: Ihren Testvorschlag haben wir jedoch mit Interesse zur Kenntnis genommen und an unser für die Testplanung zuständiges Gremium, das Untersuchungswünsche unserer Leser registriert, weitergeleitet. Ob und wann eine entsprechende Untersuchung durchgeführt wird, lässt sich momentan allerdings noch nicht übersehen.

Torsten1005 am 06.01.2022 um 20:36 Uhr
Nueuer Test

Wann kommt denn mal ein neuer Test auch für Vinylböden?

Profilbild Stiftung_Warentest am 20.12.2018 um 12:53 Uhr
Schadstoff-Emission bei Fußbodenheizung?

@Padcologne: Leider war die Schadstoff-Emission bei einer Fußbodenheizung nicht Gegenstand der Untersuchung. (Se)

Padcologne am 20.12.2018 um 11:35 Uhr
Schadstoff-Emission bei Fußbodenheizung ?

Hallo,
eine Frage hätte ich dazu:
Haben Sie auch die Schadstoff-Emission bei Verlegung auf einer Fußbodenheizung gemessen?
Die Bodentemperatur ist dann dauerhaft ca. 25 Grad Celcius.
Vielen Dank!
MfG

spoch am 02.05.2014 um 01:42 Uhr
Wie wurde getestet?

Was genau heißt "In einem klimatisierten Raum verlegten wir bei geringer Luftfeuchtigkeit"? Also wie klimatisiert und wie geringe Luftfeuchtigkeit?