Lade­station für das Handy Induktive Ladegeräte im Test

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Lade­station für das Handy - Induktive Ladegeräte im Test

Universell. Kabellose Ladegeräte tanken sowohl Android- als auch iOS-Handys auf. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser

Die neue Art des Hand­yladens ist einfach und komfortabel, braucht aber mehr Energie als das Laden per Kabel.

Lade­station für das Handy Testergebnisse für 20 Induktive Ladegeräte 07/2019 freischalten

Hand­yladen 2.0 heißt: auflegen statt Kabel einstöpseln. Kabellose Energie­über­tragung kennen wir bereits von elektrischen Zahnbürsten. Smartphones mit dieser Möglich­keit sind dagegen noch rar. Unsere Daten­bank Smartphones im Test enthält rund 150 liefer­bare Handys – etwa 30 davon sind auch für induktives Laden geeignet, vor allem hoch­preisige Modelle wie Samsung Galaxy S10 und Apple iPhone XR. Sie betanken ihren Akku, indem sie auf eine entsprechende Lade­station gelegt oder gestellt werden. Die elektrische Energie über­tragen verborgene Spulen kabellos.

Der Test von elf flachen und neun geneigten induktiven Ladegeräten zu Preisen zwischen 20 und 64 Euro bringt immerhin neun gute Modelle. In beiden Gruppen liegt ein Gerät von Anker vorn. Bessere Noten vereitelte der oft deutlich erhöhte Strom­verbrauch im Vergleich zum Laden per Kabel: Er lag im Test um bis zu 80 Prozent höher. Nur die beiden flachen Stationen von Intenso und Hama sind im Strom­verbrauch noch knapp gut. Ebenfalls untersucht haben wir, wie sich Hand­yhüllen und Umge­bungs­temperaturen auf das Lade­verhalten auswirken.

Unser Rat

Induktions­ladegeräte brauchen mehr Strom als herkömm­liche Lade­kabel. Am spar­samsten sind die flachen Stationen Hama FC-10 Fabric (39 Euro) und Intenso BA1 (27 Euro). Insgesamt am besten und schnellsten ist das ebenfalls flache Anker PowerPort Qi 10 für 21 Euro. Bei den geneigten Ladeschalen vorn liegt das Anker PowerWave 7.5 für 48 Euro.

Komfortabel und sicher

Induktives Laden ist praktisch. Es schafft das Problem unterschiedlicher Lade­kabel aus der Welt. Bei Kabeln und Lade­buchsen macht jeder Anbieter noch sein eigenes Ding und verwendet entweder Light­ning, Micro-USB oder USB-C. Beim induktiven Laden aber setzen alle auf den gleichen Stan­dard Qi (sprich Tschi). Ein weiterer Vorteil: Laden per Induktion ist sicherer als per Kabel. So können manipulierte Lade­kabel, etwa im Internetcafé, während des Lade­vorgangs Schadsoftware aufs Smartphone aufspielen. Die Gefahr besteht beim induktiven Laden nach heutiger Kennt­nis nicht.

Geradezu verschwenderisch

Doch der Komfort hat Nachteile: Laden per Induktion verbraucht durch­schnitt­lich 50 Prozent mehr Energie als via Kabel. Wer sein Handy täglich lädt, zahlt in unserem Test­szenario pro Jahr beim Hama FC-10 rund einen Euro mehr, beim Iconbit 3,10 Euro.

Kritisch sehen wir insbesondere die Zeit nach dem Laden, wenn das Smartphone mit vollem Akku – etwa über Nacht – weiter auf der Ladeschale liegt. Der permanente Lade­zustand „voll“ verkürzt nicht nur das Akkuleben (So nutzen Sie die Akku-Power richtig), er verschwendet Energie. Ein direkt per Kabel an das Handy ange­schlossenes Steckernetz­teil begnügt sich in diesem Betriebs­zustand mit etwa 0,05 Watt. Selbst die spar­samsten Induktions­lader brauchen mindestens viermal so viel: 0,2 Watt. Die maßen wir bei der flachen Ladeschale von Xtorm. Das geneigte Gerät von Anker zieht sogar mehr als 2,2 Watt. Die flachen Hama und Intenso brauchen mit aufgelegtem, vollem Handy rund 0,7 Watt. Wenn das Handy bereits entfernt wurde, das Ladegerät aber noch an der Steck­dose hängt, verbrauchen die beiden Modelle genauso wenig Strom wie klassische Ladegeräte.

Richtig auflegen spart Strom

Unnötig Strom verbrauchen die Ladegeräte auch, wenn das Handy falsch aufgelegt wird: Liegen die Induktions­spulen von Ladegerät und Handy nicht genau über­einander, kommt nur wenig Energie im Telefon an. Damit sich der Lade­vorgang dadurch nicht zu sehr verlängert, gleicht die Ladeschale dies mit bis zu 50 Prozent erhöhter Leistungs­aufnahme aus. Das meiste davon verpufft als Wärme. Das bemerken Nutzer kaum, weil die Lade­kontrolle auch bei suboptimal aufgelegtem Handy leuchtet. Den erhöhten Energiebedarf signalisiert sie nicht. Bei geneigten Lade­stationen passiert das nicht so schnell, sie erleichtern das richtige Auflegen durch ihre Bauform.

Tipp: Legen Sie Ihr Handy möglichst mittig auf die Ladeschale. Dann liegen die Spulen beider Geräte recht nah beieinander.

Mehr­verbrauch erwarteten wir durch Hand­yhüllen – je größer der Abstand der Ladespulen von Station und Smartphone, desto weniger Energie über­tragen sie. So sagt es die Physik, doch der Effekt ist verschwindend gering. Das prüften wir mit einem Sili­koncover, einem Ledercover und einem Qi-Cover mit Haft­platte für magnetische Halterungen. Prima.

Induktives Laden kostet Zeit

Mit Lade­kabel war ein Samsung S9 nach knapp zwei Stunden voll geladen. Induktiv dauerte es im Test zwischen zwei­einhalb Stunden beim Anker Powerwave 7.5 und rund vier Stunden beim Peter Jäckel. Die konkreten Lade­zeiten hängen vom Smartphone und von der Power des Netz­teils ab. Viele Nutzer verwenden die mit dem Smartphone verkauften Netz­teile, deren Leistung variiert. Zum Beispiel liefert Apple ein recht schwaches Ladegerät mit. Das brauchte im Test fast drei Stunden für einmal Voll­tanken.

Stationen schalten bei Hitze ab

Noch länger dauerte das Laden bei hoch­sommerlichen Temperaturen. In einer Klimakammer mit 35 Grad Celsius stoppten alle Prüf­linge den Lade­vorgang nach kurzer Zeit. Grund: Die Handys signalisierten einen zu heißen Akku. Danach luden die Stationen bis zu acht Stunden lang nur noch behut­sam weiter. Kurze Energie­impulse im Wechsel mit Abkühl­pausen brachten die Handys meist bis etwa 80 Prozent Lade­stand. Die flache Lade­station Xtorm und die geneigte Cellularline dagegen kamen nicht über 15 Prozent. Mit so schlappem Akku können Nutzer kaum noch surfen. Womöglich schaltet das Smartphone sogar mitten im Gespräch ab. So war „Einfach auflegen“ nicht gemeint. 

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • marcbs am 19.05.2022 um 17:52 Uhr
    Neuer Test für Kabel-Ladegeräte + USB-Kabel nötig

    Bitte testen Sie nach Ihren Untersuchungen günstigere leitungsgebundene Ein- und Mehrfach-Ladegeräte und -Ladestationen samt passender USB-Leitungen, die alle immer noch deutlich verbreiteter sind, was Ihr eigenes Kriterium zur Test-Auswahl ist.
    Bitte beachten Sie es.
    .
    Ich finde gut, wenn Sie induktive Ladegeräte+PowerBanks testen. Letztere+auch Handys werden eben mehrheitlich leitungsgebunden geladen.
    .
    Interessant ist auch der Vergleich bzgl. Sicherheit u.a. Lade-Eigenschaften von "Mehrfach-Steckern" mit Ladestationen, bei denen der längste Leitungsweg per 230 V-Leitung verwirklicht+eher kurze USB-Leitungen angeschlossen werden.
    U.U. stationär betrieben sinnvoller?
    .
    Passende Leitungen, günstige Kombinationen mit Ladegeräten+zu ladenden Geräten gehören zum effizienten+sicheren Laden - wie Sie selbst erwähnen - und deswegen zu einer vollständigen praxistauglichen Test-Reihe.
    Andere Lade-Möglichkeiten über weitverbreitete USB-Anschlüsse in div. Geräten verdienen zumindest allg. Tipps.

  • ben_8282 am 27.04.2021 um 22:19 Uhr
    Test Update

    Hallo,
    da wireless charging auch für airpods geht wäre super wenn beim nächsten update das mit geprüft werden würde. Habe mich in Onlineshops nach den Adaptern umgeschaut und der Testsieger ist nicht mehr verfügbar und das Gerät von Intenso hat angeblich mit den airpods Probleme. Aber was kann man schon in den Bewertungen glauben? Danke trotzdem für den objektiven Test.

  • NEUEINFO.de am 23.04.2021 um 10:26 Uhr
    Unschön für die Umwelt aber praktisch und bequem

    Wir haben ebenfalls verschiedene Induktionsladegeräte und laden damit unsere Galaxy Smartphones (S10+ und S8) auf bzw. halten sie über den Tag auf einen gewissen Pegel. Neben der langsameren Ladegeschwindigkeit haben wir bei einer Ladeschale auch das von mr91 erwähnte Fiepen, dass selbst wir Erwachsene deutlich hören können.
    Die Vorteile einer Ladeschale oder Ladeständers ist schlicht und einfach die praktische und bequeme Handhabung im täglichen Gebrauch. Wer das nicht nachvollziehen kann, ist vermutlich ein Nutzer, der sein Handy nicht oft nutzt und deshalb keine Probleme damit hat es 1-2x am Tag ans Kabel zu hängen. Unterschiedliche Nutzer - unterschiedliche Nutzung. Alles gut!
    Neben der praktischen Handhabung für Vielnutzer ist auch der schonende Umgang mit der Ladebuchse zu sehen. Diese ist nämlich durch das ständige "Rein-Raus-Steckspiel" bei unserem S10+ schon kaputt gegangen.
    Umwelttechnisch natürlich immer kritisch, vom Kostenfaktor aufs Jahr gesehen aber lachhaft.

  • mr91 am 28.07.2020 um 13:37 Uhr
    Geräusche nicht beachtet

    Ich habe mindestens acht QI-Ladegeräte verschiedener Bauart gekauft. Bei allen protestierten meine Kinder, weil die Geräte beim Laden unangenehme hochfrequente Geräusche erzeugen, die offenbar (auch bei Besuchern getestet) Erwachsene nicht mehr hören können. Ob es denen nicht trotzdem "auf die Nerven geht", weiß ich nicht.
    Es wäre schön, wenn Geräusche, selbst wenn sie nur die Kinder stören, beim nächsten Test eine Rolle spielen würden.

  • ZockerZonk am 25.11.2019 um 11:24 Uhr
    Interssante Ladung

    Das Induktive Laden ist vom Prizip her sehr interessant. Ich bin gespannt, wie sich dieses weiterentwickeln wird. Doch da dass Laden noch etwas lange dauert und auch teurer ist, würde ich Kabel auch weiterhin bevorzugen.