
Die neue Technik soll das flache Land mit schnellem Internet versorgen und die verstopften Netze in den Städten entlasten. Technik und Tarife im Praxistest.

Baustelle LTE. Immer mehr Mobilfunkmasten werden derzeit mit dem neuen, schnelleren Datenfunk aufgerüstet.
Anfang Mai sollte der Anschluss geschaltet werden. Dann verschob die Telekom den Termin auf Juni. Danach auf Juli. Zuletzt war von Ende September die Rede. Eine neuartige Funktechnik sollte unserem Testhaushalt endlich schnelles Internet bringen. Doch der ersehnte Termin wurde immer wieder verschoben. Der rosa Riese hatte wohl sein Tempo beim Netzausbau falsch eingeschätzt.
Fieberhaft bauen die Mobilfunkanbieter derzeit ihre Netze aus. Immer mehr Funkmasten rüsten sie mit LTE auf. Das Kürzel steht für Long Term Evolution – langfristige Entwicklung. Die Funktechnik dieses Namens soll gleich zwei Übel beheben: Auf dem Land soll sie schnelles Internet dorthin bringen, wo es keine DSL-Anschlüsse gibt. Und in großen Städten soll sie die UMTS-Mobilfunknetze entlasten. Seit dem Smartphone-Boom platzen die aus allen Nähten – sehr zum Leidwesen mobiler Surfer, deren Notebooks und Smartphones Webseiten oft im Schneckentempo laden. Auch hier soll LTE Abhilfe schaffen.
Neue Netze im Praxistest
Wir haben exemplarisch LTE-Anschlüsse der beiden größten Netzbetreiber, Telekom und Vodafone, ausprobiert und uns die LTE-Tarife angesehen. Ein Ergebnis des Praxistests: Bei guter Funkverbindung ist LTE wirklich schnell. Doch zeigt sich auch: Noch ist das Ganze eine Baustelle.
Um die Technik zu prüfen, haben unsere Tester bei der Telekom und bei Vodafone je einen stationären und einen mobilen Anschluss geordert. Der stationäre Telekom-Anschluss kam nicht zustande, Vodafone konnte vor Ort statt des schnellsten nur den zweitschnellsten Anschluss mit Datenraten bis 21,6 Megabit pro Sekunde bieten. Bei den mobilen Tarifen lief die Bestellung ohne Probleme siehe Tabelle S. 48.
Die Netzbetreiber vermarkten LTE über zwei Tarifmodelle: als stationäre Anschlüsse für Internet und Telefon zuhause und als mobile Anschlüsse zum Surfen unterwegs. Die Preise staffeln sie nach Datenraten: Schnellere Anschlüsse sind teurer als langsame siehe S. 49. Weniger prominent beworben, aber in der Praxis oft relevanter ist ein anderes Tarifmerkmal: Die billigeren Tarife bieten weniger ungedrosseltes Datenvolumen als die teureren. Das kann besonders für jene zur Falle werden, die LTE als vollen DSL-Ersatz nutzen.
Viel Geld für wenig Datenvolumen
Beispiel Vodafone: Selbst der billigste LTE-Zuhause-Tarif mit Telefonanschluss kostet stolze 42,49 Euro im Monat – deutlich mehr als das einfachste DSL-Paket von Vodafone. Doch beim LTE-Einsteigertarif kann der Nutzer nur 5 Gigabyte im Monat in vollem Tempo nutzen. Danach verringert Vodafone die Datenraten für den Rest des Abrechnungsmonats erheblich.
Selbst für einen Singlehaushalt können 5 Gigabyte je nach Nutzung schnell knapp werden. Ein Spielfilm aus dem Netz geladen – schon ist 1 Gigabyte verbraucht. Auch wer viel Internetradio hört, verbraucht schnell viel Datenvolumen. Wo gar mehrere Rechner regelmäßig Windows-Updates ziehen und der Nachwuchs Youtube-Videos schaut, dürften die fünf Gigabyte des Einsteigertarifs schon nach wenigen Tagen aufgebraucht sein. Wer das vermeiden will, nimmt eher einen üppigeren Tarif mit30 Gigabyte monatlichem Inklusivvolumen. Doch die sind mit rund 70 bis 80 Euro im Monat ganz schön teuer.
Noch basteln die Anbieter offenbar an den Tarifen. So bot die Vodafone-Offerte „MobileInternet Flat 50“ ein ungedrosseltes Volumen von 20 Gigabyte, als unser Testhaushalt im April den Vertrag abschloss. Inzwischen sind es für Neukunden nur noch 10 Gigabyte im Monat. Dafür kostet der Tarif nun nicht mehr 64,99, sondern nur noch 49,99 Euro. Wer es nicht eilig hat mit LTE, wird vermutlich von weiteren Preissenkungen profitieren können.
Ein ärgerliches Detail zeigte sich im Praxistest beim Vodafone-Zuhause-Anschluss: Weder über die gelieferten Geräte nochüber die Anbieterwebsite konnte der Kunde herausfinden, welche Datenmenge er bereits verbraucht hatte. Angesichts des beschränkten Datenvolumens ist das eine wichtige Information. Bei den mobilen Anschlüssen war das kein Problem: Die Software, die zu den Surfsticks gehört, zeigt die verbrauchte Datenmenge an.
Geräte können nicht alle Netze nutzen
Interessanterweise kann keines der gelieferten Geräte auf allen vier in Deutschland für LTE geplanten Frequenzbändern funken. Die stationären Lösungen unterstützen nur die 800er Frequenzen, die vor allem für den Flächenausbau auf dem Land genutzt werden. Die Surfsticks von Telekom und Vodafone verstehen zusätzlich einige der höheren Frequenzen, mit denen die Netzbetreiber größere Städte zusätzlich versorgen wollen – aber nicht alle. Im 2000er-Frequenzband, für das neben Vodafone auch O2 und E-Plus LTE-Frequenzen erworben haben, funkt keiner der Sticks.
Weltweit wird LTE auf ganz unterschiedlichen Frequenzen genutzt. Für die Gerätehersteller ist das eine echte Herausforderung. So kann etwa die neueste Version von Apples iPad nur in amerikanischen LTE-Netzen surfen, nicht in europäischen. Es fehlt an kompakter Empfangstechnik, die weltweit in allen LTE-Netzen funktioniert.
Schnell im Freien, langsamer im Haus

Die technischen Tests der LTE-Anschlüsse ergeben ein durchaus vielversprechendes Bild: Bei freier Sicht zum Sendemast sind die Verbindungen beeindruckend schnell. Die maximalen Download-Datenraten liegen mit 20 bis über 40 Megabit pro Sekunde deutlich über denen typischer DSL-Anschlüsse. Und die Reaktionszeiten sind kürzer als bei UMTS-Mobilfunk. Das Surfen geht schnell, Videos und Internetradio laufen ohne Ruckeln oder Aussetzer.
Messungen in einem Reihenhaus zeigen aber auch, wie stark die Verbindungsqualität bei Funkverbindungen vom Standort abhängt: Am besten waren die Datenraten mit rund 19 Megabit pro Sekunde im Kinderzimmer im ersten Stock. Im Erdgeschoss lagen sie je nach Position zwischen 13 und 7, und im Keller gab es immerhin noch 4 Megabit pro Sekunde.
Auch die Bauweise von Gebäuden wirkt sich aus: In einem weiter vom Sendemast entfernten Bürogebäude lagen die Datenraten im vierten Stock bei offenem Fenster bei knapp 19 Megabit, brachen aber bei geschlossenem Fenster auf gut 3 Megabit pro Sekunde ein. Moderne Wärmeschutzverglasung schirmt auch Funkwellen ab.
Wer einen LTE-Anschluss stationär nutzt, kann den LTE-Router an der Stelle im Haus mit dem besten LTE-Empfang aufstellen, die Verbindung zum PC geht dann per WLan. Notfalls kann auch eine Außenantenne helfen. Nutzer mobiler Surfsticks werden dagegen mit ihrem Notebook nicht immer dorthin ausweichen können, wo sie einen guten LTE-Empfang haben. Vielerorts werden sie noch per UMTS surfen.
Je mehr Nutzer, desto langsamer
Ein weiteres Problem teilt LTE mit anderen Funktechniken: Wie auch WLan und UMTS ist es ein „shared medium“ (geteiltes Medium). Innerhalb einer Funkzelle teilen sich alle Nutzer die vorhandene Bandbreite. Je mehr Nutzer gleichzeitig surfen, umso langsamer werden die einzelnen Verbindungen. Daher werden die Netzbetreiber ihre LTE-Netze auch dann weiter ausbauen müssen, wenn sie eine flächendeckende Versorgung geschaffen haben. Je erfolgreicher sie ihre LTE-Tarife vermarkten, umso schneller werden sie die Funkkapazitäten erweitern müssen. So wird LTE in der Tat eine „langfristige Entwicklung“ bleiben.
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Also, es gibt mittlerweile einige Organisationen und Initiativen, die sich mit dem Thema kritisch-kompetent auseinandersetzen.
Neben der BUND-Position 46 ("Für zukunftsfähige Funktechnologien")
http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/sonstiges/20081028_sonstiges_funktechnologien_position.pdf
ist m.E. vor allem das seriös und wertvoll, was vom Umweltinstitut München e.V. recherchiert wurde bzw. aktuell auf deren Internetportal dokumentiert ist. Die haben auch zum Einstieg ins Thema eine kleine, praktische Broschüre veröffentlicht (16 Seiten, auch als PDF-Download zu haben).
http://umweltinstitut.org/elektrosmog/allgemeines-elektrosmog/allgemeines-elektrosmog-127.html
Daneben gibt es einige mir bekannte Bürgerinitiativen (bzw. Newsletter) zum Thema, beispielsweise:
Die Bürgerwelle e.V. (Dachverband der Bürger und Initiativen zum Schutz vor Elektrosmog)
www.buergerwelle.de/de/
Odenwälder Interessengemeinschaft für gesundes Leben /
Netzwerk TeTRa-Moratorium
www.oigl.
Kommentar vom Autor gelöscht.
Leider ist es nicht möglich, einen experimentellen Nachweis zu führen, dass etwas definitiv nicht möglich ist. So können dann immer wieder neue Behauptungen zu den schädlichen Auswirkungen der uns umgebenden elektromagnetischen Felder aufgestellt werden, die aus diesem Grund nicht per Versuch und Studie widerlegt werden können. Eigentlich schade, dass jeder technische Fortschritt wie LTE (nach Beseitigung der Schwächen, die am Anfang üblich sind) auch hier per Kommentar diskreditiert wird. Deshalb Danke für den Test
Zur Absurdität mancher Aussagen hier das Ergebnis eines von mir durchgeführten Versuchs bei einer Geburtstagsparty: Eine Dame erklärt, dass sie sehr empfindlich auf elektromagnetische Strahlung reagiert, sogar auf die einer TV-Fernbedienung. Sie bekam -ohne ihr Wissen- eine Fernbedienung ohne Batterie und beschrieb sehr plastisch die Wirkung, wenn sie den Kanal umschaltete (und bemerkte nicht, dass der Kanal am Gerät manuell parallel zu ihren Aussagen umgeschaltet wurde).
Die Kapazität bei LTE wird nie reichen - bis die Menschen merken, dass sie mit der vielen Funkerei sich und ihrer Lebensgrundlage ganz gewaltig schaden. Es geht dabei bei weitem nicht nur um die Elektrohypersensiblen, die in Deutschland bisher als psychisch krank betitelt werden. Schaut doch mal nach, was die Bamberger Onlinezeitung zu den Bäumen veröffentlicht hat: http://www.bamberger-onlinezeitung.de/2012/06/28/zunahme-schwerer-baumschaden-im-strahlungsfeld-von-mobilfunksendeanlagen-2/
Was der Funk mit Mensch und Tier so alles anstellt, welche Untersuchungen es dazu gibt und was WHO (Krebs!), Europarat und Europäische Umweltagentur dazu sagen, findet sich bei www.diagnose-funk.de und unter www.mobilfunkstudien.de.
Ach ja, denkt daran: auch das Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt, Gespräche mit dem Handy kurz zu halten und schreibt, die Exposition mit elektromagnetischen Feldern sollte so gering wie möglich sein.
http://www.bfs.de/de/elektro/hff/empfehlungen_handy.html
..was ist egentlich mal Schluss mit der zunehmenden Belastung durch hochfrequente Felder und Wellen ?
Wer kümmert sich mal darum und zeigt kritisch auf, dass diese Technologie vielleicht doch nicht so ungefährlich ist, wie man uns weis macht? Oder ist die Lobby der Netzbetreiber wieder mal viel stärker als die warnenden Stimmen vor zu viel Strahlenbelastung, deren wir uns immer weniger entziehen können.?