
Mit dem LG G5, dem Huawei P9 und dem Fairphone 2 werben drei neue Handys mit allerlei Effekten um die Gunst der Käufer. All das lassen sich die Anbieter fürstlich bezahlen: Alle drei Smartphones kosten mehr als 500 Euro. Doch nicht alle Extras sind sinnvoll und überzeugen im Test.
Zusatzfunktionen und Nachhaltigkeit
Die Anbieter von Smartphones lassen sich immer wieder etwas Neues einfallen, damit ihre Geräte auffallen. So wie die Macher des LG G5, des Huawei P9 und des Fairphone 2. Neben einer neuentwickelten Kamera setzt LG auf die „Friends“. Damit sind Ansteckmodule gemeint, die das Handy zum Beispiel beim Fotografieren oder Musikhören aufwerten sollen. Huawei verspricht beim P9 eine „neue Ära der Smartphone-Fotografie“ mit einem Doppelobjektiv, das in Kooperation mit dem Edelkamerahersteller Leica entstanden ist. Beim Fairphone 2 dreht sich alles um Nachhaltigkeit. Das Gerät soll besonders leicht zu reparieren sein und bestimmte für die Smartphone-Produktion erforderliche Rohstoffe sollen nachhaltig gefördert sein. Im Test überzeugen das LG G5 und das Huawei P9 – wenn auch nicht wegen ihrer neuen Effekte. Das Fairphone 2 scheitert an der Akkulaufzeit und an der Kamera.
LG G5: Tolles Handy ohne „Friends“

Kamerafeeling. Der Griff zum Anstecken soll beim Fotografieren helfen, ist aber unnötig. Tolle Fotos gelingen auch ohne.
Kameravielfalt. Mit 660 Euro ist das LG G5 das teuerste der drei Handys. Es macht seine Sache gut. Was es aus der Masse heraushebt, sind seine Kameras. Es besitzt gleich drei: eine Frontkamera, die mit 8 Megapixeln gute Selfies liefert, und zwei Hauptkameras. Eine ist für sehr weitwinklige Aufnahmen, zum Beispiel von Skylines, gedacht, die andere eher für Porträts. Je nach Zoomfaktor wählt die Kamera-App das eine oder andere Objektiv. In dem Moment verändert die Kamera optisch den Bildausschnitt. Ansonsten zoomt sie digital, was die Qualität des Bildes verschlechtert. Die Porträtkamera des LG G5 produziert überzeugende Bilder, auch bei wenig Licht. Die Aufnahmen des Weitwinkelobjektivs verzeichnen aber an den Rändern deutlich.
Freund 1: Wer der Smartphone-Fotografie einen professionelleren Anstrich verpassen will, kann zusätzlich einen der „LG Friends“ kaufen. So betitelt der Anbieter etwa Ansteckmodule für das G5. Um sie anzubauen, öffnet der Besitzer das Handy unten, zieht den Akku heraus und verkuppelt ihn mit den Freunden – zum Beispiel mit dem Cam-Plus-Modul. Mit Auslöseknopf und Zoomrad soll es echtes Kamerafeeling auslösen. Außerdem verfügt es über einen integrierten Akku, der die Laufzeit des Handys verlängert, wenn die Kamera aktiviert ist. In unserem Akkutest mit gemischter Nutzung erhöhte sich die Betriebszeit nur um drei Stunden. Uns hat Cam Plus nicht überzeugt. Die Bedienknöpfe sind zu nah beieinander, um Fehlbedienungen zu verhindern. Der Zoomschalter hat kaum spürbaren Widerstand, weshalb flüssiges Zoomen schwierig ist. Mit 99 Euro Kaufpreis ist das Cam Plus ein teurer, überflüssiger Freund.
Freund 2: Das gilt umso mehr für den zweiten „Friend“: das „Hi-Fi Plus“ von Bang & Olufsen. Für 149 Euro soll es das LG G5 zum „Klangwunder“ machen. Die Realität sieht anders aus. Der Sound verbessert sich nur leicht. Zudem erhöht sich die Lautstärke, wenn die Musik über Kopfhörer läuft. Das Huawei Google Nexus 6P etwa klingt schon von Hause aus ähnlich gut.
Huawei P9: Kamera begeistert nicht

Doppelkamera. Zwei Objektive und zwei Bildsensoren sollen tolle Bilder liefern. Das klappt nicht immer.
Auch Huawei setzt beim P9 auf zwei Objektive für die Hauptkamera. Außerdem verbirgt das Gerät zwei Bildsensoren. Es soll so mehr Licht beim Fotografieren einfangen und farbenreiche, detailgenaue Bilder erschaffen. Im Test konnte die Kamera diese Stärken nicht beweisen. Besonders bei wenig Licht sind die Bilder nur Durchschnitt.

Tiefenschärfe. Nach der Aufnahme lässt sich per Kamera-App die Schärfe ändern. Links liegt sie vorn im Bild, rechts im Hintergrund.
Schwachpunkt. Ein Schwachpunkt des Huawei P9: seine Netzempfindlichkeit. In empfangsschwacher Umgebung reißen Telefonate leicht ab. Nichtsdestotrotz gehört es zu den besten der seit Mai 2016 geprüften Handys. Auch wegen seines sehr guten Displays.
Fairphone 2: Nicht konkurrenzfähig

Nachhaltig. Fair produziert und leicht zu reparieren. Aber Akku und Kamera sind nicht konkurrenzfähig.
Nachhaltigkeit. Unter dem Slogan „Ethisch, offen und langlebig“ wirbt Fairphone damit, bestimmte Rohstoffe für die Geräteproduktion konfliktfrei zu beziehen. Faire Löhne gehören ebenso zum Ansatz des Anbieters, wie die Langlebigkeit des Produkts. Geprüft haben wir das aus Gründen der Aktualität nicht. Eine fundierte Untersuchung der sozialen und ökologischen Verantwortung ist aufwendig und dauert Monate.
Reparatur. 525 Euro kostet das Fairphone 2. Dafür verheißt es Langlebigkeit. Nutzer sollen das Gerät im Falle eines Schadens selbst reparieren können. Ein neues Display schlägt beispielsweise mit rund 85 Euro zu Buche, ein neuer Akku mit knapp 20 Euro.
Nachteile. Leider ist das Fairphone 2 im Vergleich zu anderen Smartphones nicht konkurrenzfähig. Der Akku hält bei regelmäßiger Nutzung gerade mal einen guten halben Tag durch. Die Kamera macht schwache Bilder bei wenig Licht. Auch Sprachqualität und Netzempfindlichkeit erweisen sich nur als Durchschnitt. Bei dem Preis ist das Android-Gerät allenfalls etwas für absolute Überzeugungstäter.
Unser Rat
Von den drei neuen Smartphones überzeugt das LG G5 (660 Euro) dank toller Kamera und sehr gutem Display am meisten. Kaum schlechter ist das Huawei P9 (555 Euro). Es punktet mit seinem konditionsstarken Akku, der bei regelmäßiger Nutzung mehr als 27 Stunden durchhält. Das Fairphone 2 für 525 Euro enttäuscht hingegen. Sein Akku hält nicht mal halb so lange durch, und die Kamera liefert bei wenig Licht schwache Bilder.
Noch mehr Testergebnisse
Der Produktfinder Handys bietet Testergebnisse und Preise zu insgesamt 375 Handys. Davon sind aktuell 129 erhältlich. Darunter auch die vollständigen Testergebnisse der drei hier vorgestellten Smartphones: