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Gut mit Formeln, Funktionen und Charts umgehen zu können, gehört in vielen Berufen dazu. Doch der Test von zehn Seminaren für Fortgeschrittene zeigt: Kaum jemand weiß vorher, was er dort genau lernt.
Testergebnisse für 10 Kurse Excel für Fortgeschrittene
Listen und Diagramme in wenigen Sekunden
Ob Finanzierungsberechnung beim Wohnungskauf oder Stimmenauszählung am Wahlabend — ohne Tabellenkalkulationsprogramme geht heute nichts mehr. Mit ihrer Hilfe rechnen Banker in Sekundenschnelle die Zinsentwicklung aus und verwandeln Wahlkommentatoren Millionen von Wählerstimmen in übersichtliche Listen und Diagramme.
Schlüssel für den Berufserfolg
Kein Wunder also, dass so gut wie jede Stellenbeschreibung für einen Bürojob auch Kenntnisse in Excel verlangt. Der Umgang mit moderner Informationstechnologie (IT) ist aus Sicht der Europäischen Union gar der Schlüssel für den Berufserfolg im 21. Jahrhundert.
Viele Studiengänge setzen Kenntnisse eines Tabellenkalkulationsprogramms voraus, und kaufmännische Auszubildende sollten bis zu ihrem Abschluss Grundkenntnisse erworben haben. Marktführer in Tabellenkalkulation ist das Anwendungsprogramm Excel von Microsoft, das zum Office-Paket – einer Zusammenstellung von Software für Büroarbeiten – gehört.
Junge Männer oft Excel-Profis
Doch Wunsch und Wirklichkeit klaffen auseinander. Nur 25 Prozent aller Auszubildenden konnten im Jahr 2007 mit guten Excel-Kenntnissen glänzen. Und nach der Studie „Digitale Gesellschaft“ von 2010 sind höchstens 15 Prozent der deutschen PC-Nutzer echte Excel-Profis. Richtig versiert im Umgang mit Formeln, Funktionen und Charts sind demnach vor allem männliche und jüngere Nutzer. Sie verbringen sehr viel Zeit am Computer und haben sich ihr Wissen meist selbst beigebracht.
Kurse für Fortgeschrittene
Wer wenig Zeit hat, kann einen Kurzkurs für Fortgeschrittene besuchen. Die sind in der Weiterbildungsdatenbank für IT-Kurse www.it-fortbildung.com gut zu finden. Einige Seminare konzentrieren sich auf Excel rund um Spezialthemen wie Excel als Datenbankinstrument oder Controlling mit Excel. Wer aber grundsätzlich wissen möchte, wie er Tabellenkalkulation besser nutzen kann, sollte einen breit angelegten Fortgeschrittenenkurs auswählen (siehe Tipps).
Kosten zwischen 73 und 645 Euro
Die Stiftung Warentest wollte wissen, was diese Seminare vermitteln und wie gut die Anwender mit ihren eigenen Problemen hier aufgehoben sind. Deshalb hat sie offene Aufbaukurse – insgesamt zehn – untersucht (siehe „Ausgewählt, geprüft, bewertet"). Diese fanden in Großstädten statt, dauerten zwischen 8 und 24 Unterrichtsstunden und kosteten 73 bis 645 Euro. Anbieter waren Volkshochschulen, eine Industrie- und Handelskammer, eine kommunale Bildungsakademie und private Computerschulen.
Angestellte aus Sekretariat, Verkauf und Vertrieb
Echte Excel-Profis waren in den besuchten Kursen in der Tat kaum anzutreffen. Neben vielen Frauen aus dem Büroassistenz- und Sekretariatsbereich lernten hier Mitarbeiter aus Verkauf und Vertrieb, Hochschulabsolventen und Universitätsangestellte sowie Abiturienten. Je eine geschulte Testperson mit Excel-Grundkenntnissen hat ein Seminar besucht – natürlich nicht offen als Tester der Stiftung Warentest. Sie protokollierte das Kursgeschehen, sammelte Skripte und Kopien ein und speicherte, soweit möglich, Übungsdateien. Mit nur einem Testbesuch pro Kurs gibt es für die Qualität der Prüfpunkte „Didaktik“, „Kundeninformation“ und „Kursorganisation“ (siehe Tabelle) nur eine Bewertung und kein Qualitätsurteil.
Funktionen und Formeln in Tabellen
Für die inhaltliche Qualität gibt es gar keine Bewertung. Der Grund: Die Kursinhalte sind kaum vergleichbar. Das Excel-Programm ist so umfangreich, dass kein Dozent alle Themen vertieft in maximal 24 Unterrichtsstunden – so lange dauerte der längste Kurs im Test − hätte abhandeln können. Stattdessen hat test.de in den Seminaren elf Schwerpunktthemen ausgemacht (siehe Was hinter den Kursinformationen der Anbieter steckt). Kein Dozent ging jedoch auf alle ausgiebig ein (siehe Tabelle). Am häufigsten kamen Funktionen und Formeln in Tabellen zur Sprache.
Unklare Kursinformationen
Die Kursleiter vermittelten den Teilnehmern die Inhalte recht ordentlich. In der Didaktik lagen die Schwächen der Excel-Kurse jedenfalls nicht. Knackpunkt waren vielmehr die Kundeninformationen – ungewöhnliches Fazit bei einem Weiterbildungstest. Bei immerhin sieben der zehn Kursanbieter waren die Kundeninformationen von niedriger Qualität.
Wenig Hilfe am Telefon
Ein Negativbeispiel ist die Ankündigung der VHS Heidelberg: „Arbeiten mit großen Tabellen – Mehrere Tabellen und Mappen nutzen – Datenaustausch mit anderen Programmen – Daten filtern und verwalten – Arbeiten mit Zeichenobjekten – Fortgeschrittene Diagrammgestaltung“. Inhaltlich so dünne Kundeninformationen wurden schlecht bewertet. Hier erfährt der Fortbildungswillige weder, wie umfangreich jedes Thema behandelt wird, noch ob im Seminar auch Zeit für seine eigenen Anwenderprobleme bleibt. Höchstens Profis können mit so isolierten Begriffen etwas anfangen. Den in Excel erfahrenen Testern hätte solch eine Information als Entscheidungsgrundlage nicht ausgereicht. Auch der Versuch, am Telefon nähere Einzelheiten zu erfahren, war bei vielen Anbietern im Test vergeblich.
Themenkasten Excel erleichtert Kurssuche
Gerade bei einem so mächtigen und komplexen Programm wie Excel sind unklare Infos besonders ärgerlich. Was die oft kurzen Anbieterinformationen nicht offenbaren, hat die Stiftung Warentest herausgearbeitet (siehe Was hinter den Kursinformationen der Anbieter steckt). Dort steht auch, was das Fachchinesisch der Kursankündigungen wirklich meint und wie sich die oft isoliert gebrauchten Begriffe den Themenschwerpunkten zuordnen lassen.
Ein Kurs didaktisch sehr hoch
Die Materie mag komplex, die Anwenderprobleme mögen vielfältig sein – der geprüfte Kurs Excel Block 4-7 des Privatanbieters Mikro-Partner zeigt: Es geht. Der Dozent schaffte es im 20-Stundenkurs, der 370 Euro kostete, sieben Schwerpunktthemen fundiert zu behandeln. Nur bei diesem Seminar heißt das Fazit im Prüfpunkt Didaktik: sehr hoch. Vorbildlich waren hier zum Beispiel auf Wunsch eines Lehrgangsteilnehmers die vielen Hinweise auf die Unterschiede zwischen den Excel-Versionen 2003 und 2007.
Vorkenntnisse unterschiedlich
Gerade die alle paar Jahre neuen Versionen erschweren den Kursalltag der Dozenten. Viele Teilnehmer, die vor Jahren einen Excel-Anfängerkurs belegt haben, buchen den Aufbaukurs zum Auffrischen (siehe Tipps). Tatsächlich aber seien sie keine fortgeschrittenen Nutzer, so das Fazit einer Fachgebietsleiterin einer Volkshochschule. Wenn sich gleich mehrere Kursteilnehmer überschätzen – wie im Fall des Kurses der Kolping-Akademie –, hat das gravierende Folgen: Der Dozent ging zwar auf viele Fragen ein, hielt aber dadurch eher einen Grundlagenkurs ab. Wer vertiefende Informationen erwartet hatte, schaute in die Röhre.
Mit elektronischen Dateien üben
Damit die Formeln, Funktionen und Analysen auch Wochen später am Arbeitsplatz noch sitzen, sollte der Teilnehmer im Kurs viele Übungen selbstständig lösen können. Das allein reicht aber nicht aus, um das Gelernte Wochen später zuhause oder im Job abrufen zu können. Wichtig sind hier gute Lehrmaterialien. Nur mit ihnen lassen sich die komplexen Arbeitsschritte noch einmal nachvollziehen. Bestenfalls erhalten die Teilnehmer sowohl Ausdrucke, ein Skript und elektronische Übungs- und Demonstrationsdateien. Das war im Test bei der IHK zu Düsseldorf, Prokoda und der VHS Leipzig der Fall.
Fazit der Tester: Excel ist so umfangreich, dass auch Fortgeschrittene von einem guten Kurs profitieren können. Voraussetzung: Sie wissen vorher, was sie lernen wollen und was genau auf dem Stundenplan steht.
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