
In vielen Jobs ist der kompetente Umgang mit der Software AutoCAD ein Muss. Für Einsteiger gibt es gute Kurse für weniger als 600 Euro.
Alle Testergebnisse für AutoCAD-Kurse 01/2015
Ohne AutoCAD läuft an Patrick Payers Arbeitsplatz gar nichts. Der 34-jährige ist Bauzeichner bei der Müller-Kalchreuth Planungsgesellschaft in Berlin und entwirft am Computer mithilfe der Software zum Beispiel Entwässerungskanäle oder Leitungen für Trinkwasser. „Aus groben Entwürfen fertige ich für unsere Ingenieure maßstabsgetreue, zweidimensionale Zeichnungen an“, sagt Payer. „Das ist mein täglich Brot.“ Patrick Payer hat den Umgang mit AutoCAD während seiner Berufsausbildung zum Bauzeichner gelernt. Für all diejenigen, die im Rahmen von Studium oder Ausbildung noch keine Gelegenheit hatten, das Programm kennenzulernen, gibt es Weiterbildungen zum Thema.
Sieben Kurse für Einsteiger im Test
Die Stiftung Warentest hat sieben Kurse für Einsteiger getestet. Preisspanne: zwischen 143 und 2 090 Euro. Dauer: drei bis fünf Tage. Zu den Anbietern im Test gehörten Handwerkskammern (HWK), Industrie- und Handelskammern (IHK), kommerzielle Bildungsinstitute und eine Volkshochschule (VHS). Das Ergebnis ist erfreulich: Im wichtigsten Prüfpunkt Kursdurchführung – hier wurden die Inhalte, ihre Vermittlung und das Lehrmaterial bewertet – erreichten vier Kurse eine hohe Qualität. Drei davon lagen preislich unter 600 Euro.
In vielen Jobs und Branchen gefragt

Rechnergestütztes Konstruieren oder Computer Aided Design, kurz CAD, kommt heute in fast allen Zweigen der Technik zum Einsatz. Der kompetente Umgang mit CAD-Programmen wie dem verbreiteten AutoCAD der Firma Autodesk ist damit für viele Berufstätige ein Muss – ob Architekt, Zahntechniker, Feinoptiker, Ingenieur oder Tischler. In ihren Anfängen waren CAD-Anwendungen lediglich Hilfsmittel zum technischen Zeichnen. Inzwischen ist in den allermeisten Anwendungen die dritte Dimension hinzugekommen. Das macht die Konstruktion komplexer Produkte in 3D am Computer möglich.
Wer einen AutoCAD-Einsteigerkurs belegen möchte, sollte eines wissen: In der Regel handelt es sich dabei um berufsübergreifende Schulungen. Sprich: Architekten, Tischler und Ingenieure lernen miteinander. Spezielle Computerkenntnisse sind dafür nicht erforderlich. Die Teilnehmer sollten aber eine technische Zeichnung lesen können. Je nach Fachgebiet kann das der Grundriss eines Gebäudes oder die Darstellung eines mechanischen Bauteils sein.
Nach der Schulung sollten die Kursbesucher in der Lage sein, selbstständig Zeichnungen mithilfe von AutoCAD zu erstellen, und zwar in 2D Checkliste. Wer das Zeichnen von 3D-Entwürfen mit AutoCAD lernen möchte, muss einen Aufbaukurs belegen Tipps. Hier gibt es auch berufsspezifische Angebote.
Inhaltlich gut oder sehr gut

Inhaltlich machten alle Kurse im Test ihre Sache gut oder sogar sehr gut. Die Dozenten behandelten die für Einsteiger zentralen Themen, gaben einen Überblick über Umfang und Aufbau des Programms und gingen auf gängige Befehle, Funktionen und Bedienmöglichkeiten ein.
Nicht immer ganz so gut gelang die Vermittlung der Inhalte, also die methodische und didaktische Gestaltung des Unterrichts. Vor allem die beiden kommerziellen Bildungsinstitute im Test – Computer-Systeme Dipl.-Ing. Thorsten Kebel und Mensch und Maschine – zeigten hier Schwächen. Besonders wichtig, damit die Teilnehmer nach der Schulung selbstständig mit AutoCAD arbeiten können: Die Kursbesucher müssen das, was der Dozent vor der Gruppe via Beamer demonstriert, an ihrem eigenen Computerarbeitsplatz nachmachen können und viel Gelegenheit zum Üben bekommen. Dabei sollten die Aufgabenstellungen zunehmend komplexer werden und möglichst die verschiedenen beruflichen Hintergründe der Teilnehmer berücksichtigen. Das war jedoch bei den beiden kommerziellen Bildungsanbietern im Test nicht hinreichend der Fall.
Die Übungen dort blieben durchweg simpel und hatten wenig Bezug zur beruflichen Praxis der Teilnehmer. Bei Computer-Systeme Dipl.-Ing. Thorsten Kebel kam hinzu, dass insgesamt zu wenig geübt wurde. Bei Mensch und Maschine wurden die Übungen nicht in allen Fällen ausgewertet und die Lösungen nicht immer in der Gruppe besprochen.
Lehrmaterial überzeugte nicht überall
Gut gemachtes Lehrmaterial kann entscheidend zum Lernerfolg beitragen. Bestenfalls gibt es ein klar gegliedertes, zusammenhängendes Skript mit Seitenzahlen.
Vorbildlich waren die Unterlagen, die es bei der IHK Akademie Schwaben und bei Computer-Systeme Dipl.-Ing. Thorsten Kebel gab. Dort bekamen die Kursbesucher ein rund 240-seitiges Schulungsbuch des Herdt-Verlags an die Hand. Damit ließ sich der Unterricht gut nachbereiten.
In zwei Fällen war die Qualität des Lehrmaterials jedoch sehr niedrig: Bei der VHS Marzahn-Hellersdorf in Berlin erhielten die Teilnehmer lediglich eine unsortierte Blattsammlung. Als Nachschlagewerk für die Zeit nach dem Kurs waren diese Papiere nicht geeignet. Ähnlich beim Elbcampus Kompetenzzentrum HWK Hamburg: Dort händigte die Lehrkraft nur einige unkommentierte Zeichnungen zum Üben aus.
Kursorganisation klappte prima
Nichts zu meckern gab es bei der Kursorganisation. Die klappte überall prima. Steigern könnten sich die Anbieter aber bei der Kundeninformation: In einigen Kursankündigungen fehlte zum Beispiel ein Hinweis darauf, dass es sich um berufsübergreifende Lehrgänge handelt. Außerdem dürften die Kursanbieter bei telefonischen Anfragen gern etwas auskunftsfreudiger sein.
Erfreulich waren die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der Verträge, die unsere Testpersonen mit den Anbietern abschlossen: Deutliche Mängel in den Vertragsbedingungen entdeckte unser Rechtsgutachter nur in einem Fall, und zwar beim IHK-Bildungszentrum Dresden. Der Anbieter behielt sich unter anderem vor, Kurstermine zu verschieben, ohne dass er den Teilnehmern dafür triftige Gründe nennen muss. Das ist nicht in Ordnung.
An einer AutoCAD-Schulung Interessierte sollten bei der Kurssuche stets Alternativen zu ihrem Wunschanbieter und -termin recherchieren. In unserem Test wurden nämlich einige Kurse abgesagt oder auf später verschoben. Zur Begründung hieß es meist, es gäbe zu wenige Anmeldungen. Unser Eindruck: Das Kursangebot erscheint größer als es tatsächlich ist. Die Anbieter wollen vermutlich auf dem Markt präsent sein und offerieren deshalb mehr Schulungen, als sie durchführen können.
Nach dem Kurs noch lange kein Profi
Wer einen Einstiegskurs absolviert hat, ist noch lange kein CAD-Profi. Die Teilnehmer beherrschen danach aber grundlegende Arbeitsweisen und können technische Zeichnungen in 2D mit AutoCAD erstellen.
Auch für Bauzeichner Patrick Payer hört das Lernen trotz jahrelanger Praxis mit AutoCAD nicht auf. Wenn er mal nicht weiter weiß, schaut er in das Handbuch des Herstellers Autodesk oder sucht ein Internetforum zum Thema auf Tipps. „Oder ich frage einfach einen Kollegen“, sagt er – und lacht.
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