Künst­liche Intelligenz

Wie künst­liche Intelligenz unser Leben verändern könnte

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Künst­liche Intelligenz - Die Zukunft ist schon da

© Stiftung Warentest / Nina Mascher

Werden wir künftig Sex mit Maschinen haben? Dürfen wir nicht mehr selber Auto fahren? Führen Staaten Kriege nur noch mit auto­nomen Kampf­robotern? Wird unser Leben aussehen wie in „Minority Report“? Ein Ausblick auf das, was schon bald Realität sein könnte.

Roboter und Bots

Künst­liche Intelligenz - Die Zukunft ist schon da

© Realbotix

In Harmony – der lebens­großen Sexroboterin im Bild oben – schlägt kein Herz. Unter ihrer humanoiden Hülle aus Silikon arbeitet ein Computer.

7 000 Euro für einen Sexroboter. So viel verlangt die US-Firma Realbotix für ihr Model-Modell Harmony. Ying Ying kostet hingegen nichts: Diese Roboterfrau hat der Ingenieur Zheng Jiajia laut Medienbe­richten selbst gebaut und vor zwei Jahren „geheiratet“. Gegen Sex- und Part­nerroboter regt sich schnell Widerstand, dabei könnten sie etwa Menschen mit Behin­derungen oder Verhaltens­störungen ermöglichen, ihre Sexualität endlich auszuleben. Auch Pflegerobotern schlägt Skepsis entgegen, da sie zwar physisch helfen können, aber Empathie und Wärme oft vermissen lassen.

Die größte Gefahr ist der Mensch. Auto­nome Kampf­roboter können ohne mora­lische Bedenken töten. Zugleich senken sie bei Macht­habern möglicher­weise die Hemm­schwelle für den Einsatz von Gewalt. Die in vielen Filmen thematisierte Angst vor der Versklavung der Menschheit durch Roboter richtet sich aber wohl auf die Falschen: Die Roboter selbst dürften uns nicht bedrohen, solange sie keinen eigenen Willen haben. Realistischer ist die Gefahr, dass Staaten, Terroristen oder Kriminelle sie einsetzen, um Menschen zu unterdrücken.

Moderne Hein­zelmänn­chen. Viele heutige Jobs ließen sich von Robotern erledigen. Sie brauchen weder Lohn noch Schlaf oder Urlaub, sie werden nie krank, stören sich nicht an mono­tonen oder gefähr­lichen Arbeiten und lassen sich nicht ablenken. Das Gleiche gilt für auto­nome Software, sogenannte Bots: Sie könnten Tätig­keiten von Kundenberatern, Anwälten, Ärzten oder Journalisten über­nehmen. Manche Experten plädieren daher für eine „Roboter­steuer“, um ein bedingungs­loses Grund­einkommen für alle Menschen zu finanzieren. Sollte das Realität werden, wäre die massenhafte Arbeits­platz­vernichtung vielleicht gar kein großer Verlust, sondern ein Gewinn an Zeit für Familie, Freunde und Hobbys.

Tipp: Chatbots taugen wenig als Kundenberater – das zeigt unser Hotline-Test.

Schwächen von KI

Künst­liche Intelligenz ist dem Menschen in vielen Bereichen über­legen. Geht es aber um Empathie und soziale Intelligenz, Kreativität, Fein­motorik oder Anpassungen an sich verändernde Bedingungen, hat sie keine Chance gegen uns – jedenfalls noch nicht.

Medizin 

Künst­liche Intelligenz - Die Zukunft ist schon da

© Picture-Alliance / dpa / Daniel Naupold

Angestellte eines Kranken­hauses im Nord­osten der USA berichten, dass ihr Therapiekater Oscar seit 2005 in vielen Fällen den baldigen Tod eines Patienten angekündigt hat, indem er sich neben den Sterbenden legte.

Spiel mir das Lied vom Über­leben. Forscher wollen dasselbe erreichen wie Kater Oscar: Sie arbeiten an Algorithmen, die das Sterbedatum schwerkranker Patienten voraus­sagen sollen. Damit könnten Ärzte besser entscheiden, wann sie welche palliativen Maßnahmen einleiten. Künst­liche Intelligenz verbessert auch Diagnose- und Therapie­möglich­keiten: In einer Studie konnten Wissenschaftler zeigen, dass heutige Bild­erkennungs­technologie Haut­krebs genauer bestimmen kann als Ärzte. Algorithmen haben schon Leben gerettet, indem sie riesige Daten­mengen analysierten und auf seltene Krankheiten hinwiesen, die Ärzte nicht in Betracht gezogen hatten. Solche Analysen sollen es auch ermöglichen, Medikamente individuell auf Patienten abzu­stimmen, um ihre Wirkung zu verstärken.

Polizei und Justiz

Künst­liche Intelligenz - Die Zukunft ist schon da

© REUTERS

Im Film „Minority Report” aus dem Jahr 2002 fahnden Polizisten nach Menschen, die in der Zukunft Verbrechen begehen werden. Die „vorher­sagende Polizei­arbeit“ (Predictive Policing), die aus Daten über die Vergangenheit auf Verhalten in der Zukunft schließt, ist inzwischen Realität geworden – vor allem in den USA, aber vereinzelt auch hier­zulande. Auch die amerikanische Justiz setzt KI-Algorithmen ein, etwa um das Rück­fall­risiko von Straf­tätern zu prognostizieren.

Wenn der Algorithmus diskriminiert. Solche Vorher­sagen entstehen auf recht intrans­parente Weise. Dieser Mangel an externer Kontrolle kann dazu führen, dass Algorithmen soziale Ungleichheiten repro­duzieren: Afroamerikaner landen in den USA über­proportional häufig im Gefäng­nis. Daraus dürfte eine künst­liche Intelligenz schließen, dass sie besonders gefähr­lich sind. Dass sich dahinter gesell­schaftliche Vorurteile verbergen, kann sie nicht wissen. Solche Diskriminierungs­effekte ließen sich zwar heraus­rechnen, doch dazu müssten wir uns all unserer Vorurteile bewusst sein. Ein Ansatz, Diskriminierung zu verhindern, ist das ethische Programmieren: Hierbei über­legen Informatiker, Philosophen, Politologen und Juristen gemein­sam, wie sich Werte und Moral in Computercodes über­setzen ließen.

Auto­nome Autos

Künst­liche Intelligenz - Die Zukunft ist schon da

© REUTERS / Elijah Nouvelage

Gut möglich, dass wir irgend­wann kein Auto mehr steuern dürfen. Auto­nome Autos werden schließ­lich nicht müde, sie denken nicht an Fußball oder Beziehungs­krach – und sie können Erfahrungs­wissen einfach herunter­laden, statt es über Jahre hinweg lang­sam aufzubauen.

Fahr­verbot für Menschen. Unsere Fahr­fähig­keiten dürften künftig schwinden, da Assistenz­systeme bereits heute Aufgaben des Fahrers über­nehmen. In nicht allzu ferner Zukunft könnte der Mensch am Steuer daher als nicht hinnehm­bares Risiko gelten. Statt selbst zu fahren, lassen wir uns dann von A nach B kutschieren. Das wird die Zahl der Verkehrs­unfälle drastisch senken. Allerdings wird es auch immer wieder zu Software-Versagen, Hacks und unver­meid­baren Unfällen kommen. Auf der Internetseite moralmachine.mit.edu präsentieren Forscher solche Dilemmata. Seiten­besucher müssen entscheiden, wer „geopfert“ wird. Diese Frage stellt sich etwa, wenn Kinder auf die Straße rennen, eine Bremsung nicht mehr möglich ist, das Auto aber auf den Gehweg ausweichen könnte, wo jedoch der Bürgermeister steht. Solche ethischen und recht­lichen Fragen muss die Gesell­schaft noch klären.

Weniger oder mehr Verkehr? Weniger Verkehrs­opfer sind nicht das einzige große Versprechen auto­nomer Fahr­technologie: Einige Experten glauben, dass die Anzahl von Autos global massiv sinken wird, da immer weniger Menschen Autos kaufen werden und statt­dessen einfach auto­nome Sammeltaxis rufen. Das würde den Verkehr in Städten deutlich entlasten und damit enorm zum Umwelt­schutz beitragen. Gegen­stimmen gehen davon aus, dass güns­tige Cars­haring-Systeme uns dazu verleiten könnten, vom öffent­lichen auf den individuellen Trans­port umzu­steigen und so das Verkehrs­aufkommen zu steigern, statt zu senken.

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