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Sänger oder Nagetier: Wieso kann Google eigentlich eigentlich „Bieber“ und „Biber“ auseinanderhalten? Was sind eigentlich Algorithmen und wie beeinflussen sie unser Leben? Können Alexa und Siri uns eigentlich verstehen? Wie kriegt es die Smart-Home-Heizung hin, dass meine Wohnung um 21 Uhr 19 Grad warm ist? An ein paar typischen Beispielen zeigen wir, wie KI jetzt schon unser alltägliches Leben bestimmt.
Suchmaschinen

© Stiftung Warentest / Nina Mascher
Dass Suchmaschinen passende Ergebnisse zeigen, ist nicht selbstverständlich. Ein Beispiel dafür ist die Bildersuche.
Justin Bieber ist schuld. Seinetwegen schreiben viele auch dann „Bieber“, wenn es um das Nagetier Biber geht. Würde Google sich rein auf die Texte verlassen, mit denen Menschen Fotos beschreiben, müssten bei der Bildersuche mit dem Wort „Bieber“ auch einige Tierfotos auftauchen. Dank Bilderkennung passiert das nicht: Die künstliche Intelligenz kann niedliche Tiere und mehr oder minder niedliche Sänger ziemlich zuverlässig auseinanderhalten, da sich Formen, Farben und Hintergründe von Biber- und Bieber-Fotos meist deutlich unterscheiden. So leistungsstark war die Software nicht immer. 2015 kam es laut Medienberichten zu schlimmen Pannen: Googles Bilderkennung interpretierte dunkelhäutige Menschen mitunter als Gorillas.
Tipp: Der große Suchmaschinen-Vergleich der Stiftung Warentest erscheint in test 4/2019.
Was Algorithmen sind und was sie tun
Algorithmen sind Anleitungen, die Computer befolgen, um Aufgaben zu erledigen. Googles Suchalgorithmus etwa soll Internetseiten finden, die zum Suchbegriff passen. Dazu durchforstet die Suchmaschine das Netz und sortiert die Treffer unter anderem danach, wie oft die Seite anderswo verlinkt ist. Je mehr Links zu ihr führen, desto wahrscheinlicher hilft sie dem Nutzer.
Sprachassistenten

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Menschliche Sprache ist für Maschinen sehr komplex. Das fängt an bei der bloßen Spracherkennung. Im Idealfall sollte sie auch bei Dialekten, Genuschel und Versprechern klappen. Zusätzlich muss die künstliche Intelligenz den Kontext beachten, sich an Nutzergewohnheiten und vorherige Fragen erinnern, aber auch Doppeldeutigkeiten bemerken.
Alexa, wie schlägt man eine Dame? Amazons Sprachassistentin könnte auf diese Frage hin vor den Folgen häuslicher Gewalt warnen, bestimmte Sadomaso-Praktiken empfehlen oder auf clevere Stellungen von Turm und Läufer beim Schach hinweisen. Es geht also eher um die Intention der Frage als um den Wortlaut. Alexa, Siri und Co sollten auch aus Fehlern lernen, um sich stetig zu verbessern. Bisher klappt das nur begrenzt. Das zeigen auch Versuche von Wissenschaftlern aus den USA, die feststellten, dass Spracherkennungsprogramme Frauen oft schlechter verstehen als Männer – unter anderem, weil die Software häufiger mit männlichen Sprachdaten trainiert wird.
Tipp: Alexa, Siri und Co: Was smarte Lautsprecher leisten, steht in unserem Sprachassistenten-Test.
Smart-Home-Heizung

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Es soll warm sein, wenn die Bewohner in ihr smartes Zuhause zurückkehren. Wann die Heizung anspringen muss, um die gewünschte Temperatur zu erreichen, hängt von allerlei Faktoren ab.
21 Grad um 19 Uhr. Ein solcher Befehl ist alles andere als trivial. Um ihn zu erfüllen, muss die Smart-Home-Zentrale etwa folgende Fragen beachten: Wie ist die Ausgangstemperatur? Wie groß ist das Zimmer? Wie warm ist es draußen? Steht ein Fenster offen? Dazu braucht die Zentrale Daten von eigenen Sensoren oder externen Geräten. Sie muss auch fähig sein, aus diesen Daten sowie aus Regelmäßigkeiten im Nutzerverhalten und vorherigen Heizverläufen zu lernen und ihr Vorgehen anzupassen. Das macht ihre künstliche Intelligenz aus. Dennoch kann mal etwas schieflaufen: Im Januar 2016 berichteten einige Nutzer, dass sie bibbernd aufwachten, weil ihre „Nest“-Thermostate von Google wegen einer Störung die Heizungen nicht mehr regulierten.
Tipp: Alles über smarte Zentralen, Alarmanlagen und Rauchmelder finden Sie auf unserer Themenseite Smart Home - das vernetzte Heim.
Saugroboter

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Nachts mit geschlossenen Augen ins Bad laufen – das schaffen wir, weil unser Hirn eine imaginäre Karte unserer Wohnung speichert. Smarte Saugroboter machen das ebenfalls. Dank Kameras, Laser- oder Infrarotstrahlen erfassen sie Zimmerformen, Treppen, Möbel und andere Hindernisse. So können sie den idealen Fahrtweg berechnen, bei dem sie möglichst viel Fläche putzen und zugleich möglichst wenig Energie verbrauchen, indem sie es vermeiden, ein- und denselben Punkt im Zimmer mehrfach anzusteuern.
Verrückte Ming-Vasen sind sicher. Ihr Raumplan muss jedoch flexibel bleiben, damit die Roboter auf Änderungen reagieren können – zum Beispiel, um Kabeln und von den Bewohnern verrückten Ming-Vasen auszuweichen. Objekterkennung, Präzision und Flexibilität spielen aber nicht nur bei Saugrobotern eine Rolle, sondern auch bei Militärrobotern.
Tipp: Mehr zum Themain unserem aktuellen Saugroboter-Test.
Kameras

© Olympus, Illustration Stiftung Warentest / Nina Mascher (M)
Fliegende Jets, fahrende Autos oder Züge zu fotografieren, ist schwierig: Da sie sich während der Aufnahme mit hohem Tempo bewegen, sehen die Bilder oft verwischt aus.
Mit 300 durch den Thüringer Wald. So schnell rast der ICE auf der Strecke von Berlin nach München. Einige neuere Kameras können dank künstlicher Intelligenz berechnen, wie sich rasante Motive bewegen werden. So gelingt es, selbst den ICE scharf abzubilden. Intelligente Kameras lassen sich aber auch anders nutzen: China überwacht sein Volk mit rund 200 Millionen stationären Überwachungskameras und smarten Kamerabrillen für Polizisten. Sie scannen Gesichter und gleichen sie blitzschnell mit Datenbanken ab, in denen Kriminelle – und Dissidenten – erfasst sind. Solche Techniken sind noch sehr fehleranfällig. US-Bürgerrechtler deckten 2018 auf, dass ein Amazon-Algorithmus Kongressabgeordnete mit verhafteten Personen verwechselte – bei dunkelhäutigen Politikern passierte das besonders oft.
Tipp: Testergebnisse zu 403 Kameras zeigt unser Digitalkamera-Test.
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