
© Getty Images, Illustration: Stiftung Warentest / N. Mascher
Sobald es funktioniert, nennt es niemand mehr künstliche Intelligenz. Dieser Spruch wird dem US-amerikanischen Informatiker John McCarthy zugeschrieben. Er gilt als Erfinder des Begriffs „Künstliche Intelligenz“, kurz: KI. Diesem Schlagwort kann man aktuell kaum entkommen. Kein Tag vergeht ohne Raunen über Algorithmen, maschinelles Lernen und revolutionäre Techniken. Oft richtet sich der Blick dabei in die Zukunft. Doch KI-Technologien sind längst Gegenwart.
In Google, Siri und Alexa steckt KI
Wenn wir googlen, Siri oder Alexa Fragen stellen, Smart-Home-Geräte verwenden oder Skype-Chats simultan übersetzen lassen, nutzen wir bereits künstliche Intelligenz. Diese Leistungen mögen uns nicht mehr besonders imposant erscheinen, doch lange Zeit waren sie unvorstellbar. KI beginnt nicht erst mit autonomen Flugtaxis, Robocops und wahlmanipulierenden Twitter-Bots. Wo sie anfängt und wie sie zu definieren ist – dazu herrscht unter Wissenschaftlern keine Einigkeit.
Automatisierung in einer vernetzten Welt
Fest steht aber: Künstliche Intelligenz ist kein Deus ex machina (lateinisch: Gott aus der Maschine), sondern die Fortführung der Automatisierung in einer datengetriebenen, vernetzten Welt. Vereinfacht gesagt, ist künstliche Intelligenz immer dann im Spiel, wenn Software oder Maschinen eigenständig Dinge tun, zu denen bislang menschliche Intelligenz notwendig war.
KI sucht selbst nach Regeln
Von anderer Software setzt sich heutige KI vor allem durch autonomes Lernen ab. Früher brauchten Programme für jede erdenkliche Situation feste Regeln, heute suchen schlaue Algorithmen selbst nach Regeln, Korrelationen und Wahrscheinlichkeiten.
Was „Künstliche Intelligenz“ bedeutet
Software, Maschinen oder Roboter vollführen eigenständig Handlungen, die bislang menschlicher Intelligenz bedurften. Dadurch wirken sie intelligent. Sie denken aber nicht, haben kein Bewusstsein und keinen eigenen Willen. Stattdessen analysieren sie große Datenmengen, lernen daraus und entscheiden sich auf Basis der Daten für bestimmte Handlungen. Die künstliche Intelligenz wählt normalerweise die Handlung, die laut ihren Berechnungen am wahrscheinlichsten dazu führt, dass sie ihre Aufgabe erfolgreich bewältigt – etwa im Schach zu gewinnen. Wie KI funktioniert und wie sie die Welt verändern wird, hat Professor Maarten Steinbruch 2017 im Gespräch mit test.de erklärt (Roboter können nicht lieben – noch nicht).
Zwischen Rettung und Untergang
Künstliche Intelligenz hat enormes Potenzial: Optimisten versprechen bessere medizinische Diagnose- und Therapiemöglichkeiten sowie mehr Verkehrssicherheit und Umweltschutz durch autonome Autos. Manche hoffen auf grenzenlose Freizeit, sobald Roboter unsere Jobs übernehmen. Pessimisten warnen vor massenhaftem Arbeitsplatzverlust, totalitärer Überwachung, Diskriminierung durch Algorithmen und vor Kampfrobotern. Mancher befürchtet gar die Versklavung der Menschheit durch künstliche Intelligenzen.
Künstliche Intelligenz führt nicht immer zu Verbesserungen ...
Solche Allmachtsfantasien lassen sich zumindest heute noch schnell entzaubern, da künstliche Intelligenz mitunter schon an kleinen Dingen scheitert – an Filmvorschlägen etwa: So manch personalisierte Empfehlung von Netflix ist nicht halb so gut wie ein Tipp von Freunden. Dass künstliche Intelligenz nicht immer zu Verbesserungen führt, zeigt sich auch in unseren Tests.
... das zeigen die Untersuchungen der Stiftung Warentest
So nutzt das Smartphone Huawei P20 laut Anbieter eine KI-Technologie für Fotos. Doch seine Kamera schneidet nur mit der Note 2,9 ab – da sind andere Handys deutlich besser. Im Test und im Alltag zählt das Ergebnis – und nicht, ob ein Gerät mit KI-Techniken arbeitet oder nicht. Denn sind die Sprachassistentin oder der Saugroboter erst mal zu Hause behilflich, werden aus solch einstigen Wundern rasch Selbstverständlichkeiten. Sobald es funktioniert, nennt es niemand mehr künstliche Intelligenz.
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