
Sieger. kenwood, KitchenAid und Krups schneiden im Test besser ab als der Thermomix.
Fans lieben ihren Thermomix. Er hackt, knetet, rührt und kocht. Per Display führt er durchs Rezept. Im Test schafft er es nur auf Platz vier.
Vorsicht, gleich wird es laut. Mit diesen Worten dreht Miriam Graf* den Geschwindigkeitsregler auf Stufe 10. Schlagartig erfüllt ohrenbetäubender Lärm die Küche. Mit zehntausend Umdrehungen pro Minute katapultiert das Messer des Thermomix Dinkelkörner gegen die Edelstahlwand des Mixtopfes. Am Ohr kommt ein Schalldruck von 88 Dezibel an. Das ist so laut, dass es wehtut. Die Umstehenden halten sich die Ohren zu. Eine Warnung gab das Display nicht. Nach einer Minute ist der Spuk vorbei, die Dinkelkörner sind zu Mehl gemahlen, das Gerät trötet vergnügt.
Miriam Graf ist eine sogenannte Repräsentantin für den Thermomix. Die bekannteste aller kochenden Küchenmaschinen gibt es ausschließlich im Direktvertrieb. Wer sie kaufen möchte, muss sie sich von einer Vertreterin wie Graf vorführen lassen, bei sich zuhause oder bei Bekannten.
Mit dem Dinkelmehl rührt Graf einen Brotteig an – erster Teil ihres Probiermenüs. Danach mischt sie Frischkäse mit Radieschen, dann häckselt sie Brokkolisalat. Sie dämpft Putenrouladen und Gemüse im Garaufsatz, während im Mixtopf Reis kocht. Zum Schluss zaubert sie Eis. Alles aus einer Maschine. Alles ohne Kochbuch, denn die Rezepte sind auf einem Chip gespeichert. Das Display zeigt an, welche Zutaten als Nächstes kommen – und wie viel davon: Wiegen kann das Gerät auch.
Dieses geführte Kochen bietet nur der Thermomix. Und ein Mythos ist er obendrein. Wohl keine Küchenmaschine hat eine so eingeschworene Fangemeinde wie der 1 110 Euro teure Rührer mit eingebauter Heizung. „Die Zeit“ kürte ihn im Oktober gar zum „iPhone aus Wuppertal“. Mehr als eine Million Geräte seines aktuellen Modells hat Vorwerk laut eigenen Angaben bereits verkauft, trotz langer Lieferzeiten. Wir warteten mehr als 13 Wochen auf unsere vier Testgeräte. Aber ist der Bestseller auch der Beste?
Video: Küchenmaschinen – Tops und Flops
Neun Kochmaschinen im Vergleich

Umfangreich. Das Zubehör der Kenwood eröffnet viele Möglichkeiten, braucht aber Platz.
Umfangreich. Das Zubehör der Kenwood eröffnet viele Möglichkeiten, braucht aber Platz.
Diverse Geräte konkurrieren mit dem Thermomix. Die Stiftung Warentest hat drei Standmixer und fünf Küchenmaschinen mit Kochfunktion gegen den Thermomix antreten lassen. Ihre Preise reichen von 95 bis 1 120 Euro.
Am Ende der Untersuchungen schaffte es der Thermomix nur auf Platz vier. Für ihn sprechen die integrierten Rezepte und die intuitive Handhabung. Aber den Testsiegern von Kenwood, KitchenAid und Krups gelingen kalte Zubereitungen besser als dem Thermomix, Kenwood und Krups lassen ihn auch beim Kochen hinter sich.
Vor allem sind die Testsieger leiser. Der Thermomix von Vorwerk lärmt nämlich nicht nur beim kurzzeitigen Körnermahlen, sondern auch beim Kochen. Gulasch zum Beispiel rührt er fast eineinhalb Stunden. Am Ohr des Kochs kommt währenddessen in einem halben Meter Entfernung durchschnittlich ein Schalldruck von 64 Dezibel an. Zu laut für eine entspannte Unterhaltung in der Küche.
Im Krups köchelt Gulasch mit 47 Dezibel. Das ist spürbar leiser. Das menschliche Ohr nimmt bereits zirka zehn Dezibel Unterschied als Halbierung der Lautstärke wahr.
Lauter als Waschmaschinen beim Schleudern
Küchenmaschinen heulen, rattern, kreischen. Sie zählen zu den lautesten Geräten in der Küche. Im Normtest wird auf höchster Stufe Wasser gerührt. Thermomix ist deutlich lauter als Waschmaschinen beim Schleudern. Unterhaltungen sind kaum möglich.

Kein Tausendsassa in der Küche
Während ihrer Präsentation schwärmt Miriam Graf, der Thermomix könne eine komplette Küche ersetzen. Vorwerk wirbt: „Alles in einem und einer für alles.“ Doch der Tausendsassa patzt schon bei der Vorspeise. Möhren raspeln oder Gurken in Scheiben schneiden kann er nicht. Sein Messer zerhackt alles in kleine Stücke – so wie die meisten seiner Konkurrenten. Allein Kenwood liefert verschiedene Schneidscheiben mit. Sie raspeln Möhren, hobeln Gurkenscheiben.
Punkte sammelt der Thermomix beim Hefeteig. Es kommt auf die richtige Rührtechnik an, damit der Teig gleichmäßig aufgeht. Ähnlich gut gelingt Hefeteig im GourmetMaxx, im Kenwood, KitchenAid und Krups. Ähnlich gelingt er aber auch per Hand, mit ein bisschen Übung, lauwarmer Milch und einer abgedeckten Schüssel zum Gehen an einem warmen Ort.
Cremiges Süppchen top, Eintopf hopp
Eine Hauptaufgabe der kochenden Küchenmaschinen ist es, warme Speisen zuzubereiten. Pürierte Suppen wie Spargelcreme bekommen alle gut hin, KitchenAid und der Russell-Hobbs-Standmixer sogar sehr gut. Erhitzen, pürieren – nach 30 bis 40 Minuten sind die meisten Geräte fertig. Auch das sind keine Wunderleistungen. Mit Kochtopf und Pürierstab gelingt das ähnlich gut und schnell.
Anspruchsvoller ist Minestrone, ein italienischer Eintopf mit viel buntem Gemüse und Nudeln. Die einzelnen Zutaten sollten bei ihm sichtbar bleiben. Der Thermomix hackt Zwiebeln und Gemüse in Sekunden klein. Nach 33 Minuten serviert die Maschine eine Suppe mit sehr groben Stücken und ansonsten sämiger Konsistenz. Kein Augenschmaus.
Kenwood, KitchenAid, Krups lassen den Koch das Gemüse per Hand schnippeln. Genauso entsteht unser Referenzgericht, das wir parallel im Kochtopf kochen. Das dauert zwar länger, dafür sind die Stücke mundgerecht und halbwegs gleichmäßig. Die selbstgeschnittene und -gekochte Suppe kommt sieben Minuten später auf den Tisch als aus dem Thermomix, sieht dafür aber appetitlicher aus.
Manches gelingt, manches missrät
Vorwerk garantiert, dass Rezepte aus Thermomix-Kochbüchern gelingen. Das klappt nicht immer. Wir garten gleichzeitig Brokkoli und tiefgekühlten Lachs in den Dampfschalen. Thermomix, Kenwood und KitchenAid brachten rohen, in der Mitte zum Teil noch gefrorenen Lachs auf die Teller. In den Rezeptbüchern stand nicht, dass wir frischen Lachs verwenden sollten.
Im zweiten Anlauf dämpften wir das Gericht deutlich länger. So garte der Fisch in allen drei Modellen durch. Im Thermomix übergarte derweil der Brokkoli. Er zerfiel zu bräunlich-gelbem Mus. Köche sollten experimentieren, wie lange sie Fisch garen und wann sie Gemüse zugeben. Zum Vergleich bereiteten wir die gleichen Zutaten im Dampfgarer zu. Das gelang besser als in allen Küchenmaschinen.
Fazit der Kochversuche: Die Küchenmaschinen sind keine Alleskönner. Jede hat Stärken und Schwächen. Alles, was die Geräte auf den Tisch zaubern, lässt sich auch mit herkömmlichen Küchenutensilien bewerkstelligen. Für die getesteten Gerichte sparten die Kochmaschinen nur wenig Arbeitszeit. Zumindest brannte aber nichts an und kochte nichts über.
Gesparte Zeit verfliegt beim Reinigen
Die beim Kochen eingesparte Zeit verfliegt mit manchen Maschinen beim Reinigen. Im Laufe ihrer Vorführung weist Miriam Graf mehrfach darauf hin, wie aufgeräumt die Küche sei – trotz all der Gerichte, die die Gruppe bereits im Thermomix zubereitet hat. Nirgendwo stünden schmutzige Töpfe oder Schüsseln herum, wie sonst beim Kochen üblich. Alles kommt aus dem Wunderkessel. Kein Wunder: Die Repräsentantin spült den Mixtopf nach jedem Gericht per Hand, manchmal auch zwischendurch.
Hätten wir das Essen auf herkömmliche Weise zubereitet, wären die meisten Utensilien in den Geschirrspüler gewandert. Immerhin lässt sich die Thermomix-Schüssel einfach und schnell reinigen. Klebt etwas unter dem Messer, schraubt die Vertreterin den Fuß des Mixtopfes ab und kann so das Messer einzeln abspülen. Alle Teile dürfen auch in den Geschirrspüler.
Andere Maschinen sind komplizierter zu reinigen. Die Töpfe des Jupiter und der KitchenAid eignen sich nicht für den Geschirrspüler. Den Deckel des Krups müssen Nutzer jedes Mal aufwendig auseinanderbauen. Auch die Messer von GourmetMaxx und Jupiter lassen sich schwer reinigen. Noch komplizierter machen es die Standmixer Moulinex und Russell Hobbs: Deren Krüge lassen sich nicht auseinandernehmen. Zerkleinertes Gemüse oder angekochter Pudding müssen mit viel Mühe unter den Messern herausgekratzt und -gebürstet werden.
Der Krug des Gastroback-Standmixers lässt sich zwar mit Mühe auseinandernehmen, das verschleißt aber die Sicherung. Die Prüfer konnten das Mixmesser nach dem Dauertest ohne schützenden Krug einschalten. Das scharfe Messer rotiert mit hoher Drehzahl. Wir bewerten das Gerät daher als mangelhaft.
Am Ende des Tests hat sich kein Gerät als Wundermaschine hervorgetan. Nicht der Thermomix mit seiner großen Fangemeinde, nicht einmal die drei Testsieger. Vor diesem Hintergrund sind sie alle ziemlich teuer. Deutlich preiswertere Konkurrenten boten Aldi und Lidl in den Wochen nach unserem Prüfdurchlauf an. Bei Aldi waren die kochenden Küchenmaschinen für 200 Euro schnell vergriffen. Bei Lidl ergatterten wir drei Exemplare des „Monsieur Cuisine“. Sie sehen dem getesteten Jupiter-Gerät sehr ähnlich, sind aber nicht baugleich. Wie gut sie kochen, prüfen wir über den Redaktionsschluss hinaus in einem Schnelltest.
* Name von der Redaktion geändert.