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Wegen der Eurokrise wollen viele Bundesbürger nur eins: ihr Geld in Sicherheit bringen. Drei alte Anlegerregeln helfen weiter.
Klartext eines Lesers, der sich bei Finanztest nach Anlagen in Gold erkundigte: „Ich bin Computerexperte und kein Bankenfachmann. Doch wenn ich mir den Zustand unseres Finanzsystems so anschaue, würde ich wohl die Festplatte formatieren und alles auf null setzen.“
Fast täglich fragen Leser nach unserer Einschätzung zur Finanzkrise. Die meisten sind in einer komfortablen finanziellen Situation. Doch viele fürchten, dass demnächst alles den Bach hinuntergeht. Sie sprechen von Hyperinflation und Währungsreform, wollen Immobilien und Gold.
Die Ängste werden befeuert durch die unendliche Geschichte der Euro-Rettung und durch eine sehr hohe Staatsverschuldung auch in Deutschland. Kann das gut enden?
Natürlich kann es das. Im günstigsten Fall bekommen die kriselnden Euroländer ihre Probleme in den Griff. Dann blieben alle Bürgschaften ohne Folgen.
Und wenn nicht? Was ist, wenn der Euro zerbricht? Aus gutem Grund mag sich das kaum jemand ausmalen. Dass deutsche Anleger dann ungeschoren davonkämen, ist praktisch ausgeschlossen. Sie müssten wahrscheinlich für Zahlungsausfälle in anderen Euroländern einstehen – sei es durch höhere Steuern, durch Kursverluste bei Anleihen oder Aktien oder durch niedrigere Renditen von Versicherungen.
Wer sein Geld vernünftig anlegt, ist aber auch für eine schlimme Krise gut gewappnet. Verluste lassen sich zwar nie ausschließen, der finanzielle Gau aber schon.
Regel Nummer 1: Vermögen breit streuen

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Das größte Maß an Sicherheit erreichen Anleger, wenn sie ihr Vermögen auf möglichst viele Anlageklassen verteilen. Dazu gehören Zinsanlagen und Immobilien, Versicherungen, Aktien und auch ein bisschen Gold.
Zu welchen Teilen die einzelnen Anlagen gemischt werden, hängt von den persönlichen Verhältnissen des Anlegers ab. Wer in einem abbezahlten Häuschen wohnt und eine auskömmliche Rente bezieht, kann sich mehr Risiko leisten als ein alleinverdienender Familienvater mit zwei kleinen Kindern. Grundsätzlich sollte aber jeder darauf achten, dass nicht das ganze Vermögen in einer Anlage steckt.
Ausnahme: Für viele, vor allem für junge Familien, ist ein Hausbau oder Wohnungskauf selbst dann sinnvoll, wenn sie alle Ersparnisse dafür einsetzen und sich zusätzlich für viele Jahre verschulden. Das Eigenheim ist für sie keine Geldanlage, sondern die Erfüllung eines Lebenstraums.
Für die selbstgenutzte Immobile spricht neben der dauerhaften Mietersparnis vor allem das aktuelle Niveau der Kreditzinsen. So günstig waren Baudarlehen in Deutschland noch nie zu bekommen. Hausbesitzer in spe haben also guten Grund, zügig zu handeln.
Normalerweise ist es aber falsch, alles auf eine Karte zu setzen. Wer heute all seine Sparbücher und Konten auflöst, um davon Immobilien und Gold zu kaufen, erhöht sein Risiko, anstatt es zu senken.
Niemand weiß, wie sich die Preise für Häuser, Grundstücke oder Gold in Zukunft entwickeln werden. Sparbücher oder Festgeldkonten bieten zumindest eine Garantie für den Erhalt des nominellen Wertes. Das ist bei anderen Anlagen nicht der Fall.
Anleger, die heute darauf wetten, dass Papiergeld ohnehin entwertet wird, und stattdessen nur auf den Sachwert von Immobilien und Gold setzen, begeben sich auf dünnes Eis. Kommt der ultimative Finanzcrash doch nicht, stehen sie womöglich viel schlechter da als die Zinsanleger. Denn ihnen drohen Verluste durch sinkende Immobilien- oder Goldpreise.
Und selbst im Falle einer Megakrise ist es unwahrscheinlich, dass die Haus- und Wohnungspreise steigen. Viel plausibler wäre ein Preisverfall, da ja weniger Geld zur Verfügung stünde. Wer soll für Nachfrage sorgen, wenn viele Menschen mittellos sind?
Regel Nummer 2: Flüssig bleiben
Für professionelle Investoren ist die „Liquidität“ einer Geldanlage ein wichtiges Merkmal. Auch private Anleger sollten darauf achten, dass sie stets flüssig bleiben. Wer sein gesamtes Kapital in Immobilien und Versicherungen gesteckt hat, kann durch unerwartete Zahlungsverpflichtungen in eine üble Notlage geraten.
Ein ordentlich verzinstes Tagesgeldkonto oder andere kurzfristig verfügbare Anlagen ohne Kursschwankungen sind vielleicht nicht Gold wert, aber in normalen Zeiten unverzichtbar.
Deutsche Anleger haben zwar unbestritten zu viel Geld in teils schlecht verzinsten Sparanlagen gehortet, aber wenn sie ihr Erspartes komplett in Gold oder Immobilien umschichten, ersetzen sie nur ein Übel durch ein anderes.
Regel Nummer 3: Kühlen Kopf bewahren
Folgenschwere Finanzentscheidungen erfordern einen klaren Kopf. Der geht schnell verloren, wenn sich Anleger durch Panikmeldungen aus der Eurozone oder Bankenwelt in Alarmstimmung versetzen lassen. Vor jeder größeren Investition sollten sie deren Vor- und Nachteile gründlich abwägen.
Auch das lässt sich an Immobilien gut zeigen: Längst nicht jeder Immobilienkauf ist vernünftig, denn marode Häuser in unattraktiver Lage, sanierungsbedürftige Wohnungen zu überhöhten Preisen oder kontaminierte Grundstücke taugen gewiss nicht zur Rettung von Erspartem.
Selbst in einem boomenden Immobilienmarkt gibt es keine Gewähr auf einen langfristigen Wertzuwachs. In vielen ländlichen Regionen stehen heute schon viele Häuser leer und die demografische Entwicklung verheißt noch größeres Unheil. In 20 oder 30 Jahren könnten Häuser in entlegenen Landstrichen nur zu indiskutablen Preisen verkäuflich sein.
Nicht zu vergessen die hohen Nebenkosten: Bei Immobilien liegen sie meist im zweistelligen Prozentbereich und damit höher als bei den meisten anderen ernstzunehmenden Geldanlagen.
Für viele Eigenheimbesitzer dürfte es sinnvoller sein, statt einer weiteren – vermieteten – Immobilie lieber Anteile an einem Immobilienfonds zu kaufen.
Die Gruppe der offenen Immobilienfonds (siehe Finanztest 07/2012, www.test.de/immobilienfonds) ist in Verruf geraten, seit viele Anbieter ihre Produkte abwickeln mussten. Dabei gibt es eine Reihe von Fonds, die seit vielen Jahren reibungslos funktionieren und verlässliche Renditen brachten. Selbst ein geschlossener Immobilienfonds kann das kleinere Wagnis im Vergleich zu einer kostspieligen Einzelimmobilie sein (siehe Finanztest 12/2012, „Geschlossene Immobilienfonds: 40 von 58 fallen durch“).
Die Fondslösung hat außerdem den Vorteil, dass Anleger auch in Gewerbeimmobilien investieren können. Durch die Verteilung ihres Kapitals auf verschiedene Immobilienfonds können sie das Risiko eines Totalausfalls minimieren.
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