Das bedeuten steigende Zinsen für Anleger
(30.06.2022)
Nach elf Jahren will die Europäische Zentralbank (EZB) nun die Leitzinsen wieder anheben. Der Hauptrefinanzierungssatz soll im Juli von 0 Prozent zunächst auf 0,25 Prozent steigen und im September nochmals angehoben werden. Zu diesem Zins können Banken bei der EZB Geld leihen. Je höher der Satz, desto teurer werden Bankkredite und Baufinanzierungen. Auch Geldanlagezinsen dürften steigen.
Minuszinsen. Bereits im Mai hatte die ING mitgeteilt, ab Juli ihre Negativzinsen nur noch für Geldanlagen ab 500 000 Euro zu erheben. Ende Juni kündigte auch die Commerzbank entsprechende Schritte an, wenn die EZB den Leitzins erhöht.
Festgeld und Tagesgeld. Auch hier steigen die Zinsen. Für einjähriges Festgeld gibt es inzwischen weit mehr als ein Prozent Zinsen – das war lange nicht der Fall. Auch bei längeren Laufzeiten ist viel Bewegung im Markt, wie unser regelmäßiger Test von Festgeldangeboten und von Tagesgeldangeboten zeigt.
Anleihen. Die Zinsen von Anleihen sind schon gestiegen. Das hatte zunächst Kursverluste bei Rentenfonds zur Folge, weil die älteren, niedriger verzinsten Papiere in den Fonds an Wert verloren. Steigen die Zinsen weiter, gibt es nochmals Verluste. Mittelfristig steigen die Ertragschancen der Fonds jedoch, wie unsere Untersuchung zu Anleihen in der Zinswende zeigt.
Aktien. Am Aktienmarkt führen höhere Zinsen ebenfalls zu Kursverlusten. Ein Grund ist, dass durch die höheren Finanzierungskosten für die Firmen die Wachstumsaussichten der Wirtschaft sinken. Anleger wechseln in unsicheren Zeiten zudem gern in sichere Bereiche. Es zeigt sich außerdem bereits, dass der Krieg in der Ukraine, die Inflation und steigende Zinsen den Managern von Aktienfonds Welt zu schaffen machen. In unserem Produktfinder Fonds schaffen nur noch drei aktiv gemanagte globale Fonds, die auch für Privatanleger erhältlich sind*, die Bestnote von fünf Punkten in der Finanztest-Bewertung des Anlageerfolgs. Der Anteil solcher Top-Fonds an der Gesamtmenge ist seit Jahresbeginn von rund 11 auf 1 Prozent gefallen. Ein Grund ist die Schwäche der Wachstumswerte, in die nicht nur die darauf spezialisierten Growth-Fonds investiert haben.
Lebensversicherungen. Der Garantiezins für neu abgeschlossene Verträge von derzeit 0,25 Prozent bleibt zunächst unverändert. Da die Versicherer das Geld ihrer Kunden unter anderem am Kapitalmarkt anlegen und Anleihen oder Aktien kaufen, spüren sie dort dieselben Auswirkungen. Mit der Zeit dürften die Überschussbeteiligungen der Versicherer wieder steigen.
*Ergänzt am 1.7.2022
Aktienfonds Welt: Absturz der Favoriten?
(25.06.2022)
Die Krise setzt auch den weltweit anlegenden Aktienfonds zu. Aktuell bekommen nur noch drei aktiv gemanagte Aktienfonds Welt die Finanztest-Topbewertung von fünf Punkten. Wir werfen einen Blick auf alle globalen Fonds, die wir in diesem Jahr einmal empfohlen haben und zeigen, welche Bewertung sie jetzt haben.
Chance-Risiko-Zahl allgemein schlechter
Basis unserer Fondsbewertung ist die Chance-Risiko-Zahl. Diese hat sich bei allen Top-Fonds aus diesem Jahr verschlechtert – anders als beim Corona-Crash Anfang 2020, den die Fonds besser weggesteckt haben.
Die Chance-Risiko-Zahl gibt an, wie gut das Chance-Risiko-Verhältnis eines Fonds im Vergleich zum Chance-Risiko-Verhältnis der Benchmark ist. Fonds mit einer Chance-Risiko-Zahl größer 105 bekommen fünf Punkte im Anlageerfolg – die Bestnote. Liegt die Zahl zwischen 95 und 105 gibt es vier Punkte, zwischen 85 und 95 vergeben wir drei Punkte. Zwei Punkte erzielt der Fonds bei 75 bis 85 Prozent, unter 75 Prozent ist es nur noch ein Punkt. Mehr dazu in unserem Beitrag Das Fondsrating von Finanztest.
Wo stehen die diesjährigen Top-Fonds jetzt?
Die folgende Tabelle zeigt alle Fonds aus der Gruppe Aktien Welt, die wir irgendwann dieses Jahr mit fünf Punkten in der Finanztest-Bewertung ausgezeichnet hatten. Wir geben an, wann der Fonds zum letzten Mal auf der Top-Liste stand und wie er aktuell bewertet ist. Die Charts darunter zeigen für dieselben Fonds die Entwicklung der Chance-Risiko-Zahlen im Zeitverlauf.
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Drei Fonds gegen den Trend
Drei Fonds haben es geschafft: Sie haben in der aktuellen Bewertung des Anlageerfolgs die Bestnote von fünf Punkten bekommen.
- Quantex Global Value. Der Schweizer Fonds folgt einer Value-Strategie. USA sind im Vergleich zum MSCI World mit 22 Prozent stark untergewichtet, stärkste Region ist Europa (36 Prozent). 10 Prozent hält der Fonds aktuell in Liquidität. Die am stärksten gewichteten Branchen sind Haushaltsgüter (21 Prozent) und Öl & Gas (17 Prozent).
- DWS Croci Sectors Plus. Der Fonds investiert systematisch in die drei aus seiner Sicht am besten bewerteten Sektoren. Aktuell hält der Fonds Titel aus den Sektoren Energie (40 Prozent), Grundstoffe (32) und langlebige Konsumgüter (28). Die USA (60 Prozent), Japan (15) und Großbritannien (14) sind die am stärksten vertretenen Länder. Mit nur 30 Titeln ist der Fokus sehr eng. Nur 0,6 Prozent hält der Fonds in Kasse.
- UniMarktführer. Dieser Fonds ist gemessen an der Korrelation der marktnächste der aktuellen Fünf-Punkte-Fonds. Er investiert zu 52 Prozent in die USA, zu 11 Prozent in Frankreich und zu 8 Prozent in Deutschland. Die Liquidität liegt bei 1,8 Prozent. Unter den Top Ten sind Klassiker wie Apple, Microsoft, Amazon und Total. Seine Sektorenaufteilung ist der des MSCI World relativ ähnlich: IT (24 Prozent), Gesundheit (16) und langlebige Konsumgüter (11) sind am stärksten vertreten. Auffällig ist die Übergewichtung des Energiesektors: 10 Prozent gegenüber 5 Prozent im MSCI World.
Was Anleger tun können
Alte Stars leiden aktuell besonders, wenn sie zuvor auf eine Growth-Strategie gesetzt haben, wie beispielsweise der MS Global Opportunity. Im Umfeld der steigenden Inflation und des Ukraine-Krieges entwickeln sich Value- und Dividenden-Titel dagegen relativ gut. Titel aus dem Energiesektor boomen regelrecht. Das ist ein Grund, warum viele nachhaltige Fonds zur Zeit underperformen: sie schließen häufig klassische Energie-Titel aus. Anleger können an ihren aktiv gemanagten Fonds festhalten und entweder auf Erholung der bisherigen Strategie setzen oder hoffen, dass sich das Fondsmanagement auf die neue Lage einstellt. Eine andere Möglichkeit ist es, auf marktbreite ETF umzusatteln. 1. Wahl-ETF haben zwar „nur“ vier Punkte beim Anlageerfolg, sind aber auch bei Krisen stabil in der Bewertung.
Anwältin: „ADR-Anleger fühlen sich enteignet“
(23.06.2022)
Russland hat den Handel von Hinterlegungsscheinen russischer Aktien (ADR) verboten, der beispielsweise bei Gazprom-Aktien über die New Yorker Mellon Bank abgewickelt wurde. Über das Problem hatten wir berichtet (siehe Update vom 15.6.). Die Juristin Anja Richter von Johst Richter Rechtsanwälte erklärt die Schwierigkeiten und was Anleger nun tun können.
Russland verbietet den Handel von ADR, zudem erschweren auch westliche Sanktionen den Umtausch dieser Hinterlegungsscheine in Aktien. Denn auch die für die Abwicklung internationaler Wertpapiergeschäfte zuständige Verwahrstelle Clearstream aus Luxemburg stellt sich quer. Es gibt frustrierte Anleger, die fürchten, sie würden enteignet. Wäre das die Folge, wenn es nicht gelingt, die ADR umzuwandeln?
So wird es von vielen Anlegern empfunden, aber wir gehen davon aus, dass wir das schaffen. Vielleicht würde es auch durch eine Kraftloserklärung dieser ADRs gelingen, ohne Clearstream. Da haben wir gerade eine Anfrage bei der Mellon Bank. Ansonsten gehen die ADR an die Mellon Bank ohne Umtausch zurück und die würde die Aktien dann auf dem freien Markt voraussichtlich innerhalb eines Jahres ohne mögliche Einflussnahme des jeweiligen Anlegers veräußern. Das gilt so zumindest bei Gazprom. Dann ist die Frage, wieviel am Ende noch herauskommt. Das wissen wir alle nicht.
Manch einer mag hoffen, dass sich die Situation wieder entspannt. Würde es sich lohnen, abzuwarten?
Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Negativbeispiele der Vergangenheit haben gezeigt, dass es auch zum Totalverlust kommen kann. Die ADRs sind auch nicht mehr dividendenberechtigt. Bei Stammaktien ist es so, dass sie die Dividende bis zu drei Jahren später realisieren können. Derzeit ist die Dividende für Bürger unfreundlicher Staaten eingefroren. Auch der Handel ist momentan ausgesetzt beziehungsweise auf 0,2 Prozent des Gesamtvolumens pro Tag begrenzt. Die wollen einen Ausverkauf verhindern.
Ab welcher Mindestgröße lohnt sich der Aufwand, von Anwälten die Umwandlung der ADR in Aktien übernehmen zu lassen?
Wir betreuen Klienten ab einer Grenze von 50 000 Euro, weil der Broker diese Mindestsumme fordert und man für die kleineren ein Treuhandkonto eröffnen müsste. Bei kleineren ADR-Positionen sollte jeder Anleger individuell für sich prüfen, ob eine steuerliche Abschreibung für ihn wirtschaftlich nicht sinnvoller wäre. Verluste können etwa anderen Aktiengewinnen gegengerechnet werden.
Russische Aktien: Umtausch ADR in Aktien schwierig
(15.06.2022)
Russische Aktien früher häufig über ADR gehandelt
Für US-amerikanische und europäische Anleger gab es vor dem Ukrainekrieg die Möglichkeit, in russische Aktienunternehmen in Form von sogenannten ADR oder GDR zu investieren. ADR steht für american repository receipts, GDR für global depository receipts; gemeint sind damit Hinterlegungsscheine, also Zertifikate, die sich wie die zugrunde liegenden Aktien entwickeln. Solche Zertifikate wurden von großen westlichen Banken wie der Bank of New York Mellon oder der Citibank herausgegeben. Über diese Bezugsscheine konnten westliche Anleger auch dann ausländische Aktien handeln, wenn diese selbst nicht an der inländischen Börse gelistet waren. In Folge des Ukraine-Russland-Krieges geraten Inhaber von ADR nun in Schwierigkeiten.
Einschränkungen im Handel für Ausländer an Moskauer Börse
Am 25. Februar 2022 wurde der Handel an der Moskauer Börse ausgesetzt, um den Kursverfall russischer Aktien zu stoppen. Am 24. März 2022 öffnete der Handel wieder – aber nur für 33 Titel aus dem Moex Russia Index, und auch nicht für Ausländer. Der Verkauf russischer Aktien durch ausländische Investoren sowie Leerverkäufe, ursprünglich bis zum 1. April 2022 verboten, ist weiterhin untersagt. Auch der Anleihenhandel mit, sowie die Auszahlung von Kupons und Dividenden an Ausländer ist nicht erlaubt. Zumindest der Rubel-Aktienkurs von Gazprom, dem größten russischen Erdgasproduzenten, stabilisierte sich in der Folge, wie der folgende Wertentwicklungschart mit den sechs größten russischen Aktienunternehmen seit Jahresbeginn zeigt. Wohlgemerkt, die Wertentwicklung ist in Rubel. In gemischten Indizes von westlichen Indexanbietern sind russische Aktien weiterhin mit einem Wert nahe Null abgeschrieben.
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Russische ADR werden eingestellt
Am 16. April 2022 wurde in Russland ein Gesetz zur Beendigung von ADR und GDR verabschiedet (Gesetzesnummer 114-FZ). Dieses weist russische Aktienunternehmen an, die bestehenden Verträge mit ausländischen Banken hinsichtlich ADR zu beenden. Seit dem 27. April 2022 ist die Neuemission von Hinterlegungsscheinen für russische Aktien verboten. Anleger, die die Hinterlegungsscheine vor dem 27. April erworben haben, haben ein Recht auf einen Umtausch in Stammaktien. Bis zum Umtausch bekommen Inhaber der Hinterlegungsscheine weder Dividenden, noch haben sie ein Stimmrecht. Die westlichen Banken, welche bisher die ADR angeboten haben, werden ihrerseits die russischen ADR mit unterschiedlichen Fristen einstellen.
Umtausch russischer ADR in Stammaktien schwierig
Der Umtausch der ADR in Stammaktien scheint noch freiwillig zu sein und passiert nicht automatisch. Anleger müssen dazu aktiv werden und einigen Aufwand in Kauf nehmen. Wir haben beispielhaft auf den Internetseiten von Lukoil und von Gazprom nachgeschaut und Anleitungen in englischer Sprache dazu gefunden, wie man seine ADR umtauschen kann. Ob die dort angegebenen Schritte tatsächlich auch für deutsche Anleger funktionieren, können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.
Lukoil ADR
- Isin US69343P1057
- WKN A1420E
- Emittent: Citibank
- Umtauschverhältnis (ADR zu Aktie): 1:1
- Frist für Umtausch: 30. Dezember 2022
- Umtauschgebühr seitens der Citibank: 0,05 US-Dollar pro ADR
- Anleitung zum Umtausch: https://www.lukoil.com/InvestorAndShareholderCenter/Securities/InformationForDRHolders
Gazprom ADR
- Isin US3682872078
- WKN 903276
- Emittent: Bank of New York Mellon
- Umtauschverhältnis (ADR zu Aktie): 1:2
- Anleitung zum Umtausch: https://www.gazprombank.ru/docs/drcancellationeng/
Abwarten und die ADR behalten?
Was passiert, wenn Anleger ihre ADR nicht umtauschen? Laut Lukoil verbleiben die ADR im Besitz des Anlegers, bis die Emissionsbank die zugrunde liegenden Aktien verkaufen kann und die Anleger auszahlt. Allerdings ist ungewiss, wann der Verkauf russischer Aktien durch „unfreundliche“ Ausländer möglich ist.
Das gleiche Problem haben übrigens auch die Anleger, die es schaffen, ihre ADR umzutauschen. Sofern sie nicht russische Staatsbürger sind oder aus „russlandfreundlichen“ Staaten kommen, können sie ihre russischen Aktien nicht verkaufen – aber sie hätten die russischen Aktien zumindest geparkt. Bleibt die Frage: Wie können Ausländer ein Depot in Russland eröffnen?
Wie eröffnet man ein russisches Depot?
Die Umwandlung der Hinterlegungsscheine in russische Aktien scheint nur möglich, wenn der Anleger ein Bankkonto und ein Depot in Russland hat. Auf dem deutschen Markt ist uns aktuell jedoch kein Broker bekannt, der auch in Russland operiert und dort Dienstleistungen für deutsche Anleger anbietet. Welche Optionen bleiben?
- Lukoil schreibt, dass ausländische Anleger sich an die russische Bankvereinigung wenden und dort nachfragen sollen, ob und wie sie ein Konto eröffnen können. Zudem könne man sich per Email an Lukoil für mehr Informationen wenden (shareholder@lukoil.com oder ir@lukoil.com).
- Gazprom weist darauf hin, dass es möglich sei, als Ausländer ein Depot (Typ „C“) und ein Bankkonto (Typ „C“) bei der Gazprombank zu eröffnen. Auf dem Depot könnten Anleger die Gazprom-Aktien lagern, auf dem Bankkonto würden die Dividenden verrechnet werden. Das Angebot richtet sich nicht nur an Unternehmen, sondern ausdrücklich auch an Privatpersonen. Über den oben aufgeführten Link zur Gazprom-Website finden Anleger die nötigen Formulare. Wir können aktuell nichts dazu sagen, welche Kosten für ein Konto und Depot bei der Gazprombank anfallen und wie diese abgerechnet werden.
- Im Internet finden ADR-Inhaber Angebote von Anwälten, die die Umwandlung der ADR in Aktien zu übernehmen. So verspricht eine Kanzlei aus Stuttgart einen Broker gefunden zu haben, über den das Umtausch-Geschäft abgewickelt werden kann. Wir können dazu keine Empfehlung abgeben. Interessierte Anleger sollten sich die Kosten vorab offenlegen lassen. Zudem scheint diese Möglichkeit aktuell nur für Investoren mit größeren Summen zu bestehen. Die Stuttgarter Kanzlei nimmt derzeit nur Anleger als Klienten auf, die mindestens 50 000 US-Dollar in russische ADR von Gazprom, Lukoil, Magnitogorsk oder Magnit investiert haben.
- Einen Newsletter der „Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger“ (SdK) zum Umtausch der ADR gibt es unter https://sdk.org/assets/Klageverfahren/Russland/Russische-Wertpapiere-2.pdf. Betroffene Anleger, die Mitglieder der SdK sind, können dort telefonisch oder per Email um Rat bitten.
Fazit: Für den Umtausch der russischen ADR in Stammaktien gibt es Anleitungen von den jeweiligen russischen Aktienunternehmen. Ob die dort angegebenen Schritte zum Erfolg führen, können wir nicht sagen. Rückmeldungen und Erfahrungsberichte von Lesern nehmen wir gern entgegen.
ETF: Preis, Net Return und Total Return - diese Indexvarianten gibt es
(10.06.2022)
Wer sich näher mit Indizes beschäftigt, die von ETF oder auch Zertifikaten abgebildet werden, wird feststellen: Indexnamen weisen häufig Zusätze wie „TR“, „Net“ oder „Preisindex“ auf. Wir erklären, was es damit auf sich hat.
Meist gibt es drei Indexvarianten
Typischerweise werden drei Indexvarianten unterschieden. Dabei geht es jedoch immer um den gleichen Aktien- oder Anleihenkorb, also zum Beispiel immer um den Dax oder den MSCI World Index.
- Beim Preisindex, auch Price Index oder kurz PI genannt, wird die Wertentwicklung anhand der Kurswerte der Indexmitglieder berechnet. Wenn die Aktien im Index Dividenden ausschütten oder die Anleihen Zinsen zahlen, dann fallen sie bei der Indexberechnung unter den Tisch. Ältere Indizes wurden zu Beginn meist nur als Preisindex berechnet.
- Der Total Return Index (Gross Return, Performanceindex oder kurz TR) berücksichtigt dagegen auch die Dividenden oder Zinsen der Titel im Index. Bei diesen Ausschüttungen wird unterstellt, dass sie regelmäßig in die Indexwerte zurückinvestiert werden. Zu welchen Zeitpunkten rechnerisch die Wiederanlage erfolgt und wie genau das geschieht, legen die Indexregeln im Detail fest.
- Beim Net Return Index (Net Total Return Index oder kurz NR) werden ebenfalls Ausschüttungen wie Dividenden oder Zinsen berücksichtigt. Da jedoch Fonds auf die Titel im abgebildeten Index oft Quellensteuer zahlen müssen, wird bei der Berechnung der Net Return Indizes nur der Anteil der Zinsen und Dividenden rechnerisch reinvestiert, der nach Abzug einer vom Indexanbieter unterstellten Quellensteuerpauschale übrig bleibt.
Beispiel MSCI World
Die folgenden Charts zeigen die Wertentwicklung der drei Indexvarianten für den MSCI World seit Beginn der Rückrechnung des Index im Jahr 1970. Der obere Chart zeigt die kumulierte Wertentwicklung, im Chart darunter lassen wir die Indizes alle zehn Jahre erneut bei 100 starten.
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Der untere der beiden Charts zeigt, dass die Unterschiede zwischen den Indexvarianten im Zeitverlauf variieren können. Beim Vergleich der Dekaden sollten Anleger Folgendes im Hinterkopf behalten:
- Die Differenz zwischen dem Total Return Index und dem Preisindex scheint in den 80er Jahren am größten gewesen zu sein. Um festzustellen, ob dies wirklich der Fall war und nicht nur wegen der Skalierung so scheint, haben wir zusätzlich für alle drei Indexvarianten die durchschnittlichen 10-Jahresrenditen berechnet. Die Differenz vom Total Return zum Preisindex lag in den 70ern bei 3,9 Prozentpunkten, in den 80ern bei 4,1, den 90ern bei 2,4, in den 00ern bei 2,1 und in den 10er Jahren bei 2,9 Prozentpunkten pro Jahr.
- Wie groß der Unterschied zwischen den Indexvarianten ist, hängt zunächst von der Höhe der Dividendenzahlungen ab. Da die Dividenden im Total Return Index jedoch regelmäßig wieder angelegt werden, wirkt sich zudem auch die Preisentwicklung auf die Differenz zwischen den Indexvarianten aus.
Worauf Anleger achten müssen
- Preisindizes sind kein guter Maßstab für die Wertentwicklung von Märkten, da sie Dividenden und Zinsen außen vor lassen. Zieht ein aktiver Fonds einen Preisindex zum Vergleich heran, zum Beispiel im KIID oder Factsheet, um sich seiner relativ guten Wertentwicklung zu rühmen, dann hängt dieser Vergleich mehr als schief. Schließlich streicht der Fonds die Dividenden ein und hat somit einen Renditevorteil gegenüber dem Preisindex, der nichts mit der Managerleistung zu tun hat.
- Ebenso unfair ist es, wenn ein aktiv gemanagter Fonds die Höhe seiner Erfolgsgebühr auf Basis der Outperformance gegenüber eines Preisindexes berechnet. Zur Erläuterung: Ein Fonds mit solch einer Regelung könnte den Index nachbauen und würde aufgrund der Dividenden regelmäßig den Preisindex übertreffen – also auch regelmäßig die Erfolgsgebühr erheben können. Allerdings hätte der Fonds aus Anlegersicht gar keinen besonderen Erfolg, erst recht nicht wegen der Managerleistung. Er würde vom Anleger höhere Kosten verlangen, nur weil die Titel im Fonds Dividenden zahlen. Nach unseren Informationen gibt es zwar nicht viele Fonds, die sich bei der Messung des Erfolges auf den Preisindex beziehen. Ein Negativ-Beispiel ist jedoch der SEB Europafonds (Isin DE 000 847 438 8), der 20 Prozent seiner Überendite relativ zum Preisindex Dow Jones Stoxx 600 einbehält.
- Zudem kann es Anlegern bei Indexzertifikaten passieren, dass jene nur den Preisindex abbilden. Es gibt beispielsweise Indexzertifikate, die eine 1:1-Abbildung des Euro Stoxx 50 Index versprechen, sich dabei jedoch auf den Preisindex beziehen. Solch ein Zertifikat hatten wir bei unserer Zertifikatsanalyse entdeckt. Der Zertifikateanbieter streicht also in diesem Fall sämtliche Dividenden ein und behält sie für sich. Weiter oben haben wir gezeigt, dass die Renditedifferenz vom Total Return Index zum Preisindex bei entwickelten Märkten zwischen 2 und 4 Prozentpunkten liegt. Der Zertifikateanbieter nimmt dem Anleger also jedes Jahr 2 bis 4 Prozentpunkte Rendite weg. Aus Anlegersicht sind das unverschämt hohe „Kosten“.
Tipp: Als ETF-Anleger müssen Sie keine Angst haben. Einem physisch replizierenden ETF, der also die Indexaktien tatsächlich hält, werden auch die Netto-Dividenden gutgeschrieben – bei Ihnen kommt dann das an, was Ihnen zusteht. Bei Swap-ETF könnte es zwar theoretisch vorkommen, dass nur der Preisindex abgebildet wird und die Dividenden beim Swap-Partner verbleiben. Uns ist jedoch kein einziger solcher Fall bekannt.
ETF: Warum Indexfonds nicht genauso laufen wie der Index
(03.06.2022)
Die einfache Erzählung zu ETF geht so: Der ETF entwickelt sich so wie der Markt, den er abbildet. Für einen Deutschland-ETF heißt das: Wenn der Dax um 2 Prozent steigt, dann steigt auch ein ETF auf den Dax um 2 Prozent – und umgekehrt. Wer aber genauer hinschaut, wird schnell feststellen: Es gibt durchaus kleine Abweichungen zwischen der Indexwertentwicklung auf der einen Seite und der ETF-Wertentwicklung auf der anderen. Und auch ETF auf den gleichen Index laufen nicht absolut gleich. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Kosten sind nicht alles
Je günstiger ein ETF, desto ähnlicher entwickelt er sich zum Index. Soweit die Theorie. Die Kosten sind aber nicht der einzige Indikator für die Qualität eines ETF. Denn ETF unterscheiden sich auch in weiteren Punkten, die Einfluss auf die Wertentwicklung haben. Manchmal entwickelt sich ein günstiger ETF sogar schlechter als ein teurerer.
Quellensteuer optimieren
Jeder Fonds – egal ob ETF oder aktiv gemanagter Fonds – muss auf Erträge aus Zins- und Dividendenzahlungen oft Quellensteuer zahlen. Die Fondsgesellschaft kann durch die passende Wahl ihres Sitzes die Quellensteuern ein wenig senken. Irische Fonds – erkennbar daran, dass die Isin mit IE beginnt – nutzen zum Beispiel gerne das irisch-amerikanische Doppelbesteuerungsabkommen, um Quellensteuern zu senken. Das ist von Vorteil, wenn viele US-Werte im Index stecken, so wie beim MSCI World, in dem US-Titel fast 70 Prozent ausmachen. Anders ist es bei Swap-ETF, wo die Indexnachbildung über einen Tauschpartner gesichert wird. In diesem Fall ist es der Swap-Partner, der versucht, Quellensteuern zu optimieren, nicht der Fonds selbst. Der Sitz des Fonds ist dann nicht mehr so wichtig.
Art der Index-Abbildung
Bei einem Swap-Fonds ist der Swap-Partner verantwortlich für die genaue Indexabbildung. In der Regel ist er verpflichtet, stetig die Indexentwicklung im Fonds zu spiegeln – abzüglich einer Gebühr. Deshalb gelten Swap-Fonds als die einfachste Art, möglichst genau einen Index abzubilden.
ETF, die wirklich die Indexaktien im Fonds halten, haben es bei der Spiegelung der Indexentwicklung schwerer. Dies gilt insbesondere, wenn der Index viele Aktien, Länder oder Zeitzonen umfasst oder gar auf Wertpapiere aus exotischen Märkten setzt. Jede Indexänderung, jede Dividendenzahlung muss dann vom Fonds selber passend umgesetzt werden – bei aktuell 1 540 Aktien wie im MSCI World macht das viel Arbeit.
Die langjährige Erfahrung und die inzwischen erreichte Größe vieler ETF helfen, auch komplexere Indexkörbe effizient abzubilden. Trotzdem gibt es Indizes, bei denen ein ETF-Anbieter entscheidet, nicht alle Aktien im Index zu halten. Zum Beispiel kann es besser sein, ein paar kleinere, unwichtige Titel wegzulassen und dafür anderen Aktien aus einem vergleichbaren Land und Sektor mehr Gewicht zu geben.
Zusatzerträge durch Wertpapierleihe
Positiv auf die ETF-Rendite können sich Erträge aus der Wertpapierleihe auswirken. Bei dieser häufigen Praxis verleihen ETF-Anbieter Papiere aus dem Portfolio für einen bestimmten Zeitraum an andere Investoren und erhalten dafür eine Gebühr, die zum Großteil dem Fonds zugute kommt. Mindestens 50 Prozent der Leiherträge müssen im Fonds landen, bei ETF sind es oft 70 Prozent. Um die Risiken aus solchen Geschäften abzusichern, gibt es umfangreiche Vorgaben. So müssen zum Beispiel von demjenigen, der sich die Titel ausleiht, Sicherheiten hinterlegt werden. Die Leiherträge sind bei Standard-Aktien, auch Blue Chips genannt, jedoch nicht sehr hoch. Mit der Verleihung exotischerer Titel lässt sich dagegen mehr verdienen.
Erfahrung und Professionalität der ETF-Anbieter
Erfahrung und robuste Arbeitsabläufe helfen dem ETF-Anbieter, auch Indizes mit sehr vielen Titeln abzubilden. So kann vermieden werden, dass zum Beispiel eine Indexanpassung verschlafen wird. Solche Fehler münden nicht unbedingt in einem Verlust im Vergleich zum Index, es kann auch ein Gewinn sein. In beiden Fällen schadet es der Abbildungsqualität.
Handelskosten im Fonds
Bei der Indexberechnung werden in der Regel keine Handelskosten berücksichtigt. Sie fallen aber in jedem Fonds an, ohne in den gängigen Fondskosten enthalten zu sein. Grundsätzlich können Fonds ihre Wertpapiere deutlich günstiger als Privatanleger handeln. Aber bei Fonds, die viel handeln, können die Handelskosten deutlich ins Gewicht fallen. Zur Einordnung: Der iShares-ETF auf den MSCI World wies im letzten Jahresbericht geschätzte Handelskosten von 0,0081 Prozent aus. Dagegen standen beim iShares-ETF auf den MSCI World Momentum Index, der regelmäßig sehr viel mehr Aktien austauscht und stärker neu gewichtet, geschätzte Handelskosten von 0,1236 Prozent zu Buche. Die Handelskosten waren also rund 15-mal höher!
Fazit
Es gibt zwei Arten von Abbildungsdifferenzen: Fondskosten, Quellensteuer und Handelskosten ziehen die Wertentwicklung systematisch nach unten. Andere Abbildungsdifferenzen, zum Beispiel durch Optimierung der Aktienauswahl, sind nicht systematisch – sie können zu besserer oder schlechterer ETF-Entwicklung führen. Beide Abbildungsdifferenzen sollten aus Sicht der Anleger möglichst klein sein.
Tipps für Anleger
- Unterschiede in der Rendite können sich auch daraus ergeben, dass die Stichtage für die Berechnung unterschiedlich sind. So kann es bei der Berechnung von Renditen auf der Basis von Monatsdaten passieren, dass bei manchen ETF-Anbietern der Monatsultimo auf dem 31. des Monats liegt, bei anderen auf dem 30. desselben Monats. Ein Tag kann einen deutlichen Unterschied ausmachen. Das muss Sie nicht irritieren: Die Differenz gleicht sich im Folgemonat wieder aus.
- Sie sollten ETF nicht nur nach den Kosten auswählen. Hilfreicher ist der Renditevergleich bei ETF auf denselben Index, am besten über unterschiedliche Zeiträume.
Beispiel MSCI World-ETF
In der folgenden Tabelle und im Chart darunter sind die Wertentwicklungen und Renditen von ETF auf den Weltaktienindex MSCI World dargestellt. Anleger können erkennen, dass es kleine Unterschiede zwischen den Anbietern gibt. Auffällig ist die Outperformance des Lyxor-ETF. Diese liegt jedoch an der oben erwähnten Stichtagsproblematik und wird im nächsten Monat wieder verschwinden.
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Aktienmärkte und Fonds So verlief das Jahr 2021
- Wer Fonds hat, kann sich freuen: Trotz Corona war 2021 eines der besten Börsenjahre seit 1970. Manche Märkte litten jedoch unter der Pandemie. Der Überblick von test.de.
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MSCI World Index Das steckt hinter dem Welt-Index für ETF
- Der MSCI World ist der wichtigste Aktienindex für Fondssparer. Wir bieten Analysen zu Aufbau, Renditen, Risiko, Währung und Dividenden in über 60 Charts und Tabellen.
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Brexit Das müssen Sie jetzt wissen
- Am 31. Januar 2020 ist das Vereinigte Königreich aus der EU ausgeschieden. Ob Reisen, Studium, Geldanlage oder Rente: test.de sagt, welche Folgen das für EU-Bürger hat.
18 Kommentare Diskutieren Sie mit
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Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@threin: Danke, guter Hinweis. Wir schauen mal, ob und wie wir die Korrelationsanalyse bzw. Clusteranalyse demnächst auf dieser Seite darstellen können.
Im letzten Jahr wurde eine recht gute Übersicht der Korrelationen zwischen Ländern und Branchen veröffentlicht. Werden wir diese Tabelle dieses Jahr wiedersehen. Schön wäre es.
Mit freundlichen Grüßen
Threin
@dreamerkiwi: Danke für den Hinweis, wir haben es korrigiert. Jetzt funktionieren die Links wie gewünscht.
Im Artikel wird bei Staatsanleihen vs. Tagesgeld auf die ETF-Suche mit einem Filterprofil verwiesen. Wenn ich darauf klicke, sind allerdings keinerlei Filter eingestellt. Was für Filter wären dort ausgewählt? (profile: euroStaatsanleihenKurzlaeuferETF)
https://www.test.de/Fonds-im-Test-Fuenf-Punkte-fuer-die-Besten-4331006-tabelle/?resetfilter=True&origin=Startpage&defaultprofile=euroStaatsanleihenKurzlaeuferETF
@Heiner52: Sie finden unsere Beiträge zum Thema Inflation jetzt unter folgenden Links:
www.test.de/Inflation
www.test.de/Inflation-was-Sie-gegen-den-Preisauftrieb-tun-koennen-5887594-0/