
Noch Wochen nach der Auslandsreise buchen Mietwagenfirmen Geld vom Kundenkonto – ohne Belege. Banken und Sparkassen helfen oft nicht und verweisen auf die Kaution. Finanztest schildert zahlreiche Fälle und sagt, was betroffene Kreditkartenbesitzer tun können.
Karte für Abbuchungen aus dem Ausland sperren

Jörg Fischer hat seine Kreditkarte für Abbuchungen aus dem Ausland sperren lassen.
Jörg Fischer geht auf Nummer sicher. „Wenn ich in Deutschland bin, lasse ich nur zu, dass Firmen aus Deutschland auf meine Kreditkarte zugreifen können“, sagt der 71-Jährige. Er ist gern im Ausland unterwegs und vor der Abreise lässt er seine Kreditkarte für sein Reiseland freischalten. Das geht online oder telefonisch beim Kreditkartendienstleister oder der Hausbank. Ist Fischer wieder zurück, lässt er die Karte für Abbuchungen aus dem Ausland wieder sperren. Damit ist er gut gefahren. „In diesem Jahr war ich in Südafrika und hatte einen Leihwagen“, erzählt der Rentner. „Nach meiner Rückkehr habe ich den Zugriff aus Südafrika auf meine Miles-&-More-Kreditkarte gesperrt. Acht Wochen später wollte die Mietwagenfirma ohne einen Nachweis nochmals Geld abbuchen. Doch damit kam sie nicht durch: „Ich bekam von Miles & More eine SMS, dass sie den Zugriff durch die Mietwagenfirma abgelehnt hat“, freut sich Fischer.
Abbuchung ohne Abrechnung
Weniger gute Erfahrungen machen viele Auslandsreisende, die ihre Kreditkarte nicht sperren lassen. Rund 60 Leser sind unserem Aufruf gefolgt und haben von nicht nachvollziehbaren Abbuchungen nach Auslandsreisen berichtet. Fischer hatte seine Karte als Einziger sperren lassen. Bei Miloslav Pinkas etwa, der uns per Leserbrief als Erster auf das Problem aufmerksam machte, hatte der Autovermieter Orlando nach seinem Spanienurlaub 188 Euro abgebucht. Pinkas hatte den Wagen über die Vermittlungsfirma Holidayautos reserviert und dort im Voraus bezahlt. Eine Rechnung über den Betrag hat Pinkas weder von Holidayautos noch von der spanischen Firma Orlando bekommen. „Ich weiß bis heute nicht, warum ich nachträglich 188 Euro bezahlen musste“, sagt er.
Mietwagenfirma stellt sich taub
Er wandte sich an seine Bank, die Stadtsparkasse München. Sie teilte über ihren Kartendienstleister BCS mit, sie werde von Orlando einen Rechnungsbeleg anfordern. „Allerdings sind Unternehmen nicht verpflichtet“, einen Beleg zu übermitteln, schränkte BCS gleich ein. Eine weise Voraussicht. Denn einen Beleg bekam auch das Geldinstitut nie. Orlando stellte sich taub. Dennoch holte die Sparkasse das Geld nicht zurück. Gut zehn Wochen später bekam Pinkas erneut Post vom Kartendienstleister. Pinkas habe mit seiner Unterschrift unter den Mietvertrag seine Zustimmung gegeben, dass Orlando seine Kreditkarte „mit weiteren Kosten“, zum Beispiel für Schäden am Fahrzeug oder eine fehlende Tankfüllung, belasten kann.
Forderungen werden vom „geblockten“ Geld einbehalten
Dies geht auch, ohne dass der Kunde einen Beleg dafür enthält. So weiß er entweder gar nicht, warum seine Kreditkarte belastet worden ist oder – wenn das Auto einen Schaden hat – ob der abgebuchte Geldbetrag für die Reparatur angemessen ist. Bevor der Kunde den Mietwagen übernimmt, erteilt er mit seiner Unterschrift die Erlaubnis, dass das Unternehmen einen festgelegten Betrag auf seiner Kreditkarte als Sicherheit „blockt“ – das können 1 000 Euro oder mehr sein. Von dieser Kaution behält die Mietwagenfirma später per Abbuchung Geld ein, wenn sie Forderungen hat. Ob diese berechtigt sind, lässt sich jedoch ohne Rechnung nicht prüfen.
Banken lassen Kunden allein
Ähnlich erging es auch Leser Karl Franklin*. Ebenfalls über ein Vermittlungsunternehmen hatte Franklin in Italien beim Autovermieter Locauto ein Fahrzeug gemietet und im Voraus bezahlt. Später buchte Locauto 400 Euro für einen kleinen Schaden am Fahrzeug ab. Ob die Summe berechtigt ist oder nicht, konnte Franklin ohne Beleg nicht nachvollziehen. Auch seine Bank half ihm nicht. „Leider sind uns in diesem Fall die Hände gebunden“, schrieb ihm die Berliner Sparkasse. „Sie haben jedoch die Möglichkeit, auf privatrechtlichem Weg gegen die Autovermietung vorzugehen.“ Man sollte eigentlich erwarten, dass sich Banken in solchen Streitfällen den konkreten Betrag nachweisen lassen. Doch oft weisen sie die Verantwortung von sich und lassen ihre Kunden im Regen stehen. Für die Kunden ist es mühsam, von Deutschland aus gegen eine Firma im Ausland zu klagen.
Hartnäckigkeit kann sich lohnen
Dass sich Hartnäckigkeit gegenüber der Bank lohnen kann, zeigt das Beispiel unseres Lesers Boris Mattes. Auch er hatte ein Fahrzeug von Locauto gefahren, das er über den Internetvermittler Holidayautos gebucht und dort im Voraus bezahlt hatte. Als der Rechtsanwalt aus seinem Sizilienurlaub längst wieder im heimischen Meersburg angekommen war, buchte Locauto noch 539 Euro ab. Eine Abrechnung über diesen Betrag hat Mattes nie bekommen. Auf Fragen und Reklamationen des Kunden reagierte die Mietwagenfirma nicht. Doch Mattes’ Hausbank, die Volksbank Überlingen, hatte ein Einsehen. Mattes sagt: „Auf ihr Drängen buchte das Kreditkartenunternehmen das Geld wieder zurück.“ Für Beschwerden rund ums Thema Mietauto in Europa gibt es seit 2011 eine Schiedsstelle ( Unser Rat). Die Erfolgsquote für die Kunden liegt nach Angaben des Bundesverbands der Autovermieter bei 43 Prozent. 2013 beschwerten sich dort 680 europäische Kunden
Vertrauen in Plastikgeld erschüttert
Doch bei Reisen außerhalb Europas hilft die Schiedsstelle nicht. Unserem Leser Mark Rüdlin etwa buchte Europcar Monate nach einem Aufenthalt in Israel 13 Euro ab. „Das ist nicht viel, aber ich wollte den Grund wissen und informierte meine Bank, die Deutsche Apotheker- und Ärztebank“, so Rüdlin. Sie teilte ihm langatmig mit, sie könne „nicht tätig werden“. Der Hamburger beschwerte sich bei Europcar Deutschland. Von dort bekam er zu hören: „Wir haben mehrfach bei Europcar in Israel um eine Rechnung für Ihre Abbuchung gebeten. Leider haben wir keine Antwort erhalten.“ Europcar Deutschland und Europcar Israel seien „innerhalb der Europcar Gruppe eigenständige Unternehmen“; man könne nicht helfen. Angesichts des geringen Betrags ließ es Rüdlin dabei bewenden. „Doch mein Vertrauen in das Bezahlen mit Kreditkarte ist erschüttert“, sagt er.
Kunden sollten schnell reklamieren
Auf jeden Fall sollten Kunden solche Fälle bei ihrer Bank reklamieren und sie in die Pflicht nehmen. Die Fristen dafür sind unterschiedlich: „Unverzüglich“, sagt der Sparkassendienstleister BCA, „zeitnah“ so die Landesbank Baden-Württemberg, „innerhalb von sechs Wochen“ bei der Postbank und „innerhalb von acht Wochen“, sagt die Commerzbank. Wie häufig buchen Firmen aus Kundensicht unrechtmäßig Geld von Kreditkarten ab? „Hierzu keine Angaben machen“ will die Commerzbank. „Relativ selten“, antwortet die Postbank. Der Bankenzusammenschluss „Die Deutsche Kreditwirtschaft“ antwortet auf diese Frage gar nicht. Sparkassendienstleister BCA und Hamburger Sparkasse nennen eine „Reklamationsquote in einem Bereich deutlich unter einem Promille“.
Eine halbe Million Reklamationen?
Laut einer Studie der Bundesbank über das „Zahlungsverhalten der Deutschen“ zahlten im Jahr 2011 die Bundesbürger 543 Millionen Mal mit Kreditkarte. Ein Promille davon sind 543 000. Selbst wenn von den Transaktionen „deutlich“ weniger als diese gut eine halbe Million reklamiert würden, wären das immer noch deutlich zu viele.
*Name von der Redaktion geändert.
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Ein Jahr nachdem wir in Portugal eine PKW gemietet hatten - für den uns natürlich eine unerwünschte Versicherung untergejubelt wurde - bucht Avis nun einen Kleinbetrag in Höhe von 5,05 € ab. Mich macht das unbeschreiblich wütend, wie hilflos man denen ausgeliefert ist.
Ich werde nun mit meiner Bank Kontakt aufnehmen und bin gespannt, was die mir raten.
Die Kosten für das Mietfahrzeug für unseren Urlaub hatten wir vorab Online überwiesen. Nach dem Urlaub haben wir leider festgestellt, dass Europcar Kayseri zum zweitenmal über unsere Kreditkarte abgebucht hat. Mehrere Telefonate haben leider nichts geholfen. Später konnten wir über unser Bank das Geld über 599,- EUR zurückholen, doch leider nach einer Frist von ca. 6-8 Wochen hat Europcar Türkei Kayseri das Geld vom Bank zurückbuchen lassen. Nun haben wir einen Rechtsanwalt eingeschaltet und er kümmert sich. Ich schreibe diese ärgerliche Erfahrung, damit Sie nicht in diesen Trick geraten und sich nach Ihren Urlaub unnötig verärgern.
Notiz: Europcar Hamburg haben wir vergeblich mehrmals angerufen und angeschrieben. Sie meinten: Kayseri ist Außland und da können wir Ihnen leider nicht helfen. Bitte nehmen Sie direkt mit dem Außland persönlich Kontakt auf. Meine Empfehlung: Europcar würde ich ab jetzt nirgendswo mehr anmieten und auf jeden Fall nicht mehr empfehlen.
Laut DKB ist es immer noch nicht möglich, die Visa-Karte für Auslandsabbuchungen sperren zu lassen. Ich habe mir nun mit einem "Trick" beholfen:
Kostenfreie zweite DKB Visa-Karte beantragen, nach Erhalt den Kreditrahmen dieser Karte auf 0 setzen, dann ein paar Tage vor Mietbeginn die Karte nur mit genau dem Mietpreis + Kaution (im Zweifelsfall vorher nachfragen) "aufladen".
Bei Rückgabe darauf achten, dass die Kaution sofort zurückerstattet wird oder alternativ schriftlich geben lassen, dass die Kaution zeitnah zurückerstattet wird. Sobald die Kaution wieder auf der Karte ist, sofort aufs Girokonto überweisen.
Versucht der Vermieter nun Wochen später doch noch eine Abbuchung, scheitert diese (kein Geld auf der Karte und kein Kreditrahmen). Hatte er die Kaution noch nicht erstattet, kann er maximal diese einbehalten. Man kann dies bei der DKB aber reklamieren, wenn man die schriftliche Zusage über Erstattung der Kaution vom Vermieter eingeholt hatte. Habe hier aber keine Erfahrungen
Ich hatte ein Fahrzeug auf Sardinien gemietet.
Dort wurde ich 3 x betrogen. Zuerst wurde mir eine Versicherung ohne Unterschrift untergejubelt. Dann wurde mir ein Verkehrsvergehen angerechnet mit einer Geschwindigkeitsübergehung die dieser Wagen nie erreicht hat. Der fuhr nur 120 km schnell aber ich sei 140 km schnell gewesen. Bilder existieren nicht. zu allem Übel hätte ich das Fahrzeug beschädigt zurück gegeben. Das stimmt jedoch nicht. Fahre seit 40 Jahren Unfallfrei. Das Problem. Ich wartete eine Stunde am Flughafen auf Sardinien auf Personal das einfach nicht da war. Dann hatte ich das Fahrzeug bei der Firma abgestellt und den Schlüssel in den Briefkasten eingeworfen. Jetzt weiß ich noch nicht mal was ich beschädigt haben soll.
Nach 1 1/2 Jahren !!. Habe nie ein Schreiben erhalten nur per email wurde ich angeblich informiert. Einen Anwalt soll ich auch noch von denen zahlen. Nie ein Schreiben in meinem Briefkasten vorgefunden. Blos die Hände weg von der Firma.
@euklid321: Machen Sie es wie hier im Artikel empfohlen. Es ist gut möglich, dass Sie eine gewisse Hartnäckigkeit aufweisen müssen, um Ihr Recht durchzusetzten. Wenn der Autovermieter Mitglied im European Car Rental Conciliation Service (ECRCS) ist, können Sie es mit einer Schlichtung versuchen (siehe Unser Rat). Ist er nicht Mitglied, unterstützt Sie das europäische Verbraucherzentrum (www.evz.de) bei der Geltendmachung Ihrer Ansprüche gegenüber der Mietwagenfirma. Und vielleicht lässt sich Ihre Bank nach einer (schriftlichen) Beschwerde doch noch davon überzeugen, den Betrag zurück zu buchen. (maa)