
Viele Eltern möchten ihr Kind beitragsfrei familienversichern. Das geht oft auch, wenn ein Elternteil privat versichert ist.
Die Familienversicherung der gesetzlichen Krankenversicherung ist begehrt. Ist ein Kind familienversichert, müssen die Eltern keinen zusätzlichen Beitrag zahlen. Aber nicht jede Familie genießt dieses Privileg. Finanztest beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.
Wann können Eltern ein Kind beitragsfrei familienversichern?
Das geht, wenn beide Elternteile gesetzlich krankenversichert sind. Unter Umständen auch, wenn nur Mutter oder Vater Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung ist. Es ist aber auf keinen Fall möglich, wenn beide Eltern privat versichert sind.
Muss das Kind in eine private Krankenversicherung, wenn ein Elternteil privat versichert ist?
Nein, nicht unbedingt. Sind die Eltern nicht verheiratet und ist ein Elternteil gesetzlich versichert, ist das Kind immer bei diesem Elternteil familienversichert. Bei verheirateten Eltern kommt es darauf an, welches Einkommen der privat versicherte Elternteil hat. Verdient der privat versicherte Ehemann mehr als die gesetzlich versicherte Ehefrau und liegt sein Einkommen über der sogenannten Pflichtversicherungsgrenze in Höhe von monatlich derzeit 4 462,50 Euro, ist keine beitragsfreie Familienversicherung möglich. Die Eltern können dann wählen: Das Kind kann privat versichert oder für rund 160 Euro bei der Kasse der Ehefrau freiwillig gesetzlich versichert werden Tabelle. Die Krankenkassen prüfen in der Regel einmal pro Jahr, ob die Voraussetzungen für eine Familienversicherung noch vorliegen. Stellt sich heraus, dass das Einkommen des privat versicherten Elternteils unter die Pflichtversicherungsgrenze gesunken ist, ist die Familienversicherung des Kindes wieder möglich.
Wenn Eltern zwischen privat und gesetzlich, gegen Beitrag, wählen können – wie lange haben sie Bedenkzeit?
Eine freiwillige beitragspflichtige Versicherung für das Kind bei der Versicherung des gesetzlich versicherten Elternteils können die Eltern innerhalb von drei Monaten ab Geburt wählen. Wünschen sie eine private Versicherung, können sie es innerhalb der ersten beiden Monate nach der Geburt beim Anbieter des privat versicherten Elternteils aufnehmen lassen. Innerhalb dieser Frist findet keine Gesundheitsprüfung statt. Der private Krankenversicherer kann das Kind dann also nicht ablehnen und darf auch keinen Risikozuschlag nehmen, selbst wenn es zum Beispiel behindert ist. Diese Nachversicherung ist nur möglich, wenn der privat versicherte Elternteil bei Geburt schon mindestens drei Monate bei dem Unternehmen privat versichert ist, bei dem auch das Kind versichert werden soll. Wählen die Eltern einen anderen Anbieter oder wollen sie für ihr Kind einen Schutz mit besseren Leistungen, als ihr eigener privater Vertrag bietet, kann der Versicherer eine Gesundheitsprüfung verlangen.
Ist eine private Krankenversicherung fürs Kind teuer?
Nein, nicht unbedingt. Privaten Schutz ohne Selbstbehalt gibt es schon für rund 150 Euro pro Monat. Kinder von Beamten kosten weniger, weil die Beihilfe den größten Teil der Krankheitskosten übernimmt.
Bieten die privaten Krankenversicherer und die gesetzlichen Kassen Kindern den gleichen Schutz?
Nein, nicht unbedingt. Rüdiger Falken, unabhängiger Versicherungsberater aus Hamburg, rät Eltern meist zur gesetzlichen Krankenversicherung: „Sie bietet Familien den notwendigen medizinischen Schutz ohne Versorgungslücken.“ Die privaten Versicherer leisten teilweise weniger Schutz. Wer zwischen gesetzlich und privat wählen kann, sollte deshalb nicht an erster Stelle nach dem Preis auswählen, sondern nach den Leistungen. Nicht jeder private Tarif übernimmt zum Beispiel die Kosten einer notwendigen Kur für das Kind. Ist das Kind privat versichert, gibt es keinen Lohnersatz, wenn Eltern für ein krankes Kind zu Hause bleiben und nicht arbeiten können. Gesetzlich versicherte Eltern von gesetzlich versicherten Kindern bekommen das Kinderpflege-Krankengeld. Daniela Hubloher von der Verbraucherzentrale Hessen gibt zu bedenken, dass manche privaten Tarife nur begrenzt Kosten für Hilfsmittel übernehmen. Benötigt ein behindertes Kind etwa einen teuren Fahrstuhl und zahlt die private Krankenversicherung nur einen Teil dazu, müssen Eltern aus eigener Tasche drauflegen.
Und was spricht dafür, ein Kind privat zu versichern?
Gute Tarife von privaten Versicherern schießen etwa bei kieferorthopädischen Behandlungen schon zu, wenn die gesetzlichen noch nicht leisten. Die gesetzlichen Kassen zahlen bei einem Überbiss zum Beispiel grundsätzlich erst, wenn dieser mehr als sechs Millimeter beträgt. Die kieferorthopädischen Leistungen waren auch für die Berlinerin Miriam Feuerstein ein Beweggrund, Tochter Hanna privat zu versichern Kinder versichern: ein Beispielsfall. Außerdem wollte Feuerstein für sich und ihre Tochter eine Chefarztbehandlung und ein Einbettzimmer für den Fall eines Krankenhausaufenthalts. Solche Leistungen bieten die privaten Versicherungen. Gesetzlich Versicherte können sich diese Extras dazukaufen, indem sie eine private Zusatzversicherung abschließen.
Einmal privat, immer privat. Gilt das auch für privat versicherte Kinder?
Nein. Fängt ein privat versichertes Kind eine Ausbildung an oder arbeitet es angestellt, wird es Pflichtmitglied der gesetzlichen Krankenversicherung. Gleiches gilt für Kinder, wenn sie ein Studium beginnen. Studenten können sich auf Wunsch aber auch von der Versicherungspflicht befreien lassen und privat versichern.
Kann ein Kind woanders privat versichert sein als seine Eltern?
Ja, es gibt einige private Anbieter, die Kinder auch allein aufnehmen, wenn also kein Elternteil bei ihnen versichert ist. Allerdings führen sie dann vorher eine Gesundheitsprüfung durch. Manche nehmen ein Kind allein erst auf, wenn es ein Mindestalter – etwa vier oder acht Jahre – erreicht hat.
Wie lange sind Kinder beitragsfrei familienversichert?
Grundsätzlich bis zum 18. Geburtstag. Sind sie noch nicht erwerbstätig, läuft die Familienversicherung bis zum 23. Geburtstag. Bis zum 25. Geburtstag ist das Kind familienversichert, wenn es eine Ausbildung macht oder ein freiwilliges soziales Jahr ohne Arbeitslohn leistet. Für Ältere kommt eine Familienversicherung in Betracht, wenn sie ihre Ausbildung bis zum 25. Geburtstag nicht beenden konnten, weil sie zuvor freiwillig beim Bund waren oder ein freiwilliges soziales Jahr gemacht haben. Die Altersgrenze 25. Geburtstag erweitert sich um die Dienstzeit, maximal um zwölf Monate.
Was gilt, wenn Kinder vor Erreichen der Altersgrenzen Geld verdienen?
Dann kann die Familienversicherung vorzeitig enden. Familienversicherte Kinder dürfen ein monatliches Gesamteinkommen von maximal 395 Euro haben. Erbt ein familienversichertes Kind zum Beispiel eine vermietete Immobilie, die ihm monatlich mehr als 395 Euro Mieteinnahmen einbringt, endet die beitragsfreie Familienversicherung. Das Kind muss sich anschließend gegen Beitrag freiwillig gesetzlich oder privat versichern.
Arbeitet das Kind im Rahmen eines Minijobs, darf es aktuell ein Gesamteinkommen von 450 Euro haben, ohne die Familienversicherung zu verlieren.
Wirkt sich bei unverheirateten Eltern eine spätere Heirat auf eine Familienversicherung des Kindes aus?
Möglicherweise. Ist das Kind bei der Mutter gesetzlich krankenversichert und heiratet die Mutter später den Kindsvater, fällt das Privileg Familienversicherung unter Umständen weg. Und zwar dann, wenn der privat versicherte Vater Hauptverdiener ist und ein Einkommen über der Pflichtversicherungsgrenze hat Tabelle. Die Eltern können ihr Kind dann gegen Beitrag freiwillig gesetzlich oder privat versichern. Ohne Folgen für die Familienversicherung bleibt, wenn sich unverheiratete Eltern trennen und die Mutter einen anderen Partner heiratet.
Kann ein Stiefvater ein Stiefkind bei sich beitragsfrei familienversichern?
Ja, das ist möglich, wenn er gesetzlich versichert ist und das Kind überwiegend unterhält. Wie der überwiegende Unterhalt errechnet wird, erfahren Stiefeltern von ihrer Kasse. Gesetzlich versicherte Pflegeeltern können Pflegekinder familienversichern, sobald diese auf Dauer bei ihnen leben.
Und was bedeutet es für die Krankenversicherung eines Kindes, wenn sich die Eltern scheiden lassen?
War die beitragsfreie Familienversicherung für das Kind bislang nicht möglich, weil ein privat Versicherter Elternteil als Hauptverdiener über der Pflichtversicherungsgrenze verdient hat, fällt dieses Hindernis mit Rechtskraft der Scheidung weg. Folge: Ist die Mutter schon lange gesetzlich versichert, kann das Kind nach der Scheidung bei ihr beitragsfrei familienversichert werden. War die Mutter selbst über ihren Mann familienversichert, endet ihre Beitragsfreiheit mit der Scheidung. Sie kann sich innerhalb von drei Monaten freiwillig gesetzlich versichern. Das Kind ist weiterhin über den Vater oder die Mutter beitragsfrei gesetzlich versichert.