
Höhere Honorare. Die Ärztin kann bei privat Versicherten für die gleiche Behandlung mehr abrechnen. © Adobe Stock / sebra
Soll ich mich privat krankenversichern? Wir sagen, für wen das sinnvoll ist, und in welchen Ausnahmefällen der Weg zurück in die gesetzliche Krankenkasse möglich ist.
Gesetzlich und privat: Die wichtigsten Unterschiede
Spätestens mit Mitte 30 stellt sich für Beamte, Selbstständige und gut verdienende Angestellte die Frage nach der richtigen Krankenversicherung: Soll es wie bei rund 90 Prozent der Menschen in Deutschland die gesetzliche Krankenkasse sein? Ein System, in dem jeder nach seinem Einkommen Beitrag zahlt und die Leistungen für alle gleich sind?
Oder doch die private Krankenversicherung, in der Kunden unter vielen Angeboten höhere, aber auch geringere Leistungen wählen können, als die gesetzliche Versicherung vorsieht? Wer diesen Schritt geht, übernimmt die Verantwortung für seinen Versicherungsschutz und dafür, die Beiträge lebenslang aufzubringen. Die wichtigsten Unterschiede zwischen beiden Systemen zeigt unsere Tabelle.
Dieser Artikel soll bei der Entscheidung helfen. Wer schon sicher ist, welche Versicherungsform er möchte, findet hier Vergleiche der jeweiligen Angebote:
Vergleich Private Krankenversicherung: 3 von 120 Tarifen sind sehr gut
Vergleich gesetzliche Krankenversicherung: Die beste Kasse für Sie
Wie soll ich mich als Selbstständige krankenversichern?
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Gesetzliche und private Krankenversicherung. Beide haben Vor- und Nachteile, wie unser Video zeigt.
Unterschiede gesetzliche – private Krankenversicherung
Gesetzliche Krankenversicherung |
Private Krankenversicherung |
Leistungen |
|
Die Leistungen sind zu mehr als 90 Prozent gesetzlich vorgeschrieben und damit bei allen Kassen gleich. Der Gesetzgeber kann diese Leistungen auch streichen oder ändern. |
Kunden vereinbaren Art und Umfang der Leistungen vertraglich mit dem Versicherer. Es sind höhere, aber auch geringere Leistungen möglich als in der gesetzlichen Versicherung. Die vertraglichen Leistungen sind bis ans Lebensende garantiert. |
Patienten erhalten Behandlungen und Medikamente ohne Rechnung über die Versichertenkarte und zahlen nur die gesetzlichen Zuzahlungen. Mit der ärztlichen Abrechnung haben sie nichts zu tun. |
Patienten erhalten von Ärzten, Therapeuten oder in der Apotheke Rechnungen, die sie bezahlen. Der Versicherer erstattet dann die Kosten bis zu der Höhe, wie sie im Vertrag vorgesehen ist. |
Beiträge |
|
Der Beitrag richtet sich nach dem Einkommen bis zur Beitragsbemessungsgrenze. Sinkt das Einkommen, sinkt auch der Beitrag. Selbstständige mit geringen Einkünften zahlen einen Mindestbeitrag. Familienmitglieder ohne eigenes Einkommen sind beitragsfrei mitversichert. |
Der Beitrag richtet sich nach dem Leistungsumfang des Tarifs sowie nach dem Eintrittsalter und Gesundheitszustand bei Vertragsschluss. Der Beitrag sinkt daher nicht, wenn das Einkommen geringer wird. Jedes Familienmitglied benötigt einen eigenen Vertrag. |
Der Beitrag steigt, wenn der allgemeine Beitragssatz der Krankenkassen per Gesetz angehoben wird oder die eigene Kasse ihren Zusatzbeitragssatz erhöht. Für Gutverdiener steigt der Beitrag auch durch die jährliche Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze. |
Der Beitrag steigt immer dann, wenn die Ausgaben der Versicherer oder die Lebenserwartung der Kunden dauerhaft über den Werten liegen, mit denen die Versicherer kalkuliert hatten. |
Wechsel zwischen den Anbietern |
|
Der Wechsel zu einer anderen allgemein geöffneten Krankenkasse ist jederzeit möglich. Gesundheitszustand und Alter der Versicherten spielen keine Rolle. |
Private Versicherer können Kunden ablehnen, zum Beispiel wegen Vorerkrankungen. Beim Wechsel zu einer anderen Gesellschaft verlieren Versicherte außerdem immer einen Teil ihrer Alterungsrückstellung. |
Recht im Streitfall |
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Widerspruch gegen Entscheidungen der Krankenkasse ist kostenlos. Klage nach Sozialrecht. Geringeres Prozesskostenrisiko: Gerichtsgebühren und Anwaltshonorare richten sich nicht nach dem Streitwert, sondern sind gesetzlich begrenzt. |
Kein gesetzlich geregeltes Widerspruchsrecht. Klage nach Zivilrecht. Höheres Prozesskostenrisiko: Gerichtsgebühren und Anwaltshonorare richten sich nach dem Streitwert, ohne Begrenzung. |
Verliert der Versicherte vor Gericht, muss er nur seine eigenen Kosten tragen, nicht die der Krankenkasse. |
Verliert der Versicherte vor Gericht, muss er die eigenen und die Kosten des Gegners tragen, zum Beispiel auch für teure Gutachten. |
Entscheidung fürs Leben
Die Wahl der privaten Krankenversicherung ist meist eine Entscheidung fürs Leben: Wer die gesetzliche Kasse einmal verlassen hat, kommt nicht so leicht wieder hinein. Ab dem 55. Geburtstag ist eine Rückkehr, von wenigen Ausnahmen abgesehen, ausgeschlossen.
Unser Rat
Abwägen. Die private Krankenversicherung bietet in der Regel bessere Leistungen als die gesetzliche. Ein Nachteil: Auch wenn im Alter Ihre Einkünfte sinken, bleiben die Beiträge hoch. Angestellte und Selbstständige sollten sie daher nur in Betracht ziehen, wenn sie wohlhabend sind oder sich bis zur Rente genug Vermögen aufbauen können (siehe Faustregel: So errechnen Sie Ihren Geldbedarf).
Beamte. Für Beamte ist die private Versicherung meist günstiger als die gesetzliche. Für Pensionäre erhöht sich zudem in der Regel die Beihilfe, das heißt die Unterstützung durch ihren Dienstherrn. Das gleicht Beitragssteigerungen teilweise aus.
Entscheidungshilfe. Unsere Checkliste: Kasse oder privat? enthält einen ausführlichen Vergleich der Leistungen von gesetzlicher und privater Versicherung. Viele Infos rund um die private Krankenversicherung bietet unser Special Private Krankenversicherung: Alles was Sie wissen müssen.
Leistungen. Wollen Sie sich privat krankenversichern, nehmen Sie sich Zeit für die Tarifwahl. Achten Sie nicht nur auf den Preis, sondern vor allem auf die Leistungen. Sind Sie erst einmal erkrankt, können Sie die Leistungen bei Ihrem Versicherer in der Regel nicht mehr aufstocken.
Ärzte lieben Privatpatienten
Noch immer sind Privatpatienten bei vielen Ärztinnen und Ärzten beliebter. Das liegt an der Vergütung: Ärzte können jede Untersuchung und Behandlung nach der amtlichen Gebührenordnung abrechnen und für schwierige Eingriffe deutlich höhere Honorare ansetzen. Bei gesetzlich Versicherten dagegen müssen sie wirtschaftlich im Sinne der Kassen handeln. Sowohl beim Honorar als auch bei den Rezepten, die sie ausstellen, etwa für Medikamente oder für Physiotherapie, gelten Budgets und andere Kostenbremsen.
Vertragliche Leistungen sind garantiert
Privat Versicherten kann es außerdem nicht passieren, dass Leistungen per Gesetz gekürzt werden. Ihre vertraglichen Leistungen – von der Chefarztbehandlung im Krankenhaus bis zur Erstattung für Zahnersatz – sind garantiert und meist umfangreicher als die der Kassen. Einen tabellarischen Überblick über alle Leistungen von gesetzlicher und privater Krankenversicherung bietet unsere Checkliste: Kasse oder privat?.
Die Kehrseite: Steigende Beiträge
Um nicht nur besser, sondern auch dauerhaft günstiger versichert zu sein als in der gesetzlichen Kasse, taugt die private Versicherung nur für Beamte. Selbstständige und Angestellte müssen für hohe Beiträge im Alter von Anfang an Geld zurücklegen. Denn die Beiträge in der privaten Versicherung steigen regelmäßig und bleiben auch im Rentenalter hoch.
Andere Regeln für Beamte
Beihilferegelung. Beamte dagegen brauchen sich solche Sorgen wegen der im Alter steigenden Beiträge nicht zu machen, da sie nur einen Teil ihrer Heilkosten versichern müssen und außerdem die Unterstützung durch ihren Dienstherrn, die Beihilfe, in der Regel steigt, sobald sie pensioniert werden. Für die große Mehrheit von ihnen ist die Kombination aus privater Krankenversicherung und Beihilfe günstiger, da sie ansonsten den Beitrag der gesetzlichen Krankenversicherung alleine tragen müssten.
Wahlmöglichkeit. In Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg und Thüringen und ab 2024 auch in Sachsen können neue Landesbeamte statt der anteiligen Erstattung ihrer Gesundheitskosten durch die Beihilfe einen Zuschuss des Dienstherrn zu den Beiträgen der gesetzlichen Kasse wählen (siehe Meldung Freie Wahl für Hamburger Beamte).
Einschränkung. Finanziell interessant ist die gesetzliche Krankenversicherung nach diesem Modell vor allem für Beamte der unteren Besoldungsgruppen und für kinderreiche Familien. Wechseln sie allerdings in ein Bundesland, in dem es keine „pauschale Beihilfe“ gibt, müssen sie den Kassenbeitrag wieder komplett selbst zahlen.
Früh mit dem Sparen beginnen
Angestellte und Selbstständige müssen anders planen. Sie brauchen im Rentenalter die nötigen Mittel, um sich ihre private Krankenversicherung weiter leisten zu können. Wer nicht von Hause aus wohlhabend ist, muss dafür vorsorgen. Die Faustregel gibt dafür eine grobe Orientierung. In Zeiten niedriger Zinsen ist es wichtig, eine Mischung aus langfristig sicheren und renditestärkeren Anlageformen zu finden. Dafür bietet sich unser Anlagekonzept Pantoffel-Portfolio an.
Angestellte: Nur mit gut bezahltem, sicherem Job

Zuschuss vom Chef. Bei Angestellten zahlt der Arbeitgeber die Hälfte des Beitrags. Trotzdem sollten sie von Anfang an Geld zurücklegen, falls sie sich privat versichern. © Getty Images / Tom Werner
Wer darf in die Private?
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dürfen erst ab einem Jahreseinkommen von 66 600 Euro brutto (5 550 Euro im Monat, Werte für 2023) die gesetzliche Krankenversicherung verlassen und sich privat versichern.
Wer zahlt den Beitrag?
Arbeitnehmer. Der Arbeitgeber zahlt die Hälfte des Beitrags, derzeit jedoch höchstens 403,99 Euro monatlich. An einem Selbstbehalt beteiligt sich der Arbeitgeber nicht.
Rentner. Der Rentenversicherungsträger zahlt einen Zuschuss zur Krankenversicherung. Er beträgt die Hälfte des Beitrags, den ein gesetzlich Versicherter auf seine gesetzliche Rente zahlen müsste. Das macht meist deutlich weniger als die Hälfte des privaten Beitrags aus.
Wie sind Kinder versichert?
Jedes Kind benötigt einen privaten Vertrag. Bei günstigen Anbietern ist pro Kind mit etwa 100 bis 200 Euro im Monat zu rechnen. Falls der maximale Zuschuss des Arbeitgebers mit dem eigenen Versicherungsbeitrag noch nicht aufgebraucht ist, kann bis zur Hälfte des Kinderbeitrags davon bezahlt werden.
Zurück in die Gesetzliche
Sinkt das Einkommen unter die Versicherungspflichtgrenze oder wird jemand arbeitslos, wird er wieder gesetzlich versichert.
Das gilt aber nur, solange jemand noch nicht 55 Jahre alt ist. Ab dann bleiben Kunden privat versichert, selbst wenn sie Hartz IV beziehen.
Fazit: Ratsam nur für Gutverdiener
Angestellte sollten sich nur privat versichern, wenn sie eine langfristig sichere und sehr gut bezahlte Stelle haben. Sie sollten von Anfang an regelmäßig Geld für die später höheren Beiträge zur Seite zu legen. Wer eine Familie gründen will, sollte bedenken, dass jede Person einen eigenen Vertrag braucht.
Selbstständige: Die Gesetzliche bietet mehr Sicherheit

Wer sein eigener Chef ist, muss Geld für die höheren Beiträge im Alter zurücklegen. © Plainpicture / Eugenio Marongiu
Wer darf in die Private?
Selbstständige und Freiberufler dürfen sich unabhängig von ihrem Einkommen privat krankenversichern.
Wer zahlt die Beiträge?
Selbstständige zahlen in der privaten so wie in der gesetzlichen Versicherung den gesamten Beitrag selbst. Für sie kann sich ein Selbstbehalt daher besonders lohnen: Die monatliche Beitragsersparnis liegt für sie oft deutlich höher als der durch zwölf geteilte Selbstbehalt.
Auch im Ruhestand zahlen Selbstständige den Beitrag komplett selbst.
Wie sind Kinder versichert?
Jedes Kind benötigt einen eigenen privaten Vertrag. Für günstige Angebote liegt der Beitrag bei etwa 100 bis 200 Euro im Monat.
Zurück in die Gesetzliche
Selbstständige können nur in die gesetzliche Krankenkasse zurückkehren, wenn sie ihre hauptberufliche Selbstständigkeit aufgeben und eine sozialversicherungspflichtige Anstellung finden. Das gilt aber nur bis zum 55. Geburtstag. Ab dann ist der Rückweg in die gesetzliche Kasse so gut wie ausgeschlossen.
Fazit: Riskant bei stark schwankenden Einkünften
Für alleinstehende Selbstständige mit hohen Einkünften kann die private Krankenversicherung beim Eintritt mit Mitte 30 zwar zunächst günstiger sein als die gesetzliche. Sie ist trotzdem nur für diejenigen zu empfehlen, die dauerhaft in der Lage sind, die nötigen Rücklagen für die höheren Beiträge im Alter zu bilden. Schwanken die Einkünfte stark oder sind sie ohnehin eher niedrig, ist die private Versicherung riskant. Junge Selbstständige mit Familienwunsch sollten auch daran denken, wie teuer eine private Krankenversicherung für die ganze Familie werden könnte.
Beamte: Für die meisten passt die private Versicherung besser

Für verbeamtete Lehrer lohnt es sich in der Regel, eine private Krankenversicherung abzuschließen. © Getty Images / Matthias Tunger
Wer darf in die Private?
Beamte dürfen sich unabhängig von ihrem Einkommen privat krankenversichern. Selbst mit einer Vorerkrankung, die normalerweise zur Ablehnung führen würde, erhalten sie laut Informationen des Verbands der privaten Krankenversicherung bei 16 Versicherern einen Vertrag mit maximal 30 Prozent Risikozuschlag.
Wer zahlt die Beiträge?
Ihr Dienstherr zahlt statt eines Arbeitgeberzuschusses einen Teil der Gesundheitskosten als Beihilfe. Bei Bundesbeamten und in den meisten Ländern sind das 50 Prozent, mit mehreren Kindern im Haushalt teilweise mehr. Sie brauchen dann also nur eine Versicherung für den Rest der Heilkosten. Als Pensionäre erhalten sie später in der Regel eine Beihilfe von 70 Prozent.
Wie sind Kinder versichert?
Beihilfeberechtigte Kinder erhalten in der Regel 80 Prozent Beihilfe, Ehepartner 70 Prozent. Sie müssen dann also nur eine private Versicherung über die restlichen 20 oder 30 Prozent abschließen.
Zurück in die Gesetzliche
Eine Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ist ausgeschlossen, solange jemand Beamter ist. Ab 55 Jahren kommen Beamte auch dann nicht mehr in die Krankenkasse zurück, wenn sie den Staatsdienst verlassen und eine versicherungspflichtige Anstellung finden.
Fazit: Für Geringverdiener und Kinderreiche ist die GKV eine Alternative
Durch die Beihilfe brauchen sich Beamte weniger Gedanken um die Finanzierbarkeit ihrer privaten Krankenversicherung im Alter zu machen. Für die meisten ist es sinnvoll, sich privat zu versichern. In Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg und Thüringen haben Neu-Beamte die Möglichkeit, statt der regulären Beihilfe eine „pauschale Beihilfe“ als Zuschuss des Dienstherrn zu ihrem gesetzlichen Krankenkassenbeitrag zu wählen. In den übrigen Bundesländern sollten lediglich Beamte der unteren Besoldungsgruppen und Familien mit mehr als drei Kindern prüfen, ob die gesetzliche Versicherung für sie vorteilhafter ist.
Faustregel: So errechnen Sie Ihren Geldbedarf
Angestellte und Selbstständige, die im Rentenalter voraussichtlich nicht auf ein größeres Vermögen oder auf hohe Einkünfte zurückgreifen können, sollten überlegen, wie sie dann die privaten Krankenversicherungsbeiträge bis zu ihrem Lebensende finanzieren.
Rücklagen fürs Alter bilden
Denn der Beitrag steigt über die Jahre, und Versicherte müssen ihn weiter in voller Höhe aufbringen, auch wenn ihre Einkünfte im Ruhestand geringer werden. Es ist daher sinnvoll, von Anfang an monatlich zu sparen. Aber wie viel?
Wie viel Geld jeden Monat ansparen?
Dazu haben wir eine Faustregel entwickelt: Wir nehmen an, dass der private Beitrag im Rentenalter mindestens dreimal so hoch ist wie bei Vertragsschluss mit Mitte 30. Zwei Drittel davon sollte man dann aus dem Ersparten finanzieren können. Zwei Drittel deshalb, weil Versicherte auch in der gesetzlichen Kasse Beiträge zahlen müssten. Für unsere Faustregel haben wir die Entwicklungen der Vergangenheit zugrunde gelegt. Eine exakte Vorhersage über mehr als 30 Jahre ist natürlich nicht möglich.
So rechnen Freiberufler
Beispiel mit Werten aus dem PKV-Vergleich von 2019: Ein Freiberufler zahlt beim Eintritt mit 35 Jahren im Tarif Exklusiv 2 der Signal Iduna 457 Euro im Monat bei einer Selbstbeteiligung von 960 Euro im Jahr. Seine maximale monatliche Belastung beträgt aktuell also rund 537 Euro (457 Euro + 960 Euro/12).
Steigt er später wie ein Angestellter mit 67 Jahren aus dem Erwerbsleben aus, muss er nach unseren Annahmen mindestens das Dreifache zahlen, also 1 611 Euro im Monat. Um dann für weitere 23 Jahre jeden Monat zwei Drittel dieses Betrags, also 1 074 Euro, finanzieren zu können, muss er bis zum 67. Lebensjahr 251 156 Euro ansparen, wenn man von einer jährlichen Verzinsung von 1,5 Prozent ausgeht. Dafür müsste er 32 Jahre lang jeden Monat 510 Euro sparen.
So rechnen Angestellte
Angestellte brauchen etwas weniger, da sie als Rentner einen Beitragszuschuss vom gesetzlichen Rentenversicherungsträger erhalten. Wir nehmen an, dass dieser mit 300 Euro um rund 40 Prozent über dem Zuschuss liegt, der heute maximal möglich ist. In der Faustregel ziehen Angestellte daher vom Dreifachen der aktuellen monatlichen Belastung noch die 300 Euro Zuschuss ab, um ihren monatlichen Geldbedarf einzuschätzen.
So viel müssen Sie für später ansparen
Ein Modellkunde versichert sich mit 35 Jahren privat, geht mit 67 in Rente und wird 89 Jahre alt. Die Tabelle zeigt, wie viel er je nach späterem Bedarf über 32 Jahre ansparen muss. |
|||
Monatlicher Geldbedarf für Beitrag im Alter (Euro) |
Zinssatz (%) |
Anzusparender Gesamtbetrag (Euro) |
Monatlicher Sparbetrag (Euro) |
600 |
1,0 |
148 078 |
327 |
1,5 |
140 310 |
285 |
|
2,0 |
133 126 |
248 |
|
800 |
1,0 |
197 438 |
436 |
1,5 |
187 081 |
380 |
|
2,0 |
177 502 |
331 |
|
1 000 |
1,0 |
246 797 |
546 |
1,5 |
233 851 |
475 |
|
2,0 |
221 877 |
414 |
|
1 200 |
1,0 |
296 157 |
655 |
1,5 |
280 621 |
570 |
|
2,0 |
266 253 |
496 |
Checkliste: Gesetzlich oder privat?
Unsere Tabelle (siehe unten) stellt die Leistungen von gesetzlicher und privater Krankenversicherung einander gegenüber. Angestellte und Selbstständige sollten sich einen Wechsel allerdings gut überlegen. Der Rückweg in die gesetzliche Krankenkasse ist nämlich unter normalen Umständen ausgeschlossen.
Nur wenn die folgenden Punkte auf Sie zutreffen, sollten Sie als Angestellter oder Selbstständiger einen Wechsel in Betracht ziehen:
- Einkommen. Als Arbeitnehmer muss Ihr regelmäßiges Gehalt über der Versicherungspflichtgrenze für die gesetzliche Krankenversicherung liegen. Derzeit sind das 66 600 Euro brutto im Jahr, das entspricht 5 550 Euro im Monat (Werte für 2023). Die Versicherungspflicht in der gesetzlichen Kasse endet mit Ablauf des Jahres, in dem Ihr Verdienst die Jahresarbeitsentgeltgrenze überstiegen hat.
- Familie. Sie wollen weder Ehepartner noch Kinder ohne eigenes Einkommen beitragsfrei mitversichern. Das geht nur in der gesetzlichen Kasse. Ihnen ist bewusst, dass in der privaten Versicherung jede Person einen eigenen Beitrag zahlen muss.
- Gesundheit. Sie sind bei guter Gesundheit. Kunden, die schon beim Abschluss einer privaten Krankenversicherung Erkrankungen haben, zahlen Risikozuschläge oder erhalten gar keinen Vertrag.
- Alter. Sie sind nicht älter als Mitte Vierzig. Beim Einstieg in höherem Alter wird es viel teurer. Ab 55 Jahren ist eine Rückkehr in die gesetzliche Kasse nahezu ausgeschlossen.
- Sparen. Sie sind bereit und in der Lage, Geld für steigende Beiträge von Anfang an privat anzusparen. Im Rentenalter kann der Beitrag ein Vielfaches des ursprünglichen Eintrittsbeitrags betragen. Er sinkt auch nicht, wenn Sie nach dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben ein deutlich geringeres Einkommen haben.
- Abrechnung. Sie scheuen keinen Papierkram. In der privaten Krankenversicherung schickt der Arzt die Rechnung direkt an Sie. Sie zahlen und lassen sich das Geld von der Versicherung erstatten. Das kann sehr aufwendig sein, vor allem wenn man häufig krank ist und zu vielen Ärzten muss.
Bessere Leistungen und günstigere Beiträge – mit diesen Versprechen versuchen die Versicherer, freiwillig gesetzlich Versicherte zu einem Wechsel zur privaten Krankenversicherung zu motivieren. Beides stimmt so aber nicht immer. Nicht jeder Tarif der privaten Krankenversicherung (PKV) bietet tatsächlich mehr als die gesetzlichen Krankenkassen. Genaues Vergleichen ist hier gefragt. Die Tabelle gibt einen Überblick über alle Leistungen von Arztbesuch bis Zahnersatz und zeigt, was gesetzliche und private Versicherung üblicherweise bieten.
Leistungsübersicht
Leistungen in der privaten Krankenversicherung |
Regelleistungen1 in der gesetzlichen Krankenversicherung |
Krankenhaus |
|
Auswahl des Krankenhauses |
|
|
|
Unterbringung |
|
|
|
Behandelnder Arzt |
|
|
|
Arzthonorare (Krankenhaus) |
|
|
|
Zuzahlungen im Krankenhaus |
|
|
|
Stationäre Vorsorge- und Rehakuren |
|
|
|
Hospiz |
|
|
|
Ambulante Leistungen |
|
Auswahl des Arztes und Zahnarztes |
|
|
|
Versorgungsgarantie |
|
|
|
Honorare für Leistungen niedergelassener Ärzte und Zahnärzte |
|
|
|
Arzneimittel |
|
|
|
Hilfsmittel (z.B. Hörgeräte, Rollstühle oder Prothesen) |
|
Je nach Tarif:
|
Übernommen werden Kosten für:
|
Ambulante Leistungen: Heilmittel (z.B. Krankengymnastik, Massagen) |
|
|
Übernommen werden Kosten für:
|
Psychotherapie |
|
Je nach Tarif:
|
|
Vorsorgeuntersuchungen |
|
|
Insbesondere:
|
Häusliche Krankenpflege |
|
|
|
Haushaltshilfe |
|
|
|
Ambulante Vorsorge- und Rehakuren |
|
|
|
Spezialisierte ambulante Palliativversorgung |
|
|
|
Zahnarzt |
|
Zahnbehandlung (z.B. Füllungen, Inlays) |
|
|
|
Zahnersatz (z.B. Kronen, Brücken, Implantate, Prothesen) |
|
|
|
Kieferorthopädie |
|
|
|
Verdienstausfall |
|
Krankengeld / Krankentagegeld |
|
|
|
Stand: 01.04.2022
- 1
- Gesetzlich festgelegte Mindestleistungen. Die Krankenkassen können in ihren Satzungen für bestimmte Leistungsbereiche (z.B. bei ambulanten Kuren, häuslicher Krankenpflege oder Haushaltshilfe) in begrenztem Umfang auch über diese Mindestleistungen hinausgehen.
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Wechsel der Krankenversicherung Zurück in die gesetzliche Kasse – so gehts
- Die Beiträge in der privaten Krankenversicherung (PKV) steigen. Wir erklären, wer in die gesetzliche Krankenkasse (GKV) zurück wechseln kann und wie das geht.
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Sozialversicherung 2023 Jedes Jahr neu: Beitragsbemessungsgrenzen
- Nach einem Jahr Pause steigen die Beitragsbemessungsgrenzen 2023 wieder. Gutverdienende zahlen rund 50 Euro mehr im Monat für ihre Krankenversicherung.
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Private Krankenversicherung Privat versichert – das sind die Vorteile und die Nachteile
- Wer darf in die private Krankenversicherung (PKV) – und für wen lohnt sich das? Wie finde ich eine gute PKV-Police? Was tun, wenn die Beiträge zu hoch werden?
7 Kommentare Diskutieren Sie mit
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Leider fehlt bei der Bewertung der Krankenkassen eine Bewertung des Kundendienstes. Neben den Tarifen und den Leistungen spielt der Kundendienst eine wichtige Rolle. Wir haben mit der DKV keine positiven Erfahrungen. Generell folgen Erstattungen häufig erst nach 5-6 Wochen nach dem Einreichen der Rechnungen, während Rechnungen i.allg. innerhalb von 4 Wochen zu begleichen sind. Eine Wiederholungsbegutachtung nach einem Widerruf gegen eine Pflegegradbegutachtung erfolgte erst 5 Monate nach Einreichung des Widerspruchs nachdem ein Rechtsanwaltung einen Termin für die Neubegutachtung gesetzt hatte. Insgesamt kann ich die DKV nicht empfehlen, kann die Krankenkasse aber wegen der Altersrückstellungen nicht wechseln.
Zum 1.1.2023 ist die pauschale Beihilfe in Baden-Württemberg eingeführt https://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP17/Drucksachen/3000/17_3733_D.pdf In den Koalitionsverträgen vereinbart worden ist die Einführung für Sachsen 2019, für Mecklenburg-Vorpommern 2021, für Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen 2022, aber noch nicht umgesetzt. Für Sachsen scheint die Umsetzung jetzt bevorzustehen https://www.spd-fraktion-sachsen.de/wp-content/uploads/AeA-KOA-zu-Drs-7-11452.pdf
Ich bin noch mit 57 Jahren nach 30 Jahren freiwilliger GKV in die private KV gewechselt und habe es bis heute - seit 10 Jahren Rentner - nicht bereut.
1. Auch in der KV der Rentner wäre mein Beitrag höher als in der PKV , da die Betriebsrente nach der gesetzlichen Rente noch bis zur Beitragsbemessungsrenze voll mit fast 20 % herangezogen würde.
2. Die Leistungen sind überhaupt nicht vergleichbar, besonders bei ambulanten Behandlungen/Labor und im Zahnarztbereich liegen Welten dazwischen. Im Krankenhaus gibt es auch für den GKV-Standard häufig nur noch 2-Bett-Zimmer, und den Chefarzt brauche ich auch nur in ganz besonderen Fällen, dann kann ich ihn selbst bezahlen. Also diese beiden Positionen rausnehmen und Kosten sparen!
3. Der langfristige Kostenvergleich geht eindeutig zugunsten der Privaten KV aus, siehe hierzu den Beitrag des Finanzanalytikers V. Loomann in der FAZ.
@Der Thomas: Zeitschriftabonnenten finden in Finanztest 11/2019, Seite 78 zu den Unterschieden der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung.
Wenn Sie wissen möchten, in welchem Finanztest-Heft sich eine Berichterstattung Krankenversicherung befindet, zeigt Ihnen das Stichwortregister am Ende des Heftes die Themen der letzten zwei Jahre. Länger zurückliegende Themen suchen Sie im Stichwortverzeichnis älterer Hefte.
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