Mithilfe der Krankenkasse kamen unsere Tester oft schnell zum Facharzt. Die Vermittlung kostet nichts extra.
Der Rücken schmerzt seit Wochen und die Augen müssten auch mal wieder kontrolliert werden. Doch zeitnahe Abhilfe ist nicht in Sicht: „Wir haben frühestens in vier Wochen einen Termin für Sie.“ So oder ähnlich geht es vielen Patienten, wenn sie bei Spezialisten wie Augenärzten, Orthopäden oder Hautärzten einen Termin bekommen möchten.
Laut einer Studie des BKK Bundesverbands aus dem vergangenen Jahr liegt die durchschnittliche Wartezeit bei 24 Tagen.
Hilfe von der Krankenkasse

© Stiftung Warentest
Doch egal, wie lange Patienten tatsächlich brauchen, bis sich die Tür zum Behandlungszimmer öffnet: Wer gesundheitliche Probleme hat, möchte möglichst früh und ohne großen Aufwand zum Facharzt, selbst wenn die Beschwerden nicht akut sind.
Hier helfen viele Krankenkassen. Sie bieten ihren Mitgliedern an, sich um Termine bei Fachärzten zu kümmern oder zumindest schon vereinbarte Termine vorzuverlegen. Manchmal können Versicherte auch bestimmte Fachärzte nennen, bei denen sie behandelt werden möchten.
In unserem Produktfinder Krankenkassen (siehe „Unser Rat“) geben wir regelmäßig an, welche der derzeit enthaltenen 88 Kassen eine Vermittlung von Facharztterminen bietet. Von den 25 größten gesetzlichen Kassen werben 16 damit auf ihrer Internetseite. Wie gut das bei diesen Kassen in der Praxis klappt, wollten wir genauer wissen und haben das Angebot mithilfe von Testkunden überprüft.
Insgesamt haben 80 Versicherte der 16 Kassen den Service in Anspruch genommen und uns hinterher detailliert davon berichtet – 5 Testkunden je Krankenkasse.
Konkret wollten die Testkunden zeitnahe Termine bei Orthopäden und bei Neurologen haben. Sie gaben als Beschwerden Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder ein Karpaltunnelsyndrom an, bei dem das Handgelenk schmerzt. Das waren alles Symptome, die bei unseren Testern keine Akutbehandlung erforderlich machten.
Eine Bedingung für unsere Testkunden: Sie sollten weder eine Überweisung vom Hausarzt noch einen bereits bestehenden Termin beim jeweiligen Fachkollegen vorweisen. Sie riefen einfach bei der entsprechenden Hotline ihrer Krankenkasse an oder ließen sich zu Mitarbeitern verbinden, die ihnen bei ihrem Anliegen weiterhalfen. Nach einer erfolgreichen Terminvereinbarung sollten die Tester beim Arzt anrufen, um die Untersuchung wieder abzusagen.
Im Schnitt dauerte es rund 20 Tage vom ersten Anruf bis zum Termin beim Facharzt. Das ist weniger als die durchschnittliche Wartezeit, die wir in der Grafik unten dargestellt haben. Zudem sind dort auch Privat- und Akutpatienten einbezogen, die eine deutlich geringere Wartezeit haben. Auf einen Termin beim Orthopäden mussten unsere Tester im Schnitt knapp 13 Tage warten, auf einen Besuch beim Neurologen rund 26 Tage.
Besonders schnell erhielten alle fünf Testkunden bei der mhplus einen Termin: Dort dauerte es durchschnittlich 14 Tage. Viel länger mussten die fünf bei der DAK Gesundheit warten: Hier dauerte es rund 26 Tage.
Allerdings muss es nicht nur am Service der Kasse liegen, wenn die Facharztvermittlung länger dauert. Auch regionale Besonderheiten, zum Beispiel eine geringere Arztdichte in ländlichen Regionen, können zu unterschiedlichen Wartezeiten führen. Die Ergebnisse der Untersuchung haben wir in der Tabelle auf Seite 77 zusammengefasst.
Ohne Überweisung oder Termin
Von den untersuchten 16 gesetzlichen Krankenkassen bieten 12 ihren Versicherten den Terminservice ohne Einschränkungen auf ihrer Internetseite an. Das heißt: Die Versicherten müssen weder eine Überweisung von ihrem Hausarzt noch einen Termin bei einem Facharzt haben.
Vier Kassen helfen dagegen von vornherein nur unter bestimmten Voraussetzungen. So verlangen sie, dass ihre Versicherten bereits einen Termin beim Facharzt haben. Zwei Kassen wollen zusätzlich noch eine Überweisung vom Hausarzt.
Von den zwölf Krankenkassen, die den Service ohne Einschränkungen anbieten, konnten in unserem Test aber nur drei Kassen allen fünf Testkunden einen Termin beim Facharzt vermitteln: die DAK Gesundheit, die oben erwähnte mhplus BKK und die Siemens BKK (SBK). Sie erfüllten den Service gemäß ihrer Werbeversprechen uneingeschränkt. „Alles perfekt gelaufen, hätte nicht besser sein können“, merkte ein Tester der mhplus BKK zum Vorgehen seiner Krankenkasse an.
Obwohl auch die anderen neun Kassen die Vermittlung von Facharztterminen auf ihren Internetseiten ohne Einschränkungen bewerben, mussten die Tester hier oft bestimmte Bedingungen erfüllen.
So verlangten viele dieser Krankenkassen am Telefon, dass unsere Tester eine Überweisung vom Hausarzt haben sollten, damit die Kasse aktiv wird. Das war zum Beispiel bei den Betriebskrankenkassen Deutsche BKK und der Novitas BKK, aber auch bei größeren Kassen wie der Techniker Krankenkasse und der IKK Südwest sowie der Knappschaft der Fall.
Manchmal sollten unsere Testanrufer auch schon einen Termin beim Facharzt haben. Konsequenz: Keine dieser Krankenkassen konnte jeweils allen fünf Testern einen Termin beim Facharzt vermitteln.
In einigen Fällen lag es auch nicht direkt am Serviceverhalten der Kassen, dass kein Termin zustande kam: Manchmal nahmen auch die von der Kasse vermittelten Ärzte keine neuen Patienten auf oder wollten vorher persönlich mit den Versicherten sprechen. Das war etwa bei der KKH Allianz und der IKK classic bei jeweils einem Testanrufer der Fall. Obwohl sie keine Bedingungen für die Facharztvermittlung stellten, erhielten nur jeweils vier Testkunden einen Termin.
Widerspruch zu Werbeversprechen

© Stiftung Warentest
Schlusslicht mit nur einer Terminvermittlung ist die IKK Südwest. In einem Fall gab ein Testkunde sogar an: „Die Krankenkasse kann angeblich keinen Termin mehr anbieten, da sie keinen Arzt empfehlen darf.“
Fazit für diese zwölf Kassen: Bei insgesamt 60 Testanrufern vermittelten die Kassen 42 Mal einen Facharzttermin. Dass es nicht mehr Termine waren, lag zum großen Teil an Bedingungen, die unsere Tester erfüllen sollten – obwohl die Kassen den Service ohne Einschränkung laut ihrer Werbeaussagen anbieten. 4 der 16 Kassen machen ihre Versicherten bereits im Internet darauf aufmerksam, dass der Service der Facharzt-Terminvermittlung nicht uneingeschränkt zur Verfügung steht. Das sind die AOK Hessen, die AOK Niedersachsen, die AOK Rheinland/Hamburg und die Barmer GEK. Sie bieten ihren Versicherten an, bestehende Facharzttermine vorzuverlegen.
Da unsere Tester die verlangten Bedingungen gemäß unserer Vorgaben nicht erfüllten, bekamen sie bei der AOK Niedersachsen und der AOK Rheinland/Hamburg auch keine Termine vermittelt.
Umso erfreulicher, dass trotzdem die AOK Hessen unseren Testversicherten dreimal und die Barmer GEK zweimal einen Termin vermittelten. „Alles war in meinen Augen perfekt“ und „Problemlose und sehr kurzfristige Terminvereinbarung“, hieß es in Anmerkungen der Testkunden von AOK Hessen und Barmer GEK.
Die AOK Niedersachsen und die AOK Rheinland/Hamburg halfen unseren Testern in einigen Fällen mit der Nennung von Fachärzten weiter.
Was allgemein auffällt: Zu fast jeder Kasse gibt es zufriedene und weniger zufriedene Testkunden – egal ob die Kasse ihnen letztendlich einen Termin anbieten konnte oder nicht. So erntete die DAK Gesundheit, obwohl sie allen Testern einen Termin vermittelte, auch Kritik: „Mein Anliegen schien keine Selbstverständlichkeit zu sein. Die Mitarbeiter waren etwas widerwillig“, meinte ein Tester.
Andererseits wurde die IKK Südwest, obwohl sie nur einem Versicherten mit einem Termin behilflich war, nicht nur kritisiert: „Freundlich, engagiert, machen Lösungsvorschläge, interessiert, haben Mitgefühl“, heißt es bei einer Testperson dieser Kasse.
Insgesamt können sich gut die Hälfte der Tester vorstellen, ihre Kasse um Hilfe zu bitten, wenn sie einen Termin beim Facharzt benötigen. Darunter sind auch einige, denen in unserem Test nicht geholfen wurde.
Wer unbedingt einen Termin beim Spezialisten braucht und allein oder über die Kasse nicht zum Ziel kommt, kann es auch auf anderen Wegen versuchen.
In Hausarztverträgen übernehmen zum Beispiel die Allgemeinmediziner oft gleich die Weitervermittlung an Fachkollegen, wenn eine entsprechende Behandlung notwendig wird. Versicherte können sich auch generell an ihren Hausarzt wenden und um Hilfe bitten, wenn sie Schwierigkeiten haben, einen Termin zu bekommen. Und nicht zuletzt haben uns zahlreiche Kassen angegeben, dass sie ihren Versicherten bei der Vermittlung von Terminen bei Fachärzten helfen – auch wenn sie kein standardisiertes Verfahren anbieten wie die von uns überprüften 16 Krankenkassen. Da lohnt es sich, nachzufragen.
Versicherte können auch unseren Produktfinder unter www.test.de/krankenkassen nutzen: So bieten insgesamt 39 der abgebildeten 88 Kassen den Service aktiv an, die meisten auch auf Nachfrage.
Erinnerung per SMS oder E-Mail
Mit der Vermittlung eines Facharzttermins hört der angebotene Service bei einigen Kassen aber noch nicht auf: So bietet etwa die Bahn BKK den Versicherten auf ihrer Internetseite an, sie per SMS oder per E-Mail an den Arzttermin zu erinnern – dann kann der Versicherte seinen langersehnten Arztbesuch nicht vergessen.
„Es erspart mir eigene Wege und Telefonate.“ (Testkunde der Knappschaft)
„Man hat das Gefühl, man wird abgewimmelt.“ (Testkunde der IKK Südwest)
„Die Bearbeitung verlief sehr schnell.“ (Testkunde der SBK)
-
- Servicestellen vermitteln auch Termine zur Akutbehandlung beim Psychotherapeuten – innerhalb von zwei Wochen. So funktioniert die Terminvermittlung zu Fachärzten.
-
- Gesetzlich Krankenversicherte ab 35 Jahren haben Anspruch auf eine regelmäßige Gesundheitsuntersuchung, oft auch Check-Up genannt. test.de erklärt die Regelung.
-
- Kassenpatienten haben immer Anspruch auf eine zweite Arztmeinung. Ein spezielles Zweitmeinungsverfahren gibt es nur bei bestimmten Eingriffen, etwa am Kniegelenk.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Kommentar vom Autor gelöscht.