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Im Zinstief werden hohe Kosten zum Problem. Ob laufende oder neue Police – Durchhalten ist das A und O.
Auf den ersten Blick sind sie alle gleich: Neu abgeschlossene klassische Renten- und Lebensversicherungen bringen eine garantierte Verzinsung von 1,25 Prozent.
Auf den zweiten Blick gibt es jedoch erhebliche Unterschiede: Denn die Zinsen gibt es nur auf den Sparanteil. Der Sparanteil ist das, was nach Abzug der Kosten vom eingezahlten Beitrag übrig bleibt. Diese Kosten unterscheiden sich beträchtlich und sind so über die Vertragslaufzeit und verschiedene Posten aufgeteilt, dass ein einfacher Vergleich zwischen zwei Verträgen kaum möglich ist.
Das gilt auch für die staatlich geförderten Riester- und Rürup-Verträge. Durch Zulagen und Steuerersparnisse ist bei ihnen die Rendite häufig besser als bei ungeförderten Produkten. Teuer sind sie aber meist auch.
Die Kosten sorgen dafür, dass sich die Versicherungsprodukte nur lohnen, wenn sie bis zum Ende der Vertragslaufzeit durchgehalten werden. Vorher sind die Verträge im schlechten Fall über Jahrzehnte im Minus (siehe Grafik).
Wenn der Versicherer gut mit dem Geld der Kunden wirtschaftet, erhalten die Sparer neben der garantierten Zahlung noch Überschüsse. Je länger die Niedrigzinsphase jedoch andauert, umso unwahrscheinlicher werden hohe Überschüsse .
Tipp: Wenn die Verzinsung schon nicht mehr so toll ist, nehmen Sie die Zinsen wenigstens für das ganze Jahr mit. Stellen Sie von monatlicher auf jährliche Zahlung Ihrer Beiträge um.
Lange Zeit im Minus
Ein Kunde zahlt jährlich 1 200 Euro in einen Vertrag mit 1,25 Prozent garantiertem Zins. In den ersten fünf Jahren gehen Abschlusskosten von 2,5 Prozent auf alle geplanten Beiträge ab. Dazu kommen Verwaltungskosten von 10 Prozent auf jeden Beitrag während der Laufzeit. Erst nach 23 Jahren übersteigt das Guthaben sicher die Einzahlungen. Kommen Überschüsse dazu, gehts schneller.

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Kosten hier, Kosten da
Im aktuellen Zinsumfeld ist es besonders wichtig, die einzelnen Kostenpositionen zu kennen und zu wissen, mit welchen Kniffen Sparer Kosten reduzieren können:
Abschlusskosten bei Lebens- und Rentenversicherungen werden als Anteil der gesamten zukünftigen Beitragszahlungen berechnet und dann in den ersten fünf Jahren von den Beiträgen abgezogen. Seit 2015 beträgt die Höchstgrenze für diese Abschlusskosten 2,5 Prozent.
Beispiel: Ist vereinbart, dass der Kunde bis Rentenbeginn 100 000 Euro in seine Rentenversicherung einzahlt, betragen die Abschlusskosten 2 500 Euro. Diese werden auf 60 Monatsraten umgerechnet. Es werden also jeden Monat knapp 42 Euro von den Beiträgen abgezogen.
Ob tatsächlich jemals 100 000 Euro in den Vertrag fließen, spielt keine Rolle. Der Abzug bleibt. So landen vor allem am Anfang der Laufzeit nur geringe Sparbeiträge im Vertrag. Das irritiert immer wieder Kunden, die sich wundern, warum ihr Vertrag jahrelang im Minus ist.
Abschlusskosten entstehen auch dann, wenn Sparer sie nicht mehr unbedingt vermuten: Sie fallen an, wenn Kunden automatische Beitragserhöhungen, auch „Dynamik“ genannt, in ihrem Vertrag vereinbart haben oder wenn sie Zuzahlungen außerhalb der vereinbarten Raten leisten. Die Unternehmen behandeln die zusätzlichen Beiträge wie einen neuen Vertrag und berechnen neue Abschlusskosten.
Tipp: Haben Sie weniger als zehn Jahre bis zur Auszahlung, widersprechen Sie der Beitragserhöhung. Die Kosten fressen das Plus auf. Ausnahme: Sie wollen die Versicherungssumme im Todesfall erhöhen.
Verwaltungskosten sind Kosten, die jedes Jahr anfallen. Abzüge von 10 Prozent der Beiträge kommen durchaus vor. Und diese werden Monat für Monat, Jahr für Jahr fällig. So lange der Versicherungsvertrag läuft, wird von allen Beiträgen ein Teil für die Verwaltungskosten abgezogen. Auch in der Rentenphase behalten einige Versicherer noch 1 bis 2 Prozent der Rentenzahlung ein.
Die Berechnung der laufenden Verwaltungskosten ist dabei sehr unterschiedlich. Mal werden sie auf den jährlichen Beitrag berechnet, mal auf das im Vertrag steckende Kapital, mal ist es ein fester Eurobetrag. Oft finden wir in den Verträgen auch einen Mix dieser Kosten, was die Vergleichbarkeit zusätzlich erschwert.
Tipp: Erhöhen Sie Ihre Beitragsrendite, indem Sie unnötige Zusatzversicherungen kündigen: Die Extraversicherung des Unfalltods kann meist gestrichen werden.
Fondskosten, die bei Kauf und Verwaltung von Fonds anfallen können (Grafik: Wofür Fondsanleger zahlen), sind oft auch bei fondsgebundenen Rentenversicherungen fällig. Für fondsgebundene Rentenversicherungen werden häufig keine kostengünstigen Indexfonds (ETF) angeboten. So haben Sparer zwar Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Fonds, teurer als ETF sind sie aber alle (Investmentfonds, Grafik unter Aktives Fondsmanagement ist ein teures Vergnügen). Immerhin verzichten die Unternehmen üblicherweise auf die Ausgabeaufschläge.
Weitere Zusatzkosten entstehen bei Fondspolicen, wenn Sparer Portfolios wählen, die ihnen ein Manager zusammenstellt. Hier fallen zusätzlich zu den Kosten auf Einzelfondsebene weitere Kosten an.
Für Sparer, die ihr Portfolio selbst verwalten, ist eine gewisse Anzahl von Umschichtungen des Fondsportfolios in der Regel kostenlos. Es gibt jedoch Verträge, bei denen ab einer festgelegten Zahl von Umschichtungen Gebühren anfallen.
Bei Sofortrente Kosten entscheidend
Unmittelbar machen sich die Kosten bei den sogenannten Sofortrenten bemerkbar. Bei diesen Rentenversicherungen zahlen Sparer einmalig einen großen Betrag ein und erhalten für dieses Kapital eine monatliche Rentenzahlung.
Unser Musterkunde, der 100 000 Euro einzahlte, erhielt in unserer jüngsten Untersuchung beim günstigen Testsieger Europa eine garantierte Rente von 338 Euro im Monat. Bei den teuersten Verträgen waren es 314 Euro: pro Jahr ein Unterschied von 288 Euro, der in erster Linie auf höhere Kosten zurückzuführen ist (Test Sofortrente, Finanztest 12/15).
Aber auch für den günstigen Vertrag gilt: Es dauert 25 Jahre, bis die Beiträge garantiert wieder „drin“ sind. Beste Gesundheit ist also Voraussetzung für den Abschluss.
Direkttarife sparen Kosten
Der Sofortrenten-Test zeigt: Kunden können viel sparen, wenn sie Versicherungen im Direktvertrieb abschließen. Dabei schließt ein Kunde einen Vertrag direkt bei der Versicherung ab, per Internet, Post oder Telefon – aber ohne Vermittler.
Wer nicht auf eine persönliche Beratung verzichten möchte, kann mit einem Honorarberater zumindest die Auswirkungen der Kosten begrenzen. Zwar kostet auch diese Beratung, doch der Kunde zahlt sie direkt – nicht aus den Beiträgen, die er ja eigentlich sparen und durch deren Verzinsung er das Vermögen anwachsen lassen will.
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@Ratlosele: Anlegen mit "Null-Kenntnissen" ist kein guter Rat. Wir kaufen Ihnen diese "Null-Kenntnisse" aber nicht ab, wenn Sie diesen Artikel gelesen haben ;-). Zur weiteren Lektüre empfehlen wir Ihnen unsere Themenseite hierzu: www.test.de/thema/anlagestrategie. Informationen zu den einzelnen Fonds finden Sie im Produktfinder Investmentfonds hier auf test.de: www.test.de/Fonds-im-Test-Fuenf-Punkte-fuer-die-Besten-4331006-0/ (TK)
Vor gut 1 Jahr haben wir eine aus LV freigewordenen Summe nach längeren Überlegungen in die Hände der Honorarberatung der Consorbank gelegt. Für uns mit Kindergartenwissen auf dem Aktienmarkt mangels Alternativen erschien das eine vernünftige Lösung. Wir fühlen uns gut beraten und können von einem auf unsere Risikobereitschaft ausgewogenes Portfolio vertrauen. In der Honorarberatung dürfen wir uns auch über Prov. Rückzahlungen freuen und brauchen keine bankeigenen Motivationen zu befürchten. So weit so gut. Eine Frage treibt uns jedoch umtriebig durch die Gegend. Beim Anblick Ausgabe 03/16 S. 26 kommen einen die Tränen was bei einer Anlage im 6-stelligen Bereich bei einer Liegezeit zwischen 10 und 20 Jahren an Kosten für aktiv gemanagte Fonds anfallen. In den Anlegerinfos tauchen diese natürlich auf mit winzigen 1,4 bis 1,75 %. Was für ein Weg kann der beste sein? Selber anlegen mit Null-Kenntnissen nach Pantoffel-Plänen? Oder doch lieber zu den Konditionen bei der Bank bleiben?
Hallo,
danke für die Rückmeldung. Das deckt sich mit meiner Einschätzung.
Leider fehlt mir die Datenbasis für eine große Analyse. Ich werde meine bisherigen Anlagen auf jeden Fall mit möglichen ETF-Alternativen vergleichen, um mich nicht nur auf mein Gefühl zu verlassen.
Bis zur Ausgabe 3/2016 dachte ich: Och, 1,5% sind ja nicht so schlimm.
Ich habe auf einem der vielen Aktienkurs-Portale für die letzten 3 Jahre den UniGlobal, Comstage MSCI World ETF und den MSCI World Index übereinander gelegt.
Ergebnis: MSCI Index: ca. 115%, UniGlobal ca 132% ETF: ca 140% wurden aus 100% vor 3 Jahren.
Auch wenn eine Zukunftsprognose nicht möglich ist, sollte doch eine Modellrechnung auf historischen Daten möglich sein um einen Vergleich verschiedener Anbieter zu ermöglichen.
Gruß
mh.88
@mh.88: Es lässt sich nicht im Voraus sagen, wie einzelne, aktiv verwaltete Fonds im Vergleich zu marktbreiten ETF abschneiden werden. Es wird wohl immer welche geben, die ETFs auch langfristig schlagen. Aber es gibt klare Tendenzen: Je länger die Vergleichsperioden, desto weniger aktive Fonds schlagen ETFs. Und je teurer ein aktiver Fonds ist, desto schwieriger ist es für ihn, einen vergleichbaren ETF zu schlagen. Andersherum ausgedrückt: Auf so lange Sicht ist die Wahrscheinlichkeit hoch, einen aktiven Fonds zu erwischen, der schlechter als ein vergleichbarer ETF abschneiden wird. Wir empfehlen also ETFs, weil sie langfristig wahrscheinlich (aber nicht sicher) besser als die meisten aktiven Fonds sein werden. Das gilt für alle Fondsinvestitionen, ob direkt oder über Lebensversicherungen usw. (vorausgesetzt die Kosten drum herum bleiben vergleichbar). (TK)
Hallo,
Danke für den Artikel!
Mit Interesse habe ich ihren Artikel vom Oktober 15 gelegen mit der Vorstellung von Fairriester.
Nach diesem Artikel zu den tatsächlichen laufenden Kosten von Aktienfonds und wie diese die Rendite schmälern habe ich mir meine bisherigen Filialbankfonds mal angesehen und die Kosten nachgefragt. Ergebnis:Viel zu hoch
Haben Sie bereits eine Langfristanalyse von der Tabelle FT 10/2015 Seite 40/41 unter Berücksichtigung der gesamten Kosten und einer möglichen Wertentwicklung durchgeführt?
Ich stelle mir gerade die Frage ob ich meinen Riester zu fairriester umziehen soll. Je nach Kursentwicklung kann sich die feste Umschichtung im Vergleich schlechter auswirken.
Hier wären Vergleiche sehr interessant, ob fairr immer die Nase vorne hat, oder ob die höheren Kosten durch Kurssteigerungen wieder rein kommen, ggf. auch abhängig von der Laufzeit. Ich habe noch 30 Jahre bis zur Rente. Die Gebührenunterschiede im Artikel sind erschreckend.
Danke im Voraus
m