Kosten Geld­anlage

Renten- und Lebens­versicherungen: Nur auf lange Sicht

8
Kosten Geld­anlage - So sparen Sie bei Fest­geld, Fonds und Versicherungen

© mauritius images / artpartner

Im Zins­tief werden hohe Kosten zum Problem. Ob laufende oder neue Police – Durch­halten ist das A und O.

Auf den ersten Blick sind sie alle gleich: Neu abge­schlossene klassische Renten- und Lebens­versicherungen bringen eine garan­tierte Verzinsung von 1,25 Prozent.

Auf den zweiten Blick gibt es jedoch erhebliche Unterschiede: Denn die Zinsen gibt es nur auf den Spar­anteil. Der Spar­anteil ist das, was nach Abzug der Kosten vom einge­zahlten Beitrag übrig bleibt. Diese Kosten unterscheiden sich beträcht­lich und sind so über die Vertrags­lauf­zeit und verschiedene Posten aufgeteilt, dass ein einfacher Vergleich zwischen zwei Verträgen kaum möglich ist.

Das gilt auch für die staatlich geförderten Riester- und Rürup-Verträge. Durch Zulagen und Steuererspar­nisse ist bei ihnen die Rendite häufig besser als bei unge­förderten Produkten. Teuer sind sie aber meist auch.

Die Kosten sorgen dafür, dass sich die Versicherungs­produkte nur lohnen, wenn sie bis zum Ende der Vertrags­lauf­zeit durch­gehalten werden. Vorher sind die Verträge im schlechten Fall über Jahr­zehnte im Minus (siehe Grafik).

Wenn der Versicherer gut mit dem Geld der Kunden wirt­schaftet, erhalten die Sparer neben der garan­tierten Zahlung noch Über­schüsse. Je länger die Nied­rigzins­phase jedoch andauert, umso unwahr­scheinlicher werden hohe Über­schüsse .

Tipp: Wenn die Verzinsung schon nicht mehr so toll ist, nehmen Sie die Zinsen wenigs­tens für das ganze Jahr mit. Stellen Sie von monatlicher auf jähr­liche Zahlung Ihrer Beiträge um.

Lange Zeit im Minus

Ein Kunde zahlt jähr­lich 1 200 Euro in einen Vertrag mit 1,25 Prozent garan­tiertem Zins. In den ersten fünf Jahren gehen Abschluss­kosten von 2,5 Prozent auf alle geplanten Beiträge ab. Dazu kommen Verwaltungs­kosten von 10 Prozent auf jeden Beitrag während der Lauf­zeit. Erst nach 23 Jahren über­steigt das Guthaben sicher die Einzahlungen. Kommen Über­schüsse dazu, gehts schneller.

Kosten Geld­anlage - So sparen Sie bei Fest­geld, Fonds und Versicherungen

© Stiftung Warentest

Kosten hier, Kosten da

Im aktuellen Zins­umfeld ist es besonders wichtig, die einzelnen Kosten­positionen zu kennen und zu wissen, mit welchen Kniffen Sparer Kosten reduzieren können:

Abschluss­kosten bei Lebens- und Renten­versicherungen werden als Anteil der gesamten zukünftigen Beitrags­zahlungen berechnet und dann in den ersten fünf Jahren von den Beiträgen abge­zogen. Seit 2015 beträgt die Höchst­grenze für diese Abschluss­kosten 2,5 Prozent.

Beispiel: Ist vereinbart, dass der Kunde bis Renten­beginn 100 000 Euro in seine Renten­versicherung einzahlt, betragen die Abschluss­kosten 2 500 Euro. Diese werden auf 60 Monats­raten umge­rechnet. Es werden also jeden Monat knapp 42 Euro von den Beiträgen abge­zogen.

Ob tatsäch­lich jemals 100 000 Euro in den Vertrag fließen, spielt keine Rolle. Der Abzug bleibt. So landen vor allem am Anfang der Lauf­zeit nur geringe Sparbeiträge im Vertrag. Das irritiert immer wieder Kunden, die sich wundern, warum ihr Vertrag jahre­lang im Minus ist.

Abschluss­kosten entstehen auch dann, wenn Sparer sie nicht mehr unbe­dingt vermuten: Sie fallen an, wenn Kunden auto­matische Beitrags­erhöhungen, auch „Dynamik“ genannt, in ihrem Vertrag vereinbart haben oder wenn sie Zuzah­lungen außer­halb der vereinbarten Raten leisten. Die Unternehmen behandeln die zusätzlichen Beiträge wie einen neuen Vertrag und berechnen neue Abschluss­kosten.

Tipp: Haben Sie weniger als zehn Jahre bis zur Auszahlung, wider­sprechen Sie der Beitrags­erhöhung. Die Kosten fressen das Plus auf. Ausnahme: Sie wollen die Versicherungs­summe im Todes­fall erhöhen.

Verwaltungs­kosten sind Kosten, die jedes Jahr anfallen. Abzüge von 10 Prozent der Beiträge kommen durch­aus vor. Und diese werden Monat für Monat, Jahr für Jahr fällig. So lange der Versicherungs­vertrag läuft, wird von allen Beiträgen ein Teil für die Verwaltungs­kosten abge­zogen. Auch in der Renten­phase behalten einige Versicherer noch 1 bis 2 Prozent der Rentenzahlung ein.

Die Berechnung der laufenden Verwaltungs­kosten ist dabei sehr unterschiedlich. Mal werden sie auf den jähr­lichen Beitrag berechnet, mal auf das im Vertrag steckende Kapital, mal ist es ein fester Euro­betrag. Oft finden wir in den Verträgen auch einen Mix dieser Kosten, was die Vergleich­barkeit zusätzlich erschwert.

Tipp: Erhöhen Sie Ihre Beitrags­rendite, indem Sie unnötige Zusatz­versicherungen kündigen: Die Extra­versicherung des Unfall­tods kann meist gestrichen werden.

Fonds­kosten, die bei Kauf und Verwaltung von Fonds anfallen können (Grafik: Wofür Fondsanleger zahlen), sind oft auch bei fonds­gebundenen Renten­versicherungen fällig. Für fonds­gebundene Renten­versicherungen werden häufig keine kostengüns­tigen Indexfonds (ETF) angeboten. So haben Sparer zwar Wahl­möglich­keiten zwischen verschiedenen Fonds, teurer als ETF sind sie aber alle (Investmentfonds, Grafik unter Aktives Fonds­management ist ein teures Vergnügen). Immerhin verzichten die Unternehmen üblicher­weise auf die Ausgabe­aufschläge.

Weitere Zusatz­kosten entstehen bei Fonds­policen, wenn Sparer Portfolios wählen, die ihnen ein Manager zusammen­stellt. Hier fallen zusätzlich zu den Kosten auf Einzel­fonds­ebene weitere Kosten an.

Für Sparer, die ihr Portfolio selbst verwalten, ist eine gewisse Anzahl von Umschichtungen des Fond­sport­folios in der Regel kostenlos. Es gibt jedoch Verträge, bei denen ab einer fest­gelegten Zahl von Umschichtungen Gebühren anfallen.

Bei Sofortrente Kosten entscheidend

Unmittel­bar machen sich die Kosten bei den sogenannten Sofortrenten bemerk­bar. Bei diesen Renten­versicherungen zahlen Sparer einmalig einen großen Betrag ein und erhalten für dieses Kapital eine monatliche Rentenzahlung.

Unser Muster­kunde, der 100 000 Euro einzahlte, erhielt in unserer jüngsten Unter­suchung beim güns­tigen Testsieger Europa eine garan­tierte Rente von 338 Euro im Monat. Bei den teuersten Verträgen waren es 314 Euro: pro Jahr ein Unterschied von 288 Euro, der in erster Linie auf höhere Kosten zurück­zuführen ist (Test Sofortrente, Finanztest 12/15).

Aber auch für den güns­tigen Vertrag gilt: Es dauert 25 Jahre, bis die Beiträge garan­tiert wieder „drin“ sind. Beste Gesundheit ist also Voraus­setzung für den Abschluss.

Direkt­tarife sparen Kosten

Der Sofortrenten-Test zeigt: Kunden können viel sparen, wenn sie Versicherungen im Direkt­vertrieb abschließen. Dabei schließt ein Kunde einen Vertrag direkt bei der Versicherung ab, per Internet, Post oder Telefon – aber ohne Vermittler.

Wer nicht auf eine persönliche Beratung verzichten möchte, kann mit einem Honorarberater zumindest die Auswirkungen der Kosten begrenzen. Zwar kostet auch diese Beratung, doch der Kunde zahlt sie direkt – nicht aus den Beiträgen, die er ja eigentlich sparen und durch deren Verzinsung er das Vermögen anwachsen lassen will.

8

Mehr zum Thema

8 Kommentare Diskutieren Sie mit

Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

Profilbild Stiftung_Warentest am 29.04.2016 um 12:15 Uhr
Anlagekosten senken

@Ratlosele: Anlegen mit "Null-Kenntnissen" ist kein guter Rat. Wir kaufen Ihnen diese "Null-Kenntnisse" aber nicht ab, wenn Sie diesen Artikel gelesen haben ;-). Zur weiteren Lektüre empfehlen wir Ihnen unsere Themenseite hierzu: www.test.de/thema/anlagestrategie. Informationen zu den einzelnen Fonds finden Sie im Produktfinder Investmentfonds hier auf test.de: www.test.de/Fonds-im-Test-Fuenf-Punkte-fuer-die-Besten-4331006-0/ (TK)

Ratlosele am 28.04.2016 um 13:29 Uhr
Spartipp: laufende Kosten senken

Vor gut 1 Jahr haben wir eine aus LV freigewordenen Summe nach längeren Überlegungen in die Hände der Honorarberatung der Consorbank gelegt. Für uns mit Kindergartenwissen auf dem Aktienmarkt mangels Alternativen erschien das eine vernünftige Lösung. Wir fühlen uns gut beraten und können von einem auf unsere Risikobereitschaft ausgewogenes Portfolio vertrauen. In der Honorarberatung dürfen wir uns auch über Prov. Rückzahlungen freuen und brauchen keine bankeigenen Motivationen zu befürchten. So weit so gut. Eine Frage treibt uns jedoch umtriebig durch die Gegend. Beim Anblick Ausgabe 03/16 S. 26 kommen einen die Tränen was bei einer Anlage im 6-stelligen Bereich bei einer Liegezeit zwischen 10 und 20 Jahren an Kosten für aktiv gemanagte Fonds anfallen. In den Anlegerinfos tauchen diese natürlich auf mit winzigen 1,4 bis 1,75 %. Was für ein Weg kann der beste sein? Selber anlegen mit Null-Kenntnissen nach Pantoffel-Plänen? Oder doch lieber zu den Konditionen bei der Bank bleiben?

mh.88 am 16.03.2016 um 12:59 Uhr
Kosten managed vs. ETF

Hallo,
danke für die Rückmeldung. Das deckt sich mit meiner Einschätzung.
Leider fehlt mir die Datenbasis für eine große Analyse. Ich werde meine bisherigen Anlagen auf jeden Fall mit möglichen ETF-Alternativen vergleichen, um mich nicht nur auf mein Gefühl zu verlassen.
Bis zur Ausgabe 3/2016 dachte ich: Och, 1,5% sind ja nicht so schlimm.
Ich habe auf einem der vielen Aktienkurs-Portale für die letzten 3 Jahre den UniGlobal, Comstage MSCI World ETF und den MSCI World Index übereinander gelegt.
Ergebnis: MSCI Index: ca. 115%, UniGlobal ca 132% ETF: ca 140% wurden aus 100% vor 3 Jahren.
Auch wenn eine Zukunftsprognose nicht möglich ist, sollte doch eine Modellrechnung auf historischen Daten möglich sein um einen Vergleich verschiedener Anbieter zu ermöglichen.
Gruß
mh.88

Profilbild Stiftung_Warentest am 15.03.2016 um 15:19 Uhr
Kosten

@mh.88: Es lässt sich nicht im Voraus sagen, wie einzelne, aktiv verwaltete Fonds im Vergleich zu marktbreiten ETF abschneiden werden. Es wird wohl immer welche geben, die ETFs auch langfristig schlagen. Aber es gibt klare Tendenzen: Je länger die Vergleichsperioden, desto weniger aktive Fonds schlagen ETFs. Und je teurer ein aktiver Fonds ist, desto schwieriger ist es für ihn, einen vergleichbaren ETF zu schlagen. Andersherum ausgedrückt: Auf so lange Sicht ist die Wahrscheinlichkeit hoch, einen aktiven Fonds zu erwischen, der schlechter als ein vergleichbarer ETF abschneiden wird. Wir empfehlen also ETFs, weil sie langfristig wahrscheinlich (aber nicht sicher) besser als die meisten aktiven Fonds sein werden. Das gilt für alle Fondsinvestitionen, ob direkt oder über Lebensversicherungen usw. (vorausgesetzt die Kosten drum herum bleiben vergleichbar). (TK)

mh.88 am 14.03.2016 um 23:59 Uhr
Vergleich Union / Deka / DWS mit fairr.de

Hallo,
Danke für den Artikel!
Mit Interesse habe ich ihren Artikel vom Oktober 15 gelegen mit der Vorstellung von Fairriester.
Nach diesem Artikel zu den tatsächlichen laufenden Kosten von Aktienfonds und wie diese die Rendite schmälern habe ich mir meine bisherigen Filialbankfonds mal angesehen und die Kosten nachgefragt. Ergebnis:Viel zu hoch
Haben Sie bereits eine Langfristanalyse von der Tabelle FT 10/2015 Seite 40/41 unter Berücksichtigung der gesamten Kosten und einer möglichen Wertentwicklung durchgeführt?
Ich stelle mir gerade die Frage ob ich meinen Riester zu fairriester umziehen soll. Je nach Kursentwicklung kann sich die feste Umschichtung im Vergleich schlechter auswirken.
Hier wären Vergleiche sehr interessant, ob fairr immer die Nase vorne hat, oder ob die höheren Kosten durch Kurssteigerungen wieder rein kommen, ggf. auch abhängig von der Laufzeit. Ich habe noch 30 Jahre bis zur Rente. Die Gebührenunterschiede im Artikel sind erschreckend.
Danke im Voraus
m