Testergebnisse für 16 Kopfschmerz- und Migräne-Apps
Im Test: 16 Apps, je 8 für Android und iOS vom selben Anbieter, mit denen sich Kopfschmerzen in einem Tagebuch dokumentieren lassen. Die Apps sollten deutschsprachig und offen zugänglich sein. Alle einbezogenen Apps wurden zuletzt 2020 oder danach aktualisiert (Stand: Februar 2022).
Untersuchungen: Wir installierten die Apps und aktualisierten sie nach einem Stichtag im März 2022 nicht mehr. Außerdem fragten wir die Anbieter nach wissenschaftlichen Studien zum Nutzenbeleg ihrer Apps sowie zu Unterschieden zwischen der Android- und iOS-Version. Ergaben sich dabei sowie in unserer stichprobenhaften Plausibilitätsprüfung keine relevanten Unterschiede, pflegten wir die iOS-App für die Urteile zum Schmerztagebuch nur für 3 statt der maximal geplanten 48 Tage. Die Prüfungen für alle anderen Urteile fanden vollumfänglich für Android und iOS statt.
Die Datenerhebung lief bis Juli 2022. Wir befragten die Anbieter erneut im Juni und Juli 2022.
Krankengeschichte, Schmerztagebuch: 30 %
Ein medizinischer Fachgutachter entwickelte zwei fiktive typische Fälle von Personen mit Spannungskopfschmerz und Migräne.
Fall 1: eine Frau, die häufig Schmerzmedikamente gegen Migräne, menstruelle Migräne und Spannungskopfschmerz einnimmt.
Fall 2: ein Mann, bei dem Migräne-Attacken in größeren Abständen, dann aber sehr intensiv auftreten und der zudem nach einem Verkehrsunfall einen anhaltenden Kopfschmerz spürt.
Auf Basis dieser beiden Fälle führte eine Expertin für Servicequalität in Absprache mit dem medizinischen Fachgutachter die Prüfungen durch.
Für die Erhebung der Krankengeschichte erfasste sie, ob in den Apps spezifische Punkte abgefragt wurden – etwa Vorerkrankungen, familiäre und berufliche Situation, vorhandene Kopfschmerzdiagnostik und aktuelle Medikation. Anschließend trug die Expertin über einen Zeitraum von 90 Kalendertagen zu festgelegten Terminen Kopfschmerzattacken mit typischen Symptomen und Medikamenten ins Schmerztagebuch der Apps ein. Dies geschah an 48 Tagen (Fall 1) beziehungsweise 23 Tagen (Fall 2). Auf diese Weise untersuchte die Expertin, wie gut sich die Schmerzen und ihre Ausprägung in der App erfassen ließen.
Konkret prüfte sie die Dokumentation des Schmerzauftretens (etwa Häufigkeit und Dauer), die Dokumentation der Symptome (etwa Schmerzstärke oder begleitende Beschwerden), die Dokumentation möglicher Schmerzauslöser (etwa Stress, Menstruation oder bestimmte Nahrungsmittel), sowie die Dokumentation von Behandlungen, also medikamentöse und nicht-medikamentöse Maßnahmen.
Informationen und Empfehlungen: 20 %
Für den Prüfpunkt allgemeine Informationen zu Kopfschmerz suchten wir unter anderem nach Darstellungen der verschiedenen Kopfschmerzformen sowie nach Informationen zu deren Ursachen, Diagnostik und Behandlung.
Für den Prüfpunkt individuelle Berichte und Analysen ermittelten wir etwa, ob und welche Kopfschmerzart die App bei den Analysen ausweist und ob sie anhand der eingegebenen Daten vor einem Übergebrauch von Medikamenten warnt.
Beim Punkt Unterstützungsangebote beurteilten wir unter anderem, ob die App nicht-medikamentöse Maßnahmen – wie Entspannungsverfahren – oder Austauschmöglichkeiten mit anderen Betroffenen bietet und darauf hinweist, eine ärztliche Begleitung in Anspruch zu nehmen.
Wir bewerteten auch die Transparenz und Neutralität des Anbieters. Dabei ging es unter anderem darum, ob klar wird, wer die App finanziert hat und welche Kosten ihr Gebrauch verursacht, und ob sich in der App Informationen zum Anbieter und zu einbezogenen medizinischen Fachleuten finden.
Belege für Nutzen: 15 %
Der medizinische Fachgutachter prüfte die uns vorliegenden Studien auf methodische Qualität und ob sie einen Nutzen der konkreten App bezogen auf Kopfschmerz oder Migräne belegen. Er berücksichtigte dabei Untersuchungen, die uns Anbieter auf unsere Anfrage hin einreichten, und sichtete zudem die Studienlage zu den Apps in der medizinischen Datenbank PubMed.
Testergebnisse für 16 Kopfschmerz- und Migräne-Apps
Handhabung: 15 %
Wir beurteilten die Ersteinrichtung und den laufenden Betrieb der Apps – beispielsweise, ob sich dort Einführungskurse, Erinnerungen an Schmerzeinträge, Hilfe-Funktionen und Kontaktmöglichkeiten zum Anbieter finden – sowie potenzielle Ablenkungen durch Werbung oder Bewertungsaufforderungen.
Ferner prüften wir die Übersichtlichkeit der Bedienoberfläche und die Navigation.
Basisschutz persönlicher Daten: 20 %
Für sparsames Erheben von Nutzerdaten bewerteten wir unter anderem, welche Daten etwa bei der Registrierung verpflichtend erfasst werden. Mithilfe eines dazwischen geschalteten Proxy-Rechners wurden die Daten aus der App ausgelesen, analysiert und falls notwendig entschlüsselt. Wir prüften, ob der Datenstrom für die Funktion der App nicht notwendige Daten enthält – etwa Nutzungsstatistiken, die an Facebook gesendet werden.
Für Schutz von Nutzerkonto und Datenübertragung bewerteten wir unter anderem die Passwortpolitik, den Schutz gegen häufige Anmeldeversuche und die Transportverschlüsselung.
Außerdem suchte ein Jurist nach Mängeln in der Datenschutzerklärung, etwa unzureichenden Informationen.
Mängel in den AGB: 0 %
Der Jurist prüfte die allgemeinen Geschäftsbedingungen auf unzulässige Klauseln, die Verbraucher benachteiligen.
Abwertungen
Abwertungen führen dazu, dass sich Produktmängel verstärkt auf das test-Qualitätsurteil auswirken. Sie sind mit einem Sternchen *) gekennzeichnet.
Folgende Abwertungen haben wir eingesetzt: Lautete das Urteil für den Prüfpunkt Krankengeschichte und Schmerztagebuch ausreichend, konnte das test-Qualitätsurteil nur eine Note besser sein. Hatte die Datenschutzerklärung deutliche Mängel, konnte das Urteil Basisschutz persönlicher Daten nicht besser sein als befriedigend (3,5). Bei sehr deutlichen Mängeln in den allgemeinen Geschäftsbedingungen wurde das test-Qualitätsurteil um eine halbe Note abgewertet.
Transparenzhinweis
Die Migräne App stammt von der Schmerzklinik Kiel. Deren Chefarzt, Professor Dr. Hartmut Göbel, war in der Vergangenheit Gutachter für unsere Datenbank test.de/medikamente.
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