Noch nie waren Kondome in unseren Tests so sicher wie jetzt. Nur ein einziges von 14000 „Verhüterli“ hatte ein Loch. Beunruhigend: In Präservativen stecken Nitrosamine, Krebs erzeugende Stoffe. Doch dieses „neue“ Risiko ist gar keins.
Die schlechte Nachricht erreichte die Öffentlichkeit Ende Mai: Die meisten handelsüblichen Kondome enthalten Krebs erzeugende Substanzen, Nitrosamine, wie eine Studie des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts Stuttgart ergab. Sie bilden sich beim Vulkanisierungsprozess, der die Präservative halt- und belastbar macht.
Auch wir haben die Kondome unserer Testauswahl auf Nitrosamine geprüft. Allerdings fanden wir erheblich geringere Mengen, zum Teil nur knapp über der Nachweisgrenze, meist unter dem Höchstwert für Schnuller – einem Latexprodukt, für das es einen Nitrosamingrenzwert gibt.
Für Kondome existiert kein Grenzwert. Die oberste Aufsichtsbehörde, das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, stuft die von uns gefundenen Werte bislang als unbedenklich ein, prüft aber, ob ein Grenzwert festgelegt werden kann, um die Nitrosaminaufnahme auf ein Minimum zu reduzieren. Im Vergleich zur täglichen Nahrungsaufnahme wird die Nitrosaminaufnahme durch ein Kondom auf ein bis drei Tausendstel geschätzt. Fazit: „Derzeit kann nicht behauptet werden, dass die Verwendung von Kondomen für den Anwender zu einem erhöhten Risiko hinsichtlich der Nitrosaminbelastung führt.“
Die Deutsche Aids-Hilfe kritisiert die Testbedingungen des Stuttgarter Amts. Sie weist darauf hin, dass sich Nitrosamine erst in stark saurem Milieu, wie der Magensäure, in Krebs erzeugende N-Nitrosamine umwandeln. Auszug aus einer Stellungnahme: „Eine durchschnittliche Nitrosamin-Belastung durch aktives Rauchen entspräche dem Aufessen von täglich 100 Kondomen, vorher gewärmt, schweißgebadet und eine Stunde geschüttelt.“ Es gibt also zurzeit keinen Grund, von Kondomen abzuraten. Die Vorteile überwiegen die vermeintlichen Risiken bei weitem.
Der einzige Schutz vor Aids
- Kondome sind die einzige wirkungsvolle „Barriere“ gegen Aids sowie andere sexuell übertragbare Krankheiten.
- Das Risiko, sich mit HIV zu infizieren, ist nach wie vor hoch. Aids bleibt die größte medizinische Katastrophe der Neuzeit, bestätigte gerade der Weltaidsbericht 2003. Schlimmer noch: Forscher sprechen von einer neuen Dynamik der Epidemie. Am schnellsten breitet sich das Virus in Zentralasien und im uns nahen Osteuropa aus. In Deutschland gab es im vergangenen Jahr fast 2 000 neu registrierte Fälle. Das ist der höchste Wert seit zehn Jahren. Beim Sexualkontakt werden Kondome inzwischen seltener benutzt. Die relativen Erfolge der Aidstherapie haben offenbar zu einem Gefühl geringerer Bedrohung geführt. Dabei gibt es keine Medikamente, die Aids heilen könnten, sondern nur solche, die Symptome lindern und den Verlauf verzögern.
- Auch als nebenwirkungsfreier Verhütungsschutz hat das Kondom nicht ausgedient – gerade bei jungen Menschen. Etwa 6 000 minderjährige Mädchen brachten im Jahr 2002 in Deutschland ein Baby zur Welt. Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche bei Teenagern ist im letzten Jahrzehnt dramatisch gestiegen.
18 Liter Luft ins Kondom gepumpt
Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis unseres nun bereits siebten Kondomtests fast optimal. Bei 14 000 Präservativen im Test stellten wir nur bei einem einzigen Exemplar ein Loch fest– im Bersttest, bei dem 18 Liter Luft und mehr ins Kondom gepumpt werden. Die geringe Fehlerquote ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass Kondome mit unsichtbaren Defekten – man geht von 10 Prozent Ausschuss aus – heute durch eine zusätzliche elektrische Prüfung sicher entdeckt werden können. Auf den Packungen steht dann „elektronisch geprüft“ oder „einzeln geprüft“: Leitfähige Bürsten tasten das Kondom auf einem Stahldorn unter hoher Spannung ab. Bei Löchern oder Perforationen wird es zerstört.
Dünner als die Haut
Kondome kommen längst nicht mehr nur in schlichter Naturfarbe daher. Sie werden modisch bunt und mit Aroma angeboten, auch mal als „schwarzer Ritter“ dunkel eingefärbt. Alle Farben erwiesen sich im Test als stabil. Üblich sind heute 0,04 bis 0,08 Millimeter Wandstärke. Das ist dünner als die menschliche Haut. Dass Kondome nicht „gefühlsecht“ seien, ist bei solchen Maßen ein Vorurteil.
Die breite Auswahl an Kondomen fördert die Großmannssucht: Immer häufiger werden „Präser“ im Maxiformat verlangt. Nutzer sollten sich allerdings nicht überschätzen. Die durchschnittliche Penislänge in Mitteleuropa bei vollständiger Erektion beträgt 13,5 Zentimeter, wie Heribert Schorn weiß, Facharzt für Urologie, Oberarzt am Krankenhaus Ahaus und Sexualmediziner. XXL für das in Pornos abgeguckte Gardemaß sitzt deshalb bei manchem Liebhaber nur sehr locker auf dem Schaft und bietet dann keinen zuverlässigen Schutz.
Von erotischer Romantik und anzüglicher Gestaltung früherer Zeiten ist auf den Packungen wenig geblieben. Nur auf wenigen der Auswahl sind Frauen abgebildet, bei „beate uhse Feel“ eine beim Akt. Bei „Big Ben“, „Billy Boy“ oder „Rilako Carinio“ gibt es freche Cartoons oder bunte Herzchen.
26-mal „gut“, 1-mal „mangelhaft“
Bei den Materialanforderungen ist das Testergebnis fast makellos: 26-mal heißt es „gut“. Das „mangelhafte“ durex Ultra Strong verfehlte die Norm bei den Zugeigenschaften. Wegen der Aussage „extra stark“ muss sich dieses Kondom weitaus höheren Anforderungen stellen: Seine Reißkraft darf 100 Newton nicht unterschreiten, sonst gelten 39. Das durex Ultra Strong erreichte nur 90 Newton. Positiv: Warnhinweise vor fetthaltigen Gleitmitteln (Fett löst Latex auf) sind inzwischen Pflicht. Einige Kondomanbieter empfehlen nur Gleitmittel zu nehmen, die „für Kondome geeignet“ ausloben.
Kondome für Homosexuelle?
Namen wie „ER2 Extra Reißfest“, Aufschriften wie „extra stark“ bei durex Ultra Strong oder „x-tra strong“ bei Blausiegel HT Special signalisieren, dass sie besonderen Belastungen gewachsen sind. Ein spezielles „Schwulenkondom“ gibt es aber nicht. Einige Hersteller schränken die Nutzung auf Vaginalverkehr ein. Bei „durex Ultra strong“, das auf Homosexuelle zielen dürfte, wird sogar vor nichtvaginalem Einsatz gewarnt. Auf keinem der 26 von uns getesteten Produkte fanden wir einen Hinweis darauf, dass sich ein Kondom für homosexuelle Praktiken eignet – allenfalls durch Weglassen eines Anwendungshinweises.
Die bereits heute gültige ISO-Norm fordert für Kondome mit „besonderer Festigkeit“ neben der Mindestreißkraft von 100 Newton, dass die Angaben durch klinische Daten belegt sind. Sonst muss vermerkt sein, dass nicht bewiesen ist, dass „Extra starke“ im Gebrauch sicherer sind als normale. Hersteller werden wohl weiter unverbindliche Formulierungen verwenden. „Extra dick“ wäre erlaubt – aber ein Fall für den Werbetexter.
Ein Sonderfall sind Kondome aus Polyurethan (PUR), ein Angebot für Menschen, die auf Latex allergisch reagieren (im Test durex Avanti). PUR-Kondome sind zwar stärker belastbar, aber nicht so dehnbar wie Latex. Löcher fanden wir nicht. Eine Norm wird noch erarbeitet. PUR-Kondome sind bei Latexallergie eine sinnvolle Alternative.
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Ich meine, wenn das schon bei Stiftung Warentest steht, dass die Kondome von Durex gut sind, dann kann man die wohl auch bedenkenlos verwenden. Ich bin halt überhaupt nicht der Typ für Kinder, daher achte ich sehr auf die Verhütung. Die richtigen Kondome sind mir da schon echt wichtig. Aktuell benutzte ich vor allem die von Einhorn, diese werden aber mit der Zeit recht teuer, sodass es ganz gut ist, eine preiswertere Alternativer zu haben. Ich habe mich daher schon viel im Internet umgeschaut, aber nicht so seriöse Berichte wie hier gefunden (Negativbeispiel: https://www.lovetoy-erfahrung.de/durex-invisible/ ). So weit ich weiß, kann man Stiftung Warentest ja trauen. Ich glaube zwar nicht das andere Kondom auch direkt beim Sex reißen, aber es geht doch manchmal schon etwas härter bei mir zu, mehr Reißfestigkeit bei den Dingern ist da gar nicht mal so schlecht. Daher denke ich mal die Durex Ultra Strong sind die richtigen für mich. Wenn jemand was anderes berichten kann als hier steht,