Ein niedriger Grundpreis ist nicht alles. Finanztest sagt, was bei der Wahl des Anbieters für Telefon und Internet wichtig ist.
Unbegrenzt lange im Internet surfen und im deutschen Festnetz telefonieren – das ist heute für unter 30 Euro im Monat möglich. Vor vier Jahren kosteten die günstigsten Komplettangebote für Internet und Telefon monatlich noch 45 Euro.
Firmen wie Hansenet (Alice), Vodafone (früher Arcor) und 1&1 werben mit günstigen Angeboten und sehr schnellen Internetleitungen. Mit 24-monatigen Verträgen versuchen sie ihre Kunden zu binden. Im Kleingedruckten lauert für diese so manche Überraschung.
Anrufe aufs Handy kosten extra
Die Pauschalangebote sind bequem. Alle Gespräche im deutschen Festnetz sind mit der Grundgebühr abgegolten. Sonderrufnummern wie 0 180, Anrufe auf ein Handy und Telefonate ins Ausland kosten allerdings extra.
Ein zehnminütiger Anruf nach Spanien kostet zum Beispiel vom 1&1-Anschluss im Tarif Doppel-Flat 90 Cent. Bei Vodafone sind es im All-inclusive-Paket nur 45 Cent.
Die Kunden der Deutschen Telekom AG können weiterhin günstige Vorwahlnummern (Call-by-Call) nutzen und so sehr günstig für etwa 0,9 Cent pro Minute in Spanien anrufen.
Zwei Jahre kein Wechsel möglich
Die meisten Komplettpakete haben eine Vertragslaufzeit von mindestens 24 Monaten. Selbst ein Umzug berechtigt den Kunden nicht, vorzeitig aus dem Vertrag auszusteigen (siehe Text: Streitpunkte).
Es gibt kaum Alternativen. Hansenet bietet sein Alice-Fun-Paket und 1&1 die Doppel-Flat zwar auch ohne Mindestvertragslaufzeit an. Das Paket ist dann jedoch deutlich teurer als der Zweijahresvertrag.
Der Alice-Kunde ohne Vertragsbindung muss als Einrichtungspreis einmalig 39,90 Euro zahlen und erhält außerdem den aktuellen „Willkommensbonus“ in Höhe von 170 Euro nicht.
1&1-Kunden bezahlen die Flexibilität mit einer Bereitstellungsgebühr von 99,90 Euro. So richtig schnell kommen sie dennoch nicht aus dem Vertrag – es gilt eine dreimonatige Kündigungsfrist.
Kunden mit einem Zweijahresvertrag sind oft frustriert, wenn Neukunden das Paket für Internet und Telefon später günstiger angeboten bekommen, sie aber nicht. Anspruch auf die neuen Konditionen haben sie nämlich nicht. Oft gewähren die Firmen den Bestandskunden das bessere Angebot erst, wenn das Vertragsende naht.
Zieht ein Kunde während der Laufzeit um, beginnt mit dem Umzug nach Ansicht von Telekom und Vodafone am neuen Wohnort ein neuer Vertrag. Diese Praxis ist umstritten (siehe Text: Streitpunkte).
Die Regeln bei 1&1 und Alice sind kundenfreundlicher. Für Kunden dort läuft in der neuen Wohnung die restliche Laufzeit des bisherigen Vertrages einfach weiter.
Kunden, die noch in einem Zweijahresvertrag stecken und bald den Anbieter wechseln wollen, sollten sich den Kündigungstermin dick im Kalender markieren.
Für Alice-Kunden reicht es, wenn sie vier Wochen vor Vertragsende kündigen. Telekom-Kunden im Tarif Call & Surf Comfort müssen spätestens einen Monat vor dem Laufzeitende kündigen. Bei 1&1 beträgt die Kündigungsfrist zwei Monate, bei Vodafone sogar drei Monate.
Wer zu spät kündigt, ist meist weitere zwölf Monate an den Vertrag gebunden. Bei 1&1 und Vodafone steigt die monatliche Grundgebühr nach den ersten zwei Jahren sogar um 5 Euro.
Überdimensionierte Datenleistung
Ihre Aktionspakete bieten die Telekommunikationsfirmen zurzeit für die sehr schnelle Internetverbindung DSL 16 000 an. DSL bezeichnet die Technik, wie die Internet- und Telefondaten zum Kunden gelangen. Der Kunde erhält seine Daten via Telefonkabel. Er kann im Internet surfen und gleichzeitig telefonieren.
Die Zahl 16 000 steht für die Datenmenge, die ein Nutzer pro Sekunde auf seinen Rechner herunterladen kann. Die Übertragungsrate wird in „Kbit/s“ (Kilobit pro Sekunde) angegeben. Je höher die Rate – auch Bandbreite genannt –, desto schneller lassen sich Internetseiten aufrufen, Filme oder Musikdateien herunterladen.
Doch DSL 16 000 brauchen viele Kunden gar nicht. Wer einfach nur schnell surfen will, kommt mit DSL 2 000 oder 6 000 aus.
DSL 6000 wird von den Internetanbietern aber offenbar nicht mehr gern verkauft. Vodafone etwa bietet DSL 16 000 aktuell für dieselbe Grundgebühr an wie DSL 6 000. Bei 1&1 gibt es für DSL 16 000 eine Startgutschrift von 100 Euro, bei DSL 6 000 nur 50 Euro. Alice bietet Neukunden gar keinen extra Tarif für DSL 6000 mehr an.
Dennoch sollten Kunden nicht die höchsten Übertragungsraten erwarten. Oft werden die Angaben aus der Werbung unterschritten.
Ist am Wohnort kein DSL 16 000 möglich, heißt das nach Auskünften der Anbieter aber noch lange nicht, dass die Kunden den Vertrag wieder auflösen können. Vodafone und Telekom definieren DSL 16 000 im Kleingedruckten großzügig als Bandbreite zwischen rund 16 000 und 6 000 kbit/s. Im schlimmsten Fall muss der Kunde also mit rund 40 Prozent der Übertragungsrate aus der Werbung vorliebnehmen.
Bei 1&1 darf der Kunde immerhin kündigen oder in ein anderes Produkt umsteigen, wenn die tatsächliche Bandbreite weniger als 50 Prozent der bestellten Rate beträgt.
Alice-Kunden haben nach Angaben eines Sprechers des Unternehmens selbst bei einer Mini-Übertragungsrate kein Ausstiegsrecht und auch keinen Anspruch auf Preisnachlass.
Stick gegen Frust beim Wechsel
Wechseln Kunden den Anbieter, kann viel schief gehen. Das zeigt eine Onlineumfrage (test 03/2010). Mancher steht zeitweise ohne Internet und Telefon da.
Kunden von 1&1, Alice und Vodafone können mit einem sogenannten UMTS-Stick vorbeugen. Dieser Stick verbindet den PC via Mobilfunk mit dem Internet. Sollte der DSL-Anschluss nicht klappen, kann der Nutzer den Stick in den Computer stecken und so kabellos ins Internet gehen.
Auf Wunsch kann der Stick bei Bestellung des Komplettangebots gleich mitgebucht werden. Für Kunden von 1&1 ist das Gerät dann kostenfrei. Vodafone-Kunden zahlen für den Stick und das DSL-Modem einmalig 69,90 Euro. Anders als bei 1&1 können sie über den Stick zu Hause aber auch telefonieren, solange der DSL-Anschluss noch nicht eingerichtet ist. Bei Alice kostet der Stick einmalig 69,90 Euro oder 24 Monate lang 2,90 Euro pro Monat.
Die Nutzung des Sticks ist bei 1& 1 und Vodafone in den ersten drei Monate kostenfrei. Wer den Stick auch nach erfolgtem DSL-Anschluss weiter nutzen möchte, um zum Beispiel unterwegs mit dem Notebook im Internet surfen zu können, muss zahlen.
1&1 verlangt pro Nutzungstag 1,99 Euro oder 19,99 pro Monat. Bei Vodafone zahlen Kunden ab dem vierten Monat pro fünf Minuten 45 Cent. Bei Alice gibt es derzeit keine kostenlose dreimonatige Schnupperphase. Bereits ab Vertragsbeginn kostet die Stick-Nutzung monatlich 14,90 Euro.
Die Telekom bietet noch kein Komplettpaket mit Stick an, will aber bald etwas Ähnliches auf den Markt bringen.
Augen auf bei Internetbestellung
Hat sich ein Kunde ein geeignetes Paket ausgesucht und will es auf der Internetseite des Anbieters buchen, heißt es aufpassen.
Während des Bestellvorgangs bieten die Firmen zusätzlichen Schnickschnack an. Bei Alice zum Beispiel ist ein kostenpflichtiges Fernseh- und Video-Angebot voreingestellt. Wer es nicht will, muss es wegklicken.
Anders als beim Vertragsschluss in einem Laden haben Internetkunden aber ein 14-tägiges Widerrufsrecht. Stellen sie in der Vertragsbestätigung fest, dass sie zu viel bestellt haben, können sie ohne Angabe von Gründen widerrufen.