Drei der neun Pflanzenöle im Test schützen die Haut gut vor Feuchtigkeitsverlust. Das teuerste Öl riecht käsig – es ist verdorben und daher mangelhaft.
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Testergebnisse für 9 Pflanzliche Körperöle 03/2015Unsere Probandinnen haben klare Vorstellungen. Von einem Körperöl erwarten sie „gute Pflege“, es solle „schnell einziehen“, „keine Flecken auf der Kleidung hinterlassen“, „angenehm duften“ und „die Haut mit Feuchtigkeit versorgen“.
Hergestellt aus Argansamen, Mandel-, Granatapfel- oder Sonnenblumenkernen: Wie gut tun pflanzliche Öle der Haut wirklich? Wie steht es um Rückstände und Kontaminanten wie Pestizide, Weichmacher und Mineralöle? Neun exemplarisch ausgewählte Produkte haben wir für den Test geprüft. Sie kosten 2,87 bis 25 Euro pro 100 Milliliter. Alle bestehen aus pflanzlichen Ölen, darunter zwei Monoprodukte und sieben Mischungen. Fast alle tragen ein Naturkosmetik-Siegel. Das Gesamtergebnis: Fünf Öle schneiden gut ab, drei befriedigend und eins mangelhaft.
Sieger und Verlierer sind zwei Arganöle
Pflanzliche Öle haben in der Körperpflege eine jahrtausendealte Tradition. In der modernen Kosmetik steht seit ein paar Jahren vor allem eines hoch im Kurs: Arganöl. Bei zwei Produkten im Test – von Arganhain und Jislaine – handelt es sich um reine Arganöle. Beide sind nicht parfümiert. Arganöl riecht säuerlich, saatig und leicht strohig. Ein käsiger, stichiger Fehlgeruch überlagert beim Öl von Jislaine diese charakteristischen Noten. Es ist verdorben. Die chemische Analyse bestätigt das. Mangelhaft lautet das Qualitätsurteil. Gut ist hingegen das Arganöl von Arganhain – und mit einer glatten Zwei der Testsieger.
Drei für gute Hautfeuchtigkeit
Im Winter wird die Haut stark strapaziert. Auch normale Haut wird dann mitunter trocken und fettarm. Kalte Temperaturen und trockene Heizungsluft beeinträchtigen ihren natürlichen Lipidmantel. „Er verhindert, dass die Haut übermäßig Feuchtigkeit verliert“, sagt Maja Hofmann, Oberärztin an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Charité in Berlin. „Funktioniert dieser Schutzmantel nicht richtig, braucht die Haut pflegende Fette, um sich zu regenerieren“. Beim Duschen und Baden verliert die Haut zusätzlich Feuchtigkeit, weil jede Reinigung entfettet. „Wichtig ist es, auf den eigenen Körper zu achten“, so Hofmann. „Bei ersten Anzeichen von Trockenheit sollte die Haut Pflege bekommen.“
Pflanzenöle sind pflegende Öle, die den Schutzmantel der Haut stabilisieren können und so vor Feuchtigkeitsverlust schützen. Wie gut die Produkte das schaffen, überprüften wir mit einem Corneometer. Es misst die Hautfeuchtigkeit in der äußersten Hautschicht – an den Unterarminnenseiten der Probandinnen. Die Prüfer vergleichen eine mit Körperöl behandelte Hautpartie mit einer unbehandelten. Auch eine Standardlotion mit guter Feuchtigkeitsanreicherung dient zum Vergleich.
Fazit: Die Öle von Arganhain, Dr. Hauschka und Rossmann sorgen für eine deutlich bessere Hautfeuchtigkeit und pflegen ähnlich gut wie die Standardlotion. Neben den zwei sehr teuren ist somit auch das günstigste Öl im Test von Rossmann mit „Jojobaöl und Sheabutter“ eine Alternative zu einer guten Körperlotion. Die Öle von Lavera, Primavera und Jislaine verbesserten die Hautfeuchtigkeit hingegen nicht.
Die Testerinnen urteilen positiv
Ein gutes Körperöl muss nicht nur pflegen, sondern auch im Praxistest überzeugen. Jedes Öl wurde von je 20 Probandinnen eine Woche lang verwendet – diesmal an den Beinen. Sie beurteilten Anwendung und Hautgefühl aller Produkte durchweg als gut und hatten wenig zu bemängeln.
Fast alle Anbieter im Test empfehlen, Körperöl auf noch feuchte Haut aufzutragen. So entstehe eine Emulsion aus Wasser und Öl, die schneller in die Haut einziehen soll. Der Praxistest zeigt: Viele Öle ziehen auf feuchter Haut tatsächlich gut ein. Die Probandinnen beurteilten das Einziehen auf trockener Haut im Schnitt aber als genauso gut wie auf feuchter Haut. Im Zweifel also einfach selbst ausprobieren.
Auf Textilien hinterlassen die Öle im Test keinen bleibenden Eindruck. Von unseren knapp 100 Probandinnen hat keine von Ölflecken auf ihrer Kleidung berichtet.
Keine Hinweise auf Verfälschung
Öle sind ergiebig. Wer sich gern damit pflegt, muss aber oft tief in den Geldbeutel greifen. Fragt sich: Sind die ausgelobten pflanzlichen Öle wirklich enthalten? Ist Mandelöl drin, wenn Mandelöl draufsteht? Das ist eine Frage der Echtheit oder Authentizität, wie Wissenschaftler es nennen. Um sie abzuklären, ermittelten wir die Fettsäurespektren im Labor und überprüften, ob sie zu den deklarierten Ölen passen. Bei Mischungen ist das schwierig, denn die Öle können sich in ihren Fettsäuremustern sehr ähnlich sein. Einen Hinweis auf Verfälschung fanden wir aber bei keinem der Öle, die laut Deklaration den Hauptbestandteil der Mischungen ausmachen.
Auch die beiden reinen Arganöle bestanden die Authentizitätsprüfung. Das rare Öl zählt zu den teuersten der Welt. Arganbäume wachsen nur im Südwesten Marokkos, stehen unter Unesco-Schutz. Arganöl, auch flüssiges Gold Marokkos genannt, wird traditionell in aufwendiger Handarbeit hergestellt. Die beiden im Test kosten rund 20 bis 25 Euro je 100 Milliliter.
Tipp: Manche Anbieter heben die besondere Wirkung bestimmter Öle auf der Verpackung hervor, die laut Liste der Inhaltsstoffe (Ingredients) aber nur in geringer Menge enthalten sein können. Achten Sie auf die Reihenfolge in der Inhaltsstoffliste. Das Öl, das an erster Stelle steht, macht den größten Anteil im Produkt aus.
Vermeidbare Verunreinigungen
Körperöle müssen im Gegensatz zu vielen anderen Kosmetika nicht konserviert werden, weil sie nahezu wasserfrei sind. Verbraucher, die sich mit Pflanzenölen pflegen, setzen auf deren natürliche Reinheit. Völlig rein sind die Produkte im Test allerdings nicht. So fanden wir in acht der neun Öle unterschiedliche Mineralölbestandteile. Einzige Ausnahme: das Arganöl von Testsieger Arganhain.
Die Verunreinigungen stammen wahrscheinlich aus Schmier- oder Weißölen, die für Maschinen in der Produktion eingesetzt werden, oder auch direkt aus der Umwelt, etwa aus Abgasen. Sie sind vermeidbar. Stark verunreinigt mit Mineralölen waren die Produkte nicht. Das Urteil in diesem Punkt lautet nie schlechter als befriedigend. Die ermittelten Gehalte sind vergleichbar mit denen, die die Stiftung Warentest in Lebensmitteln nachgewiesen hat (zuletzt im Test von Pralinen 12/2014). Wie viel und welche der Mineralölbestandteile durch die Haut dringen könnten und wie der Körper sie verstoffwechselt – darüber lassen sich derzeit keine wissenschaftlich gesicherten Aussagen treffen.
Einige Öle waren außerdem gering mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) oder dem Weichmacher DEHP verunreinigt. Auch das ist vermeidbar. Die Firma Jislaine Naturkosmetik hat die DEHP-Belastung nach unserer Anbietervorinformation bestätigt und laut eigener Aussage „einen Verkaufsstopp aller bisherigen Chargen“ veranlasst. Eintragsquelle seien PVC-Schläuche und Dichtungen der Produktionsmaschine gewesen.
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Sehr geehrte Damen und Herren,
die Körperöle wurden zuletzt im März 2015 getestet. Leider sind die meisten Öle nicht mehr zu kaufen. Ich habe ja Verständnis, dass nicht Alles jedes Jahr getestet werden kann, aber ich verstehe auch nicht, dass z. B. elektrische Zahnbürsten so oft getest werden und andere Dinge nicht mehr.
@Schlapphut: Im Test sind nicht nur teure Öle für bis zu 25 Euro pro 100 Milliliter, sondern auch preiswerte für rund 3 bis 4 Euro pro 100 Milliliter vertreten, darunter viele Mischungen aus verschiedenen Ölen. Die Unterschiede im Prüfpunkt Hautfeuchtigkeit zeigen, dass es auch auf die Komposition der Produkte ankommt. Als Referenz diente eine Standard-Körperlotion. Wir haben in den Test nur kosmetische Fertigprodukte einbezogen, reine Speiseöle fallen nicht darunter. Wichtig bei Körperpflegeprodukten ist für Verbraucher auch der Duft. Daher enthalten viele Körperöle im Test ätherische Öle oder Duftstoffe. (BP)
Von einem sachlichen, unvoreingenommenen Test erwarte ich auch eine sinnvolle Produktauswahl. Und nicht nur den Vergleich Porsche, Ferrari und Lamborghini.
Wenn in den Test schon "Luxusöle" mit 25€/100ml aufgenommen werden, warum dann nicht auch normale Speiseöle? Wenn man sie pur essen kann, dann kann man sie doch auch auf die Haut reiben? "Öle haben in der Körperpflege eine jahrtausendealte Tradition" - die Kosmetikindustrie aber nicht, jahrtausendelang wurde das doch mehr oder weniger pur verwendet und ist deutlich preiswerter.