Arthrose ist eine Volkskrankheit. Oft betroffen vom Gelenkverschleiß ist das Kniegelenk. test sagt, was Betroffene selbst tun können und was verschiedene Behandlungsmethoden bringen – angefangen von Schmerzmitteln bis hin zur Akupunktur.
Abnehmen und Bewegung: Unabdingbar
Weil zu viele Kilos die Gelenke belasten, haben Übergewichtige ein höheres Arthroserisiko als Normalgewichtige – insbesondere am Knie. Eine Gewichtsabnahme kann Menschen mit einer Kniearthrose nachweislich helfen. Generell gilt: Bewegung ist wichtig. Wird das Gelenk nicht bewegt, werden die Muskeln schwächer. Schwache Muskeln rund um das Gelenk sind ein weiterer Risikofaktor für das Fortschreiten der Arthrose. Deshalb sollten Betroffene regelmäßig Sport treiben, bei dem das Gelenk aber nicht übermäßig belastet wird, etwa Gymnastik, Schwimmen oder Radfahren. Auch speziell auf das Kniegelenk abgestimmte Physiotherapie trainiert die Muskelstärke, Beweglichkeit und Widerstandsfähigkeit. Dadurch können Operationen hinausgezögert oder sogar vermieden werden. Es ist möglich, dass sich die Beschwerden zu Beginn des Trainings zunächst verschlimmern. Dann kann es hilfreich sein, kurzfristig Schmerzmittel einzunehmen.
Schmerzmittel: Richtig anwenden
Leichte bis mittelschwere Knieschmerzen können mit verschiedenen Wirkstoffen gelindert werden. Unter den nicht rezeptpflichtigen Medikamenten kommen vor allem Parazetamol und bestimmte nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) infrage (siehe Arzneimitteldatenbank der Stiftung Warentest). Generell gilt: Möglichst niedrig dosieren und möglichst kurz anwenden. Werden diese Schmerzmittel über längere Zeit eingenommen, können unerwünschte Wirkungen auf den Magen-Darm-Trakt oder das Herz auftreten. Deshalb sollten sie nicht mehr eingenommen werden, sobald die Schmerzen erträglich geworden sind. Schmerzende Gelenke lassen sich auch äußerlich behandeln. Ein Gel mit dem Wirkstoff Diclofenac aus der Gruppe der NSAR kann bei Kniearthrose als schmerzstillendes Mittel eingesetzt werden. Studien haben gezeigt, dass Diclofenac Arthrosebeschwerden an Knien in den ersten Behandlungswochen deutlicher lindert als ein Gel ohne Wirkstoff. Doch nach drei Monaten ist der Unterschied nur noch gering. Bei länger andauernden Beschwerden, wie sie für Arthrose typisch sind, wird Gel mit dem Wirkstoff Diclofenac daher von den Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest als „mit Einschränkung geeignet“ beurteilt. Ein Vorteil im Vergleich zu NSAR zum Einnehmen ist aber, dass unerwünschte Wirkungen auf den Magen-Darm-Trakt und das Herz bei äußerlicher Anwendung seltener vorkommen.
Präparate mit Glukosamin: Wenig geeignet
Glukosamin ist eine körpereigene Substanz, die im Knorpel und der Gelenkflüssigkeit vorkommt. Mittel mit Glukosamin zum Einnehmen sind speziell für die Anwendung bei Kniegelenkarthrose gedacht. Sie sollen einem Knorpelabbau entgegenwirken und sogar helfen, verloren gegangenen Knorpel wieder aufzubauen. Ob das tatsächlich gelingt, ist aber nicht geklärt. Bisher vorliegende Untersuchungen konnten nicht zeigen, dass sich die Beschwerden für die Betroffenen bedeutend verbessern.
Hyaluronsäure-Spritzen: Wirksamkeit nicht ausreichend nachgewiesen
Auch Hyaluronsäure ist ein natürlicher Baustein des Knorpels und der Gelenkflüssigkeit. Wird es in das Gelenk gespritzt, soll es die Eigenschaften der Gelenkflüssigkeit verbessern und auf der Oberfläche des Gelenkknorpels eine Schutzschicht bilden. Studienergebnisse legen aber nahe, dass Hyaluronsäure die Schmerzen allenfalls für kurze Zeit und auch nur geringfügig verringern kann. Diesem minimalen Vorteil steht eine Reihe unerwünschter Wirkungen gegenüber. So kann es Beschwerden an der Injektionsstelle geben oder zu einer Infektion des Gelenks kommen.
Kniespiegelung: Nicht empfehlenswert
Häufig wird Menschen mit Knieproblemen empfohlen, das Gelenk im Rahmen eines endoskopischen Eingriffs mit einer Kochsalzlösung spülen zu lassen. Idee dieser sogenannten Kniespiegelung (Arthroskopie): Die Beschwerden müssten sich bessern, wenn man die Entzündungssubstanzen und Abriebpartikel aus dem Gelenk entfernt. Eine Studienauswertung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen attestiert der Arthroskopie jedoch keinerlei Wirksamkeitsnachweis. Eine Kniespiegelung kann zudem Nebenwirkungen haben, zum Beispiel eine Infektion nach dem Eingriff. Die Experten raten von einem derartigen Eingriff ganz klar ab.
Akupunktur: Nutzen fraglich
Akupunktur bei Kniegelenkarthrose kann mit Nadeln oder neuerdings auch mit Laserstrahlen durchgeführt werden. In einer aktuellen australischen Studie wurden bei Patienten mit moderaten bis schweren arthrosebedingten Knieschmerzen die unterschiedlichen Effekte einer Nadelakupunktur, einer Laserakupunktur (moderne Variante ohne Einstiche) und einer Schein-Laser-Therapie (also einer Placebo-Behandlung ohne Akupunktur) verglichen. Sowohl die Patienten, die Nadel- oder Laserakupunktur erhalten hatten, als auch diejenigen mit Schein-Akupunktur bemerkten nach 12 Wochen im Vergleich zu den Patienten der Kontrollgruppe leichte Verbesserungen beim Schmerz und bei der Funktion des Kniegelenks. Die Unterschiede zur Kontrollgruppe waren allerdings so gering und nach einem Jahr zudem nicht mehr nachweisbar, dass unklar ist, ob dieser Unterschied für die Patienten im alltäglichen Leben überhaupt spürbar wäre. Akupunktur hat demnach bei Kniegelenkschmerzen keine spezifische Wirkung, da es keinen Unterschied zwischen echter und Scheinakupunktur gab. Die kurzfristigen Effekte lassen sich nach Ansicht der Studienautoren durch die vermehrte Aufmerksamkeit und Anteilnahme erklären, die die Patienten durch die (Schein-)Akupunktur bekommen haben. Von einer Akupunktur könnten daher vor allem Patienten mit einer positiven Erwartungshaltung profitieren.
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Der Artikel ist nur dann interessant, wenn man zuvor überprüft hat, ob die Arthrose, d.h. die Schmerzen am Knie, nicht durch eine Auslenkung des Beines (X- oder O-Bein-Stellung) verursacht werden. Ist das Bein ausgerichtet - z.B. in einfacher Weise mit einer Knieörthese - erübrichen sich alle in dem Artikel genannten Maßnahmen. Leider beginnen viele Orthopäden gleich mit diesen Maßnahmen. Und das führt in vielen Fällen (nachweisbar) dazu, dass der Patient nach der Operation die gleichen Probleme wie vorher hat. Dem Einkommen des Arztes hat die Operation aber gut geten.
Die Warnungen in dem Artikel vor einigen leider gängigen Methoden sind zutreffend und hilfreich.