
Klimavest investiert unter anderem in Windenergieanlagen. © Getty Images
Renditen erzielen und dabei auch noch den persönlichen CO2-Fußabdruck ausgleichen – das verheißt der Fonds Klimavest der Commerzbank-Tochter Commerz Real. Er soll direkt in Projekte investieren, die eine messbar positive ökologische Wirkung haben, zum Beispiel Windparks. Der Klimaschutz auf diese Art ist allerdings teuer für die Anlegerinnen und Anleger: Die hohen Kosten drücken die erhofften Erträge empfindlich.
Direktinvestments, die das Klima messbar schützen
Ganz große Ziele verfolgt die Commerzbank-Tochter Commerz Real mit ihrem Fonds Klimavest, den sie im Oktober 2020 aufgelegt hat: Er schaffe, so die Werbung, „den Brückenschlag zwischen privatem Kapital, der Chance auf eine attraktive Rendite und einen messbaren Impact für alle.“ Denn er soll direkt in Projekte mit „Impact“, also positiver ökologischer Wirkung, investieren und Privatanlegern damit einen Zugang zu nachhaltigen Sachwerten gewähren.
Fonds hat unter anderem mehrere Windparks
10 Milliarden Euro von Anlegern sollen in Projekte für erneuerbare Energien, nachhaltige Infrastruktur, Mobilität und Forstwirtschaft in einem Gesamtvolumen inklusive Kredite von mit mindestens 25 Milliarden Euro fließen. Im November 2020 besaß der Fonds bereits Windenergieanlagen in Heinsberg, Beckum, Freienwalde und Langenrieth in Deutschland sowie in Boarp, Rosenskog und Dallebo in Schweden, einen Solarpark in Tordesillas in Spanien und drei grüne Anleihen.
Bei der Rückgabe sind Verzögerungen möglich
Fondsanleger können Anteile unter 500 000 Euro banktäglich zurückgeben. Investments wie Windparks sind aber nicht leicht handelbar. Das Fondsmanagement kann sie nicht von heute auf morgen versilbern, wenn viele Fondsanleger aussteigen wollen. Daher hat der Klimavest eine besondere Rechtsform und unterliegt besonderen Regeln. Er ist ein „Europäischer Langfristiger Investmentfonds“ (ELTIF), (Isin LU 218 393 900 3). Anleger dürfen gemäß der Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über europäische langfristige Investmentfonds maximal 10 Prozent des Vermögens investieren, das ihnen für Finanzanlagen zur Verfügung steht. Mindestens 10 000 Euro müssen sie in Anteile am Klimavest stecken. Es kann sein, dass es bei der Rückgabe Verzögerungen gibt. Ob die Fondsanteile auch an einer Börse gehandelt werden, ist offen.
Rechner für den CO2-Ausgleich
„Rendite erwirtschaften und gleichzeitig den persönlichen CO2-Fußabdruck ausgleichen“, so lockt Commerz Real. Je 10 000 Euro Anlegergeld sollen über die Investments dazu beitragen, dass so viel CO2 eingespart wird wie ein Hektar Buchenwald im Jahr speichert. Mit einem Rechner auf der Internetseite von Klimavest lässt sich abschätzen, wie groß der eigene CO2-Fußabdruck ist und wie hoch die Anlage in den Klimavest sein müsste, um ihn auszugleichen. Laut Umweltbundesamt liegt der Fußabdruck in Deutschland im Schnitt bei gut 11 Tonnen pro Jahr und Person. Um die 11 Tonnen zu kompensieren, müsste ein Anleger demnach etwa 30 000 Euro in den Klimavest stecken.
Klimaschutz per Fonds ist nicht günstig
Klimaschutz auf diese Art zu betreiben ist aber nicht gerade günstig. Bis zu 5 Prozent Ausgabeaufschlag und sehr hohe laufende Kosten, viele erfolgsunabhängig, reduzieren die Rendite bei fünf Jahren Haltedauer jährlich um 3,42 Prozentpunkte. Für Anleger bleiben in der optimistischen Prognose gemäß Basisinformationsblatt 2,54 Prozent im Jahr, im Stress-Szenario minus 0,23 Prozent. Je kürzer die angenommene Haltedauer ist, desto stärker schlagen die Kosten zu Buche.
Nicht alle Kosten berücksichtigt
Die angegebenen Gesamtkosten beziehen sich dabei nur auf die Kosten auf Fondsebene, sie beinhalten nicht die operativen Kosten auf Ebene der jeweiligen Projekte. Dazu zählen beispielsweise Kosten für den Betrieb der Anlagen wie Entgelte unter Vollwartungsverträgen und Betriebsführungsentgelte. „Würden sie einbezogen, wäre die Gesamtkostenquote höher“, sagt Axel Seider, Produktentwickler bei Commerz Real.
Kredite machen mehr als 30 Prozent aus
Über ein Drittel der 52 Seiten Anlegerinformation – des „Investmentmemorandums“ – nehmen die Risiken ein. Beispiel: ELTIFs dürfen selbst nur 30 Prozent Kredit aufnehmen. Finanzierungen auf Projektebene werden hierbei nicht berücksichtigt, solange der Fonds für diese nicht haftet. Beim Klimavest dürfen Investments wie Windparks daher höher fremdfinanziert werden.
Kredite erhöhen das Risiko
„Die Kredithöhe, die wir eingehen möchten, hängt zum Beispiel davon ab,ob und wie lange eine staatliche Einspeisevergütung fließt“, erläutert Heiko Szczodrowski, Leiter Portfoliomanagement bei Commerz Real. In der Spitze seien das aktuell 65 Prozent bei einem Projekt. Über den gesamten Fonds seien im Schnitt 60 Prozent Fremdkapitalanteil angestrebt. Er verweist darauf, dass es deshalb auch keine Nachschusspflicht für den Fonds gebe. Kredite erhöhen dennoch das Risiko, unabhängig davon, wer sie konkret aufnimmt. Der Fonds darf in Commerzbank-Produkte investieren, wodurch Interessenskonflikte entstehen könnten.
Die Kosten sind sehr hoch
Wegen der insgesamt sehr hohen Kosten und hohen Kredite spricht wenig für den Klimavest-Fonds. Wenn Sie an nachhaltiger Geldanlage interessiert sind, finden Sie weitere Angebote mit unserem Vergleich Ethisch-ökologische Fonds und ETF. Möglichkeiten zur CO2-Kompensation hat die Stiftung Warentest ebenfalls untersucht.
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