„Kompensieren bringt sehr viel“

Michael Bilharz lebt klimaneutral, auch dank Kompensation.
Michael Bilharz, Experte für nachhaltigen Konsum im Umweltbundesamt und Buchautor, nennt die wichtigsten Sofortmaßnahmen, mit denen jeder seine CO2-Bilanz verbessern kann.
Was kann ein Einzelner tun, um seinen CO2-Ausstoß zu verringern?
Es ist verständlich, dass jeder zuerst auf sich selbst schaut. Aber beim Klimaschutz geht es nicht um den eigenen Heiligenschein. Manchmal bringt es mehr, bei der Apfelernte des Nachbarn zu helfen, als den Blick auf die Äpfel im eigenen Baum zu richten, die man nur schwer erreichen kann.
Das heißt?
Ich kann CO2 auch bei anderen einsparen. Zum Beispiel, indem ich in bestehende Klimaschutzprojekte investiere und so meinen eigenen CO2-Ausstoß kompensiere. Das ist oft wirkungsvoller und einfacher, als ständig nur den eigenen Lebensstil zu hinterfragen.
Was kostet es, den eigenen CO2-Ausstoß zu kompensieren und wie mache ich das?
Sie können Anbietern von CO2-Kompensation Geld für ein Klimaschutzprojekt spenden. Bei Atmosfair oder Myclimate zum Beispiel kostet der Ausgleich knapp über 20 Euro pro Tonne. Wer einen gemeinnützigen Anbieter unterstützt, kann die Zahlung als Spende von der Steuer absetzen. Durch Kompensation kann jeder tonnenweise CO2 ausgleichen und schon heute klimaneutral leben.
Kompensieren ist das eine. Trotzdem möchten viele auch bei sich ansetzen. Wie machen sie das am besten?
Am besten geht das mit dem Blick auf die Big Points, das heißt auf die Maßnahmen, die besonders viel CO2 einsparen können. Beziehe ich Ökostrom? Nutze ich für Kurzstrecken mein Fahrrad? Ist mein Haus gut gedämmt? Kaufe ich bio? Als Sofortmaßnahmen kann ich Mitglied in einem Umweltverband werden, mein Girokonto bei einer Umweltbank eröffnen, weniger tierische Lebensmittel zu mir nehmen und vor allem seltener ins Flugzeug steigen.
Im Selbstversuch habe ich gemerkt, dass ich für den Klimaschutz ein paar Gewohnheiten ablegen musste …
Beim Klimaschutz ist es wichtig, Strukturen zu verändern – auf politischer Ebene wie im privaten Bereich. Wer ein Auto hat, nutzt es – allein, weil es fahrbereit vor der Tür steht. Carsharing ändert die Strukturen: Man fährt nur Auto, wenn man es wirklich braucht. Bis zu einer jährlichen Strecke von 10 000 Kilometer ist Carsharing sogar günstiger als ein eigenes Auto. Ein anderes Beispiel: Wenn ich einmalig mein Haus dämme, muss ich mir nicht ständig Gedanken machen, wie ich beim Heizen Energie einsparen kann. Dann muss ich automatisch weniger heizen.
Tipp: Einen Test der Anbieter von CO2-Zertifikaten finden Sie in Finanztest 3/2018 unter CO2-Kompensation.