Kohlendioxid lässt nicht nur Mineralwasser sprudeln, sondern kann auch Blasen an den Aktienmärkten verursachen. Wenn die UN-Klimaziele eingehalten werden sollen, können Energie- oder Rohstoffunternehmen ihre Öl- und Kohlereserven womöglich nicht verwerten wie gedacht – ihre Aktien könnten daher überbewertet sein. Es geht jedoch auch ohne fossile Brennstoffe: Aus Anlass des heutigen Earth Day stellt test.de sieben saubere Fonds vor.
Unbrennbares Öl
Höchstens zwei Grad mehr als zur Zeit vor Beginn der Industrialisierung: Stärker soll sich die Erde nicht erwärmen. Darauf haben sich im Jahr 2010 die 194 Mitgliedstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen geeinigt. Die Grenze von zwei Grad deshalb, weil nach Analysen von Wissenschaftlern eine noch heftigere Erwärmung den Klimawandel für die Menschen vollends unbeherrschbar machen würde. Genau lässt sich diese Grenze jedoch nicht ermitteln. Klar ist allerdings: Um das Ziel zu erreichen, muss der Ausstoß von Treibhausgasen verringert werden. In den Worten des Umweltbundesamts: Mehr Klimaschutz ist nötig. Die Folge: Ein großer Teil der Vorräte an Öl, Gas und Kohle dürfte nicht verbrannt werden. Unburnable Carbon, heißt dazu passend die Studie der Umweltinitiative Carbon Tracker und der London School of Economics. In ihrer Studie gehen die Autoren davon aus, dass bis 2050 nur 20 Prozent der bekannten Reserven genutzt werden können – vorausgesetzt der Ausstoß anderer Treibhausgase wie Methan wird nicht gesenkt.
In Harvard protestieren die Studenten
Was nicht genutzt werden kann, kann auch nicht zu Geld gemacht werden – für Öl- und Rohstoffkonzerne wären das keine guten Aussichten. Die Frage ist, wie strikt das Ziel verfolgt wird. David Hone von Shell etwa wirft in seinem Blog die Frage auf, ob der Energiebedarf der Menschen überhaupt ohne Öl gestillt werden könne. Zudem würden in der Studie die Möglichkeiten von Technologien wie CCS (Carbon Capture and Storage), mit deren Hilfe man Kohlendioxid speichern kann, sehr gering eingeschätzt. Ebenfalls umstritten ist die Frage, ob die Aktien der Konzerne tatsächlich überbewertet sind, wie eine weitere Studie behauptet. Analysten verweisen darauf, dass bekannte Entwicklungen in den aktuellen Aktienkursen üblicherweise bereits eingepreist seien. Für viele Studenten der Universität Harvard ist der entscheidende Punkt ein anderer: Sie sehen ihre Uni in der Pflicht, den Klimawandel auch durch die entsprechende Steuerung eigener Geldanlagen zu bekämpfen. Einige Harvardianer haben sich zur Harvard Climate Justice Coalition zusammengeschlossen und sind sogar vor Gericht gezogen. In ihrem Stiftungsvermögen verwaltet die Uni Harvard immerhin fast 37 Milliarden Dollar.
Unis, Kirchen, Kommunen – und private Anleger
Die Protestbewegung gegen Investments in fossile Brennstoffe hat sich mittlerweile weltweit formiert, auch in Deutschland gibt es einen Ableger. Auf ihrer Internetseite gofossilfree.org schreiben die Aktivisten, wenn es falsch sei, das Klima zu zerstören, sei es auch falsch, von dieser Zerstörung zu profitieren. „Wir glauben, dass Unis, Kirchen, Städte und Kommunen klimaschädliche Investments beenden müssen“, heißt es. Auch private Anleger, die dieser Meinung sind, haben die Möglichkeit, ihr Geld entsprechend anzulegen. Sie können zum Beispiel Investmentfonds kaufen, die Unternehmen aus der Öl- und Kohlebranche von einem Investment ausschließen.
Ethisch-ökologische Fonds im Test
In der großen Untersuchung ethisch-ökologischer Fonds aus dem vergangenen Sommer haben die Nachhaltigkeitsexperten von Finanztest und der Verbraucherzentrale Bremen 46 Fonds auf verschiedene ökologische, aber auch ethische Ausschlusskriterien analysiert Ethisch-ökologische Aktienfonds: So legen Sie sauber an. Die meisten der grünen Fonds kombinieren beides: Aus ethischen Gründen kaufen sie zum Beispiel keine Aktien oder Anleihen von Rüstungsfirmen und wollen weder mit Kinderarbeit noch Menschenrechtsverletzungen zu tun haben. Ökologische K.o.-Kriterien sind Atomkraft, die Erdölbranche im Allgemeinen oder das Fracking im Besonderen. Für Anleger, denen die Umwelt ein besonderes Anliegen ist, haben die Tester sieben Fonds herausgefiltert, die einen Schwerpunkt auf klimafreundliche Investments legen.
Die Klimafreunde unter den sauberen Fonds
Die sieben Klimafreunde zeichnen sich durch strenge Ausschlusskriterien im Bereich fossiler Brennstoffe aus. Sie lehnen allesamt Unternehmen ab, die Stein- oder Braunkohle fördern, auch Fracking ist tabu. Teilweise tolerieren die Fonds es jedoch, wenn Firmen einen kleinen Teil ihres Umsatzes mit diesen Praktiken erzielen.
ÖkoVision besonders streng bei der Auswahl
Am konsequentesten lassen die beiden Aktienfonds ÖkoWorld ÖkoVision Classic (LU0061928585) und GreenEffects NAI Wertefonds (IE0005895655) Klimasünder abblitzen. Das bedeutet: Keine Ausnahmen, kein tolerierter Umsatzanteil. Von Investments ausgeschlossen sind außerdem Unternehmen, die Kohlekraftwerke betreiben, mit Kohlestrom handeln oder den Bau neuer Kohlekraftwerke finanzieren. In der Bewertung von Finanztest erfüllt der ÖkoVision die Klimakriterien zu 100 Prozent und schneidet damit am besten ab. Auf dem zweiten Platz landet der Fonds Swisscanto Portfolio Green Equity (LU0161535835) mit 80 Prozent, der ebenfalls in Aktien investiert. Schwachpunkt: Nicht ausgeschlossen sind die Kohlestromhändler und die Kraftwerksfinanzierer. Der GreenEffects NAI Wertefonds landet deshalb nicht ganz vorne, weil er zwar strenge Ausschlusskriterien hat, aber nicht gezielt umweltfreundliche Branchen finanziert, wie der Ökovision und der Swisscanto das tun. Hierzu gehören zum Beispiel Investitionen in den Bau von Wind- und Solaranlagen oder Recyclingfirmen.
Auch Staaten sind gefordert
Klimafreundliche Anleger müssen nicht zwingend in Aktien investieren, sie können auch passende Anleihen finden. Der Rentenfonds Swisscanto Portfolio Green Income (LU0288148280) ist ein Rentenfonds, der Staats- und Unternehmenspapiere kauft. Auch Rentenfonds können Ausschlusskriterien festlegen. Für Anleihen von Unternehmen gelten dabei meist dieselben Ausschlüsse wie für die Aktien der Firma. Nur bei Staaten funktioniert das Verfahren etwas anders, weil Staaten anders als Unternehmen keine Geschäfte betreiben. Ähnlich wie sein Schwesterfonds, der Aktienfonds Swisscanto Portfolio Green Equity, schließt der Swisscanto Rentenfonds Investitionen in Unternehmen aus der Ölbranche aus. Auch Fracking sowie die Kohleförderung und der Betrieb von Kohlekraftwerken sind nicht erlaubt. Bei Staatsanleihen lautet das K.o.-Kriterium mangelnder Klimaschutz.
Tipp: Anleger, die sich für klimafreundliche Fonds interessieren, finden Ausschluss- und Anlagekriterien der einzelnen Fonds sowie Angaben zu Kosten und Renditen im Produktfinder Ethisch-ökologische Investmentfonds, unter Die besten Fonds für Klima-Freunde.
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