
Der Klimagipfel in Paris hat weitreichende Beschlüsse gefasst – für viele Anleger Anlass, sich Gedanken über Umweltschutz zu machen. Einige verzichten aus ethischen Gründen darauf, in Aktien von Energie- oder Rohstoffkonzernen zu investieren. Andere haben Zweifel an deren wirtschaftlicher Zukunft und vermeiden Investments aus Angst vor Verlusten. test.de erläutert die Hintergründe und gibt Anlagetipps – nicht nur für Ökos.
Das Zwei-Grad-Ziel
Um Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO2) einzusparen, müssten die Menschen auf fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas möglichst verzichten. Tun sie das, lohnen sich auch die Geschäfte von Unternehmen der Energie- und Bergbaubranche nicht mehr, was Auswirkungen auf deren Aktienkurs hat – so die These. Wenn sich die Erde um höchstens zwei Grad erwärmen soll, dann dürfen bis 2050 wohl nur ungefähr 20 Prozent der bekannten Reserven an Öl, Kohle und Gas verbrannt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Studie der Umweltorganisation Carbon Tracker und der London School of Economics. Das Zwei-Grad-Ziel – höchstens zwei Grad mehr als vor der Industrialisierung – wurde auf dem Klimagipfel 2010 in Cancún offiziell anerkannt. Seither fehlte es an konkreten Vorgaben zur Umsetzung – die erhoffen sich Klimaschützer vom jetzigen Gipfel in Paris.
Die CO2-Blase
Wenn 80 Prozent der bekannten Reserven im Boden bleiben müssten, dann wären die Aktien von Energie- und Bergbaukonzernen womöglich überbewertet – eine klassische Preisblase. Die These ist allerdings mit einigen Unsicherheiten behaftet: Erstens ist nicht klar, wie viel CO2 eingespart werden muss, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Die Schätzungen schwanken stark. Zweitens weiß keiner, ob und inwieweit die Informationen in den Aktienkursen schon eingepreist sind.
Allianz will nicht mehr in Kohle investieren
Einige Anleger haben den Ausstieg schon beschlossen. Die Allianz hat kurz vor Beginn des Pariser Gipfels verkündet, dass sie mit Blick auf das Zwei-Grad-Ziel und die ökonomischen Risiken „keine kohlebasierten Geschäftsmodelle“ mehr finanzieren will. Aktien von Unternehmen, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes mit dem Kohleabbau oder der Energieerzeugung mit Kohle erzielen, sollen verkauft werden. Es handelt sich um ein Volumen von 225 Millionen Euro. Anleihen im Wert von 3,9 Milliarden Euro sollen auslaufen. Auch andere große Investoren hatten schon ihren Rückzug erklärt, etwa der Norwegische Pensionsfonds und sogar der Rockefeller Brothers Fund, dessen Vermögen unter anderem aus Ölgeschäften stammt.
Fonds für private Anleger
Auch private Anleger können klimafreundlich investieren, etwa mit dem Fonds Ökovision von Ökoworld. Der Fonds investiert weltweit in Aktien und hat in in unserem Test von ethisch-ökologischen Aktienfonds am besten abgeschnitten. Er erfüllt alle klimarelevanten Kriterien, das heißt er schließt alle Unternehmen aus, die Kohlekraftwerke betreiben, finanzieren, Kohle fördern oder mit Kohlestrom handeln. Außerdem investiert der Ökovision gezielt in erneuerbare Energien. In der Fonds-Bewertung von Finanztest hat er derzeit 3 Punkte, das ist Durchschnitt. Auch der Fonds Green Effects, der Titel des Naturaktienindex‘ (NAI) kauft, erfüllt die Klima-Kriterien. Für eine Bewertung ist er jedoch zu klein. Mit vier Punkten eine überdurchschnittliche Finanztest-Bewertung hat der Fonds Triodos Sustainable Equity, der allerdings weniger streng zu Werke geht. Er erlaubt etwa die Finanzierung von Kohlekraftwerksneubauten und die Förderung von Erdöl. Neu ist ein börsengehandelter Indexfonds (ETF), der Amundi MSCI World Low Carbon. Er investiert weltweit, schließt aber einen Teil der Aktien mit den höchsten Treibhausgasemissionen aus.
Tipp: In der Untersuchung der ethisch-ökologischen Aktienfonds finden Sie eine Übersicht über die besten Fonds für Klimafreunde.
Saubere Zinsangebote
Eine Alternative zu Fonds sind Tagesgeld, Festgeld oder Sparbriefe. Auch hier können Anleger klimafreundlich sparen, beispielsweise indem sie ihr Geld zu einer der ethisch-ökologischen Banken bringen. Welche es gibt und wie lukrativ ihre Zinsangebote sind, zeigt unser Produktfinder ethisch-ökologische Geldanlage, der immer zum Monatsanfang aktualisiert wird. Auch einige herkömmliche Banken und Sparkassen bieten klimafreundliche Sparanlagen an. Das Geld fließt gezielt in Umweltprojekte, zum Beispiel die Finanzierung erneuerbarer Energien oder Energieeffizienz. Mehr über klimafreundliche Sparangebote finden Sie bei der Verbraucherzentrale Bremen.
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