
57 Prozent der Deutschen sind dafür, 1- und 2-Cent-Münzen abzuschaffen. Kein Wunder: Niemand zahlt gerne damit, und so landet das Kleingeld zu Hause in Einmachgläsern und Blechdosen. Wir sagen, wie Sie Ihre gesammelten Kupfermünzen loswerden und dabei in manchen Fällen noch ein gutes Werk tun können.
So machen es die Holländer
Seit Februar 2016 kommt Kleve ohne 1- und 2-Cent-Münzen aus. Etwa 100 Geschäfte runden dort auf den nächsten 5-Cent-Betrag auf oder ab. Die 50 000-Einwohner-Stadt am Niederrhein folgt damit dem Beispiel der benachbarten Niederlande. Von dort kommt ein Großteil der Kunden. Das Nachbarland hat schon 2004 dem Kleingeld abgeschworen. Durch den Verzicht auf die Kleinstmünzen soll der Einzelhandel entlastet werden.
Kosten übersteigen den Wert
Denn das Geschäft mit dem Kleingeld ist ein Verlustgeschäft: Herstellung und Transport der 1- und 2-Cent-Münzen kosten oft mehr, als sie wert sind. Bargeldzahlungen sind vor allem für den Handel mit Kosten verbunden. Dieser gibt im Jahr rund 6,7 Milliarden Euro für Zahlvorgänge an Kassen, Buchhaltung und Überwachung aus.
In Büchsen und Einmachgläsern gesammelt
Auch Verbraucher nervt das Geschäft mit den Minimünzen. Sie wissen längst, dass Kaufpreise wie 1,97 oder 1,99 Euro sie locken sollen. Kunden, die an der Supermarktkasse Cent-Beträge genau abzählen und damit die ohnehin oft langen Warteschlangen verlängern, lösen oft Kopfschütteln aus. Lieber nimmt man einen Schein aus dem Portemonnaie, als dass man den Verkehr aufhält. Zu Hause wird das Geld in Büchsen und Einmachgläsern gesammelt.
Die meisten Deutschen wollen Kleingeld abschaffen
Kein Wunder, dass sich die Mehrheit der Deutschen für die Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen ausspricht, so eine Umfrage des Forschungsinstituts Mymarktforschung. 2011 war das noch anders. Damals wollten laut Deutscher Bundesbank nur 39 Prozent der Deutschen auf 1- und 2-Cent-Münzen verzichten.
Wer das Kleingeld wieder loswerden will, hat vier Möglichkeiten:
Weg 1: Bis zu 50 Münzen im Handel
Für die Hochzeitsschuhe jahrelang fleißig Münzen sammeln und damit dann im Schuhgeschäft bezahlen – diesen Brauch machen viele Schuhgeschäfte nicht mehr mit. Maximal 50 Münzen müssen Einzelhandel, Tankstellen oder Restaurants pro Bargeldzahlung annehmen. Einige Geschäfte haben besondere Automaten für größere Münzmengen aufgestellt. Der norddeutsche Supermarkt Famila etwa bietet seinen Kunden in einigen Filialen sogenannte Coincasher (auf Deutsch: Münzfänger) an, in die sie ihre gesammelten Münzen einfüllen und diese zählen lassen können. Als Gegenwert gibt es einen Beleg, den sie an der Kasse in Ware oder Bargeld tauschen können. Die Metro Großmärkte haben Kassen mit Münzmulden installiert, bei denen ein Kunde sein gesammeltes Kleingeld in eine spezielle Öffnung wirft. Das Kleingeld wird so direkt zum Zahlen genutzt.
Weg 2: Bei der Filialbank
Filialbankkunden können ihr Kleingeld in der Regel bei ihrer Bank wechseln. Finanztest hat bei 20 Banken nachgefragt, wie Kunden das tun können. Einige Banken haben Münzzählautomaten:
- Die Commerzbank bietet ihren Kunden in fast allen Filialen Ein- und Auszahlautomaten für Kleingeld an.
- Bei der Postbank gibt es in 145 Filialen Geldautomaten mit Einzahlfunktion, weitere sind in Planung.
- Die Südwestbank hat in 10 Filialen Münzzählautomaten.
- Kunden der Berliner Volksbank können in 31 Filialen Münzzählautomaten nutzen.
Wer sich unsicher ist, ob die eigene Filialbank solche Automaten hat, sollte vorher kurz nachfragen. Gibt es keine, lässt sich Kleingeld am Schalter umtauschen. Dort müssen Kunden ihre Kupfermünzen häufig in gerollter Form oder in einem Safebag einreichen, einem verschließbaren Plastikbeutel, in dem Hartgeld auch unsortiert und ungezählt abgegeben werden kann. Das Geld wird in den meisten Fällen dem Konto gutgeschrieben. Nur kleinere Beträge zahlen Bankmitarbeiter in bar aus. Die Grenze liegt auch hier wie im Handel üblich bei 50 Münzen.
Postbank tauscht für Fremdkunden
Viele Filialbanken bieten den Umtauschservice nur für ihre Kunden an. Kunden anderer Banken müssen häufig hohe Gebühren zahlen oder können den Service gar nicht in Anspruch nehmen. Das trifft vor allem diejenigen, die ihr Konto bei einer Direktbank haben. Sie können nur wechseln, wenn ihre Bank mit einer Filialbank kooperiert. Eine Ausnahme unter den Filialbanken ist die Postbank. Sie nimmt auch von Fremdkunden bis zu 50 Münzen an. Dabei ist das Wechseln kostenlos, die Einzahlung auf ein Konto einer Fremdbank aber kostenpflichtig. Wenn besonders viele Kunden Schlange stehen, dürfen die Mitarbeiter den Umtausch aber ablehnen.
Weg 3: Die Deutsche Bundesbank
In 35 Filialen der Deutschen Bundesbank können Privatleute bei Vorlage eines amtlichen Ausweisdokuments kostenlos Euro-Münzen in andere Euro-Münzen oder -Banknoten wechseln. Dabei bekommen sie den Tauschbetrag nur in bar ausgezahlt. Bei einem großen Kundenansturm können sie den Betrag möglicherweise erst einige Tage später abholen. In diesem Fall müssen Kunden also zweimal laufen.
DM-Münzen ja, DDR-Mark nein
Westgeld. Auch beschädigte Euromünzen oder -scheine sowie DM-Münzen nimmt die Bundesbank an. Der Kurs beträgt 1 Euro für 1,95583 DM. Der Umtausch von DM-Münzen kann sogar per Post geschehen. Dazu werden die DM-Münzen an die Filiale Mainz geschickt. Das kann allerdings bis zu vier Wochen dauern. Zudem müssen Kunden ein ausgefülltes Antragsformular „Umtausch von DM in Euro“ ausfüllen, das sie auf der Internetseite runterladen können.
Ostgeld. DDR-Mark nimmt die Bundesbank nicht mehr an. Diese haben nur noch einen Sammlerwert. Anders als bei vielen Filialbanken braucht sich bei der Bundesbank niemand die Mühe zu machen, das Kleingeld zu rollen. Jegliche Münzen können hier lose und ungerollt eingereicht werden. Die Zählung erfolgt maschinell nach Übergabe an die Mitarbeiter. Dabei dürfen keine ausländischen Münzen enthalten sein. Diese müssen vorher aussortiert werden.
Weg 4: Kleingeld spenden
Deutsches Kinderhilfswerk unterstützen. Der Umtausch von Münzen ist oft mit viel Aufwand verbunden. Als Alternative bietet sich auch an, das Kleingeld zu spenden. Im Einzelhandel treffen Kunden zum Beispiel oft auf die Spendendosen des Deutschen Kinderhilfswerks, die an zirka 40 000 Standorten in Deutschland an den Kassen von Einzelhandelsgeschäften stehen. Das Kinderhilfswerk sammelt auf diese Art seit 1979 DM-Münzen, später Euro-Münzen, sowie Dollar und Münzen aus der ganzen Welt. Die Einnahmen liegen bei rund 1,35 Millionen Euro jährlich. Davon entfällt ein Viertel auf 1- und 2- Cent-Münzen.
Gratis auf Spendenkonten einzahlen. Besonders viele Spendendosen stehen in den Drogeriemärkten von Rossmann: rund 11 000 Dosen in 2 000 Filialen. Kunden können sie für besondere Anlässe wie Geburtstage oder Hochzeiten auch anfordern. Größere Mengen Kleingeld holen Standortbetreuer des Kinderhilfswerks sogar zu Hause ab. Auch manche Banken unterstützen das Spenden von Münzen. Bei der Deutschen Bank kann zum Beispiel jedermann, also nicht nur Kunden, gratis Kleingeld auf Konten von Spendenorganisationen oder Fernsehlotterien einzahlen.
Aufrunden für einen sozialen Zweck
Aktion „Deutschland rundet auf“. Der Einzelhandel bietet aber auch die Möglichkeit, das Sammeln von Münzen von vorneherein zu vermeiden. Durch Aufrunden an der Kasse können Kunden ihre Cent-Beträge verschiedenen Hilfsprojekten spenden. Ein bekannter Anbieter ist die Initiative „Deutschland rundet auf“, die gemeinnützige Projekte für von Armut betroffene Kinder in Deutschland unterstützt. Mit dabei sind unter anderem die Unternehmen Kaufland, Netto, Penny, Sportscheck und Toom Baumärkte. Auch andere Geschäfte unterhalten Spendenkooperationen. Die Modekette H&M kooperiert zum Beispiel seit 2013 mit Unicef, dem UN Kinderhilfswerk. Die Spenden fließen in Schulprojekte in Bangladesch.
Seriöse Spendenorganisationen finden. Wer sichergehen will, dass er sein Kleingeld einer seriösen Organisation spendet, kann sich im Internet Gewissheit verschaffen: Informationen über Spendenorganisationen bietet etwa das Deutsche Institut für Soziale Fragen (DZI).