Sie gehören zur Grundausstattung für kleine Kinder. Doch viele Hochstühle sind unsicher, wenig ergonomisch oder enthalten Schadstoffe. Nur 3 von 20 Stühlen empfehlen wir.
Testergebnisse für 20 Kinderhochstühle 06/2018
Den ersten Geburtstag feiert Anna im Hochstuhl. Sie hat ihre Geburtstagstorte im Blick, sitzt mit den Großen am Tisch und wird auf Augenhöhe gefüttert. Es kann so schön und einfach sein – wenn die Eltern den richtigen Stuhl gekauft haben.
In vielen Kinderhochstühlen jedoch lebt der Nachwuchs gefährlich. 7 von 20 getesteten Modellen enthalten große Mengen Schadstoffe, mit denen kleine Mädchen und Jungen nicht in Kontakt kommen sollten. In vier anderen Stühlen sitzen sie unsicher. Im Geuther Tamino kann das Kind nach unten durchrutschen. Das ist lebensgefährlich, wenn der Kopf dabei im Stuhl hängen bleibt. Aus dem Hauck Alpha + klettern die Kleinen problemlos heraus. Insgesamt sind elf Stühle mangelhaft.
Hochstühle sollen nicht nur sicher und frei von Schadstoffen sein. Wichtig ist auch, dass Kinder verschiedener Altersstufen ihrer Größe entsprechend bequem darin sitzen. Sie sollen sich anlehnen, die Beine auflegen und die Füße abstellen können. Die Kleinen wachsen schnell. Deshalb sollen die Stühle einfach zu verstellen sein. Doch nur drei Modelle können wir empfehlen.
Die drei Guten

Unsere drei Testbesten – von links nach rechts: Evomove Nomi, Stokke Tripp Trapp, Safety 1st Timba. © Stiftung Warentest
Ergonomisch. Der Evomove Nomi ist sehr kindgerecht gestaltet für Knirpse ab fünf Monaten. Fußstützen lassen sich für unterschiedliche Altersgruppen stufenlos einstellen. Einfach zu handhaben, leicht, aber teuer (350 Euro).
Klassiker. Der Tripp Trapp von Stokke ist ein teurer Hochstuhl (350 Euro), dafür aber sicher und frei von Schadstoffen. Sehr ergonomischer Sitz für Kinder ab fünf Monaten. Diesen Stuhl können sogar Schüler noch viele Jahre nutzen.
Günstig. Der Safety 1st Timba ist unser Preis-Leistungs-Sieger (85 Euro). Eignet sich vor allem für größere Kinder. Keine Schadstoffe gefunden. Allerdings sollten Eltern unbedingt den Gurt anlegen. Sonst kann das Kind allein aussteigen.
Unser Rat
Die Auswahl brauchbarer Kinderhochstühle ist spärlich. Nur die Treppenhochstühle Stokke Tripp Trapp (350 Euro), Evomove Nomi (350 Euro) und Safety 1st Timba (85 Euro) sind gut. Allerdings sollten Eltern den Stokke und den Evomove ohne Babywippe verwenden. In der Wippe von Stokke sitzen Säuglinge zu aufrecht. Nomi kann kippen, wenn jemand an der Wippe zieht. Bester Hochstuhl ohne Treppe ist der befriedigende Hauck Sit‘n Relax (134 Euro). Anders als Evomove und Stokke ist er tatsächlich für Neugeborene geeignet.
Von 21 bis 480 Euro
Einfache Hoch- und Klappstühle passen für Kinder bis drei Jahre. Die geprüften Modelle kosten zwischen 21 und 139 Euro und lassen sich teilweise zusammenklappen. Treppenhochstühle dagegen wachsen mit. Auf ihnen sitzen Kinder noch im Schulalter ergonomisch korrekt. Allerdings sind sie teuer. Die getesteten Modelle kosten mit Zubehör bis zu 480 Euro. Eine preiswerte Ausnahme ist Timba von Safety 1st. Er ist einer der drei guten Hochstühle und bereits für 85 Euro zu haben.
Erst ab dem achtem Monat hinsetzen
Diverse Anbieter empfehlen ihre Sitze mit annähernd senkrechter Rückenlehne für Kinder ab sechs Monate. Wir raten, Kinder erst in einen solchen Hochstuhl zu setzen, wenn sie sich aus eigener Kraft auf dem Boden hinsetzen können. Das gelingt ihnen in der Regel ab dem achten Monat. Vorher ist ihre Rückenmuskulatur zu schwach, um sich im Stuhl aufrecht zu halten.
Nur zum Essen in den Hochstuhl
Zwischen dem fünften und achten Monat sollten sich die Kleinen in Hochstühlen nur kurze Zeit aufhalten, die Rückenlehne sollte maximal 45 Grad geneigt sein.
Tipp: Unsere Altersempfehlungen finden Sie in der Tabelle in der Zeile „Geeignet für Kinder von“.
Grundsätzlich sind Hochstühle jedoch kein Langzeit-Thron für Kinder. Eltern sollten ihre Kleinen nur für die Zeit des Fütterns hineinsetzen. Schlafen sie im Stuhl ein, sollte Vater oder Mutter sie in ein Bett legen. Ausgenommen davon sind nur Stühle, deren Rückenlehne sich nahezu flachlegen lässt, wie der Chicco Poly2Star und der Joie Mimzy 360. In diesen Modellen können auch Neugeborene für die Dauer einer Mahlzeit liegen.
Babywippen taugen nicht
Die Hersteller von vier Treppenhochstühlen bieten Babyschalen an, die sich auf dem Stuhl befestigen lassen. Wir haben diese Stühle mit und ohne Aufsatz geprüft und bewertet. In der Tabelle stehen für diese Modelle je zwei test-Qualitätsurteile: für Evomove Nomi, Geuther Tamino, Hauck Alpha+ und Stokke Tripp Trapp.
Die Babys können in den Wippen ab der Geburt auf Augenhöhe mit am Tisch liegen; Eltern haben sie während ihrer Mahlzeiten im Blick. Doch keine der Babyschalen überzeugt im Test. Der Evomove kippt, wenn sich ein Geschwisterkind an der Babywippe hochzieht. Im Neugeborenen-Set von Stokke sitzen Säuglinge ziemlich aufrecht in einer recht kurzen Schale, aus der bald die Beinchen herausragen. Ohne Babywippe schneiden Stokke und Evomove deutlich besser ab im Test als mit.
Schädliche Sitzpolster entfernen

Belastet. Viele Sitzpolster enthalten Schadstoffe. © Stiftung Warentest
Wenn Kinder anfangen, im Hochstuhl zu sitzen, stecken sie alles in den Mund. Sie lutschen an den Polstern und verteilen das Essen auf dem Tischchen, bevor sie es essen. Daher legen wir für Materialien, die für Kinder im Stuhl erreichbar sind, dieselben strengen Grenzwerte für Schadstoffe an wie für Kleinkinderspielzeug. In den Sitzpolstern von Herlag und Roba fanden wir sehr hohe Mengen Formaldehyd. Es reizt Haut und Schleimhäute, kann Krebs sowie allergische Hautreaktionen auslösen.
Im Polster des Roba-Hochstuhls registrierten wir zudem sehr hohe Mengen Naphthalin – genau wie im Chicco, Fillikid, Pinolino und TecTake. Der Schadstoff kann vermutlich Krebs auslösen. Das Polster von TecTake enthält darüber hinaus die Weichmacher DINP (Diisononylphthalat) und DEHP (Diethylhexylphthalat). Vor allem DEHP kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, das Kind im Mutterleib schädigen.
Im Sitzpolster des Peg Perego stellten wir hohe Mengen TDCPP fest – ein Flammschutzmittel, das vermutlich ebenfalls Krebs erzeugen kann.
All diese Schadstoffe haben in Kindermöbeln nichts verloren. Offenbar haben die erwähnten Anbieter die Qualitätskontrollen vernachlässigt.
Tipp: Besitzer eines stark mit Schadstoffen belasteten Hochstuhls können innerhalb der Gewährleistungsfrist ihren Händler auffordern, den Mangel zu beheben. Die Frist gilt zwei Jahre ab Lieferung. Entfernen Sie, sofern möglich, belastete Sitzpolster, um dem Kind den Kontakt zu ersparen.
Unsichere Konstruktionen
Nicht nur Substanzen können Risiken bergen, sondern auch Konstruktionen. Im Geuther können Kinder beide Beine durch eine Öffnung stecken und durchrutschen. Bleiben sie mit dem Kopf hängen, ist das lebensgefährlich. Hauck Alpha+ lässt so viel Platz zwischen Bügel und Sitz, dass Jungen und Mädchen problemlos aus dem Sitz klettern und herunterfallen können. Der mitgelieferte Sitzgurt wird nur mit einem Klettverschluss an der Rückenlehne befestigt. Geschwister können ihn leicht lösen.
Kinder stürzen auf den Kopf
Unfälle sind das Gesundheitsrisiko Nummer eins im Kindesalter. Jährlich erleiden in Deutschland etwa 1,7 Millionen Kinder einen Unfall, knapp jedes dritte von ihnen zu Hause oder in der Freizeit. Stürze sind die häufigste Ursache. Aufgrund ihres im Verhältnis zum Körper schweren Kopfes stürzen Kinder unter fünf Jahre oft kopfüber und erleiden schwere Verletzungen.
Der Din-Verbraucherrat untersuchte die Ursachen von rund 4 000 Unfällen mit Kopfverletzungen von Kindern bis 14 Jahre, die im Krankenhaus behandelt wurden. Davon gingen 125 Verletzungen auf Stürze aus Kinderhochstühlen zurück.
Sitzgurt immer anlegen
Bei vielen Babystühlen herrscht Verbesserungsbedarf. Neben dem Hauck Alpha+ sind acht weitere Sitze so gebaut, dass Kinder allein herausklettern können: aus dem Chicco, Hauck Sit‘n Relax, Herlag, Peg Perego, aus dem Pinolino, Roba, Safety 1st und dem TecTake. Stühle mit diesem Defizit bergen aus unserer Sicht ein Sicherheitsrisiko. Sie liefern zwar einen Sitzgurt mit. Er hält die Kleinen zurück. Doch einige Eltern ersparen sich im Alltag vermutlich das teils umständliche Anlegen.
Tipp: Schnallen Sie Kinder in den genannten Sitzen unbedingt an. Nur die Stühle mit sehr guten Noten in der Sicherheit sind ohne Gurt sicher. Trotz allem sollten Sie Ihr Kind nie aus den Augen lassen, solange es im Hochstuhl sitzt. Weitere Informationen zu Testergebnisse vom Babyphone über Kinderwagen bis Spielzeug erhalten Sie im Ressort Kinder + Familie.
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Wir nutzen nun mittlerweile seit 8 Monaten den Nomi Hochstuhl (erst mit Babyschale, jetzt mit Sitz). Am Anfang war alles bestens. Doch mittlerweile ist unsere Tochter über ein Jahr alt und „turnt“ gern in ihrem Stuhl rum. Der Tisch, welcher am Hochstuhl vorn angebracht ist, biegt sich dabei so sehr, dass sie es mittlerweile schon 2 x geschafft hat, dass dieser abgegangen ist. Dabei ist sie natürlich sehr unsanft nach unten abgerutscht. Der Schreck auf unserer und ihrer Seite war groß. Bei so einem teueren Hochstuhl darf das nicht passieren. Und wir sind auch enttäuscht, dass solche Extrembedingungen (welche durchaus mit Kindern normal sind) beim Test absolut nicht mit berücksichtigt worden sind. Wir jedenfalls hätten den Hochstuhl nicht gekauft, wenn wir das vorher gewusst hätten…
@Blakaldur: Vielen Dank für Ihr Interesse an einer Neuauflage der Untersuchung von Kinderhochstühlen. Wir geben Ihren Testwunsch an das zuständige Untersuchungsteam und an unser Planungsgremium gerne weiter.
Kommt nach 4 1/2 Jahren mal ein neuer Test oder werden jetzt nur noch wöchentlich Smartphones und TV-Geräte getestet.
Dieser Stuhl ist extrem billig verarbeitet. Das gute Testergebnis ist für uns nicht nachvollziehbar. Das Holz ging bei uns beim Zusammenbauen kaputt, als die Schrauben angezogen wurden. Das Tablett ist wackelig. Der Stuhl kostet wenig und ist sein Geld nicht wert.
@netsloh: Vielen Dank für Ihre Anregungen. Wir werden diesen Aspekt im nächsten Test berücksichtigen. (StS/mk)