Unsere Empfehlungen basieren auf Recherchen, zwölf Interviews mit Eltern und Kindern sowie einem Expertengespräch, zu dem wir eingeladen hatten. Es nahmen Medienpädagoginnen der unabhängigen Initiativen Schau Hin und Klicksafe sowie Forschende der Ruhr-Universität Bochum teil, der Universität des Saarlandes und des Leibniz-Instituts für Medienforschung.
Sprechen Sie mit dem Kind über Medienkonsum
Eltern sollten regelmäßig mit ihren Kindern und Jugendlichen über den Medienkonsum sprechen – über aktuelle Favoriten bei Spielen, Videos und Social Media. Gut ist es zu fragen, warum Inhalte so faszinieren. Lassen Sie sich diese auch zeigen und erklären.
Wenn Sie eine App oder ein Spiel kritisch sehen, erreichen Sie Kinder am besten mit einem wertschätzenden, keinesfalls herablassenden Ton. Im Dialog lässt sich am besten vermitteln, was die Schattenseiten von Angeboten sein könnten, wie Respektlosigkeiten, Hetze, Mutproben, Verletzung von Urheberrechten, Geldmacherei. Je besser der Austausch, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind sich bei Problemen an die Eltern wendet.
Spielen Sie gemeinsam mit dem Kind
Nicht wenige Eltern haben selbst mal gezockt oder tun es noch. Wenn sie mit dem Controller in der Hand gegen ihre Kinder antreten, entsteht ein Gemeinschaftsgefühl. Jüngere lernen, dass auch bei begrenzter Rundenzahl viel Spaß entstehen kann.
Suchen Sie die Medien-Inhalte mit aus
Spiele, Filme, Apps – Jüngere sollten sie nicht ohne Hilfe der Eltern auswählen. Die Angebote müssen weniger zum Alter des Kindes als zu seinem Entwicklungsstand passen. Wertvoll sind digitale Angebote, die Kreativität anregen – wie Tools zu Bildbearbeitung, Videoschnitt, fürs erste Programmieren. Unabhängige Institutionen empfehlen wertvolle Angebote und ordnen Trends wie Roblox und TikTok ein (Interview Mediensucht).
Verhandeln Sie die Regeln der Mediennutzung
Kinder fühlen sich ernst genommen und kooperieren besser, wenn sie die Regeln zur Mediennutzung mit den Eltern vereinbaren. Ein schriftlicher Medienvertrag schafft Verbindlichkeit. Darin stehen etwa Abmachungen zu Nutzungszeiten, Vorgaben für Inhalte (zum Beispiel: keine Gewalt), zu Nutzungsorten und zum Nachtlager für Geräte (zum Beispiel: nicht im Kinderzimmer). Eltern verpflichten sich auch – etwa nur in freundlichem Ton zu ermahnen.
Die erlaubte Zeitspanne ist oft der strittigste Punkt. Sehen Sie nicht zu starr auf Zeiten und passen Sie diese situativ in Maßen an – bei Spielen das Level abschließen, Filme zu Ende gucken. Eine grobe Richtschnur für Bildschirmzeiten: pro Tag 30 Minuten für Drei- bis Fünfjährige, bis zu eine Stunde für Sechs- bis Neunjährige. Für ältere Kinder und Jugendliche bietet sich ein Wochenkonto an, zum Beispiel mit einem Guthaben von einer Stunde pro Lebensjahr. Ab etwa 16 Jahren können Vorgaben entfallen. Ein eigenes Handy brauchen viele Kinder erst ab dem Wechsel von der Grund- auf die weiterführende Schule. Wichtig: Regeln anzupassen, sobald sich das Kind weiterentwickelt.
Kontrollieren Sie die Einhaltung der Medienregeln
Die besten Regeln bringen nichts, wenn Eltern sie nicht kontrollieren. Das macht Arbeit. Es hilft, die Fakten zu sammeln. Ein Medientagebuch etwa verschafft beiden Seiten einen neutralen Überblick: Kinder und Jugendliche tragen in einen Stundenplan ein, wann sie was auf welchem Gerät gemacht haben. Ergänzend können technische Hilfsmittel den Kontrolljob erleichtern: Begrenzen Sie zum Beispiel über den Router den Internetzugang auf bestimmte Uhrzeiten. Limitieren Sie die Nutzungszeit für Ihr Kind auf Smartphone, Tablet und Co – etwa bei Android-Geräten via „Family-Link“, bei iOS-Geräten mit „Bildschirmzeit“ (zu den technischen Anleitungen).
Über Browser lassen sich Werbeblocker einstellen. Das Deaktivieren von „Autoplay“ auf Youtube oder Netflix verhindert, dass nach einem Video oder einer Serie sofort der nächste Beitrag anläuft. Legen Sie bei Streaming-Kanälen wie Netflix Profile mit Altersbeschränkung an, schützen Sie Ihr eigenes Profil mit einem Passwort. Allerdings wirkt Technik nicht allein. Kinder brauchen persönliche Ansprache wie ein Lob, dass sie Regeln eingehalten haben.
Tauschen Sie sich mit anderen Eltern aus
„Wie läuft es denn bei Euch?“ Wer sich zum Beispiel mit den Eltern von Freunden der Kinder zur Mediennutzung in anderen Familien austauscht, kann Kniffe erfahren und zum Beispiel Vorlieben für bestimmte Inhalte einordnen. Außerdem lassen sich unter Gleichgesinnten vergleichbare Maßstäbe für Freundeskreise entwickeln. Auf weiterführenden Schulen etablieren sich oft Klassenchats. Sie sind praktisch, zum Beispiel für Infos über Hausaufgaben, können aber auch missbraucht werden für Mobbing oder verstörende Posts wie Pornos. Diskutieren Sie auf Elternabenden über Nutzen und Risiken des Klassenchats. Sie könnten auch einen thematischen Elternabend mit einem Medienexperten vorschlagen.
Erkennen Sie die Warnzeichen
Aufmerksamkeit ist angesagt, wenn Kinder und Jugendliche sehr viel Zeit mit elektronischen Medien verbringen und sich gleichzeitig ihr Wesen verändert. Dazu gehört, dass sie den persönlichen Kontakt zu Hause meiden, Freizeitaktivitäten canceln, ihre Tagesstruktur ändern – etwa bis in die Nacht spielen und bis mittags im Bett liegen. Oft leidet die Schule. In Gesprächen leugnen die Betroffenen den hohen Medienkonsum (Interview Mediensucht).
Halten Sie Konflikte aus
Eine klare Haltung zur Mediennutzung beziehen, Werte verteidigen, Konflikte nicht scheuen – so nehmen Kinder ihre Eltern ernst. Gut ist es, Argumente in sachlichem Ton auszutauschen und nicht rumzuschimpfen. Die Alternative wäre ein Laisser-faire. Doch das tut Kindern nicht gut – die Sogwirkung der Medien ist für Jüngere zu stark, um die Nutzung selbstständig zu regulieren.
Sein Sie Vorbild in Sachen Mediennutzung
Erwachsene dürfen sich mal an die eigene Nase fassen: Checken Sie in ihrer Freizeit, bei Tisch oder im Spiel mit den Kindern oft Nachrichten auf dem Handy? Wenn ja: abgewöhnen und glaubwürdig bleiben.
Schaffen Sie analoge Angebote
Auch wenn Kinder auf Vorschläge für Aktivitäten in der realen Welt erst keine Luftsprünge machen: Oft genießen sie am Ende die Ausflüge und Aktivitäten mit Familie und Freunden, regelmäßige Termine wie Musikunterricht oder einfach Fahrradfahren, Skaten, Kicken.
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Mir ist schon mehrmals aufgefallen, dass die Werbung in Spielen, die sich bewusst an Kinder richten und die auch im Appstore mit "ab 4 Jahren" oder auch "ab 12 Jahren" gekennzeichnet sind, eben nicht für Kinder geeignet ist.
Da wird dann mit einem LKW in eine Menschenmenge gefahren. Oder man sieht die Welt für kurze Zeit als Scharfschütze, sieht das Fadenkreuz auf dem Gesicht der Zielperson und danach das Blut spritzen.
Im Nachmittagsfernsehen ist keine Pornowerbung erlaubt, vor der Kindervorstellung im Kinder darf nur Werbung für andere Kinderfilme laufen.
Wieso gilt ähnliches nicht auch in Spielen?