Interview mit Professor Dr. med. Eberhard Heinze, Universitäts-Kinderklinik Ulm, initiierte die Stiftung „Das zuckerkranke Kind“.
Wie viel Neuerkrankungen gibt es pro Jahr?
In den europäischen Ländern ist ein stetiger Anstieg der Erkrankungshäufigkeit des Diabetes bei Kindern und Jugendlichen festzustellen. Neuere, bisher allerdings nicht bestätigte Angaben gehen sogar von einem besorgniserregenden Anstieg aus. In Deutschland gibt es pro Jahr zurzeit etwa 2.000 Neuerkrankungen. Vom Typ-1-Diabetes sind zurzeit über 20.000 Kinder und Jugendliche betroffen.
Welchen Stellenwert hat die Früherkennung durch Kinder- oder Hausärzte?
Eine Früherkennung ist bei den gesunden Geschwistern eines Kindes mit Diabetes möglich, ebenso wie bei den Eltern, die gleich ihren Kindern ein erhöhtes Risiko haben, in späteren Jahren einen Diabetes zu entwickeln. Unsere Aufmerksamkeit muss darauf gerichtet sein, dass die Symptome der Krankheit - der plötzlich eintretende enorme Durst und das vermehrte Wasserlassen - in der Bevölkerung bekannt sind, damit eine rasche Diagnose möglich ist.
Wie ist die Betreuung zu verbessern?
Notwendig dafür ist es vor allem, die bestehenden guten Konzepte umzusetzen. So fordert die Weltgesundheitsorganisation, dass Kinder mit Diabetes von Kinderärzten mit diabetologischer Zusatzausbildung in einem Diabetesteam behandelt werden sollten. Diese Ärzte sind verpflichtet, sich ständig auf dem Gebiet der Diabetologie weiterzubilden. Tätig sind sie in der überwiegenden Zahl an Kinderkliniken. Der Zugang zu Kinderkliniken und den dort tätigen Spezialisten muss für die Patienten uneingeschränkt möglich sein.
Sind Folgeschäden zu vermeiden?
Weitgehend wenn die heutigen Möglichkeiten der Stoffwechselkontrolle nach eingehender Schulung konsequent eingesetzt werden. Hierzu gehört eine sorgfältige Kontrolle des Blutdrucks. Die Therapien ohne Medikamente können nicht hoch genug eingeschätzt werden: Rauchverbot, Verminderung der Kochsalzzufuhr, viel körperliche Bewegung bei gesunder Ernährung und normalem Körpergewicht.
Sind Neuerkrankungen zu verhindern?
Für den Typ-1-Diabetes beruht die Hoffnung, den Anstieg der Erkrankungen zu begrenzen, auf derzeitigen europäischen und amerikanischen Studien mit Nikotinamid, einem B-Vitamin, das die Zerstörung von Zellen verhindert, sowie frühzeitiger Insulingabe. Ergebnisse dazu könnten in zwei bis drei Jahren vorliegen.
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