
Halt geben. Der Nachwuchs sollte möglichst lange im Kindersitz fahren. © Getty Images / Marilyn Nieves
Sitzerhöhungen ohne Rückenlehne sind erlaubt, bieten aber wenig Sicherheit. Im Crashtest knallte der Dummy-Kopf gegen die Tür. Die Stiftung Warentest rät: Spendieren Sie Ihrem Kind wenigstens eine Sitzerhöhung mit Rückenlehen – oder besser noch einen guten Kindersitz aus den Tests von Kindersitzen der Stiftung Warentest.
Kinder ab 15 Kilogramm dürfen auf eine Sitzerhöhung
Die Sicherheit des Nachwuchses sollte für Eltern oberste Priorität haben, besonders im Straßenverkehr. Damit die Kleinen mit dem Auto sicher ans Ziel kommen, schreibt der Gesetzgeber für sie Kindersitze vor. Sobald Sohn oder Tochter mindestens 15 Kilogramm wiegen, genügt theoretisch eine Sitzerhöhung. Das Kind thront auf einem festen Kissen – hoch genug, um den Sicherheitsgurt ordnungsgemäß anzulegen. Damit erfüllen Sitzerhöhungen die gesetzlichen Mindestanforderungen. Sicher sind sie dennoch nicht.
Sitzerhöhung bietet keinen Seitenaufprallschutz
Die einfachen Erhöhungen ohne Rückenlehne bieten nur Schutz bei frontalen Zusammenstößen, jedoch keinen Seitenaufprallschutz. Außerdem haben einige Modelle keine Führung für die Sicherheitsgurte. Schläft das Kind ein und kippt es zur Seite, rutscht es meist aus dem Diagonalgurt heraus, der über den Oberkörper verläuft.
Kinderkopf knallt im Crashtest gegen die Tür
Die Stiftung Warentest prüft in ihren regelmäßigen Tests von Kindersitzen solche reinen Sitzerhöhungen nicht, weil sie aus Sicherheitsgründen alle ein mangelhaftes test-Qualitätsurteil bekämen. In einem exemplarischen Crashtest mit Sitzerhöhung schlug der Kopf des Dummys beim seitlichen Aufprall ungebremst gegen die Tür. Auch ein Kopfairbag hätte nicht geholfen, weil der Kopf eines rund ein Meter großen Kindes tiefer aufschlägt.
Besser immer Sitzerhöhungen mit Rückenlehne
Vor diesem Hintergrund empfiehlt die Stiftung Warentest generell nur Sitzerhöhungen mit Rückenlehne. Sie schützt bei seitlichem Aufprall und gibt Halt, wenn das Kind schläft. Der Umstieg auf ein reines Sitzkissen sollte – wenn überhaupt – so spät wie möglich erfolgen. Zum Beispiel wenn das Kind aufgrund seiner Größe oder Statur nicht mehr in das System mit Lehne hineinpasst. Erst ab 1,50 Meter ist der Nachwuchs groß genug, um sich im Auto auch ohne Sitzerhöhung korrekt anzuschnallen.
-
- Sicher sind die meisten der 425 Autokindersitze aus unserem Test. Doch manche sind unbequem, lassen Fehlbedienungen zu oder enthalten zu viele Schadstoffe.
-
- Kinder müssen bei Autofahrten mit einem Kindersitz oder einer ähnlichen zugelassenen Rückhalteeinrichtung geschützt werden. Das Gurtsystem Smart Kid Belt hat eine...
-
- Die Stiftung Warentest warnt davor, den Kindersitz Chicco Oasys i-Size weiter zu verwenden. Der i-Size-Sitz für Kinder bis 78 Zentimeter Körpergröße versagte in unseren...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@hillus: Nein, leider haben wir noch keine Untersuchungen durchgeführt und können auch keine Empfehlungen geben. (Se)
Gibt's dazu auch Tests oder Empfehlungen?
@schlumpfgitarre: Eine simple Sitzerhöhung ist bei Seitenaufprallen grundsätzlich die unsichere Variante, da sie keinerlei seitlichen Schutz für Oberkörper und Kopf bietet und die obere Gurtführung für einen größenabhängig optimalen Gurtverlauf fehlt. Die obere Gurtführung ist nämlich üblicherweise in die Rückenlehne des Kindersitzes integriert. Ohne Rückenlehne also keine Führung. Die hinteren Rückhalteeinrichtungen in den Autos sind überwiegend schlechter als die vorderen und Airbags in Türen und Dachhimmel nur teilweise vorhanden. Wenn Airbags bzw. gute Rückhaltesysteme vorhanden sind, reichen sie teilweise nicht für Kinder. Der Kopf von kleineren Kindern kann bei Vorhang- Kopfairbags aus dem Dachhimmel durch seine nach unten begrenzte Entfaltung bis zur Scheibe durchtauchen. Ohne Rückenlehne wird das Kind in diesem Fall nicht geschützt und kann schwere bis tödliche Verletzungen erleiden. Frontal- und Seitenaufpralle sind die häufigsten Unfalltypen mit den schwersten Unfallfolgen. Mit unserem Testprogramm decken wir rund 90 % des Geschehens ab, eine 100 % Sicherheit gibt es nicht. Andere Unfalltypen wie Heckaufprall haben im Unfallgeschehen und in der Verletzungsschwere nur geringe Bedeutung und sind auch von der Lasteinleitung über die große Fläche der Rücksitzbank unproblematischer. (Se)
Liebes Team von Test.de,
eine Nachfrage zu den Sitzerhöhungen. Wie sind die gesetzlichen Anforderungen für die Verwendung von reinen Sitzerhöhungen ohne Rückenlehne? Für Sitze seit 2017 gibt es neue Anforderungen oder reichen die auf der Seite genannten 1,50 m als gesetzliche Anforderung?
Beste Grüße!
@Finley78: Integrierte Kindersitze haben wir noch nicht untersucht, sodass wir keine Bewertung beisteuern können. (Se)