
Zahnfehlstellung. Einige Kinder müssen bereits mit vier Jahren behandelt werden, bei anderen geht es erst im Teenager-Alter los. © Getty Images
Jedes zweite Kind in Deutschland hat eine Zahnspange. Wann die Therapie startet, hängt vor allem von der Fehlstellung ab. Das sollten Eltern über das Timing wissen.
Viele Kinder und Jugendliche benötigen irgendwann wegen eine kieferorthopädische Behandlung ihres Gebisses. Ab wann Zahn- und/oder Kieferfehlstellungen korrigiert werden sollten, hängt vor allem von deren Ausprägung ab. Entscheidend für den Therapiestart ist außerdem nicht das Alter des Kindes, sondern seine Zahnentwicklung. Kinder, bei denen die bleibenden Zähne früher durchbrechen als normal, können früher behandelt werden. Bei Kindern, deren bleibende Zähne später durchbrechen, muss der Behandler abwarten. In den meisten Fällen fällt der Zahnärztin oder dem Zahnarzt etwas auf und sie oder er rät zum Besuch beim Kieferorthopäden.
Frühbehandlung bereits ab vier
Eine Frühbehandlung beginnt im Milchgebiss ab circa vier Jahren. Sie ist aber die Ausnahme. Therapiert werden hier extreme Anomalien, die sich unbehandelt verstärken oder später nur mit deutlich größerem Aufwand therapiert werden könnten. Dazu zählen ausgeprägte Überbisse, bei denen die oberen Frontzähne mehr als 9 Millimeter vor den unteren stehen, sowie Vorbisse, bei denen sich der Unterkiefer vor den Oberkiefer schiebt. Oder Kreuzbisse, bei denen obere und untere Zahnreihe verschränkt aufeinander beißen. Auch die Verbreiterung eines zu schmalen Oberkiefers kann nötig sein. Oft folgt dann eine zweite Behandlung, wenn das Kind älter ist.
Behandlung im Grundschulalter
Auch im Grundschulalter müssen einige Kinder bereits behandelt werden. Sie sind dann in der ersten Phase des Zahnwechsels, wenn die ersten bleibenden Zähne durchbrechen. Indikationen sind ebenfalls Überbiss, Vorbiss und Kreuzbiss. Sind Milchzähne durch Karies oder einen Unfall verloren gegangen, kann ein Lückenhalter nötig sein. Der hält den Platz im Zahnbogen frei, damit Nachbarzähne sich nicht hineinschieben.
Reguläre Behandlung ab neun Jahren
Die reguläre kieferorthopädische Behandlung beginnt mit neun bis zehn Jahren, wenn die zweite Phase des Zahnwechsels einsetzt (Wechselgebiss). In diesem Zeitraum nutzt der Kieferorthopäde das gesteigerte Wachstum des Gesichtsschädels, um die Lage der Kiefer zu beeinflussen. Lose Klammen bremsen oder beschleunigen das Wachstum und lenken die Zähne in die richtige Position.
Behandlung für Teenager
Ist das Wachstum mit etwa 13 oder 14 Jahren abgeschlossen und alle bleibenden Zähne durchgebrochen, können lose Klammern nichts mehr ausrichten. Dann wird mit herausnehmbaren Alignern oder der festen Spange (Brackets) behandelt. Die Lage der Kiefer kann nur noch wenig beeinflusst werden, im Vordergrund steht die Korrektur von Zahnfehlstellungen. So können Brackets verlagerte oder falsch durchgebrochene Zähne an den korrekten Platz ziehen.
Tipp: Informieren Sie sich über die Behandlungsmöglichkeiten, bevor Sie mit ihrer Tochter oder Sohn eine kieferorthopädische Praxis aufsuchen.
Behandlungsdauer
Bezahlt die Kasse die Frühbehandlung, muss sie nach eineinhalb Jahren beendet werden. Bei der regulären Behandlung liegt die von den gesetzlichen Krankenkassen gesetzte Obergrenze bei vier Jahren. Das entspricht 16 Behandlungsquartalen. Durchschnittlich dauert die aktive Phase drei Jahre. Daran schließt sich eine Retentionsphase an, in der das Ergebnis mit einer Klammer gehalten wird. Bei Erwachsenen beteiligt sich die Kasse nur an den Kosten, wenn die kieferorthopädische Behandlung mit einer kieferchirurgischen OP kombiniert wird.
Tipp: Umfassende Informationen zu dem Thema finden Sie auch im Buch „Kieferorthopädie“ der Stiftung Warentest.
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- Bei Zahnspangen für Kinder und Jugendliche werden Eltern oft für Extras zur Kasse gebeten. Stiftung Warentest erklärt, was diese kosten können und welche sinnvoll sind.
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Liebes Test-Team,
Meine Kinder müssen zum KFO und ich muss nun entscheiden - ihr Beitrag ist hilfreich, lässt aber Fragen offen....
Denn man liest ja auch, dass die Behandlung mit Zahnspangen eigentlich gar nicht sinnvoll ist (siehe Beitrag https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2018-07/zahnspange-jugendliche-kieferorthopaedie-forschung-infos)...
Daher war ich mir unsicher: Wann ist es wirklich wichtig, dass eine Fehlstellung behandelt wird und was ist überhaupt eine Fehlstellung? Das fehlt bei Ihnen im Beitrag, diese KIG-Stufen sind für mich zu kryptisch, hier habe ich ein paar konkrete Aussagen dazu gefunden https://www.dental.one/ab-wann-zum-kieferorthopaeden - Frontzähne stehen stark vor, offener Biss, Kreuzbiss, Milchzähne zu früh verloren. Das sind zumindestens Ansätze, die ich nachvollziehen kann.
Denn einen Schönheitseingriff brauche ich nicht - und schon gar nicht meine Kinder! Das können sie selbst mal entscheiden, wenn sie Erwachsen sind.
VG Max