
Generationsübergreifend. Ob Opa, Enkel oder Schwiegersohn – mit der Keuchhusten-Impfung schützen die drei sich, aber auch andere vor Pertussis. © Adobe Stock / Vadim Guzhva
Keuchhusten kann jeden treffen, Babys aber besonders schwer. Wenn Erwachsene ihren Keuchhusten-Impfschutz erneuern, helfen sie auch den ganz Kleinen.
Lange, quälende Hustenattacken
Im Volksmund heißt er 100-Tage-Husten. Ärztinnen und Ärzte sprechen von Pertussis – lateinisch für starker Husten. Beides beschreibt Keuchhusten ziemlich treffend. Infizierte können sich wochenlang mit Hustenattacken quälen. Die Impfung hilft, das zu verhindern. Unsere Expertinnen und Experten haben sie aktuell bewertet. Ihr Rat: Erwachsene sollten den Impfschutz regelmäßig auffrischen.
Keuchhusten-Impfung schützt Babys
Hohe Impfquoten kommen auch denen zugute, die nicht geimpft werden können. Bei Keuchhusten sind das die Kleinsten und Verletzlichsten: Säuglinge, die zu jung sind für die Spritze oder noch keinen vollständigen Impfschutz haben. Bis es soweit ist, kann jeder sie anstecken – auch Eltern oder Großeltern. Babys trifft Keuchhusten am schwersten: Rund 200 Säuglinge unter drei Monaten erkranken jährlich daran, mehr als 40 Prozent davon müssen ins Krankenhaus. Auch Todesfälle kommen vereinzelt vor, seit Beginn der Meldepflicht für Pertussis 2013 starben zwei Säuglinge.
Pertussis ist keine Kinderkrankheit
Keuchhusten betrifft nicht nur Kinder. Etwa zwei Drittel der gemeldeten Keuchhusten-Fälle sind Erwachsene. Die Inzidenz ist bei Babys unter einem Jahr aber am höchsten. Wie sich Menschen infizieren, wer sich wann impfen lassen sollte und welche Nebenwirkungen es gibt, erfahren Sie hier:
Alle Fragen im Überblick
- Wie hoch ist die Impfquote?
- Für wen wird die Keuchhusten-Impfung empfohlen?
- Wie oft soll aufgefrischt werden?
- Sollen sich Schwangere impfen lassen?
- Hat die Spritze Nebenwirkungen?
- Brauchen auch Genesene die Impfung?
- Wie infizieren sich Menschen mit Keuchhusten?
- Was gilt bei unklarem Impfschutz?
- Wann ist der beste Zeitpunkt, um sich impfen zu lassen?
Antworten auf die wichtigsten Fragen
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Wie hoch ist die Impfquote?
Über 90 Prozent der Kinder hierzulande sind zum Schuleintritt gegen Keuchhusten geimpft. Von den Erwachsenen lassen sich nur rund 42 Prozent piksen. Eine höhere Impfquote würde die Kleinsten besser schützen.
Sich impfen lassen, um auch andere vor einer Infektion zu bewahren? Das erinnert, wenn auch umgekehrt, an die Diskussion zu Covid-19. So empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) erst seit Mitte August die Corona-Impfung für alle ab 12 Jahren, da es vorher zu wenig Daten dazu gab. Anders beim Keuchhusten: Die Datenlage für die Impfung ist gut, sie wird seit Jahrzehnten allen Altersgruppen gespritzt.
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Für wen wird die Keuchhusten-Impfung empfohlen?
Keuchhusten ist hoch ansteckend, die Impfung wird daher allen empfohlen. Babys ab zwei Monaten bekommen drei Spritzen zur Grundimmunisierung. Für ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene gibt es Auffrischungen.
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Wie oft soll aufgefrischt werden?
Für Junge empfiehlt die Stiko zwei Auffrischungen, Erwachsenen rät sie einmal zum Piks – mit vielen Ausnahmen: Beschäftigte in Gemeinschaftseinrichtungen und im Gesundheitswesen sollen alle zehn Jahre geimpft werden. Engen Kontaktpersonen von Neugeborenen wird zur Keuchhusten-Impfung geraten, falls ihre letzte zehn Jahre her ist. Opa, Tante oder Freunde werdender Eltern müssen ihre Impfung vor der Geburt des Babys also selbst im Blick haben.
Hier weichen unsere Fachleute etwas von der Stiko ab: Sie sprechen sich für die Impfung aller Erwachsenen alle zehn Jahre aus. Dieser Weg würde den Schutz für Kleinkinder voraussichtlich verbessern.
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Sollen sich Schwangere impfen lassen?
Die Stiko empfiehlt seit 2020 Schwangeren die Keuchhusten-Impfung. Das sorgt für Nestschutz bei Babys, birgt aber auch Risiken. So kann etwa die Immunantwort von Säuglingen geringer ausfallen, wenn sie selbst geimpft werden. Beobachtungsdaten geben zudem Hinweise, dass es einen Zusammenhang zwischen einer Infektion in der Gebärmutter und der Impfung geben könnte. Da Keuchhusten immer im Impfstoffmix verabreicht wird, ist auch eine Überimmunisierung bei Tetanus möglich, wenn eine Frau in kurzen Abständen Kinder bekommt und sich jedes Mal impfen lässt. Dadurch können örtliche Impfreaktionen heftiger ausfallen.
Daher empfehlen wir, Schwangere nur zu impfen, wenn die letzte Spritze gegen Keuchhusten fünf Jahre her ist. Weitere Studien zur Nutzen-Risiko-Abwägung sind notwendig.
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Hat die Spritze Nebenwirkungen?
Die Keuchhusten-Impfung ist gut verträglich. Am häufigsten rötet sich ein bis drei Tage nach dem Piks die Einstichstelle, schwillt an oder schmerzt. Kurzfristig können etwa Müdigkeit, Magen-Darm-Beschwerden, Kopf- und Gliederschmerzen auftreten, auch Fieber oder Infektionen der oberen Atemwege. In Einzelfällen kann es zum Fieberkrampf kommen. Allergische Reaktionen auf Bestandteile des Impfstoffs sind möglich, aber selten.
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Brauchen auch Genesene die Impfung?
Ja, denn eine durchgemachte Infektion schützt nicht lebenslang. Nach der Erkrankung sind Menschen maximal 10 bis 20 Jahre immun. Auch der Impfschutz hält nur maximal zehn Jahre. Das spricht ebenfalls dafür, ihn dann wieder zu erneuern.
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Wie infizieren sich Menschen mit Keuchhusten?
Keuchhusten ist eine bakterielle Infektion der Atemwege, die durch Tröpfchen übertragen wird. Durch Husten oder Niesen können infizierte Personen andere Menschen in der Nähe anstecken, ebenso durch Sprechen in einem Abstand von weniger als einem Meter. Erste Symptome treten meist neun bis zehn Tage später auf. Ansteckend sind Infizierte bereits am Ende dieser Inkubationszeit, kurz bevor sich die ersten Beschwerden zeigen.
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Was gilt bei unklarem Impfschutz?
Ist nicht sicher, ob jemand im Kindesalter gegen Keuchhusten geimpft worden ist, kann die Grundimmunisierung jederzeit nachgeholt werden. Bei Erwachsenen reicht dafür eine statt drei Spritzen.
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Wann ist der beste Zeitpunkt, um sich impfen zu lassen?
Keuchhusten tritt ganzjährig auf, im Herbst und Winter etwas öfter als sonst. Eine Impfung ist jederzeit möglich, etwa mit der nächstfälligen Spritze gegen Tetanus und Diphtherie. Steht die Corona-Impfung an, ist diese allerdings vorzuziehen. Es ist wahrscheinlicher, an Covid-19 zu erkranken als an Keuchhusten. Der Abstand zur Corona-Impfung sollte mindestens 14 Tage betragen.
Der jährliche Grippeschutz sollte bestenfalls im Oktober oder November erfolgen. Grippe- und Auffrischimpfungen wie die gegen Keuchhusten sind auch zeitgleich möglich. So lassen sich Impflücken schnell und einfach schließen.
Tipp: In den Specials Impfungen für Kinder und Impfungen für Erwachsene ordnet die Stiftung Warentest ein, welche Pikser für Klein und Groß wichtig sind.
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- Impfungen gegen Masern, Rotaviren, Windpocken – was ist davon zu halten und was bringen Kombi-Impfungen? Die Stiftung Warentest ordnet Impfungen für Kinder ein.
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- Impfen ist für viele Erwachsene kein Thema – sollte es aber sein. Welchen Impfschutz die Stiftung Warentest empfiehlt und welche Impflücken Sie schließen sollten.
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- Seit März 2020 müssen Eltern, deren Kinder in Kita oder Schule kommen, nachweisen, dass diese gegen Masern geimpft sind. Infos zur Impflicht, zu Masernimpfung und Masern.
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Wenn die Jungen sich alle gegen Corona (Covid19/Sars-Cov2) impfen lassen, dann könnte das werden. Denn das ist ja auch eine Impfung die vor allem die andere Gruppe (Erwachsene und Ältere) schützt. Das wäre dann eine Solidarität auf Gegenseitigkeit. Die "Jungen" lassen sich für die "Alten" gegen Corona impfen und die "Alten" für die "Jungen" gegen Keuchhusten.
Bisher lassen sich aber kaum Jugendliche gehen Corona impfen, für Kinder ist der Impfstoff leider noch nicht zugelassen.
Kommentar vom Autor gelöscht.
Die Stiftung sollte doch einmal testen, ob der beste Schutz vor den Alten nicht das Wegsperren wäre.