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Mmh, dieser Test macht Appetit. Viele Produkte sind gut. Am besten schmeckt ein Bio-Ketchup. Rote Soßen von Aldi und den Marken Heinz und Kraft sind nur so lala.
Alle Testergebnisse für Tomatenketchup 05/2019
Rot, fruchtig, süß – wer kann da schon widerstehen? Die Liebe zu Ketchup beginnt früh. Ein Klecks der roten Soße auf Nudeln – und Kinder verspeisen sie mit Freude. Später ist sie für viele die perfekte Ergänzung zu Bratwurst oder Pommes. Und es soll sogar Menschen geben, die Ketchup zu fast allem essen. Ihnen allen wird das Testergebnis munden.
Unser Rat
Der beste Tomatenketchup ist geschmacklich prima und kommt von Bio-Anbieter Alnatura (0,36 Euro, alle Preise pro 100 Milliliter). Platz zwei teilen sich gleich acht Produkte: die günstigen von Lidl und Rewe (je 0,16 Euro), die drei Bio-Ketchups von der Bio Zentrale (0,60 Euro), Denn’s Biomarkt (0,54 Euro) und Rapunzel (0,62 Euro) sowie drei Ketchups von Werder Feinkost – in der Glasflasche (0,29 Euro), in der Quetschflasche (0,34 Euro) und der ohne Zuckerzusatz (0,31 Euro). Kinder brauchen keinen Kinderketchup. Er ist auch oft teurer als herkömmlicher.
Gute und mittelprächtige Soßen
Wir haben 19 Tomatenketchups verkostet und im Labor untersucht: 14 sind gut, 5 befriedigend. Vor allem Bioanbieter wie Alnatura und Lebensmittelhersteller wie Werder Feinkost aus Brandenburg überzeugen im Test. Auch Eigenmarken des Handels, etwa von Lidl oder Rewe, sind gut. Sie alle lassen die vier geprüften Produkte des amerikanischen Konzerns Kraft Heinz hinter sich. Drei von ihnen – der Kraft- sowie der Kids- und der zuckerreduzierte Heinz-Ketchup – schneiden nur befriedigend ab. Sie schmecken alle drei dominant essigsäuerlich, bei zwei von ihnen ist die Kennzeichnung schlecht lesbar.
Auch die Ketchups von Aldi Nord und Süd gehören zu den Testverlierern. Laut Deklaration haben sie einen hohen Tomatenmarkanteil. Das ist aber übertrieben: Ihr Tomatenanteil liegt unter dem Durchschnitt im Test. Dafür ziehen wir Punkte in der Wertung ab.

Das Auge isst mit. Ein Klecks Ketchup macht auch optisch Appetit. Lässt die rote Soße wie bei Rapunzel Wasser, ist das ein Fehler. © Stiftung Warentest
Heinz mit dem meisten Zucker
Ob bio oder konventionell – die beliebteste Würzsoße der Deutschen besteht vor allem aus Tomatenmark. Zweitwichtigste Zutat ist meist Zucker. Die Gehalte im Test unterscheiden sich deutlich: Sie reichen beim klassischen Ketchup von 14 Gramm Zucker pro 100 Milliliter bei Born bis 27 Gramm bei Heinz. Einige Anbieter haben auch Produkte mit deutlich weniger Zucker. Vier Ketchups im Test enthalten Süßstoffe, drei davon auch Zucker. Süßstoffe sind als Lebensmittelzusatzstoffe zugelassen, stehen aber in der Diskussion. Mit ihren leeren Kalorien könnten sie den Appetit eher anregen. Werder setzt bei seinem kalorienreduzierten Produkt gar keinen Zucker zu. Frei davon ist es dennoch nicht: Tomaten selbst enthalten schon ein paar Gramm Zucker.
Den Klecks ins Verhältnis setzen
Da Ketchup meist nur in kleinen Portionen gegessen wird, haben wir den Zuckergehalt nur berechnet, aber nicht bewertet. Gezuckerte Getränke und fettiges Essen tragen deutlich mehr zum Zucker- und Kalorienkonto bei als Ketchup. Ein Beispiel: Wer bei einem lauschigen Grillabend 0,5 Liter fertige Apfelschorle trinkt, nimmt knapp 30 Gramm Zucker auf. Fünf Nürnberger Würstchen vom Rost bringen im Schnitt rund 350 Kilokalorien mit. Werden sie in den typischen Klecks Ketchup getunkt – das sind 2 Esslöffel oder 30 Milliliter –, kommen mit der süßesten Soße von Heinz 8,1 Gramm Zucker und rund 36 Kilokalorien dazu. Bei aller Liebe zu Ketchup gilt also: Maßhalten.
Kinderketchup braucht kein Kind
Gerade die Kleinen sind oft Ketchup-Fans. Für sie hat mancher Anbieter Kinderketchups im Sortiment. Die Kinderketchups im Test zählen zu den teuren Produkten. Die von der Bio Zentrale und von Denn’s enthalten Agavendicksaft. Er süßt stärker als normaler Zucker. Kalorien spart das kaum ein. Besonders viel unterscheidet diese Kids-Varianten also nicht von herkömmlichen. Kinder können getrost den Ketchup essen, der der ganzen Familie schmeckt.
Eine Rezeptur, zwei Preise
Heinz Kids Tomato Ketchup enthält nur halb so viel Zucker wie die klassische Soße von Heinz. Ein Teil des Zuckers ist bei ihm durch Steviolglykoside ersetzt – die sorgen für anhaltende Süße. Allerdings hat er einen dominant essigsäuerlichen Geschmack. Da könnten nicht nur Kinder das Gesicht verziehen. Der Kids-Ketchup schmeckt übrigens genauso wie das zuckerreduzierte Heinz-Produkt: Sie haben laut Anbieter die gleiche Rezeptur. Die Kinderversion ist aber teurer. Das liegt laut Heinz an „höheren prozentualen Verpackungs- und Logistikkosten“ für die kleinere Kids-Flasche.
Mal mit Senf, mal mit Pfeffer
Umgekehrt verhält es sich bei Werder. Der klassische Ketchup aus der Glasflasche hat nicht die gleiche Rezeptur wie der aus der Plastikflasche zum Quetschen mit Dosieröffnung. Beide schmecken würzig, der eine aber auch nach Senf, der andere nach Pfeffer. Sensorisch überzeugen die Produkte von Werder – so wie die meisten im Test. Mit Abstand am besten schmeckt der Bio-Ketchup von Alnatura.
So viel Tomate ist drin
Europäische Hersteller haben sich in einem Code of Practice für Tomatenketchup selbst Qualitätsanforderungen auferlegt. Er schreibt mindestens 6 Prozent Tomatentrockensubstanz vor. Das halten alle Produkte im Test ein. Die Substanz kann aus Parametern wie dem Lykopin-Gehalt ermittelt werden und lässt Rückschlüsse auf den Tomatenanteil zu. Am wenigsten enthalten der klassische Heinz- und der Kraft-Ketchup. Die meisten verwendet Rapunzel, auch Born hat einen hohen Tomatenanteil.
Hinweise, dass Hersteller unreife Früchte oder Glutamat einsetzten, fanden wir nicht. Schimmelpilzgifte entdeckten wir meist nur in sehr geringen Gehalten. Einzig der klassische und der zuckerreduzierte Ketchup von Heinz enthielten geringe Gehalte. Pestizide wiesen wir in Bioprodukten gar nicht nach, in den meisten anderen nur Spuren. Keime oder gentechnisch veränderte Bestandteile waren auch kein Problem.
Mit Schubs zum Klecks
Die Freude auf die rote Soße kann getrübt werden – wenn es nicht richtig läuft. Der Fluss aus der Flasche stockt oft. Das liegt an der Physik. Ketchup fließt erst durch einen Schubs wie Schütteln, denn Bewegung verringert seine Viskosität. Nach einiger Zeit verdickt er wieder. Bei Flaschen, die sich quetschen lassen, übernimmt die Verpackung den Schubs. Im Test ließ sich der Ketchup damit sehr gut dosieren. Wer Glas bevorzugt, muss die Flasche beherzt schütteln. Doch die Portionsmengen sind weniger gut kontrollierbar als mit Quetschflaschen. Dafür bleibt in ihnen meist mehr Rest des geliebten Ketchups haften.
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@Berndman: Alle vier getesteten Bioketchup stehen an der Spitze der Tabelle. Sie tagen das Qualitätsurteil "gut" und sind frei von Schadstoffen. Das Alnatura Ketchup zeichnet sich durch das beste sensorische Urteil aus. (bp)
Ich verstehe das Bio-Siegel als ein Abzeichen,d as Produkten verliehen wird, die unter besonderen Bedingungen hergestellt wurden - also ein recht unbedenliches Produkt. Was bedeutet es, wenn nur ein Bio-Ketschup vorn liegt? Heißt das, dass man auch bei Bio-Produkten aufpassen sollte?
Ich finde eine gute Alternative zum Testsieger ist der Ketchup von Born auf Platz 10 (vermutlich hauptsächlich wegen schlechter Deklaration "so weit" hinten):
Ich bevorzuge einen kräftigen Tomatengeschmack und das habe ich bisher bei keinem Ketchup eher gefunden als bei Born (84% Tomaten). Viele andere schmecken mir zu arg nach Essig. Außerdem hat dieser von den "gut" getesteten Ketchups den geringsten Zuckergehalt ohne Zuckerzusatz/-ersatzstoffe zu verwenden. Dazu ein durchschnittlicher Preis (preiswerter als Alnatura) und sogar unterdurchschnittlich Kalorien
Kleiner Hinweis, nicht direkt zum Thema Ketchup, aber zum Testbericht: "Fünf Nürnberger Würstchen" bekommt man in Nürnberg nirgendwo. Von diesen ganz sicher besten Grllwürsten der Welt gibt es entweder drei in einer Semmel, die in Nürnberg "Weggla" heißt, unter der Bezeichnung "Drei im Weggla", oder gleich ein halbes Dutzend mit Sauerkraut, das ist/sind dann "Sex auf Graud" (Graud ist die fränkische Aussprache von Kraut).
Wer großen Hunger hat, kann in manchen Lokalen auch Achter- oder Zwölfer-Portionen bestellen. Nur fünf gibt es eben praktisch nicht, oder nur als Sonderwunsch (wahrscheinlich ohne Aufpreis...).
Wir mögen den Geschmack von Kraft-Ketchup unter allen Ketchups, die wir probiert haben, bisher am liebsten. Deshalb überrascht uns das Testergebnis. Was aber dazu passt: Nach unserem Eindruck hat das Produkt seit der Übernahme von Heinz etwas nachgelassen und ist geschmacklich etwas wässriger geworden. Der Unterschied ist aber fein und wir können uns auch täuschen.
Alnatura ist bei unserer Geschmackswertung übrigens auch weit vorne, nämlich auf Platz zwei.
Aber so ist das eben: Geschmack ist individuell und persönlich.