
Viele schneiden gut ab. Light-Varianten überraschen, Biochips hingegen enttäuschen. Die Markenprodukte Terra Blues Chips und Pringles Paprika sind deutlich schadstoffbelastet.
Alle Testergebnisse für Kartoffelchips 01/2013
Sie knuspern im Mund und krachen im Ohr. Ein Kilogramm Kartoffelchips verspeist jeder Bundesbürger im Jahr. Damit liegen die Deutschen im Mittelfeld – Niederländer und Briten führen den europäischen Vergleich an. Sie verputzen etwa das Dreifache.
Eine leichte Knabberei sind Kartoffelchips nicht. Figurbewussten bieten Hersteller deshalb eine Alternative: fettreduzierte Chips. Die sollen 30 Prozent weniger Fett enthalten. Stimmt das? Wie viele Kalorien lassen sich damit einsparen? Schmecken sie wie ihre fettigeren Verwandten?
Wir haben den großen Chips-Test gemacht. Neben herkömmlichen und fettreduzierten Paprikachips haben wir Stapelchips mit Paprikawürzung und exemplarisch ausgewählte Besonderheiten mit Salz unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist überwiegend positiv: Mehr als die Hälfte der 30 Chips schneidet gut ab. Klare Verlierer sind Biochips: Für alle drei Produkte im Test heißt es mangelhaft.
Markenprodukte gegen Aldi und Co.

Funny-Frisch Chipsfrisch Ungarisch führt das Feld der Paprikachips an. Diese hauchdünnen, zart knusprigen Scheiben konnten in allen Prüfpunkten überzeugen. Sie schmecken würzig und leicht salzig. Für 96 Cent pro 100 Gramm gehören die Chipsfrisch Ungarisch zu den teuren unter den guten Paprikachips. Bestes Preis-Leistungs-Verhältnis haben die guten Paprikachips von Rewe/ja!. Hier kosten 100 Gramm gerade mal 38 Cent. Fast genauso gut und genauso günstig lässt es sich mit den Paprikachips von Kaufland/K-Classic knuspern. Als Sieger der fettreduzierten Paprikachips verlassen Feurich Easy von Aldi (Nord) den Test. Diese geriffelten Chips schmecken leicht würzig und leicht scharf. 66 Cent kosten 100 Gramm. Auch gut schneiden die glatten Lorenz Crunchips Light ab, sie sind aber fast doppelt so teuer.
Im direkten Vergleich liegen die fettreduzierten Paprikachips preislich etwas über den herkömmlichen. 100 Gramm Paprikachips von Aldi (Nord) gibt es zum Beispiel für 38 Cent, in der fettreduzierten Variante kosten sie 66 Cent.
Die Mär von der kleinen Portion

Die Kartoffelchips im Test enthalten durchschnittlich mehr als 30 Prozent Fett. Die Hersteller versuchen dem Konsumenten trotzdem ein gutes Gefühl zu geben. Glaubt er den Nährwertangaben auf der Verpackung, zum Beispiel der Funny-Frisch Chipsfrisch Ungarisch, nimmt er mit einer Portion nur 16 Prozent der tolerierten Tagesration Fett zu sich. Da scheint viel Luft nach oben. Aber: Unter einer typischen Portion versteht Funny-Frisch, wie die meisten anderen Anbieter, gerade mal 30 Gramm Chips. Das ist eine gute Handvoll. Jetzt Hand aufs Herz, wer legt die Tüte nach ein paar Chips einfach wieder weg? Oft ist doch erst Schluss, wenn die Packung schon halb leer ist (siehe Machen Chips wirklich süchtig?).


Eine halbe Tüte abends auf der Couch macht um die 100 Gramm Chips und meist mehr als 30 Gramm Fett. Mit dieser Portion haben viele Frauen schon mehr als die Hälfte ihrer akzeptablen Tagesration von 60 Gramm Fett erreicht. Bei Männern liegt der Richtwert mit 80 Gramm Fett pro Tag etwas höher. Light-Chips können punkten mit etwa einem Drittel weniger Fett im Vergleich zu herkömmlichen (siehe Grafik).
Auf Geschmack muss trotzdem niemand verzichten. Auch fettreduzierte Paprikachips sind knusprig und würzig, sie schmecken nur leicht oder gar nicht fettig. Kalorien sparen sie allerdings wenig ein – im Schnitt nur um die zehn Prozent.
Weniger Fett durch heißen Dampf
Am meisten Fett und Kalorien sparen Knabberfreunde mit Funny-Frisch-Ofenchips mit Meersalz ein. Anders als üblich werden sie nicht frittiert, sondern gebacken (siehe Chipssorten). Fettreduzierte Kartoffelchips werden dagegen genau wie die herkömmlichen Chips in Öl frittiert. Sie durchlaufen aber noch einen zusätzlichen Herstellungsschritt. Mithilfe von heißem Dampf wird Fett von ihrer Oberfläche gezogen.
Alle Testergebnisse für Kartoffelchips 01/2013
Nur spezielle Kartoffelsorten geeignet

Wenig Zucker, viel Stärke – so muss die Knolle sein, aus der Chips gemacht werden. Zu viel Zucker in den Kartoffeln macht die Chips beim Frittieren zu schnell braun. Der höhere Stärkeanteil sorgt dafür, dass sie kross werden. Die speziellen, deutschen Kartoffelsorten heißen zum Beispiel Pirol, Kolibri, Lady Rosetta oder Caruso.
Stapelchips sind eher keksig
Anders als klassische Kartoffelchips werden die gestapelten aus Kartoffelteig gestochen und in Formen frittiert. Grundlage ist meist Kartoffelpüreegranulat und Kartoffelstärke. Darum schmecken Stapelchips nach Kartoffelpüreepulver und sind eher keksig im Mund (siehe Chipssorten).
Sonnenblumenöl ist der Standard


Zum Frittieren verwenden alle Anbieter im Test Sonnenblumenöl, meist ölsäurereiches. Dieses High-Oleic-Öl eignet sich durch seinen hohen Anteil an Ölsäure sehr gut zum Frittieren. Um das Fettsäurespektrum zu ermitteln, haben wir das Fett aus den Chips extrahiert. Dabei fiel auf: Die Chips von Pringles sowie die Bioprodukte von Alnatura und Lantchips enthielten neben Sonnenblumenöl auch geringe Anteile von Palmöl oder Palmfett – das ist zwar zulässig, aber nicht Stand der Technik. Das Zutatenverzeichnis beider Biochips listet aber nur Sonnenblumenöl auf – darum sind sie insgesamt mangelhaft.
Biochips wenig appetitlich
Die Original Bio-Lantchips rochen und schmeckten außerdem leicht ranzig. Hier stellten wir beginnenden Fettverderb fest. Auf den fettreduzierten Chips von Trafo Bio-Organic fanden sich schwarze pulvrige Partikel. Laut Analyse handelte es sich dabei um verkohlte Kartoffelreste. Für eine sorgfältige Herstellung spricht das nicht. Außerdem schmeckten die Chips alt, bitter und dumpf. An der Fettqualität der anderen Chips im Test gab es wenig auszusetzen. Ungesunde Transfettsäuren waren bei keinem Produkt ein Problem.
Violette Chips haben viel Acrylamid
Im Jahr 2002 wurde in Kartoffelchips zum ersten Mal Acrylamid nachgewiesen. Der Schadstoff entsteht, wenn Lebensmittel wie Kartoffeln oder Getreide frittiert oder geröstet werden. Im Tierversuch verursacht es Krebs und schädigt das Erbgut. 2011 wurden auf europäischer Ebene Richtwerte für den Acrylamidgehalt in Lebensmitteln festgelegt. Für Chips gelten 1 000 Mikrogramm pro Kilogramm. Der Test zeigt: Alle Produkte lagen deutlich unter dem Richtwert – mit einer Ausnahme: Die aus blauen Kartoffeln hergestellten Terra Blues enthalten zu viel Acrylamid. Das heißt: Qualitätsurteil mangelhaft.
Bioprodukte mit Pflanzenschutzmittel
Den geringsten Acrylamidgehalt stellten wir bei den fettreduzierten Trafo Bio-Organic Chips fest. Aber sowohl in den Trafo-Chips als auch in den beiden anderen Bioprodukten fanden sich Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Für Bioprodukte gelten hier die gleichen Grenzwerte wie für konventionell hergestellte Lebensmittel. Die analysierten Pestizidgehalte bei Alnatura und Trafo waren sehr gering, sie könnten zufällig in die Ware gelangt sein. Bei den Original Lantchips lag der Befund etwas höher. Dieser Bioanbieter sollte Ursachenforschung betreiben. Zum Vergleich: 11 der 27 konventionellen Chips im Test waren frei von Pestiziden.
Auch Pringles schadstoffbelastet

Schadstoffe, die schon vorher im Öl vorhanden sind oder während der Herstellung der Chips entstehen können, sind 3-Monochlorpropandiol (3-MCPD) und Glycidol. Beide sind an Fettsäuren gebunden. Die internationale Agentur für Krebsforschung bewertet freies 3-MCPD als „möglicherweise krebserregend für den Menschen“, freies Glycidol als „wahrscheinlich krebserregend“. Für 3-MCPD gilt eine täglich tolerierbare Aufnahmemenge von 2 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht. Bei fast allen Produkten im Test war der Gehalt dieses Schadstoffs unauffällig.
Einzige Ausnahme: die beliebten Stapelchips der Marke Pringles. Wer sich nicht beherrschen kann und eine ganze Packung verputzt, kann die täglich tolerierte Menge von 3-MCPD überschreiten. Das ist der Grund, weshalb sie nur ausreichend abschneiden. Dabei sind Pringels die einzigen sensorisch guten Stapelchips, unter anderem auch weil sie deutlich nach fruchtiger Paprika schmecken.
Mit Zusatzstoffen und Aromen


Kartoffeln, Öl und Gewürze – viel braucht es nicht für perfekte Kartoffelchips. Trotzdem helfen die Hersteller mitunter kräftig nach. Fünf Produkte enthalten Geschmacksverstärker, mehr als zwei Drittel der Chips im Test Hefeextrakt oder Hefepulver. Aroma wird sogar 24 der 30 Produkte zugesetzt. Hersteller von Paprikachips nutzen auch Raucharoma. Das macht sich bei einigen Chips durch eine Räucherspecknote im Geschmack bemerkbar.
Egal für welche Sorte wir uns entscheiden: Kalorienreich sind sie alle. Wie frisch vom Band schmecken Kartoffelchips übrigens, wenn sie zuhause kurz in der Mikrowelle erwärmt werden. Und wer maßvoll zulangt, kann Chips auch mit einem guten Gewissen genießen.
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Kommentar vom Autor gelöscht.
@Rhenium: Zum Zeitpunkt des Tests stand Aluminium noch nicht im Fokus, daher haben wir die Chips nicht dahingehend untersucht. Wir gehen jedoch davon aus, dass es sich um eine beschichtete Aluminiumfolie handelt, wie sie auch etwa bei Schokoladenumhüllungen und Joghurtdeckeln üblich ist. Aus Auslösen von Aluminium durch Korrosion wird damit unterbunden.(bp)
So weit ich weiß, sind Chips u.ö. in aluminiumbeschichteten Tüten oder Röhen verstaut. Mich würde mal interessieren, ob sich das Metall durch die salzigen Speisen löst und in nennswerter Menge in das Lebensmittel übergeht? Danke.
Hallo,
bei Kettle Chips vermisse ich im Artikel noch den Hinweis, dass diese keine Geschmacksverstärker enthalten (laut Hersteller), was bei Chips ja sehr selten ist.
Vielleicht kann dies genauer überprüft und ggf. ergänzt werden?
Oh ja. Da haben Sie bei mir wirklich einen Nerv getroffen. Ich möchte gar nicht wissen, wieviel Glutamat ich - pardon - 'gefressen' habe in meiner Jugend - nicht zuletzt durch Kartoffelchips. Da kommen bestimmt ein paar Kilogramm zusammen. Heute steht aus den Verpackungen zwar nicht mehr der verrufene Mononatriumglutamat mit drauf, er wird aber auf andere weise versteckt ("Hefeextrakt", "Würze"). Mir sind aber Verpackungen untergekommen, auf denen ich weder die eine oder andere "Tarnbezeichnung" fand: diese hatten aber etwas aufgedruckt, an das ich mich definitiv "von früher" nicht erinnern kann: 'Käsepulver'! Ich gehe jede Wette ein, dass der "Geschmacksverstärker" (ohne den Kunstprodukte wie Kartoffelchips gar nicht auskommen KÖNNEN, sonst schmecken sie fad) im Käsepulver versteckt ist. Leider haen Sie darauf aber diesesmal nicht getestet: es wäre genau der Punkt gewesen, der mich interessiert hätte!