
Test und Co. Neben dem HIV-Test enthalten Packungen meist weitere Komponenten, etwa eine Lanzette (hier rosa), um den nötigen Tropfen Blut zu gewinnen. © Stiftung Warentest
Selbsttests auf HIV dürfen neuerdings frei verkauft werden, etwa in Apotheken, Drogerien und über das Internet. Das Ziel: die Hemmschwelle, sich etwa bei erhöhtem Risiko für eine Infektion regelmäßig zu testen, soll sinken – und damit die Gefahr, dass Betroffene unnötig lange unbehandelt bleiben und andere anstecken. test.de sagt, was beim Kauf und bei der Anwendung der Tests zu beachten ist.
Ohne Hürden zur Diagnostik
Zum Arzt gehen und dort einen HIV-Test machen? Für viele Menschen bedeutet das eine Überwindung – und ist nun nicht mehr unbedingt nötig. Ende September stimmte der Bundesrat einer Regelung zu, wonach HIV-Tests für den Eigengebrauch frei und ohne Rezept verkauft werden dürfen, etwa in Apotheken, Drogerien und über das Internet. Das soll den Zugang zur Diagnostik vereinfachen. Denn ohne diese verlaufen Infektionen mit HIV (kurz für Humanes Immundefizienz-Virus, also dem Erreger der Immunschwächekrankheit Aids) oft viele Jahre unbemerkt. Und das wiederum bedeutet eine doppelte Gefahr. Erstens sinken die Erfolgsausssichten der Therapie, wenn diese nicht frühzeitig beginnt. Und zweitens stecken die Betroffenen womöglich unwissentlich weitere Menschen an. Beidem sollen die Selbsttests entgegenwirken, so die Hoffnung der Politiker.
Wem HIV-Selbsttests nützen können
Empfohlen sind regelmäßige, also beispielsweise jährliche, Tests vor allem bei Risikogruppen für eine Ansteckung. Dazu zählen Menschen mit wechselnden Sexualpartnern. Auch zu Beginn einer neuen Beziehung kann es sinnvoll sein, wenn beide Partner vor dem ungeschützten Sex einen Test machen. Und er verschafft Klarheit, wenn jemand konkret befürchtet, sich infiziert zu haben.
Nur seriöse Tests verwenden
Wichtig für Nutzer von Selbsttests ist es, ausschließlich solche mit CE-Kennzeichen zu verwenden. „Nur diese erfüllen in Europa festgelegte grundsätzliche Anforderungen an die Sicherheit und Leistungsfähigkeit“, schreibt das zuständige Paul-Ehrlich-Institut und listet auf seiner Website zuverlässige HIV-Selbsttests auf. Dazu zählen etwa der „Autotest VIH“, „Exacto“ und „INSTI“. Alle drei sind bereits im Handelsverzeichnis der deutschen Apotheken gelistet und verfügbar. Die Preise sind nicht gesetzlich festgelegt, können also schwanken. Kunden sollten sich auf ungefähr 20 bis 35 Euro einstellen. Auch Ärzte rechnen HIV-Tests teilweise zu ähnlich hohen Kosten als Selbstzahlerleistung ab*; bei Gesundheitsämtern und Beratungsstellen sind sie häufig günstiger oder sogar kostenlos.
Tests erkennen keine frischen Infektionen
Bei der Durchführung der Tests gibt es Unterschiede – also die Gebrauchanleitung genau beachten. Grundsätzlich funktionieren sie aber ähnlich: Nutzer entnehmen mithilfe einer Lanzette einen Tropfen Blut aus der Fingerkuppe. Er dient als Probe für ein „Minilabor“, das äußerlich oft an einen Schwangerschaftstest erinnert. Nach ungefähr einer Viertelstunde lässt sich das Ergebnis ablesen. Nachgewiesen werden übrigens nicht die HI-Viren unmittelbar, sondern Antikörper, die das menschliche Immunsystem dagegen entwickelt hat.
Achtung: Die Antikörper bilden sich nicht sofort. Daher sind die Selbsttests erst ungefähr drei Monate nach einer Infektion aussagekräftig. Einige ärztliche Labortests springen bereits früher an.
Positives Ergebnis unbedingt überprüfen lassen
Außerdem reagieren Selbsttests manchmal überempfindlich. Ein positives Ergebnis muss also noch nichts Schlimmes bedeuten – aber unbedingt durch einen zweiten Test überprüft werden. Diesen sollten Betroffene nicht abermals zu Hause durchführen, sondern beispielsweise beim Arzt, im Gesundheitsamt oder bei einer Aids-Hilfe-Beratungsstelle. Sollte sich der Befund bestätigen, gibt es heutzutage sehr wirksame HIV-Therapien, die ein langes und gutes Leben ermöglichen. Früh diagnostiziert und konsequent behandelt werden Betroffene laut einer neuen großen Studie in Lancet HIV fast genauso alt wie Nicht-Infizierte. Umfassende Infos zum Thema HIV gibt es unter anderem bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und der Deutschen Aids-Hilfe.
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* Passage präzisiert am 6. November 2018.
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Ein Skandal, dass es bist Ende 2018 dauerte, bis die Regierung endlich den freien Verkauf der Tests und damit den nahezu hemmschwellenlosen Test erlaubte. Wo waren eigentlich die AIDS-Hilfen und Co. die ganzen Jahren, von denen zumindest ich bisher nie ein Wort der Kritik zu diesem Skandal gehört habe.