Kamin­öfen und Pelletöfen Nur wenige feuern gut

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Große Qualitäts­unterschiede beim Heizen mit Holz: Einige Öfen punkten als komplettes Heiz­system – inklusive Anschluss an einen Warm­wasser­speicher. Andere sind einfach nur schlecht.

Kamin­öfen und Pelletöfen Testergebnisse für 19 Kamin- und Pelletöfen 11/2011

Abends gemütlich bei einem Glas Wein das Flammen­spiel beob­achten und dem Knistern lauschen – die romantische Atmosphäre ist für viele ein Traum. Mit einem modernen Kamin­ofen kann er im eigenen Wohn­zimmer in Erfüllung gehen. Aber nicht als offenes Kaminfeuer: Das belastet die Raum­luft, Gesundheit und Umwelt zu sehr. Eine Feuerraumtür ist daher heute ein Muss. Bei groß­zügigen Verglasungen sollte die gemütliche Stimmung darunter aber nicht leiden.

In den Test haben wir Öfen einbezogen, die unterschiedlich funk­tionieren:

  • 12 Kamin­öfen heizen mit Holz­scheiten und geben ihre Wärme an die umge­bende Raum­luft ab.
  • 2 Öfen eignen sich für den auto­matischen Betrieb mit genormten kleinen Holz­pellets.
  • 3 Pelletöfen können sogar Heiz­wasser erwärmen – als Teil eines Heiz­systems.
  • 2 Kamin­öfen, die mit Stück­holz befeuert werden, können ebenfalls Wasser in einem externen Pufferspeicher erwärmen.

Dieser Rohstoff wächst nach

Auch die lang­fristige Versorgungs­sicherheit ist für viele Interes­senten ein Grund, der für die Öfen spricht: Holz wächst im Gegen­satz zu Öl und Gas immer wieder nach. Auch in Deutsch­land gibt es viel Wald. Wer sein Holz selbst schlägt, kann viel Geld sparen. Wer es kaufen muss, sollte die mengen­abhängigen Preise beachten.

Tipp: Sorgen Sie für einen großen Lager­platz. Dann können Sie bei güns­tigen Angeboten große Vorräte einkaufen. Außerdem kann das gelagerte Holz gut trocknen.

Bescheidener, teurer Wirkungs­grad

Öl- und Gaskessel nutzen oft annähernd 100 Prozent der im Brenn­stoff enthaltenen Energie. Anders beim Heizen mit Holz: Im Test erzielten nur die beiden teuersten Pelletgeräte mit Warm­wasser­anschluss einigermaßen gleich­wertige Wirkungs­grade. Alle anderen Öfen erwiesen sich als weniger effizient und heizten relativ viel Energie zum Schorn­stein hinaus. Mitunter verpuffte auf diesem Wege sogar mehr als ein Viertel der Holz­energie. So kann heizen mit Holz teurer werden als erhofft.

Manchmal droht Über­hitzung

Schlimmer noch: Wenn der Ofen den Wohn­raum unangenehm über­hitzt, werden die Fenster weit aufgerissen, die wert­volle Energie entschwindet. Verhindern lässt sich dies, wenn die Wärmeabgabe des Ofens an die Umge­bung je nach Bedarf gut zu regeln ist. Das gelingt bei den geprüften Modellen oft nur unbe­friedigend.

Tipp: Wenn Ihr Haus gut wärmegedämmt ist oder wenn Sie mit neuen Fens­tern und besserem Wärmeschutz lieb­äugeln, sollten Sie einen Ofen mit kleiner Wärmeleistung wählen, der sich möglichst gut regeln lässt. Heizen mit 6 bis 8 Kilowatt oder mehr ist für übliche Wohn­zimmergrößen unge­eignet. Infrage kommen aus dem Test­feld neben den Pelletgeräten die Kamin­öfen Hase Jena und Leda Unica. Geeignet sind auch die Kamin­öfen von Buderus und Olsberg, die einen Teil der Wärme nicht an die Raum­luft, sondern in den Warm­wasser­speicher abgeben.

Nicht so umwelt­schonend wie erhofft

Heizen mit Holz gilt als umwelt- und klimafreundlich. Bei der Verbrennung entweicht zwar jede Menge Kohlen­dioxid aus dem Schorn­stein. Aber es ist nur die Menge, die der Baum zum Wachs­tum zuvor aus der Atmosphäre heraus­gefiltert hat und die nach seinem Tod beim Zersetzen durch Bakterien und Pilze ohnehin größ­tenteils wieder in die Luft gelangen würde. Selbst wenn man Holz­aufbereitung und -trans­port berück­sichtigt, ist Heizen mit Holz also einigermaßen klima­neutral. Umwelt­freundlich ist es häufig nicht: Die Emission gesund­heits­gefähr­dender Stoffe wie Kohlen­monoxid,  Kohlen­wasser­stoffe und Staub ist viel höher als bei anderen Heiz­systemen. Bei acht Öfen mussten wir die Umwelt- oder test-Qualitäts­urteile daher abwerten. Eine durchweg gute, umwelt­schonende Verbrennung schaffte von den 14 Kamin­öfen nur ein einziger: der Hark 44 GT mit Staubfilter. Bessere Abgas­werte erzielten nur vier Pelletgeräte.

Mit Wasser­anschluss

Der Preis eines Kamin­ofens ist keineswegs ein Garant für gute Umwelt­eigenschaften. Die teuren Öfen von Buderus und Olsberg schneiden in diesem Prüf­punkt sogar nur ausreichend ab. Das ist ärgerlich, denn gerade diese beiden lohnen sich allenfalls, wenn sie häufig in Betrieb sind. Die durch den Schorn­stein entweichende Schad­stoff­menge ist dann besonders groß.

Kamin­öfen und Pelletöfen - Nur wenige feuern gut

© Stiftung Warentest

Interes­sant sind Kamin­öfen mit Wasser­anschluss vor allem als Ergän­zung zu Solar­anlagen (siehe Grafik). Interes­senten sollten sich aber keine Illusionen machen: Selbst mit großer Kollektorfläche und großem Speicher lassen sich die meisten Häuser nicht allein durch einen Kamin­ofen beheizen. Dagegen spricht vor allem der mangelnde Komfort: Wollen die Bewohner Winter­urlaub machen, darf das Haus nicht einfrieren. Eine zusätzliche Öl- oder Gas-heizung könnte also erforderlich sein.

Tipp: Wenn Sie ein Nied­rig­energie- oder Passiv­haus mit Holz und Sonne beheizen wollen, kommt dafür nur ein Pelletgerät mit Wasser­anschluss infrage. Die Öfen von Calimax und Wodtke haben im Test gut abge­schnitten und ermöglichen einen auto­matischen Betrieb. Zumindest für mehrere Tage – bis der integrierte Pellet­vorrats­behälter keinen Nach­schub mehr liefert und nachgefüllt werden muss.

Pro Kilogramm Holz benötigt jedes Feuer viele Kubik­meter Luft. In Häusern mit gut abge­dichteten Türen und Fens­tern ist das ein Problem: Es gibt zu wenig Fugen und Ritzen für die Luft­zufuhr.

Tipp: Damit Ihr Ofen immer gut zieht, sollten Sie ihn direkt über eine Leitung mit Luft von draußen versorgen. Am besten auf kürzestem Weg. Unsere Tabelle zeigt, dass die meisten Öfen extra dafür einen Anschluss­stutzen haben.

In Zukunft raum­luft­unabhängig

Wirk­lich zukunfts­orientiert sind Kamin- und Pelletöfen, die raum­luft­unabhängig funk­tionieren. Das heißt, sie müssen besonders dicht sein und ihre Türen zum Beispiel einen Selbst­schließ­mecha­nismus haben. Das ist wichtig, weil immer mehr energiesparende Häuser mit auto­matischen Lüftungs­anlagen ausgestattet sind. Wenn durch die Lüftung im Haus ein Unter­druck entsteht, darf aus dem Ofen kein Abgas strömen. Erhöhte Sicher­heits­anforderungen gelten auch für die Kamin­öfen mit Wasser­anschluss. Sie haben ein auto­matisches Notkühl­system. Erfreulich: Alle Sicher­heits­vorkehrungen funk­tionierten.

Fazit: Gute Öfen haben ihren Preis. Dennoch: Mit zu feuchtem Holz werden selbst die besten Öfen zu Stinkern. Nach­barschafts­streit wäre dann programmiert. In modernen Holz­öfen stecken viele tech­nische Finessen. Die Anforderungen an den Schorn­stein sind hoch. Deshalb vor der Anschaffung den Schorn­steinfeger zurate ziehen. Mit etwas Glück klappt es dann am Ende mit der erhofften Gemütlich­keit am knisternden Kaminfeuer.

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47 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

Merrill am 20.09.2022 um 23:12 Uhr
Aktueller Test extrem überfällig

Auch hier das Gleiche wie bei xx-anderen für die Energiewende extrem wichtigen Produkten (z.B. PV-Anlage, Solarthermie-Anlage) und Strom-/Energiesparprodukten (z.B. Stromverbrauch-Messgeräte) bei Stiftung Warentest: Seit 10 bis 15 Jahren keine aktuellen Tests! Die damals mal getesteten Produkte gibt es längst nicht mehr im Markt.
Oder schlimmer noch, wie z.B. bei Produkten wie extrem energieeinsparende Wasserspar-Brausen oder dem Thermo-Stop für Boiler: Es gab noch nie Tests!
Jährlich testet Stiftung Warentest aber offenbar hunderte neue Handys-Typen - und forciert damit stark die Wegwerf-Kultur. Hinweise auf Austausch alter Handyakkus hingegen fehlen bei Test.
Fazit: Die Stiftung hat enormen Nachholbedarf bei Umwelt- und Klimaschutzthemen!

Hokri37 am 27.09.2021 um 21:53 Uhr
Was soll denn das?

Alle zwei Jahre wird der Vorschlag für einen neuen Test von der Redaktion gerne weitergeleitet an die zuständigen Mitarbeiter. Und trotzdem kein neuer Test. Gerade hier wo durch die Förderungen eine Pelletheizung sehr interessant sein kann.
Bringt jetzt einfach einen neuen Test oder lasst das weiterleiten.

wigwoe am 24.06.2021 um 15:16 Uhr
Mindestwirkungsgrad bei Kamin- und Pelletöfen

Der Stiftung Warentest ist schon bekannt, dass in der 1. BImSchV ein Mindestwirkungsgrad gesetzlich festgelegt ist?
Kamineinsätze (geschlossene Betriebsweise) 75 %
Pelletöfen ohne Wassertasche 85 %
Kamine, Pelletöfen usw., die den Mindestwirkungsgrad nicht erreichen, sind Fehler-/Mangelbehaftet und sollten nicht betrieben werden.
Wenn Zweifel am Wirkungsgrad bestehen, sollte ein Schornsteinfegermeister mit der Messung beauftragt werden. Als Vorbereitung muss meistens ein 10 mm großes Loch in das Schornsteinrohr (hinter dem Abgasstutzen) für den Messfühler gebohrt werden. Mit den Messwerten (siehe Eintrag am 11.05.21) kann der Wirkungsgrad ziemlich einfach ermittelt/berechnet werden.

Profilbild Stiftung_Warentest am 12.05.2021 um 16:23 Uhr
Alter schöner Ofen versus Neuanschaffung

@wicky1: Wenn Ihr „wunderschöner“ Ofen Bestandsschutz hat, ist das gute Stück vermutlich schon recht alt – und damit ist nicht nur ein schlechter Wirkungsgrad verbunden, sondern in der Regel auch die Gefahr von viel zu hohen gesundheitsgefährdenden Feinstaub-Emissionen. Der Blick auf die Energieeffizienz (Brennstoffausnutzung) greift hier zu kurz, beim Austausch alter Öfen geht es vorrangig darum, dass die Luftverschmutzung verringert wird. (PS/mk)

wigwoe am 11.05.2021 um 21:35 Uhr
Wirkungsgrad/Energieeffizienz

Hallo Test-Team,
welche Aussage haben beim Wirkungsgrad die Noten?
Z.B.: Die Note gut = der angegebene Herstellerwirkungsgrad wird erreicht?
Besser und nützlicher für eine Kaufentscheidung wäre den beim Test ermittelten Wirkungsgrad in Prozent anzugeben.
Zur Frage von wicky1:
Die Siegert’sche Annäherungsgleichung ist eine gerichtlich anerkannte Formel zur Ermittlung des Wirkungsgrads bei Kaminen, Pelletöfen usw.
(Wirkungsgrad % = 100 % - Abgasverlust %).
Dazu muss der Sauerstoffgehalt im Abgas und die Abgas- und Umgebungstemperatur während der Heiz-/Leistungsphase gemessen werden. Gut beschrieben bei der Bedienungsanleitung „Wöhler Analysencomputer A 600“. Meines Erachtens ist der von den Herstellern angegebene Wirkungsgrad stark geschönt (Abweichung 15 bis 25 %)