Kameras und Objektive verbinden Trend zum intelligenten Adapter

3
Kameras und Objektive verbinden - Trend zum intelligenten Adapter

Der Speedbooster verbindet Canon EF-Voll­format­objektive mit den kleinen Micro-Four-Thirds-Kameras von Olympus und Panasonic. © Stiftung Warentest

Besitzer von Spie­gelre­flexkameras mit vielen teuren Objektiven mussten sich bislang gut über­legen, ob sie auf eine spiegellose Systemkamera umsteigen wollen: Der Neukauf passender Objektive geht ins Geld. Die Rettung: Intelligente Objektiv­adapter. Sie ermöglichen den Einsatz älterer Objektive auch an kleineren, spiegellosen Systemkameras. Wir haben uns den Metabones Speedbooster XL 0.64x angeschaut. Der Schnell­test verrät, ob der Adapter für Fotografen ein Gewinn ist.

Objektiv von Canon, Kamera von Panasonic

Das Canon EF 85 mm F1.8 USM ist ein großes und licht­starkes Fest­brenn­weiten­objektiv. In Verbindung mit einer Voll­format-Spie­gelre­flexkamera wie der Canon EOS 6D Mark II oder der Canon EOS 5D Mark IV liefert es erst­klassige Fotos. Jetzt können Micro-Four-Thirds-Fans dieses Objektiv mitbenutzen: Metabones, eine kleine Firma, die in Kanada entwickelt, in Hong Kong residiert und in China produziert, bietet verschiedene Objektiv­adapter, die beispiels­weise große Canon-Objektive mit kleinen spiegellosen Panasonic-Kameras verbinden. Die Adapter von Metabones sind nicht billig, können sich aber durch­aus lohnen. Wer eine Samm­lung älterer, hoch­wertiger Objektive hat, kann diesen Wert jetzt wieder einsetzen – an seiner neuen spiegellosen Systemkamera im Micro-Four-Thirds-Format. Wir haben den Adapter für rund 700 Euro ausprobiert.

Metabones Adapter verbindet

Kameras und Objektive verbinden - Trend zum intelligenten Adapter

© Stiftung Warentest

Im Test: Die kleine Systemkamera Panasonic GX9 (für rund 800 Euro), das große Fest­brenn­weiten­objektiv Canon EF 85 mm (für rund 360 Euro) und das Verbindungs­glied Metabones Speedbooster XL 0.64x für gut 700 Euro. Der sogenannte Tele­kompressor verbindet nicht nur das Objektiv mit dem Kamera­gehäuse, er reduziert auch die Brenn­weite. Im Fall des Speedboosters um den Faktor 0,64. Aus der Objektiv­brenn­weite von 85 mm werden mit Hilfe von eigenen Linsen rund 54 mm (85 mm x 0,64). Gleich­zeitig verkleinert der Tele­kompressor den Bild­kreis des Objektivs. Dadurch passt das große Objektiv, dass für einen Bild­sensor im Voll­format ausgelegt ist, nun bestens zum kleinen Bild­sensor einer Micro-Four-Thirds-Kamera. Im Unterschied zu rein mecha­nischen Objektiv­adaptern, die die Verbindung verschiedener Systeme allein durch Abstandhalten ermöglichen, nutzt der Tele­kompressor das gesamte Abbildungs­potential des Objektivs.

Weitere Verbindungs­möglich­keiten. Welche Objektiv- und Kameramodelle der untersuchte Adapter noch verbindet, finden Sie in der Tabelle mit der detaillierten Produktbeschreibung.

Metabones Adapter verbessert Licht­stärke

Angenehmer Neben­effekt: Da der Tele­kompressor von Metabones das ganze einfallende Licht aus dem Voll­format­objektiv auf einen kleineren Bild­kreis im Micro-Four-Thirds-Format verteilt, nimmt die Licht­stärke zu. Aus der Blende 1,8 wird durch die Kompression mit dem Faktor 0,64 eine effektive Blende 1,15. Eine solche Licht­stärke ist bei Panasonic-Objektiven kaum zu finden. Das ist ein Gewinn gegen­über Original­objektiven des Kameraanbieters.

Metabones Adapter erhält Auto­fokus

Der Objektiv­adapter von Metabones leistet aber noch mehr: Ein integrierter Mikro­prozessor rechnet die Steuer­signale zwischen den Kamera­systemen Canon EOS und Micro-Four-Thirds um. Das Canon-Objektiv reagiert nun auf die Kommandos der Panasonic GX9: Auto­fokus und elektronische Blenden­steuerung funk­tionierten im Test gut. Ohne den Adapter wären sich die Micro-Four-Thirds-Kamera und das EOS-Objektiv einfach nur fremd. Der Metabones Speedbooster sorgt für die nötige Verständigung und erhält so die Basis­funk­tionen wie Auto­fokus und Blenden­steuerung. Besser noch: Auch die modernen Funk­tionen der Panasonic GX9 wie Fokus-Peaking im Sucher und Software­lupe zum manuellen Scharf­stellen funk­tionieren jetzt im Zusammen­spiel mit dem Canon-Objektiv. Der Bild­stabilisator der Panasonic GX9 fängt auch Bewegungen des Canon-Objektivs ab. In dieser Hinsicht bekommen Panasonic-Fans sogar mehr als reine Canon-Fotografen.

Stärken und Schwächen des Adapters

Stärken. Mehr Licht­stärke (F1,2 statt F1,8) und eine wirk­same Bild­stabilisierung, das sind die Vorteile der Kombination aus Metabones Tele­kompressor, Panasonic-Kamera­gehäuse und Canon-Voll­format-Objektiv. Das Canon EF 85 mm/1.8 liefert in dieser Kombination ähnlich gute Bilder wie mit der Voll­formatkamera EOS 6D Mark II von Canon. In der Bild­mitte ist die Bild­qualität mit der Panasonic Lumix GX9 sogar etwas besser. Wer bereits vorhandene Canon-Objektive an einer kleinen Micro-Four-Thirds-Kamera nutzen will, kann hier durch­aus profitieren.

Schwächen. Zu den Bild­rändern hin macht der Metabones Speedbooster XL 0.64x das Bild allerdings weicher, also etwas unschärfer. Die Ursache: Die Kompression des Voll­format-Bild­kreises auf das kleinere Micro-Four-Thirds-Format verstärkt durch die zusätzlichen Linsen auch die Bild­fehler des Objektivs an den Rändern. Klar unterlegen ist die Kombination mit dem Tele­kompressor in der Einzel­bild­geschwindig­keit. Das Panasonic-Canon-Metabones-System schafft eine Aufnahme pro Sekunde, die Original­kombination von Canon EOS 6D Mark II und EF 85mm 1:1.8 USM dagegen vier. Am Auto­fokus liegt das nicht: Hier ist das Metabones-System insgesamt gleich­wertig, beim Fokus­wechsel sogar schneller.

Fazit: Der Adapter ist nicht billig, aber ein Gewinn

Der Metabones EF – MFT mount T Speedbooster XL 0.64x hilft Fotografen, die hoch­wertige Canon-Voll­format-Objektive an einer Micro-Four-Thirds-Kamera von Panasonic verwenden wollen. Die Kombination beschert mehr Licht­stärke und mehr Komfort. Der Preis dafür, rund 700 Euro.
Die Objektiv­adapter von Metabones sind nicht billig, aber ein Gewinn: Im Unterschied zu einfachen Adaptern (Abstands­haltern), setzen moderne Tele­kompressoren wichtige Funk­tionen mit um. Sie nutzen die gesamte Linsenfläche des Objektivs, verkleinern den Bild­kreis auf das für das Kamera­system erforderliche Format und erhöhen die Licht­stärke. Auto­fokus, elektronische Blenden­steuerung und Bild­stabilisierung bleiben erhalten.

Newsletter: Keinen Schnell­test verpassen

Mit den Newslettern der Stiftung Warentest sind Sie stets bestens informiert über neue Schnell­tests. Sie haben die Möglich­keiten, Newsletter aus verschiedenen Themen­gebieten auszuwählen test.de-Newsletter bestellen.

3

Mehr zum Thema

3 Kommentare Diskutieren Sie mit

Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

m.franziskus am 05.11.2018 um 06:19 Uhr
Alternativen

Es gibt folgende Alternativen:
VILTROX® EF-M2 Autofokus Objektivadapter 0,71x Fokalreduktor Booster-Adapter für Canon EF-Mount-Objektiv auf M43-Kamera für ca. 189,- €
und
VILTROX® EF-M1 Autofokus AF Objektiv Adapter Konverter mit Blendeneinstellung für Canon EF EF EF-S Objektiv auf M43-Kamera für ca. 119,- €!
Der M1 erhält die Brennweite ohne das Bild an den Rändern zu verschlechern und überträgt m.W. alle (?) Signale, einschl. Autofocus, Blendensteuerung und Bildstabilisator.

Profilbild Stiftung_Warentest am 21.06.2018 um 12:48 Uhr
Offene Frage

@hubertus0:
Also, mehr Lichtstärke ist ein ganz deutlicher Vorteil.
Durch den intelligenten Adapter funktionieren aber auch der Autofokus und die elektronische Blendensteuerung.Trotz fremder Systeme von Panasonic und Canon: Das ist genial.
Da der Tele­Kompressor das gesamte Abbildungspotential des Objektivs ausnutzt, tragen Sie nicht unnötig Gewicht mit sich herum.
Richtig ist ihr Einwand, dass die Bildqualität von Objektive zu den Rändern hin abnimmt. Das gilt aber auch für die Originalkombination einer Canon-Vollformatkamera mit einem Canon-Vollformatobjektiv. Den optischen Vorteil, ein Vollformatobjektiv per Abstands-Adapter an einer Kamera mit kleinerem Bildsensor zu verwenden, erkaufen Sie mit mehr Gewicht und Volumen. Sind verschiedene Systeme im Spiel - etwa Canon und Panasonic - können Sie auch die elektronische Kommunikation von Autofokus und Blendensteuerung vergessen. Das leistet eben nur ein intelligenter Adapter.(SG)

hubertus0 am 21.06.2018 um 11:01 Uhr
Was ich nicht verstehe:

Wozu eine mit Fehlern behaftete Konkavlinse in den Adapter einbauen?
Um die Brennweite zu verküzen und um die Lichtstärke zu erhöhen?
Jedes Kameraobjektiv liefert in Bildmitte die besten Resultate und fällt zum Rand hin ab.
Auf diesen Vorteil, nur den besten Bereich der Canon-Objektive zu nutzen, verzichtet man also.
Auf Blende 1,15 pfeife ich, der Schärfenbereich ist auch schon bei Blende 1,8 klein genug, um für die Aufnahme Unwichtiges in Unschärfe versinken zu lassen.
Da es also technisch gesehen ausreichen würde, das große Auflagemaß der Canon-Objektive an das kleinere der MFT-Kamera anzupassen, erschließt sich mir der Sinn dieses sehr teuren Zubehörteils nicht.