
© Stiftung Warentest
Immer mehr hochwertige Kameras bieten eine Funktion namens „Pixelshift“ an. Durch sie sollen Farben realitätsnäher aussehen und Bildstörungen verringert werden. Zwei Top-Modelle, die das können, sind die Panasonic Lumix DC-G9 und die Sony alpha 7R III. Wir haben uns angeschaut, welche der beiden Digitalkameras es besser macht.
Bessere Fotos bei schlechtem Licht
Während die Dämmerung hereinbricht, ragt die Spitze des Eiffelturms pompös in den Himmel. Wegen des schummrigen Lichts würden Fotos aber manche Details der Bogenkonstruktion körnig darstellen und den Braunton des Stahlgerüsts verfälschen. Die Lösung heißt „Pixelshift“ und ist auf Kameras verfügbar, die einen Hochauflösungsmodus bieten. Damit soll etwa die braune Farbe des Turms mehr zur Geltung kommen als beim Standardmodus. Zudem soll die Funktion verhindern, dass die Auflösung leidet und das Bild körnig wird – das kann bei schlechten Lichtverhältnissen passieren. Der Pixelshift bietet sich aber nicht nur für Architekturfotografie an, sondern für alle Situationen mit wenig Licht und wenig Bewegung – etwa das Abfotografieren von Stillleben oder Gemälden.
Der Trick: Pixel verschieben

Mit Pixelshift bildet die Panasonic beispielsweise textile Strukturen (links) schärfer ab als ohne diese Funktion. © Stiftung Warentest (M)
Im Hochauflösungsmodus schießt die Kamera kurz hintereinander mehrere Bilder, wobei der Bildsensor jedes Foto minimal verschiebt – daher die Bezeichnung „Pixelshift“. Diese Aufnahmen werden zu einem Bild montiert. Dadurch erhalten die einzelnen Pixel mehr Licht und mehr Farbinformationen, was das Bildrauschen verringert und für präzisere Farben sorgt. Allerdings treten diese Verbesserungen nur auf, wenn das Motiv sich nicht bewegt und der Fotograf das Bild nicht verwackelt.
Tipp: Verwenden Sie in solchen Situationen unbedingt ein Stativ.
Duell: Wer verschiebt die Pixel besser?
Wir haben die Pixelshift-Technik an zwei hochwertigen Systemkameras mit Festbrennweiten – also ohne Zoom – ausprobiert. Das erste Modell war die Panasonic Lumix DC-G9 mit dem Objektiv Panasonic Lumix G 42.5 mm F1.7 Asph. Power O.I.S. (Gesamtpreis rund: 2 030 Euro). Als zweites Modell wählten wir die Sony alpha 7R III mit dem Objektiv Sony FE 85mm F1.8 (Gesamtpreis rund: 3 600 Euro). Diese zwei Objektive nutzten wir, weil es sich um Festbrennweiten mit hoher optischer Auflösung handelt, die vergleichbare Bildwinkel haben. Um die Qualität von Pixelshift-Aufnahmen mit Standardfotos vergleichen zu können, machten wir mit beiden Kameras jeweils Fotos mit und ohne Pixelshift.
Panasonic profitiert vom Pixelshift

Bei der abgebildeten Farbtafel handelt es sich um ein bewegtes Motiv. Hier lässt sich erkennen, dass die Panasonic-Kamera mit Pixelshift für acht Fotos (links) weniger Zeit braucht als die Sony für vier (rechts). © Stiftung Warentest
Die Panasonic schießt in sehr schneller Folge acht Fotos hintereinander (mit je 20 Megapixel) und setzt diese automatisch zu einem Bild mit insgesamt 80 Megapixel zusammen. Die Sony braucht für ihre vier Bilder (mit je 42 Megapixel) deutlich länger. Das zusammengesetzte Bild entsteht erst durch die Nachbearbeitung am Computer: Die Sony-Software „Viewer“ montiert die Einzelfotos zu einem Bild mit ebenfalls 42 Megapixel. Der Pixelshift gelingt vor allem der Panasonic gut: Die Farben sind im Hochauflösungsmodus intensiver und das Bildrauschen ist deutlich geringer als im Standardmodus. Bei der Sony verbessert sich durch Pixelshift wenig. Im Hochauflösungsmodus kann die Bildqualität der Panasonic zu der von Sony aufschließen, obwohl die Panasonic nur die Hälfte kostet und einen deutlich kleineren Bildsensor hat (Micro Four Thirds statt Vollformat).
HDR: Intensivere Farben ohne Pixelverschiebung
Viele Kameras und Smartphones bieten ebenfalls einen Modus an, der Farben besser darstellen und Bildrauschen verringern soll: High Dynamic Range, kurz HDR. Jedoch gibt es einen gravierenden Unterschied zum Pixelshift: Der Bildsensor wird bei HDR nicht verschoben, sprich die Kamera kombiniert zwar auch mehrere Aufnahmen, jedoch erfasst sie immer genau den selben Bildausschnitt. Meist macht sie drei Bilder mit unterschiedlicher Intensität der Belichtung. Die besten Bereiche aus diesen Bildern werden dann zu einem Foto zusammengefügt.
Fazit: Panasonic kann mit Sony mithalten
Empfehlenswert ist die Pixelshift-Technik bei unbewegten Motiven und einem festen Stativ. Schon kleinste Bewegungen machen das Foto unscharf. Zudem können nur einige hochwertige Objektive das Potenzial der Funktion richtig ausschöpfen. Ambitionierte Fotografen müssen also tiefer in die Tasche greifen. Der Pixelshift tut vor allem der Panasonic Lumix DC-G9 einen Gefallen. Mit seiner Hilfe spielt sie in der selben Liga wie die Konkurrentin Sony alpha 7R III. Die Sony-Kamera kostet zwar doppelt so viel, profitiert aber kaum von der Pixelshift-Funktion – zumal die Bilder am Computer nachbearbeitet werden müssen.
Tipp: Die ausführlichen Testergebnisse der Stiftung Warentest zur Panasonic Lumix DC-G9 (+ G 42.5 mm Asph. Power O.I.S.), zur Sony Alpha 7R III (+ FE 85 mm) und zu über 700 anderen Digitalkameras – von der einfachen Kompaktkamera bis zur Systemkamera mit Wechselobjektiven – finden Sie im Produktfinder Digitalkameras.
-
- Mit dem Kamera-Test der Stiftung Warentest finden Fotobegeisterte die beste Kamera für ihre Zwecke – von der kleinen Digitalkamera bis zur Systemkamera.
-
- Alle Welt fotografiert mit dem Smartphone, der Fotomarkt befindet sich im Umbruch. Das spiegelte auch die diesjährige Fotomesse Photokina in Köln wider, die am Samstag...
-
- Mit den Systemkameras S1R und S1 steigt jetzt auch Panasonic ins Vollformatsensor-Segment ein, das bisher von Sony, Nikon, Canon und Leica bespielt wird. Ob die beiden...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.