

Seit Jahrzehnten werden in China Kameras gefertigt – aber erst kürzlich hat ein chinesischer Anbieter eine eigene Systemkamera auf den Markt gebracht. Der Anbieter heißt Yi, sein Premierenmodell M1. Wir haben die M1 im Set mit zwei Objektiven getestet. test.de erläutert, was Hobbyfotografen von dem chinesischen Neuling erwarten können – und was nicht.
Systemkamera mit Bildsensor von Sony
Die Yi M1 ist eine relativ flache Systemkamera, in der ein Micro-Four-Thirds-Bildsensor mit 20 Megapixeln von Sony verbaut ist. Panasonic und Olympus bauen bereits seit Jahren Systemkameras im Micro-Four-Thirds-Standard und bieten viele kompatible Objektive an. Als Systemkamera bezeichnet man eine Kamera mit Wechselobjektiven und vielen Einstellmöglichkeiten. Kameragehäuse, Objektive und Zubehör eines Systems sind austauschbar (siehe auch unser ABC der Fachbegriffe).
Die Yi M1 liefert nur eine mäßige Bildqualität
Wir haben die Yi M1 mit zwei Objektiven getestet: einem Zoomobjektiv, das Fotos von Weitwinkel bis zu leichtem Tele ermöglicht (Brennweite 12-40 Millimeter) sowie einem Porträtobjektiv (Brennweite 42,5 Millimeter). Die Ergebnisse sind ernüchternd: Vor allem mit dem Zoomobjektiv ist die Bildqualität vergleichsweise bescheiden, besonders bei wenig Licht sind die Fotos nur sehr mäßig. Mit der Festbrennweite sind qualitativ bessere Fotos machbar. Egal, welches Objektiv angedockt ist: Macht sich der Fotograf die Mühe, die Einstellungen manuell vorzunehmen, kann er Fotos in besserer Qualität als im Automatikmodus erzielen. Mit der Festbrennweite können mit manuellen Einstellungen sogar Fotos in guter Qualität erreicht werden. Dazu ist allerdings eine ruhige Hand notwendig: Der Verwacklungsschutz der Yi M1 ist schlecht, ein optomechanischer Bildstabilisator fehlt.
Videos oft unter- oder überbelichtet
Videos können zwar mit einer sehr hohen Auflösung (4k: 3 840 x 2 160 Bildpunkte mit 30 Vollbildern pro Sekunde) aufgenommen werden, sind aber bei schlechten Lichtverhältnissen oft unterbelichtet und bei viel Licht oft überbelichtet. Zudem funktioniert der Autofokus während der Aufnahme nicht immer zuverlässig. Mit der Yi M1 sind Zeitlupen- und Stop-Motion-Aufnahmen möglich. Ein Anschluss für ein externes Mikrofon ist nicht vorhanden.
Andere Modelle sind schneller
Die Kamera ist im Alltag zwar recht einfach zu handhaben, aber in puncto Geschwindigkeit insgesamt eher träge. Bei Auslösegeschwindigkeit und Autofokus sind zahlreiche Konkurrenzmodelle merklich schneller. Die Kaltstartzeit beträgt rund fünf Sekunden, die Auslösezeit mit großer Entfernungsdifferenz beim Fokussieren annähernd eine halbe Sekunde, wenn das Zoomobjektiv montiert ist. Wenn die Festbrennweite montiert ist, benötigt die Yi lange zweieinhalb Sekunden für das Speichern von Einzelbildern. Eine Akkuladung reicht laut Anbieter für 450 Fotos.
Fotos können auch im Rohdatenformat aufgenommen werden
Die Menüsteuerung erfolgt über den Touchscreen-Monitor, der qualitativ zu überzeugen weiß. Jedoch ist er weder dreh- noch kippbar. Ein elektronischer Sucher fehlt, ebenso ein eingebauter Blitz. Die Kamera verfügt über einen Blitzschuh, sodass bei Bedarf ein externer Blitz aufgesteckt werden kann. Fotos können wahlweise auch im hochauflösenden Rohdatenformat (Raw) aufgenommen werden, sodass der Fotograf sie hinterher am Computer gut bearbeiten kann. Über WLan können Bilder kabellos auf ein Smartphone oder Tablet übertragen werden. Auch eine HDR-Funktion (High Dynamic Range) für Aufnahmen mit besonders hohem Kontrastumfang und Fokus-Peaking zum exakten Scharfstellen gehören zur Ausstattung. Ärgerlich: An dem Porträtobjektiv lässt sich die Schärfe nicht per Hand einstellen, sondern nur über das Kameramenü.
Fazit: Die M1 kann mit der Konkurrenz nicht mithalten
Die neue Yi-Systemkamera ist insgesamt nicht gut genug, um mit der etablierten Konkurrenz in dieser Preisklasse mithalten zu können. Für das gleiche und sogar weniger Geld gibt es überzeugendere Systemkameras, wie unser Produktfinder Kameras zeigt. Dort finden Sie auch die Testergebnisse zur M1 im Detail.
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