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Kamera-Apps können hilfreich sein, aber auch eine Menge verraten. Wir haben untersucht, welche Daten die Software an ihre Schöpfer weitergibt. Im Test: die Apps der namhaften Kamera-Anbieter Canon, Fujifilm, Nikon, Olympus, Panasonic, Ricoh, Sony und Yi. Wir testeten jeweils Android- und iOS-Versionen. Sony und Yi machen im Hintergrund weit mehr, als manchem Fotografen lieb sein dürfte.
Yi ist besonders neugierig ...
Yi Technology heißt der Anbieter der ersten spiegellosen Systemkamera aus China, der Yi M1. „Die am besten vernetzte spiegellose Kamera der Welt“, wirbt der Anbieter und liefert dazu die kostenlose Yi Mirrorless-App. Sie dient in erster Linie zum bequemen Teilen der Fotos in sozialen Netzwerken wie Facebook. Eine für viele Fotografen hilfreiche Fernsteuerung der Kamera ist in der Mirrorless App nicht vorgesehen. Hilfreich ist die Software aber für den Anbieter – liefert sie ihm doch eine Menge persönliche Daten des Anwenders: Die Gerätekennungen seines Smartphones und seiner Kamera, aber auch Namen und Kennwort der drahtlosen Netzwerkverbindung zwischen Kamera und Smartphone. Das ist technisch überflüssig und deshalb besonders seltsam.
... und fragt nicht mal um Erlaubnis
Die Yi-App schickt ihre Daten an chinesische Server. Ein anderer Teil ihres Datenstroms landet bei Unternehmen wie Facebook und Google in den USA. Die Frage ist: wozu? Um Fotos in sozialen Medien zu teilen, werden die Daten nicht gebraucht. Besonders pikant: Der Anwender erfährt nichts vom Datenklau. Die App gibt keinen Hinweis und fragt nicht um Erlaubnis. Eine Möglichkeit, der Übertragung zu widersprechen, fehlt. Das widerspricht deutschen Datenschutzrichtlinien.
Sony ähnlich kritisch
Nur bei Sony verhält es sich ähnlich kritisch: Die Foto App „PlayMemories Mobile“ sendet Infos zur verwendeten Kamera und zum Mobilfunk-Anbieter an Sony. Standortdaten gehen an Google, bei der iOS-Version an Apple. Weniger mitteilungsbedürftig aber ebenfalls kritisch sind die Apps Fujifilm Camera Remote (Android), Nikon SnapBridge (iOS) und Olympus Image Share. Sie verraten den Standort des Anwenders. Gar keine persönlichen Daten erfassen Canon Camera Connect, Fujifilm Camera Remote (iOS), Panasonic Image App, Ricoh Image Sync und Nikon SnapBridge (Android).
Fazit: Vorsicht beim Einsatz von Kamera-Apps!

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Achten Sie darauf, welche Zugriffsberechtigungen die Foto-App anfordert. Widersprechen Sie nach Möglichkeit der Weitergabe von Kamera- und Standortdaten. Das funktioniert allerdings nicht immer. Weitgehend unkritisch sind die Apps von Canon, Fujifilm, Nikon, Panasonic und Ricoh. Sony greift dagegen kombinierte Kamera- und Standortdaten ab. Das ist kritisch. Als Datenschleuder entpuppt sich die Yi Mirrorless App. Sie schickt sogar persönliche Gerätedaten, Netzwerknamen und Kennwort an chinesische Server. Ohne zu fragen. Technisch gibt es dafür keinen Grund.
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