Erst der Genuss, dann das schlechte Gewissen: Kaffeekapseln belasten die Umwelt. Einige lassen sich recyceln, wenn Verbraucher sie richtig entsorgen.
Testergebnisse für 14 Kaffeekapseln 11/2015
5 000 Tonnen Material

© picture alliance, Stiftung Warentest (M)
Nach der Benutzung landen die Kapseln im Müll. Der Kaffeesatz ist als organischer Abfall nicht das Problem, sondern die Hülsen. Sie bestehen oft aus Kunststoff, einige aus Kunststoff mit Aluminium. Das Original von Nespresso ist aus Aluminium gefertigt, das nach unseren Untersuchungen innen eine PVC-haltige Folie hat. Durchschnittlich 1,7 Gramm wiegt eine leere Kapsel im Test. Rechnet man den Wert aufs Jahr 2014 hoch, sind das bei fast 3 Milliarden in Deutschland verkauften Kapseln 5 000 Tonnen Material. Etwa 500 Müllwagen wären notwendig, sie abzutransportieren. Umweltschutz sieht anders aus.
„Schützt das Aroma perfekt“
Einige Anbieter erklären, wofür sie Kapseln brauchen: „Schützt das Aroma perfekt“, schreibt etwa Dallmayr im Internet über seine Kunststoff-Alu-Hülsen Capsa. In einer Nespresso-Broschüre steht, dass sich Aluminium „am besten für die anspruchsvolle Technologie“ der Maschinen eigne. Alu oder Kunststoff – was ist das kleinere Übel? Daniel Kovacs, am Umweltbundesamt (UBA) zuständig für Verpackungsabfälle, sagt: „Ohne Umweltbilanz lässt sich nicht sagen, welches Material umweltverträglicher ist.“ Klar sei: Die Herstellung von Primäraluminium kostet über alle Produktionsstufen hinweg deutlich mehr Energie als die von Kunststoff aus Rohöl. Zudem verursacht die Alugewinnung aus Bauxit noch giftigen Rotschlamm.
Aluminium punktet beim Recyceln
Beim Recycling punktet Aluminium. In Deutschland kann entsorgtes Aluminium laut UBA zu 84 Prozent zu Sekundäraluminium verarbeitet werden. Der Energieaufwand dafür sei um 95 Prozent geringer als für Primäraluminium. Kunststoffkapseln haben schlechtere Recycling-Quoten. Die Infrarot-Scanner der Müllsortieranlagen können zwar viele Kapseln erkennen, sortieren aber nur bestimmte Kunststoffe aus – schwarze nicht. Nur ungefähr die Hälfte der Kunststoffabfälle aus privaten Haushalten wird insgesamt recycelt, der Rest verbrannt.
Alternativen: Abbaubare Kapseln und Edelstahl
Biologisch abbaubare Kapseln, die wegen geringer Marktbedeutung nicht im Test vertreten sind, hält Kovacs nicht für umweltfreundlicher: Ihre Herstellung kostet zwar weniger fossile Ressourcen, kann aber Böden und Gewässer belasten. Wiederbefüllbare Kapseln, etwa aus Edelstahl, haben sich am Markt noch nicht etabliert.
Grüner Punkt
Die meisten Verpackungen tragen den grünen Punkt, sie gehören in die gelbe Tonne. Die Kapseln mit ihren Kaffeeresten fallen nicht unter die Verpackungsverordnung und gehören streng genommen wie Teebeutel in den Hausmüll. Anbieter wie Nestlé, Aldi Süd und Jacobs erklären im Internet, aber meist nicht auf der Packung, dass sich ihre Kapseln in der gelben Tonne entsorgen lassen. Diese Firmen brauchen eine Lizenz eines Dualen Systems. Sie zahlen dann nicht nur fürs Entsorgen der Verpackungen, sondern freiwillig auch für das der Kapseln. Landen nicht-lizensierte Kapseln in der gelben Tonne, sortieren die Anlagen sie dennoch fürs Recycling aus. Das ist zwar nicht im Sinne der dualen Systeme, aber noch das Beste für die Umwelt.
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@upoen: Wir verweisen auf eine Stellungnahme der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zu diesem Thema: www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/deutsche-umwelthilfe-und-bundesguetegemeinschaft-kompost-kritisieren-greenwashing-mit-biologisch-abba/. Fazit: Die Erfassung von Kaffeekapseln über die Biotonne ist durch die Bioabfallverordnung (BioAbfV) sowie die Düngemittelverordnung (DüMV) verboten. Dies gilt auch dann, wenn die Werkstoffe nach einschlägigen Normen wie der DIN EN 13432 als ‚biologisch abbaubar‘ oder ‚kompostierbar‘ zertifiziert sind. Alternativen sind wieder verwendbare nachfüllbare Kapseln, wie sie bereits im Handel angeboten werden, oder man kehrt zu guten alten Kaffeemaschine oder dem bewährten manuellen Aufbrühverfahren zurück. (Bee)
Kleine Haushalte halten klassische Siebträger-Espressomaschinen oft nicht für angemessen und bevorzugen Kapselmaschinen. Dies führt jedoch zu einem Umweltproblem wegen der Kapseln.
Seit Ende 2019 besteht die Kapsel eines bestimmten Kaffees für Nespresso-Maschinen (Moreno von Aldi) aus biologisch abbaubarem Kunststoff. Auf der Schachtel steht ein Zertifikatszeichen mit der Bezeichnung "kompostierbar 7P053". Dies wird vergeben von DIN CERTO bzw. TÜV Rheinland.
1. Gelangen damit weniger Mikro-Kunsttoffe in die Umwelt als mit herkömmlichen Kunststoffkapseln?
2. Sind Energiebilanz und Resourcenverbrauch hiermit günstiger als bei Aluminium-Kapseln?
3. Kann man die Bio-Kapseln im Hauskompost entsorgen, wie auf der Schachtel steht?
4. Oder müssen die Kapseln statt dessen in die Gelbe Tonne oder gar in die Restmüll-Tonne, da viele örtliche Entsorger noch gar nicht auf die längere Kompostierung von Bio-Kunststoffen vorbereitet sind?
5. Kaffee mit "biologisch abbaubaren" Kapseln empfehlen
Auch wenn in "Test" als kompatibel bezeichnete Kapseln (hier: Capsa und Cafet) benutzt werden und innerhalb der Garantiezeit z.B. bei deLonghi U ein Schaden eintritt, verweigert Nespresso die kostenlose Reparatur wegen "Fremdkapselnutzung". Die Reparatur bei Undichtigkeit und Wasseraustritt kostet 93 € .Auf diese Nespresso-Garantieverweigerung bei Nutzung von Fremdkapseln sollte "Test" eigentlich hinweisen.
Hallo test Team,
habe mir verschiedene Sorten von Dallmayr zum probieren geholt.
Für nicht Espresso oder Ristretto Trinker ist der Lunge in der Tat vorzüglich, weil nicht so stark.
Aber auch der einzige der ohne Probleme oder lange Laufzeiten in die Tasse läuft!
ALLE anderen Sorten die ich getestet habe tröpfeln nur in die Tasse oder die Maschine schaltet sogar ab und beschwert sich das der Wassertank leer sein soll. Dies liegt jedoch am sehr geringen Durchfluß!
getestete Sorten, espresso indian sundara, espresso barista, espresso artigiano und lungo ethiopia
@derkamener: Unsere Testergebnisse gelten nur für die getesteten Kapsel. (bp)