Umweltbelastung durch Kaffeekapseln: 3 Milliarden Kapseln
Erst der Genuss, dann das schlechte Gewissen: Kaffeekapseln belasten die Umwelt. Einige lassen sich recyceln, wenn Verbraucher sie richtig entsorgen.
5 000 Tonnen Material

Nach der Benutzung landen die Kapseln im Müll. Der Kaffeesatz ist als organischer Abfall nicht das Problem, sondern die Hülsen. Sie bestehen oft aus Kunststoff, einige aus Kunststoff mit Aluminium. Das Original von Nespresso ist aus Aluminium gefertigt, das nach unseren Untersuchungen innen eine PVC-haltige Folie hat. Durchschnittlich 1,7 Gramm wiegt eine leere Kapsel im Test. Rechnet man den Wert aufs Jahr 2014 hoch, sind das bei fast 3 Milliarden in Deutschland verkauften Kapseln 5 000 Tonnen Material. Etwa 500 Müllwagen wären notwendig, sie abzutransportieren. Umweltschutz sieht anders aus.
„Schützt das Aroma perfekt“
Einige Anbieter erklären, wofür sie Kapseln brauchen: „Schützt das Aroma perfekt“, schreibt etwa Dallmayr im Internet über seine Kunststoff-Alu-Hülsen Capsa. In einer Nespresso-Broschüre steht, dass sich Aluminium „am besten für die anspruchsvolle Technologie“ der Maschinen eigne. Alu oder Kunststoff – was ist das kleinere Übel? Daniel Kovacs, am Umweltbundesamt (UBA) zuständig für Verpackungsabfälle, sagt: „Ohne Umweltbilanz lässt sich nicht sagen, welches Material umweltverträglicher ist.“ Klar sei: Die Herstellung von Primäraluminium kostet über alle Produktionsstufen hinweg deutlich mehr Energie als die von Kunststoff aus Rohöl. Zudem verursacht die Alugewinnung aus Bauxit noch giftigen Rotschlamm.
Aluminium punktet beim Recyceln
Beim Recycling punktet Aluminium. In Deutschland kann entsorgtes Aluminium laut UBA zu 84 Prozent zu Sekundäraluminium verarbeitet werden. Der Energieaufwand dafür sei um 95 Prozent geringer als für Primäraluminium. Kunststoffkapseln haben schlechtere Recycling-Quoten. Die Infrarot-Scanner der Müllsortieranlagen können zwar viele Kapseln erkennen, sortieren aber nur bestimmte Kunststoffe aus – schwarze nicht. Nur ungefähr die Hälfte der Kunststoffabfälle aus privaten Haushalten wird insgesamt recycelt, der Rest verbrannt.
Alternativen: Abbaubare Kapseln und Edelstahl
Biologisch abbaubare Kapseln, die wegen geringer Marktbedeutung nicht im Test vertreten sind, hält Kovacs nicht für umweltfreundlicher: Ihre Herstellung kostet zwar weniger fossile Ressourcen, kann aber Böden und Gewässer belasten. Wiederbefüllbare Kapseln, etwa aus Edelstahl, haben sich am Markt noch nicht etabliert.
Grüner Punkt
Die meisten Verpackungen tragen den grünen Punkt, sie gehören in die gelbe Tonne. Die Kapseln mit ihren Kaffeeresten fallen nicht unter die Verpackungsverordnung und gehören streng genommen wie Teebeutel in den Hausmüll. Anbieter wie Nestlé, Aldi Süd und Jacobs erklären im Internet, aber meist nicht auf der Packung, dass sich ihre Kapseln in der gelben Tonne entsorgen lassen. Diese Firmen brauchen eine Lizenz eines Dualen Systems. Sie zahlen dann nicht nur fürs Entsorgen der Verpackungen, sondern freiwillig auch für das der Kapseln. Landen nicht-lizensierte Kapseln in der gelben Tonne, sortieren die Anlagen sie dennoch fürs Recycling aus. Das ist zwar nicht im Sinne der dualen Systeme, aber noch das Beste für die Umwelt.