
Die beste Jeans im Test kommt von Zara – für günstige 26 Euro. Die spanische Modekette zeigt sich zudem transparenter als viele andere.
Testergebnisse für 15 Jeans für Männer 10/2011
Die Geschichte der Jeans beginnt Mitte des 19. Jahrhunderts. Levi Strauss, ein in die USA emigrierter Deutscher, schneidert seine erste richtige Levi’s. Nicht mehr aus grober brauner Zeltplane, wie er sie zuvor für Goldgräber genäht hatte, sondern aus blauem schwerem Baumwollstoff, dem Denim (siehe Jeans-Lexikon). Der Stoff kommt aus dem französischen Nîmes, wurde in Gênes (Genua) verschifft. Daraus formten amerikanische Zungen „jeans“.
Derbe Arbeitshose als Kultobjekt
Marlon Brando, James Dean und Elvis Presley machten die Blue Jeans, die blauen Hosen, dann 100 Jahre später auch in Deutschland populär. Brando und Dean auf der Kinoleinwand, Rock’n’Roll-Idol Presley als amerikanischer Soldat. Die vormals derbe Arbeitshose avancierte zum Kultobjekt, wurde Ausdruck jugendlichen Protestes gegen Autorität und alte Zöpfe.
Nur harte Fakten untersucht
Die Jugend von damals trägt immer noch Jeans – ihre Enkel aber auch. Kombiniert mit T-Shirt und Sakko, einst von Andy Warhol vorgeführt, sind Jeans selbst in der Oper nicht mehr tabu. Auch Stardesigner haben sie entdeckt: Armani, Gucci, Yves Saint Laurent und nicht zuletzt die britische Punkstilikone Vivienne Westwood. Die hat für Lee die Anglomania-Linie entworfen. Dafür bekam sie den Preis für „best denim“ der englischsprachigen Modezeitschrift „Sportswear international“. Verliehen wurde der Preis auf der diesjährigen „bread & butter“ in Berlin, der internationalen Leitmesse für Denim schlechthin.
Ob schnörkellos klassisch oder laufstegtauglich – modische Aspekte spielten bei diesem Test keine Rolle. Die sind reine Geschmacksache. Wir haben an den 15 Jeans harte Fakten untersucht: Haltbarkeit, Passform und Schadstoffe. Der CSR-Test enthüllt, ob die Firmen gesellschaftlich verantwortlich produzieren lassen.
Kik verdreht sich
Die Palette reicht von der Billigjeans für 10 Euro von Kik bis zur amerikanischen 7 for all mankind für knapp 250 Euro. Dazwischen liegen Welten, sollte man meinen. Optisch stimmt das auf alle Fälle, qualitativ weniger. Die schicke 7 for all mankind ist gut, die unscheinbare Kik immerhin noch befriedigend. Doch Macken haben beide. Die teuerste Hose im Test passt exzellent, scheuert aber vergleichsweise schnell durch.
Im Test (siehe Der Scheuertest) rissen die ersten Fäden nach 30 000 Touren. Zum Vergleich: Normale Stoffhosen sollen auch mindestens 20 000 Umdrehungen schadlos überstehen. Die Jeans vom Textildiscounter Kik ist dagegen robuster, übersteht rund 47 000 Scheuertouren. Sie verdreht aber nach dem Waschen die Beine. Dann sitzen die Nähte am Unterschenkel nicht mehr seitlich, sondern weiter vorn. Das sieht billig aus, der Schnitt ist hin.
Zara, die passt
Doch preisgünstig heißt nicht automatisch schlechter. Unter den neun guten Jeans finden sich immerhin drei, die weniger als 50 Euro kosten. Testsieger Zara ist schon für 26 Euro zu haben und überzeugt unter anderem mit einer guten Passform.
Löcher gehören zum guten Ton

Absichtlich zerstört: Mit Rissen und Löchern verzierte Jeans sind bei jungen Leuten beliebt.

Überhaupt machen alle Jeans eine passable Figur. Richtig schlecht ist keine einzige. Jack & Jones, Diesel und G-Star scheuern schneller durch als andere. Ihre Haltbarkeit ist ausreichend. Doch selbst diese Typen kommen noch mit einem blauen Auge davon. Wir haben sie nur milde abgewertet. Löcher gehören ja gerade bei jungen Leuten modisch zum guten Ton.
Kaum Schadstoffe gefunden
Jeans werden teils aufwendig und mit Chemikalien bearbeitet. Erstaunlich: Schadstoffe haben wir im Labor kaum gefunden. Lediglich in den Modellen von Lee, H&M und Levi’s registrierten die Messgeräte geringe, für den Träger harmlose Spuren von Schwermetallen oder Formaldehyd. Und in der neuen Wrangler Texas fand sich etwas mehr Kupfer. Nach der ersten Wäsche war aber auch das kaum noch nachweisbar.
Tipp: Waschen Sie neue Jeans vor dem ersten Tragen. Das entfernt mögliche Rückstände aus der Produktion und überschüssige Farbe. Sicherheitshalber sollten Sie die Hose zunächst allein waschen, damit nichts anderes anfärben kann.
Der schmutzige Charakter färbt ab
Die Waschanleitungen betonen oft, die Hose von links und separat zu waschen. Manche empfehlen sogar Feinwaschmittel und den Schonwaschgang. Das ist übertrieben. Wir wuschen die Jeans im normalen Buntprogramm bei 40 Grad mit pulverförmigem Colorwaschmittel. Andere Textilien wurden dabei kaum verfärbt. Teilweise wusch sich recht viel Farbe aus, aber die landete meist im Abwasser. Nur der bräunliche Ton der Nudie Average – er verleiht ihr den gewollt schmutzigen Charakter (Dirty Style) – färbte ab. Spätestens nach zehn Wäschen war vom modischen Schmuddellook nichts mehr übrig – enttäuschend bei einer Hose für stolze 139 Euro.
Wenn das Sofa blau wird

Die Nudie-Jeans ganz neu (links): Der bräunliche Ton gibt diesem Modell seinen eigenen Charakter. DieNudie-Jeans nach zehn Wäschen (rechts): Spätestens jetzt hat sich der besondere Ton verloren.

Unliebsame Überraschungen drohen grundsätzlich durch alle Jeans, aber aus einem anderen Grund. Der blaue Stoff kann durch Reibung abfärben. Das passiert besonders dann, wenn er feucht geworden ist, etwa durchs Schwitzen oder bei Regenwetter. Reibt die Hose dann auf einem hellen Untergrund, ist die weiße Boxershorts womöglich bläulich angelaufen, selbst noch nach vielen Jeans-Wäschen.
Der Grund: Indigo-Farbstoff geht keine chemische Verbindung mit der Baumwollfaser ein, sondern ummantelt sie lediglich. Bei Reibung löst sich die Farbe dann leicht von der Faser und sucht sich eine andere „Heimat“. Mit nasser Hose sollte man sich deshalb lieber nicht aufs gelbe Sofa kuscheln oder in den beigen Ledersportsitz seines Cabrios schmeißen. Auch das kann unschöne Verfärbungen zur Folge haben.
Das passiert mit billigen und mit teuren Hosen. Der Denim-Grundstoff kann aus der gleichen Färberei stammen. Entscheidend für den Preis ist in erster Linie das Design und der klangvolle Name des Labels, der Marke. Jeans als Modeartikel sind ein lukratives Geschäft. Im Jahr 2010 gaben die Deutschen mehr als 3 Milliarden Euro für 84 Millionen Stück aus. Statistisch kauft also jeder pro Jahr eine neue Jeans im Wert von 36 Euro – vom Enkel bis zum Opa.
-
- Unser Schweizer Partnermagazin KTipp hat 16 Jeans getestet. Bekannte Marken wie Levis enttäuschen. Nur drei Damen- und eine Herrenhosen überzeugen.
-
- Wie stark belastet unser Modekonsum die Umwelt? Das haben wir für ein T-Shirt erhoben. Unsere Berechnungen zeigen, wie es gelingt, sich nachhaltiger zu kleiden.
-
- Im K-Tipp-Test von Herren-Unterhosen fielen große Marken wie Versace und Schiesser durch. Nur drei Modelle überzeugten. Eines davon ist auch in Deutschland erhältlich.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Es ist schade, dass die in meinen Augen wichtige Jeans-Marke fehlt: Joker. Dies sind in Stoff und Verarbeitung die besten Jeans, die ich kenne - ich kann sie tragen, bis die Farbe vollkommen verwaschen ist, Nähte und Stoff halten ewig. Die Qualität der Marke ist langfristig und Sortimentsunabhängig. Dies gilt für einige der genannten Marken - Levis, siehe oben, aber auch Diesel nicht. Als ökologisch und fair produziert habe ich in letzter Zeit howies kennengelernt, die qualitativ sehr gute Kleidung sowie auch Jeans herstellen. Hier kann ich noch nichts zu einem persönlichen Dauertest sagen, aber die Tendenz ist sehr gut.
Ich bin überrascht über die Bewertung der Haltbarkeit der Levi's 501. Aufgrund meiner Erfahrungen kann ich sagen, dass mieser Stoff zu völlig überhöhten Preisen verkauft wird.
Im Bereich der Knie waren die Jeans nach erstaunlich kurzer Zeit durchgescheuert. Genauso die vordere Tasche (Schlüssel) sowie die hintere Tasche (Geldbeutel).
Da halten sogar die 25€-Jeans von C&A länger.