Jeans CSR Viele Anbieter mauern

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Jeans CSR - Viele Anbieter mauern

Jeans müssen cool sein: Schon beim Kauf sollen sie abge­tragen wirken. Arbeiter in Asien, Italien oder der Türkei bearbeiten den Denim dafür. Arbeits­schutz wird dabei oft vernach­lässigt. Das zeigt der CSR-Test: test hat unter­sucht, wie ernst Jeans­hersteller ihre soziale und ökolo­gische Verant­wortung (Corpo­rate Social Responsibility: CSR) nehmen. Fazit: Die Branche hält vieles unter Verschluss.

Jeans CSR Testergebnisse für 15 CSR Jeans für Männer 10/2011 freischalten

Liste der 15 getesteten Produkte
CSR Jeans für Männer 10/2011
  • 7 for all mankind Standard Classic straight leg Art.-Nr. SMND 00QRI. Hauptbild
    7 for all mankind Standard Classic straight leg Art.-Nr. SMND 00QRI.
  • Diesel Safado regular slim-straight Hauptbild
    Diesel Safado regular slim-straight
  • G-Star Raw 3301 Victor straight Art.-Nr. 50481.2793.1523 Hauptbild
    G-Star Raw 3301 Victor straight Art.-Nr. 50481.2793.1523
  • H&M Original regular waist straight leg Art.-Nr. 5672/1 Hauptbild
    H&M Original regular waist straight leg Art.-Nr. 5672/1
  • Hugo Boss Boss Orange 31 everyday regular fit Art.-Nr. 50186402 Hauptbild
    Hugo Boss Boss Orange 31 everyday regular fit Art.-Nr. 50186402
  • Jack & Jones Clark vintage JOS 217 SUP Art.-Nr. 12035673 Hauptbild
    Jack & Jones Clark vintage JOS 217 SUP Art.-Nr. 12035673
  • Jeans Fritz For friends Slim straight fit Art.-Nr. 18613 Hauptbild
    Jeans Fritz For friends Slim straight fit Art.-Nr. 18613
  • Kik kikstar Worker Art.-Nr. 8298400 Hauptbild
    Kik kikstar Worker Art.-Nr. 8298400
  • Kuyichi Lewis regular fit Art.-Nr. 1001-0-85-830-84-95 Hauptbild
    Kuyichi Lewis regular fit Art.-Nr. 1001-0-85-830-84-95
  • Lee Powell low slim Art.-Nr. L704OBDK Hauptbild
    Lee Powell low slim Art.-Nr. L704OBDK
  • Levi's 501 Original fit Art.-Nr. 00501.01.14 Hauptbild
    Levi's 501 Original fit Art.-Nr. 00501.01.14
  • Nudie Average joe straight leg Art.-Nr. 110791 Hauptbild
    Nudie Average joe straight leg Art.-Nr. 110791
  • Salsa Salsa Low waist Art.-Nr. 911136990110210 Hauptbild
    Salsa Salsa Low waist Art.-Nr. 911136990110210
  • Wrangler Texas stretch regular fit Art.-Nr. W12-133-010 Hauptbild
    Wrangler Texas stretch regular fit Art.-Nr. W12-133-010
  • Zara Slim fit 003 low waist Art.-Nr. 5575/423/407 Hauptbild
    Zara Slim fit 003 low waist Art.-Nr. 5575/423/407

Größter Textilkonzern der Welt schweigt

15 Jeans – von 10 Euro bis 249 Euro – hat die Stiftung Warentest auf Halt­barkeit, Pass­form und Schad­stoffe untersucht Test Männerjeans. Das über­raschende Ergebnis: Gute Denim-Ware gibt es bereits für wenig Geld. Weitere Erkennt­nis: Unter welchen Bedingungen die Jeans hergestellt werden, wollten viele Anbieter nicht verraten. Wie wichtig sind der Firma die Mitarbeiter und die Umwelt? „Auskunft verweigert“ hieß es hier bei den Anbietern Diesel, Hugo Boss, Jeans Fritz, Kuyichi und Salsa – ebenso 7 for all mankind, Lee und Wrangler, die zur VF Corporation gehören. Die VF ist nicht irgendwer, sondern das größte Textil­unternehmen der Welt, dem viele weitere Marken wie etwa The North Face gehören. Am Ende bekamen die Tester keine einzige chinesische Fabrik zu Gesicht. Dabei ist China der größte Jeans­produzent der Welt.

H&M produziert in Bangladesch

Immerhin sieben Jeans­anbieter öffneten ihre Fabriken, darunter H&M und Kik in Bangladesch sowie Levi’s in Pakistan. Ein wirk­lich starkes Engagement wird aber nirgendwo gelebt. Selbst in Italien, wo G-Star und Nudie produzieren lassen, gab es große Schwach­stellen: Lieferanten werden ungenügend kontrolliert, teils fehlt es an Arbeitnehmer­vertretungen. Am Ende stehen H&M und Zara am besten da, obwohl auch sie nur durch­schnitt­liches Engagement unter Beweis stellen.

Der Arbeits­schutz reicht nicht aus

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Oft wird den Jeans mit Sprüh­pistolen der letzte Schliff gegeben. Hier trägt ein Arbeiter stellen­weise Farbe auf.

Eine der kritischsten Stufen in der Produktion ist die Veredlung. Hier werden die Jeans an ihrer Oberfläche stark bearbeitet, um abge­tragen auszusehen (used look). Hier kommen Bims­steine, Harz, Sand oder Chemikalien zum Einsatz. Es passiert, dass Arbeiter in Ohnmacht fallen, weil sie bei großer Hitze Chemikalien aufsprühen und die Belüftung ausgestellt wurde. Unzu­reichender Arbeits­schutz ist ein großes Problem der Branche. Außerdem sind viele Arbeiter unzufrieden mit ihrem Lohn, da sie davon nicht leben können. Das ergaben Interviews in den Produktions­stätten. Auch Über­stunden sind außer­halb Europas weiter ein Problem. Sie liegen oft über dem Erlaubten oder werden nicht immer angemessen bezahlt.

Sand­strahlen wird weiter praktiziert

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Sand­strahlen mitten in Italien: Trotz des Schutz­anzugs besteht Gesund­heits­gefahr. Die feinen Sand­partikel gelangen über­all hin.

Auch mithilfe von Sand­strahlen können Jeans­anbieter ihren Hosen ein abge­tragenes Aussehen geben. Der feine Sand­staub kann aber die Lungen der Arbeiter schädigen und schlimms­tenfalls zum Tod führen. Besonders in der Türkei sind seit 2004 gehäuft Erkrankungen und Todes­fälle aufgetreten. Keine der 15 Jeans im Test wurde mit Sand behandelt, wie ein Experte bestätigte. Dennoch haben die Tester in mehreren Produktions­stätten gesehen, dass das Sand­strahlen weiter praktiziert wird. In der Regel erledigen das Subunternehmer, die für mehrere Auftrag­geber arbeiten. H&M etwa hat sich vom Sand­strahlen losgesagt. Doch in der gleichen Fabrik in Bangladesch, wo H&M Jeans produzieren lässt, wurde es für andere Anbieter einge­setzt. Der schwe­dische Anbieter Nudie bekennt sich zum Sand­strahlen und glaubt, die Schutz­anzüge der Arbeiter seien sicher. Kunden sollten beim Einkauf neuer Hosen daher kritisch nach­haken: Tipps.

Suche nach der grünen Jeans

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Qualitäts­kontrolle in Bangladesch: Diese Frauen über­prüfen, ob die Hosen sauber genäht wurden. Anschließend wird die Ware verpackt.

Bei der Jeans­produktion fallen viele Mengen an Wasser an. Eine Analyse von Levi’s zeigt, dass neben dem Baumwoll­anbau auch die Wäscherei am Ende der Produktion betroffen ist – bis zu 42 Liter Wasser werden pro Hose verbraucht. Anbieter feilen darum an umwelt­freundlicheren Wasch­techniken, die den Wasser- und Chemikalien­verbrauch senken. Auch recycelter Denim und Biobaumwolle sollen Jeans grüner machen. Zwei Anbieter im Test, Kuyichi und Nudie, bieten Jeans aus Biobaumwolle an. Nudie konnte das Biozertifikat Gots (Global organic textile stan­dard) vorlegen, ließ aber auch Fragen offen. Die Kuyichi-Philosophie blieb gänzlich im Dunkeln. Die Firma schwieg zu allem. Zudem erwies sich ein Tracking Code in der Kuyichi-Jeans – er soll es möglich machen, dass Produktions­orte im Internet zurück­verfolgt werden können – als nutzlos. Er funk­tioniert nicht. Nicht gerade glaubwürdig für einen selbst­ernannten Bio-Vorreiter Tracking System für Ökomode: Leere Versprechen.

CSR-Test Jeans: So testete die Stiftung Warentest

Alle projekt­spezi­fischen Kriterien zur Bewertung der Unter­nehmens­ver­antwortung zum CSR-Test Jeans zum kostenlosen Download (pdf, 15 Seiten).

Hinweis: test hat gleich­zeitig auch die Jeans selbst auf ihre Pass­form und ihr Durch­halte­vermögen getestet: 15 Männerjeans im Test

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Tabak am 28.09.2011 um 03:43 Uhr
    Als langjähriger Kunde von 7 for all mankind...

    ...bin ich schwer enttäuscht, dass diese Luxusmarke zu allen CSR-Fragen mauert.
    Bei den Preisen, die ich bisher angesichts der einzigartigen Paßform mehr oder weniger gerne bezahlt habe, sollten ordentliche Produktionsbedingungen doch wohl selbstverständlich sein.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 26.09.2011 um 17:22 Uhr
    Produktansatz im Test

    @juliafriday, @Anleger: Die Stiftung Warentest hat bei den durchgeführten CSR-Tests nicht das ganze Unternehmen, sondern nur den Unternehmensbereich, von dem das getestete Produkt hergestellt bzw. angeboten wird, geprüft. Wir verfolgen einen Produktansatz, das heißt wir berücksichtigen die sozialen und ökologischen Vorgaben des Unternehmens, überprüfen deren Umsetzung entlang des Produktionsweges einer Jeans und besichtigen dazu die wichtigsten Produktionsstufen seiner Lieferanten. Um das ganze Unternehmen zu beurteilen, müssten wir für eine Vielzahl an Produkten auch mehrere hundert Lieferanten samt Fertigungsstätten überprüfen. Das ist schier unmöglich. Dass Zara oder aber H&M mit anderen Lieferanten anderer Produkte Probleme wie etwa die zitierte Zwangsarbeit haben, zeigt nur, dass Vorgaben bei den Lieferanten nicht ausreichend kontrolliert bzw. daraus nicht rechtzeitig Konsequenzen gezogen werden. Bei den überprüften Lieferanten konnten wir derartige Missstände nicht feststellen.

  • LarsWittenbrink am 26.09.2011 um 13:27 Uhr
    Mängel im Test | Reaktion öko-fairer Händler

    Auch wenn ein Teil der Kritik an Kuyichi und Nudie durchaus berechtigt ist, stellt der CSR-Test im Ergebnis die Verhältnisse auf den Kopf.
    Eine Stellungnahme der im "korrekte klamotten Netzwerk" zusammengeschlossenen öko-fairen Mode-Händler gibt es hier:
    http://korrekte-klamotten.de/korrekte-klamotten/kritik-an-kuyichi-und-nudie-im-jeans-test-europaischer-verbraucherorganisationen/#comments
    Eine differenzierte Bewertung bei Journalistin, Autorin und Greenpeace-Mitarbeiterin Kirsten Brodde:
    http://www.kirstenbrodde.de/?p=1498#comments

  • Gelöschter Nutzer am 25.09.2011 um 18:40 Uhr
    @SilviaR1960

    Test hat die Herstellung der Jeans beschrieben und eine Einschätzung über das soziale und umweltpolitische Engagement der Firmen in dieser Beziehung abgegeben. In Deutschland hat jeder Arbeitnehmer das Recht, seine Vorwürfe von einem unabhängigem Gericht überprüfen zu lassen. Deutsches Recht gilt für jeden Hersteller, Vertreiber und Verkäufer gleichermaßen. Übrigens hat die Kik-Jeans alles andere als positiv abgeschnitten. Zwar war der Stoff der mit Abstand haltbarste im Test, was natürlich sehr gut ist. Allerdings verzog sich die Jeans bereits nach einer Wäsche dermaßen, daß ein Tragender Jeans hinterher praktisch nicht mehr möglich ist. Von einem positiven Gesamtergebnis kann also nun wirklich nicht die Rede sein. In den Herstellungsländern schnitten die Kik-Fabrikanten aber nun mal halbwegs gut ab. Das ist nach den Testergebnissen eine Tatsache. Ob einem die deutschen Vertriebsmethoden gefallen, muß jeder selbst entscheiden.

  • SilviaR1960 am 25.09.2011 um 18:12 Uhr
    sehr bedenkliche Aussagen

    Normalerweise sind die Testergebnisse eine wichtige Kaufentscheidung für mich. Was ich aber diesmal lesen musste, hat in meinem Kopf ein großes Fragezeichen hinterlassen. Nicht die Ergebnisse, dass die Jeansherstellung alles andere als umweltfreundlich und es für die Arbeiter gesundheitsgefährdend ist, das wusste ich schon.
    Viel schlimmer fand ich die relativ positive Einschätzung von KiK. Zum einen sagt einem doch schon der Preis, dass für die, die das Teil herstellen nicht viel übrig bleiben kann. Zum zweiten frage ich mich, hat denn niemand bei Test die Reportage in der ARD gesehen, wo es erschreckende Einblicke in die Firmenpolitik von KiK gegeben hat? Ich gehe davon aus, dass das bei anderen Billigheimern auch nicht besser ist. Ich jedenfalls boykottiere Unternehmen, von denen ich weiß, dass sie gegen Umwelt und/oder die Menschlichkeit verstoßen.