
Iqos besteht aus einem Ladegerät (hinten im Bild) und einem stiftähnlichem Halter (vorn im Bild), der die extra erhältlichen Tababsticks (auch Heets genannt) erhitzt. Eine Packung enthält 20 Tabaksticks.
Der Tabakkonzern Philip Morris bewirbt derzeit stark ein neues Produkt: Iqos heißt es. Anders als E-Zigaretten verdampft das Gerät keine nikotinhaltige Flüssigkeit, sondern erhitzt echten Tabak, verbrennt ihn aber nicht. Dadurch enthält der Dampf laut anbieterfinanzierten Studien deutlich weniger schädliche Stoffe als Zigarettenrauch. Trotzdem bestehen erhebliche gesundheitliche Risiken, warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung: Auch beim Tabakerhitzen entstünden Stoffe, die das Erbgut verändern können. Das Suchtpotenzial sei vergleichbar mit dem von Zigaretten.
Tabakerhitzer für 99 Euro

Philip Morris wirbt großflächig für Iqos. Hier eine Litfaßsäule in Berlin.
„Die neue Art, Tabak zu genießen“, „Kein Feuer, keine Asche“ und „Kein Zigaretten-Rauchgeruch“– heißt es auf den Werbeplakaten zu Iqos. Während die Deutschen immer weniger Zigaretten kaufen, versuchen die Tabakkonzerne mit neuen Produkten im Geschäft zu bleiben. E-Zigaretten mit nikotinhaltigen Liquids sind für viele Raucher keine Alternative. Zwar schadet Dampfen nach jetzigem Forschungsstand weniger als Rauchen (E-Zigarette: Ist Dampfen harmloser als Rauchen?), noch fehlen aber Daten zu langfristigen Auswirkungen und so mancher Raucher vermisst den Tabakgeschmack. Hier setzen die so genannten Heat-Not-Burn-Produkte an (deutsch: Erhitzen, nicht verbrennen). In Deutschland ist bislang nur der Tabakerhitzer Iqos mit den dazugehörigen Tabaksticks aus dem Hause Philip Morris erhältlich. Das Gerät kostet stolze 99 Euro, eine Packung mit 20 Tabaksticks sechs Euro – das ist mit einer durchschnittlichen Packung Zigaretten vergleichbar. Mehr Infos: Mit Technik rauchen.
Video: Iqos im Selbstversuch
Bisher gibt es nur vom Anbieter finanzierte Studien

Links ist das Ladegerät (Pocket Charger), in der Mitte der Halter (Holder), rechts ein Tabakstick. Kosten für das Gerät: 99 Euro, 20 Tabaksticks: 6 Euro.
Während Zigaretten bei mehr als 600 Grad Celsius verbrennen, erhitzt Iqos Tabak nur auf 250 bis 350 Grad Celsius. Dadurch sollen die Gehalte an schädlichen Stoffen im entstehenden Dampf im Vergleich zu Zigarettenrauch deutlich reduziert sein. Philip Morris hat nach eigenen Angaben rund drei Milliarden Dollar in die Entwicklung des Produkts gesteckt. Auch die wissenschaftliche Forschung zur Schädlichkeit des Dampfes hat der Konzern finanziert. Auf diese Studien stützt sich die aktuelle, vorläufige Risikobewertung von Tobacco Heating-Systemen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) im Wesentlichen. Eigene Untersuchungen zu den Emissionen von in Deutschland erhältlichen Tabakerhitzern will das BfR im Herbst dieses Jahres starten. Philip Morris hat eine Zusammenfassung aller bisherigen Studien erstellt.
Ähnliche Nikotingehalte wie in Zigaretten
In den Tabaksticks ist Tabak enthalten und somit auch Nikotin. Wie viel, ist auf den Packungen und auch auf der Webseite des Anbieters nicht angegeben. In einer der Studien, die das BfR in seiner vorläufigen Risikobewertung nennt, rauchte ein Teil der Probanden von Philip Morris entwickelte und zur Verfügung gestellte Testprodukte mit einem Nikotingehalt von 0,5 Milligramm. So viel Nikotin enthalten laut einer Datenbank des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) beispielsweise auch Zigaretten der Marke Marlboro Gold Original von Philip Morris. Das BfR kommt zu dem Schluss: „Die in den Dämpfen erreichbaren Nikotingehalte liegen in der gleichen Größenordnung wie bei herkömmlichen Tabakzigaretten.“ Daher müsse von einem vergleichbaren Suchtpotenzial ausgegangen werden.
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BfR warnt vor erheblichen gesundheitlichen Risiken
Zwar kommen die anbieterfinanzierten Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass der Dampf aus Iqos erheblich weniger gesundheitsschädliche Stoffe – auch weniger krebserregende Substanzen – enthält als Zigarettenrauch. Demnach sind ihre Gehalte um 90 bis 95 Prozent gesenkt. Dennoch bleibt die Nutzung von Tabakerhitzern mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden, so das BfR. Denn auch für die Emissionen aus Tabakerhitzern seien erbgutverändernde Wirkungen dokumentiert worden. Die seien zwar im Vergleich zu Zigarettenrauch deutlich schwächer ausgeprägt, in den Dämpfen von E-Zigaretten bei sachgerechter Nutzung jedoch nicht nachweisbar.
Weitere Untersuchungen sind notwendig
In einer Herstellerstudie wurde auch Blut und Urin von Probanden untersucht. Ergebnis: Wenige Tage nach dem Umstieg von Zigaretten auf den Tabakerhitzer waren die Werte von Biomarkern, die mit dem Rauchen assoziiert sind, deutlich gesenkt. Allerdings waren sie für einige Stoffe weniger stark reduziert als die entsprechenden Gehalte im Dampf. „Verminderte Gehalte im Dampf führen somit nicht zwangsläufig zu einer im gleichen Maße verminderten Exposition des Verbrauchers gegenüber diesen gesundheitsschädlichen Stoffen“, schlussfolgert das BfR. Es verweist darauf, dass weitere Untersuchung notwendig seien, um zu prüfen, ob von Tabakerhitzern tatsächlich geringere gesundheitlichen Risiken ausgehen.
Keine Schockfotos auf Tabakstick-Packungen
Das Design von Iqos mutet klinisch rein an und ähnelt fast einem Medizinprodukt. Auf den Packungen der Tabaksticks sucht man vergeblich nach Fotos von verfaulten Zähnen, einer Raucherlunge oder von anderen gesundheitlichen Folgen des Rauchens. Das Schlupfloch dafür bietet die Steuergesetzgebung: Die Tabaksticks sind aus steuerrechtlicher Sicht keine Zigaretten, da sie sich nicht direkt rauchen lassen, sondern werden als Pfeifentabak versteuert. Und Packungen von Pfeifentabak müssen in der EU nur textliche Warnhinweise tragen, keine Bilder.