Jetzt also doch? Banken in Deutschland haben versichert, dass sie die Negativzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht an Privatkunden weitergeben. 0,2 Prozent müssen Banken zahlen, wenn sie bei der EZB Geld anlegen. Nun sollen auch Fondsgesellschaften zahlen, wenn sie die Kassenbestände der Fonds parken. Das schmälert die Rendite privater Anleger. Doch test.de gibt erst einmal Entwarnung.
Verkehrte Zinswelt
Normalerweise bekommt man Zinsen, wenn man Geld anlegt. Seit dem 5. Juni 2014 ist das nicht mehr selbstverständlich. An diesem Tag hat die EZB einen negativen Zins für Einlagen beschlossen. Seit September beträgt der Einlagenzins minus 0,2 Prozent. So will die EZB die Banken motivieren, mehr Kredite zu vergeben, statt Geld anzulegen. Das soll die schwächelnde Wirtschaft in der Eurozone anschieben. Privatanleger sind – anders als Banken und institutionelle Anleger – davon bisher nicht betroffen. Sie bekommen für ihr Tagesgeld und ihre Festzinsanlagen immer noch Zinsen vergütet Details in den Zinsdatenbanken auf test.de. Nur die Skatbank aus Thüringen hat unlängst Schlagzeilen gemacht: Sie will Strafzinsen auch von Privatkunden erheben, wenn diese mit Guthaben in Millionenhöhe zu ihr kommen.
Depotbanken verwahren Fondsvermögen – und kassieren
Zu den institutionellen Investoren zählen auch Fondsgesellschaften zum Produktfinder Fonds. Sie müssen das Geld der Anleger in den Fonds bei so genannten Depotbanken anlegen – getrennt von ihrem eigenen Vermögen. Das sind Geschäftsbanken wie zum Beispiel BNP Paribas, Bank of New York Mellon, die genossenschaftliche DZ Bank oder die zum Sparkassenverbund gehörende DekaBank. Depotbanken verwahren die Wertpapiere der Fonds und verwalten die Kassenbestände. Diese flüssigen Mittel werden zum Beispiel benötigt, um Anleger auszuzahlen, die ihre Anteile verkaufen wollen. Und für die Anlage dieser Kassenbestände bitten einige Depotbanken nun selbst zur Kasse.
Rendite-Einbußen meist im Promillebereich
Weil es sich um das Geld der Anleger handelt, zahlen die Anleger letztlich auch die Chose. Grund zu großer Aufregung ist das allerdings nicht. Die Kassenbestände der Fonds sind klein, sie liegen meist zwischen 1 und 10 Prozent des Fondsvermögens. Bei einem Strafzins von 0,2 Prozent schmälert das die Gesamtrendite kaum.
Ein Beispiel: Ein Fonds mit einem Vermögen von einer Million Euro hat 990 000 Euro in Aktien investiert und hält 10 000 Euro – also 1 Prozent des Gesamtvermögens – unverzinst auf einem Bankkonto. Seine Rendite beträgt 8,5 Prozent. Müsste er nun für seine einprozentige Liquiditätsreserve 0,2 Prozent zahlen, verringert sich seine Rendite um 0,002 Prozent: Sie betrüge dann noch 8,498 Prozent. Das ist ein Unterschied von zwei Tausendstel. Beträgt der Kassenbestand nicht 1 Prozent des Fondsvermögens, sondern 10 Prozent, läge die Rendite trotz Negativ-Zins dann immer noch bei 8,48 Prozent. Auch das ist kein allzu großer Unterschied.
Das berichten die Fonds-Manager
- DWS Top Dividende. Der weltweit investierende DWS Top Dividende der Deutschen Bank etwa hält derzeit flüssige Mittel in Höhe von rund 5 Prozent vor (Stand 31. Oktober 2014). Noch seien die Fonds der Vermögensverwaltung der Deutschen Bank (Deutsche AWM) nicht von Strafzinsen betroffen, sagt eine Sprecherin. Allerdings habe eine der Depotbanken angekündigt, solche in Kürze berechnen zu wollen.
- Fonds der Allianz GI. Auch die Fondsgesellschaft Allianz Global Investors (Allianz GI) arbeitet mit verschiedenen Depotbanken zusammen. Der Fonds Allianz Wachstum Europa zum Beispiel wird bei der BNP Paribas Securities Services in Frankfurt verwahrt, sein baugleicher Luxemburger Bruder Allianz Europe Equity Growth bei der State Street Bank in Luxemburg. Beide Fonds halten zurzeit rund 1 Prozent Kasse. „Bisher zahlen wir keine Strafzinsen für Kassepositionen unserer Publikumsfonds“, sagt Marc Savani von Allianz GI. Ob das so bliebe, könne man nicht voraussagen. Er weist aber darauf hin, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, die liquiden Mittel der Fonds anzulegen – beispielsweise auch in Geldmarktpapieren.
- UniGlobal. Im UniGlobal von Union Investment liegen derzeit rund 12 Prozent cash. Nach Angaben eines Sprechers sei der Fonds von Strafzinsen nicht betroffen. Im Übrigen lägen nur rund ein Drittel der flüssigen Mittel auf einem Einlagenkonto, der Rest sei anderweitig flüssig angelegt.
- AriDeka. Beim milliardenschweren Europafonds AriDeka sowie den meisten Fonds der Deka, der Fondsgesellschaft der Sparkassen, ist Depotbank die DekaBank. Nach Angaben der Deka berechnet sie keine Negativzinsen.
Niedrigzins bringt Schwung in Aktienmärkte
Anleger mit Aktienfonds können sich trösten: Niedrige Zinsen sind gut für Aktienmärkte. Die lockere Geldpolitik der EZB und die niedrigen Zinsen haben in den letzten Jahren für enormen Rückenwind an den Aktienmärkten gesorgt.