
Im Antrag auf eine Berufsunfähigkeitsversicherung sollten Kunden die Gesundheitsfragen sehr ernst nehmen, erklärt Michael Wortberg von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
Viele Berufsunfähigkeitsversicherer legen sich quer, wenn sie zahlen sollen. Was ist das Hauptproblem?
Die Gesundheitsfragen. Die Versicherer prüfen genau, ob der Kunde bei Vertragsabschluss alle Wehwehchen genannt hat. Schon wenn Kleinigkeiten fehlen, heißt es: „Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht“. Der Versicherer tritt zurück und der Kunde geht leer aus. Das erleben wir oft.
Dabei lassen sich viele Kunden beim Ausfüllen vom Vertreter helfen.
Genau das ist oft ein Problem. Der Vertreter möchte den Vertragsabschluss, damit er seine Provision erhält. Doch je mehr Krankheiten der Kunde nennt, desto eher lehnt der Versicherer ihn ab oder nimmt hohe Risikozuschläge.
Vertreter neigen zum Verharmlosen?
Sie sagen zum Beispiel: „Es geht nur um schlimme Krankheiten, Rückenschmerzen nicht, die hat jeder.“ Wird der Kunde dann wegen des Rückens berufsunfähig und der Versicherer stellt fest, dass er vor dem Vertrag damit schon beim Arzt war, wird es eng.
Kunden sollten also auch Kleinigkeiten ins Antragsformular schreiben?
Lieber eine Angabe zu viel als eine zu wenig. Unbedingt nennen muss man Beschwerden mit Herz und Kreislauf, Wirbelsäule, Knie, Nieren, auch Depressionen. Auslassen kann man Lappalien wie Kopfschmerzen, Erkältung, Grippe – aber nicht, wenn sie oft vorkommen. Das könnte auf Migräne oder Immunschwäche hindeuten. Auch häufige Arztbesuche sind zu nennen.
Auch wenn keine Krankheit vorlag?
Es kommt nicht darauf an, dass eine Krankheit behandelt wurde. Wer nie wegen des Rückens beim Arzt war, aber nach Vertragsabschluss in die Praxis muss und sagt: „Eigentlich habe ich schon seit Jahren Schmerzen“, kann leicht Probleme bekommen.
Wie erfährt der Versicherer davon?
Das steht in der Krankenakte, und die kontrolliert er auch bei Ärzten, bei denen ein Patient schon Jahre nicht mehr war. Daher sollten Kunden alles aufschreiben und sich nicht von knappen Zeilen im Formular bremsen lassen.